Den Blickwinkel ändern – wie Sprache stigmatisieren kann

Das Wort „Behinderung“ hat für viele Menschen einen negativen Beigeschmack. Es assoziiert häufig Schwäche, Anders-Sein und Hilfebedürftigkeit. Wie Ihr wahrscheinlich bereits wisst, nehmen Menschen mit Behinderung oder anderweitigen Beeinträchtigungen dies wahr und fühlen sich benachteiligt und ausgegrenzt. Eine Schülerin aus Schleswig-Holstein fühlte sich veranlasst etwas zu ändern. Im Folgenden könnt Ihr nachlesen, wie sie zu Veränderungen angeregt hat.

Natalia Jablonska (Von Studierenden für Studierende)

Hannah Kiesbye, eine Schülerin aus Schleswig-Holstein, hat sich nicht wohl dabei gefühlt ihren Schwerbehindertenausweis beim Einsteigen in den Bus vorzuzeigen. Sie kam deshalb 2018 auf die Idee mit Hilfe einer Hülle aus ihrem Schwerbehindertenausweis einen „Schwer-in-Ordnung-Ausweis“ zu machen. Sie brachte damit eine Debatte um die Verwendung stig-matisierender Begriffe ins Rollen. Brandenburg, Hamburg und Niedersachsen reagierten da-rauf und kurze Zeit später waren solche Hüllen auch für die anderen 400.000 Menschen mit einer schweren Behinderung in den drei Bundesländern zugänglich.

Da die Benennung des Ausweises Sache des Bundes ist, wurde außerdem angeregt den Na-men des Ausweises selbst zu ändern, nicht nur die Hülle. Dies setzte sich jedoch nicht durch (vgl. https://www.welt.de/regionales/berlin/article175720054/Berlin-verteilt-Huelle-fuer-Schwer-in-Ordnung-Ausweis.html).

Am 01.10.2020 wurde Hannah Kiesbye für ihre Idee das Bundesverdienstkreuz verliehen. Laut Bundespräsident Frank-Walter Steinmeyer habe die von ihr ausgelöste Debatte den Blick auf Menschen mit Behinderung verändert (vgl. https://www.welt.de/regionales/hamburg/article216991178/Schuelerin-aus-Halstenbeck-erhaelt-Bundesverdienstkreuz.html).

Anhand dieses Beispiels ist zu erkennen, dass Sprache und Bezeichnungen einen großen Einfluss auf Stigmatisierung und Benachteiligung haben. Hannah Kiesbye hat diese Debatte an-geregt und etwas ändern können. Menschen mit Behinderung werden jedoch weiterhin verschiedenen Stigmata ausgesetzt, teilweise unterstützt durch Sprache. Dies zeigt, dass der Um-gang mit Wörtern und Bezeichnungen immer wieder hinterfragt werden muss. Welche Begriffe seht Ihr als stigmatisierend an und wie würdet Ihr sie gerne ändern?

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