In dem am 12.05.2021 erschienenen siebten Band der Schriftenreihe „Eine für alle – die inklusive Schule für die Demokratie“ von Marianne Demmer analysiert die Autorin, warum es in Deutschland seit Jahrzehnten so schwierig ist, die Schulen inklusiv zu gestalten. Laut Demmer ginge es voran, aber sehr langsam und mit Rückschritten, womit sie betont, dass schon einige Fortschritte erreicht wurden, es aber auch, vor allem im internationalen Vergleich, noch einiges zu tun gibt. Denn „In kaum einem anderen Land ist der Zusammenhang von sozialer Herkunft und Schulerfolg (gemessen an erreichten Kompetenzen und Schulabschlüssen) so groß und über die Jahrzehnte so stabil wie in Deutschland“ (https://www.gew.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=106804&token=0e9aa918d55da8500380e7bcf56432e42565e15f&sdownload=&n=7-Schriftenreihe-Eine-fuer-alle-Nr.7-Marianne-Demmer.pdf.pdf).
Woran liegt es also, dass die Schulreform nur langsam voranschreitet? Und was sind jetzt die nächsten Schritte?
Lea Berger (Von Studierenden für Studierende)
Entscheidend für einen chancengleichen Bildungserfolg sind die späte Entscheidung über die Schullaufbahn, eine anregungsreiche, auf sozialen Ausgleich bedachte heterogene Lernumgebung und Schulorganisation und die fachliche Qualifikation des Personals. Warum dies in Deutschland noch nicht durchgesetzt werden kann, hängt von der deutschen Geschichte, von Machtverhältnissen und von Einstellungen und Haltungen aller Menschen ab.
Im Allgemeinen geht es nicht darum, alle Schulen abzureißen und neu zu bauen, sondern darum, wie sich ein bestehendes, überholtes in ein zukunftsfähiges Schulsystem transformieren lässt. Diese Prozesse würden deutlich schneller gelingen, wenn diese anschlussfähiger an bestehende Strukturen und regionale Schulen sind, wenn die Reformnotwendigkeit offenkundiger ist und wenn die betroffenen Personen stärker vom Sinn und Nutzen der Transformation überzeugt sind. Konkret bedeutet dies zunächst einen großen Aus- und Fortbildungsbedarf für alle Lehrer*innen, aber auch Eltern sollen durch anschauliche Informationen und gute Beispiele informiert werden, um die alten Denkweisen an gleichschrittigem Unterricht zu überwinden. Ebenso sollten die Schulgesetze der einzelnen Länder überarbeitet werden und es sollten hierarchiefreie Strukturvarianten verankert werden, die ein inklusives Schulangebot erreichen und alle Abschlüsse bis zum Abitur ermöglichen. Zudem könnten repräsentativ (geloste) Bürger*innenversammlungen stattfinden, die in einem Diskussionsprozess Empfehlungen zu wichtigen Themenbereichen erarbeiten, die von der Politik zögerlich oder gar nicht in Betracht genommen wurden. Wichtige Diskussionsthemen, die dann in den Medien Beachtung finden würden, sind die strukturelle Neuordnung der Sekundarstufe I und die Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen in schulpolitischen Fragen.
In Zukunft kann hoffentlich mit Hilfe des KMK-Bildungsrates und repräsentativer Bürger*innenversammlungen die Bildungsreform beschleunigt werden und zu einem vernünftigen Ergebnis gebracht werden.
Falls Ihr interessiert seid, noch mehr zur Bildungsreform zu erfahren, hier noch einmal der Link: https://www.gew.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=106804&token=0e9aa918d55da8500380e7bcf56432e42565e15f&sdownload=&n=7-Schriftenreihe-Eine-fuer-alle-Nr.7-Marianne-Demmer.pdf.pdf