Sexueller Missbrauch – Kinder müssen besser geschützt werden/Das soziale Umfeld muss aufmerksamer sein

Jetzt, in der Corona-Zeit, wird häusliche Gewalt mehrfach in den Medien thematisiert. Gerade zu dieser Zeit, wo Kinder die meiste Zeit mit ihren Familien verbringen, könnte ihre körperliche und psychische Gesundheit in Gefahr sein. Denn dass sexueller Missbrauch oftmals im Kreise der Familie passiert, zeigt auch die Geschichte von Marlies. Die folgenden Ausführungen bezüglich der Erlebnisse von Marlies basieren dabei auf einer wahren Begebenheit. Im Zuge des Artikels: „SEXUELLER MISSBRAUCH. Ein Opfer berichtet. ‚Diese Angst, diese furchtbare Angst` “, welcher am 26.06.2020 in der Tageszeitung: „Soester Anzeiger“ veröffentlicht und von Jan Schmitz verschriftlicht wurde, geht die heute erwachsene Frau erstmals mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit.

Abschließend hat Marlies eine klare Forderung: Es muss schneller gehandelt werden! Schon bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch müssen Politik, Behörden, Familien, Nachbar*innen oder Lehrer*innen eingreifen. „Nie wieder soll ein Kind erleiden müssen, was mir widerfahren ist“, sagt sie.

Pia Kembügler (Von Studierenden für Studierende)

Zum ersten Mal wurde Marlies mit fünf Jahren vergewaltigt. Es war ein Freund ihres Onkels, welcher sie unter einem Vorwand zu seinem Freund geschickt hatte. Doch das sollte nicht die letzte Vergewaltigung in Marlies Leben sein. Es folgte Missbrauch durch einen Anstreicher im Hausflur und mit 11 Jahren verging sich ein weiterer Onkel an dem Mädchen. Immer wieder missbrauchte dieser Onkel Marlies, bis sie schließlich mit 13 Jahren versuchte, sich das Leben zu nehmen.

Marlies überlebte. Aufgewacht aus dem Koma, erzählte sie den Ärzten im Krankenhaus von den erlittenen Qualen. Die Ärzte hörten ihr zu, sie glaubten ihr und empfahlen ihr, eine Therapie zu machen. Doch diese Chance verwehrte ihr die Familie, denn ihre Angehörigen waren der Meinung, dass Marlies lügt. Daraufhin wurde nie wieder über den Vorfall oder den Selbstmordversuch gesprochen. Wenngleich das Mädchen von da an nicht mehr zu dem besagten Onkel gehen musste, ließ der nächste Vorfall gerade einmal 1,5 Jahre auf sich warten. Mit 15 Jahren, auf einer Familienfeier, verging sich der Onkel an ihr, der sie mit fünf Jahren zu seinem Freund geschickt hatte. Aber damit nicht genug, auch ihr Stiefvater missbrauchte Marlies. Als das Mädchen sich daraufhin an die Mutter wandte, verwehrte diese ihre Hilfe. Wie solle sie ihr helfen, sagte sie, ihr sei es doch genauso ergangen.

Es gab eine einzige Person, mit der Marlies zu der Zeit über die Vorfälle reden konnte. Eine Freundin, welche ebenfalls sexuell missbraucht worden war. Doch die besagte Freundin rutschte in die Drogenszene ab und nahm sich im Erwachsenenalter das Leben. Das Leben von Marlies verlief daraufhin eher schlecht als Recht, sie bekommt Kinder, ihre Ehen verlaufen nicht gut. Nach eigener Aussage habe sie infolge ihrer „Horror-Kindheit“ einfach „einen Knacks weg“. Erst im mittleren Erwachsenenalter macht Marlies schließlich eine Therapie. Trotz der Aufarbeitung sagt sie, dass sie die Folgen der Taten ein Leben lang begleiten werden. „Man wird sie nicht los“.

Somit gilt für jede*n von uns: Wir müssen aufmerksamer sein! Natürlich sind die Facetten der möglichen Anzeichen für sexuellen Missbrauch groß und oft unspezifisch, jedoch tritt bei beinahe allen missbrauchten Kindern eine Verhaltensänderung auf. Neurolog*innen und Psychiater*innen informieren hierüber im Netz: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/kinder-jugend-psychiatrie/risikofaktoren/sexueller-missbrauch/moegliche-anzeichen/. Übermäßige Angst oder Aggressivität, ängstliche Reaktion bei Ankündigung von Besuch oder übermäßiges Waschen sind einige der möglichen Anzeichen auf sexuellen Missbrauch. Generell sollte unerwartetes Verhalten bei Kindern stets hinterfragt werden. Bei konkretem Verdacht sollte am besten ein*e Kinder- und Jugendpsychiater*in, ein*e Kinder- und Jugendpsychotherapeut*in oder eine Beratungsstelle kontaktiert werden.

  • Rat und Hilfe bei Missbrauch Internet: www.hilfeportal-missbrauch.de Telefon: 0800 22 55 530 (Mo./ Mi./ Fr. 9- 14 Uhr & Di./ Do. 15- 20 Uhr) Kostenfrei und anonym können sich Betroffene hier an psychologisch und pädagogisch geschulte Fachkräfte wenden.
  • Speziell an Kinder gerichtet: Infos für Kinder: www.trau-dich.de Nummer gegen Kummer: 0800 111 0 333

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