Prostitution aus Langeweile? – Serie „Baby“ auf Netflix

Eine Jugendliche beginnt ein Doppelleben zu führen, indem sie sich mit reichen erwachsenen Männern prostituiert, darum geht es in der italienischen Serie „Baby“ auf Netflix. Es gibt insgesamt drei Staffeln, welche von 2018 bis 2020 veröffentlicht wurden (vgl. https://www.netflix.com/search?q=baby&jbv=80211634). Die Inhalte sind nicht ausschließlich ausgedacht, sondern beruhen auf einer wahren Begebenheit: dem „Baby Squillo“-Skandal aus dem Jahr 2014 (https://www.abendblatt.de/vermischtes/article126027996/Skandal-um-junge-Prostituierte-erschuettert-Italien.html).

Die 16-jährige Chiara wohnt mit ihren Eltern im vornehmen Quartier Parioli in Rom. Sie widmet sich dem Laufen und verbringt viel Zeit mit ihren beiden besten Freunden. Jedoch fühlt sich die Jugendliche in ihrem privilegierten Leben nicht wohl. Dann freundet sie sich mit der ebenfalls jugendlichen Ludovica an. Auf einer Party treffen die beiden auf Fiore, der sie in die Branche der Jugendprostitution zieht, um an viel Geld zu gelangen. Zu Beginn hat Chiara Spaß und widmet sich unbeschwert ihrer neuen Tätigkeit, bei der sie das Gefühl hat, frei zu sein. Doch dass dies noch weitere Folgen mit sich bringt, damit hätte die Teenagerin nicht gerechnet.

Anna Tegeler (Von Studierenden für Studierende)

Das Eingehen von wechselnden sexuellen Beziehungen betrifft nicht unbedingt wenige Mädchen in der Pubertät (vgl. Böhnisch L. 2018, S. 139, in: Sozialpädagogik der Lebensalter: eine Einführung (8. erweiterte Auflage). Weinheim: Beltz Juventa.). Pubertierende probieren sich aus, das ist vielen bekannt. Doch Chiara ist 16 und befindet sich nicht im Umfeld von Gleichaltrigen, sondern von älteren Männern, die ihr viel Geld dafür bezahlen, dass sie mit ihnen schläft. Durch ihre geheime Aktivität verliert Chiara ihre beste Freundin und geht immer mehr auf Distanz. Sie führt neben diesem Doppelleben kurzzeitig eine Beziehung mit dem ungefähr gleichaltrigen Jungen Damiano, doch diese scheitert, weil er merkt, dass seine Freundin ihm etwas verschweigt. So zieht sich die regelmäßige Prostitution über längere Zeit hin. Die Jugendliche fühlt sich immer mehr wie ein Objekt, muss zusehen, wie ihre Freundin Ludovica von einem Kunden über längere Zeit gestalkt wird, kann aber nicht mehr mit ihrer Tat aufhören, weil das Geld ihr das Gefühl gibt, Macht zu haben.

Die Hintergründe von Jugendprostitution sind meist Armut, Diskriminierung oder sexueller Missbrauch in der Familie (vgl. UNICEF 2008, S. 4, in: https://www.unicef.de/blob/9044/9c7b0ae2c5c5e3963c707e80c6b6850d/i0082-zerstoerte-kindheit-2008-01-pdf-data.pdf). Auf Chiara trifft dies nicht zu, sie ist weder arm, noch ist ein sexueller Missbrauch bekannt. Sie wollte aus ihrem privilegierten Leben flüchten, um mehr Spannung ausgesetzt zu sein und ist dadurch auf die schiefe Bahn geraten. Zum Schluss fliegt ihr Handeln auf und da es laut § 180 StGB heißt, „Wer eine Person unter achtzehn Jahren bestimmt, sexuelle Handlungen gegen Entgelt an oder vor einem Dritten vorzunehmen […] wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft“ (vgl. https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__180.html) kommt es zu einer Gerichtsverhandlung. Letztendlich landet Chiara in einer Jugendeinrichtung (die genaue Art der Institution ist nicht bekannt) und hat kaum noch Kontakt zu ihren Eltern und ihrem ehemaligen Umfeld. Wie es mit Fiore weitergeht, wird ebenfalls nicht thematisiert, jedoch gibt der aufgeführte Paragraf eine plausible Antwort.

Der Fall von Chiara mag nicht alltäglich sein, jedoch basiert er in abgewandelter Form auf einer wahren Begebenheit. Die Serie zeigt auf, dass auch Jugendliche aus einer höheren Bildungsschicht an falsche Kontakte geraten können und sich ihr Leben somit wandeln kann.

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