Im Hinblick auf die aktuelle Pandemiesituation hört man in der letzten Zeit vermehrt, dass Corona nicht nur unsere physische Gesundheit angreift, sondern auch eine deutliche Belastungsprobe für unsere psychische Gesundheit darstellt. Immer wieder wird thematisiert, welche Folgen beispielsweise die soziale Isolation auf unseren mentalen Gesundheitszustand haben kann. Doch wie allzu häufig wird eine besondere Gruppe in unserer Gesellschaft bei solchen Überlegungen vernachlässigt. Wie wirkt sich die aktuelle Corona-Situation auf das psychische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen unserer Gesellschaft aus?
Das Bundesministerium für Gesundheit stellt auf seiner Informationsseite im Internet „Zusammen gegen Corona“ heraus (ich empfehle unbedingt einen Blick auf die Seite, da sie vielfältige Informationen zu Ansteckungswegen, Stand von Impfstoffen etc. bereithält: https://www.zusammengegencorona.de/informieren/basiswissen-coronavirus/), dass aktuelle Forschungsergebnisse darauf hindeuten, dass Kinder weniger empfänglich für eine Infektion mit Corona sind und im Übertragungsgeschehen eventuell eine geringere Rolle als Erwachsene spielen. Das Bundesministerium betont allerdings, dass das allerdings noch weiter untersucht werden muss. Herausgearbeitet wird vielmehr, dass ein schwerer Verlauf der Erkrankung bei ansonsten nicht chronisch vorerkrankten Kindern sehr selten sei. Die Darstellungen beziehen sich jedoch auf körperliche Schwerpunkte und klammern psychische Fragestellungen weitgehend aus. Beim näheren Durchsehen der Informationsseite des Bundesministeriums lässt sich kein Hinweis auf Fragestellungen über einen möglichen Zusammenhang von Corona und psychischen Problemen bei Kindern und Jugendlichen finden. Das allgemein eine besondere Schwerpunktlegung auch auf psychische Probleme erfolgen muss, wurde allerdings erkannt und äußert sich insbesondere in der Einrichtung eines Informationspunktes zum Thema „Psychische Gesundheit“. Hier werden Anlaufstellen genannt, an die man sich in Bedarfsfällen wenden kann. Umso interessanter erscheint jedoch eine in diesem Hinblick zu nennende Studie der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf, die allgemein den Zusammenhang zwischen Corona und psychischer Gesundheit untersucht und darüber hinaus, als Mehrwert diese Studie, noch um die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen erweitert. Am 10.07.2020 wurden die Ergebnisse der COPSY-Studie veröffentlicht. Doch was genau ist eigentlich die COPSY-Studie?
Fabian Rickhof (Von Studierenden für Studierende)
Die Studie untersucht v.a. die Auswirkungen und Folgen der Pandemie auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (COPSY = Corona und Psyche). Geleitet wird diese Studie von Frau Prof. Dr. Ravens-Sieberer, welche diese zusammen mit der Forschungsabteilung Child Public Health am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf durchgeführt hat. Die COPSY-Studie wurde in wissenschaftlicher Kooperation mit Prof. Dr. Klaus Hurrelmann von der Hertie School in Berlin, dem Robert Koch-Institut sowie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung durchgeführt. Für die deutschlandweite Online-Befragung erfolgt darüber hinaus eine Zusammenarbeit mit infratest dimap. Die Studie hat sich das Ziel gesetzt, Einflussfaktoren zu identifizieren, welche die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in der Krisensituation fördern. Darüber hinaus verspricht man sich hieraus Präventions- und Interventionsansätze abzuleiten, um das Ziel der Förderung von psychischer Gesundheit zu erreichen. Die Daten für die Studie wurden durch eine umfangreiche Online-Befragung zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und ihren Familien in Deutschland gewonnen. Insgesamt wurden dabei 1.000 11- bis 17-jährige Kinder und Jugendliche sowie 1.500 Eltern von 7- bis 17-Jährigen befragt. Dabei umfasste der Online-Fragebogen v.a. Fragen zum Umgang der Kinder mit der Krisensituation, Fragen zu den Bereichen Schule, Freunde und Familie, zu psychischen Problemen wie Ängsten und Depressionen und zu psychosomatischen Beschwerden. Auch das Familienumfeld, der Medienkonsum und Ernährungsgewohnheiten sind in der Studie beleuchtet und im Hinblick auf die Fragestellung mit ausgewertet worden. Erwähnenswert ist, dass die Kinder und Jugendlichen aufgrund von Corona in Deutschland vermehrt von psychischen und psychosomatischen Auffälligkeiten berichtet haben. Nicht verwunderlich scheint, dass vor allem Kinder aus sozial schwächeren Familien von solchen Auffälligkeiten betroffen sind. Die Leiterin der Studie Ravens-Sieberer führt aus, dass die Studie gezeigt hat, dass die Herausforderungen der Pandemie und die damit im sozialen Leben einhergehenden Veränderungen die Lebensqualität und das psychische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen verringern und das Risiko für psychische Auffälligkeiten erhöhen (https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/114603/Psychische-Gesundheit-von-Kindern-waehrend-Coronapandemie-verschlechtert). Um allerdings Aussagen darüber treffen zu können, wie sich die Werte im Vergleich zu der Zeit vor Corona verändert haben, mussten die Forscher*innen die aktuellen Werte mit vorher erhobenen Daten bundesweiter Studien vergleichen.
Insgesamt kann festgehalten werden, dass nach Auswertung der Daten das Risiko für psychische Auffälligkeiten von rund 18 Prozent vor Corona auf 31 Prozent während der Krise angestiegen ist. Hier haben wir einen signifikanten Anstieg zu verzeichnen. Die Kinder und Jugendlichen zeigten häufiger Auffälligkeiten wie Hyperaktivität, emotionale Probleme und Verhaltensprobleme. Auch psychosomatische Beschwerden traten während der Coronakrise vermehrt auf. Vor allem Kinder mit Migrationshintergrund oder deren Eltern einen geringen Bildungsabschluss haben, erlebten die Veränderungen während der Coronakrise als äußerst schwierig. Gefordert wird, dass man dringend Konzepte benötigt, wie Familien in diesen Phasen der Belastung besser unterstützt werden können. Dies betonte Ravens-Sieberer angesichts der Ergebnisse in der Pressekonferenz vom 10.7.2020. Die genauen Studienergebnisse werden bald auf der folgenden Internetseite veröffentlicht und können mit Spannung erwartet werden: https://www.uke.de/kliniken-institute/kliniken/kinder-und-jugendpsychiatrie-psychotherapie-und-psychosomatik/forschung/arbeitsgruppen/child-public-health/forschung/copsy-studie.html.