Ein Kind, das nach Hilfe ruft. Ein Kind, welches in einer Pandemie gezwungen ist, mehr Zeit im eigenen Haus zu verbringen. Ein Kind, welches in diesem eigenen Haus unter Gewalt leidet. Doch wie hängen die aktuelle Corona-Situation und häusliche Gewalt zusammen?
Der Lockdown wurde in Deutschland zwar weitestgehend gelockert, jedoch kann es nach positiven Testergebnissen immer noch zur Anordnung der häuslichen Quarantäne kommen. Betroffene, welche besonders darunter leiden, sind Kinder, die in ihrem Haushalt von Missbrauch und häuslicher Gewalt betroffen sind (https://www.n-tv.de/regionales/hessen/Sozialminister-Haeusliche-Gewalt-waehrend-der-Pandemie-steigt-article22010770.html). Dabei ist zu beachten, dass die Dunkelziffer der Fälle, die dadurch zustande kommt, eins der größten Probleme für alle Mitwirkenden ist. Interpool warnt vor großer Dunkelziffer bei sexueller Gewalt gegen Kinder während der Corona-Krise (https://www.msn.com/de-de/news/welt/interpol-warnt-vor-gro-c3-9fer-dunkelziffer-bei-sexueller-gewalt-gegen-kindern-w-c3-a4hrend-der-corona-krise/ar-BB18OtvR).
Ein Lichtblick für Betroffene ist, dass die soziale Kontrolle durch die Öffnung der Schulen, Kitas und Freizeitangeboten aufgehoben wird und den Pädagog*innen, Trainer*innen, etc. körperliche Auswirkungen von Gewalt, wie blaue Flecken, auffallen und diese Informationen weitergeben werden können. Allerdings gehen Expert*innen davon aus, dass eine zweite Corona-Welle die Gesellschaft betreffen kann und dementsprechend ein weiterer Lockdown möglich sein könnte. Damit wären Faktoren wie Fehlen der sozialen Kontrolle, komplette Isolation, Unbemerktheit des Verhaltens der Täterin/des Täters und eine verminderte Anzahl an Möglichkeiten für Hilferufe wieder aktuell. Gerade Kinder aus soziokulturell prekären Lebenslagen sind hierbei stark gefährdet (https://www.domradio.de/themen/corona/2020-09-10/die-schere-klafft-weiter-auseinander-corona-vergroessert-kluft-zwischen-arm-und-reich). Aus diesem Grund fordern die Grünen/Bündnis 90 präventive Maßnahmen zum Schutz von Opfern häuslicher Gewalt (https://www.infranken.de/lk/nuernberg/nuernberger-gruene-fordern-praeventive-massnahmen-zum-schutz-von-opfern-haeuslicher-gewalt-art-5060508).
Wie unterstützende Hilfe aussehen kann, könnt Ihr nachfolgend lesen!
Laura Hagedorn (Von Studierenden für Studierende)
Gewalttätige Handlungen der Täterin/des Täters entstehen zunehmend aus dem Aspekt, dass die aktuelle Situation viel Stress und psychische Unsicherheit mit sich bringt. Überforderung sowie weitere stressbezogene Faktoren führen bei gewaltanfälligeren Menschen zu aggressiven Handlungen gegenüber ihren Familienangehörigen, so Wicke-Naber von der Beratungsstelle für häusliche Gewalt im Kreis Böblingen (https://www.leonberger-kreiszeitung.de/inhalt.anlaufstelle-in-boeblingen-erst-jetzt-zeigt-sich-die-gewalt.626ded83-badc-4493-9fd1-fab17f704ec3.html). Beratungsstellen arbeiten hier teilweise mit einem Codewort, die Opfer häuslicher Gewalt bei notwendiger Hilfe angegeben können. So kann beispielsweise in der Apotheke das Codewort „Maske 19“ als unbemerkter Hilferuf genutzt werden. Dieser Lösungsweg kann jedoch nur für einigen Altersgruppen der von Gewalt betroffenen Kinder in Betracht gezogen werden, so Westerkamp von der Lübecker Hilfsaktion „Maske-19“ (https://www.ln-online.de/Lokales/Luebeck/Luebeck-Codewort-Maske-19-fuer-Opfer-haeuslicher-Gewalt).
Doch wie können wir dem Problem entgegenwirken? Wie können wir den Hilferufen „Geh nicht, bleib bitte hier!“ entgegenkommen?
Durch das Verteilen von Flyern an öffentlichen Orten, wie Supermärkten, Tankstellen, etc. wurde bereits auf Notfallstellen aufmerksam gemacht, wie das SkF-Mitarbeiter*innenteam in Gronau berichtet (https://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Borken/Gronau/4271025-Kooperation-der-SkF-Ortsverbaende-Gronau-und-Ahaus-zum-Thema-Haeusliche-Gewalt-Die-Opfer-bleiben-haeufig-stumm). Jedoch ist es für alle Mitbürger*innen von immenser Bedeutung, eine Aufmerksamkeit zu schaffen. Was bekomme ich in meiner Nachbarschaft mit? Wie werden Kinder aus meinem sozialen Umfeld behandelt? Es muss aktiv gehandelt werden, um den betroffenen Kindern den größtmöglichen Schutz gewährleisten zu können und ihnen zur Seite zu stehen. Das Jugendamt und die Polizei sollten in solchen Fällen schnellstmöglich informiert sowie weitergebildet werden, um dem Kind aus der Situation herauszuhelfen und adäquat zu handeln. Präventiv ausgerichtete Programme, finanziell unterstützt durch den Staat, sind ebenfalls eine wichtige Säule, um in der aktuellen Situation betroffenen Kindern eine Chance auf ein besseres Leben zu gewährleisten, wie die Gleichstellungsexpertin der Linken-Fraktion, Christiane Böhm, fordert (https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/region-und-hessen/klose-sieht-zunahme-haeuslicher-gewalt-waehrend-pandemie-16934499.html). Ein treffender Abschlusssatz der Vorstandsvorsitzenden von Save the Children Deutschland, Susanne Krüger, ist: „Wir müssen dafür sorgen, dass nicht die Kinder den höchsten Preis für die Pandemie bezahlen“ (https://www.focus.de/familie/eltern/weltweite-studie-duerfen-nicht-hoechsten-preis-zahlen-maedchen-leiden-staerker-unter-krise-als-jungen_id_12415295.html).