Die Corona-Pandemie beeinflusst unser aller Leben. Schüler*innen mussten lange Zeit Zuhause „auf Abstand“ lernen. Auch in der jetzigen Zeit kurz vor den Sommerferien ist die Präsenz-Beschulung der Kinder und Jugendlichen nur teilweise oder in zeitlich begrenztem Umfang möglich. Schüler*innen haben ihren strukturierten Tagesablauf verloren und sollten von jetzt auf gleich selbständig Zuhause lernen, unabhängig davon, ob sie diese Kompetenz überhaupt (schon) besitzen. Viele Schüler*innen haben in dieser Zeit den Anschluss an die fachlichen Grundlagen der Fächer verloren, auch der soziale Kontakt ist für viele Schüler*innen weggebrochen.
Was nun? Sollen alle Schüler*innen unverhofft in das nächste Schuljahr übernommen werden? Oder ist es jetzt noch möglich diesen Rückstand vieler Schüler*innen aufzuarbeiten?
Marie-Sophie Kardinahl (Von Studierenden für Studierende)
Schulministerin Yvonne Gebauer stellte am 12.06.2020 ein Konzept für die Sommerferien vor, wodurch Schüler*innen ein spezielles Angebot für die Aufarbeitung der Lerninhalte geboten werden soll. Das Ferienprogramm soll ein mehrwöchiges Angebot für Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf und Schüler*innen aus sozial benachteiligten Familien umfassen, denen ansonsten droht, den Anschluss zu verlieren (https://www.schulministerium.nrw.de/docs/bp/Ministerium/Presse/Pressemitteilungen/2020_17_LegPer/PM20200612_Ferienprogramme/index.html). Lerninhalte sollen dabei spezifisch und individuell nachgeholt werden. Weiterhin wird es möglich, die durch das „Lernen auf Abstand“ verursachten sozialen Defizite aufzuarbeiten. Auch Eltern sollen mit diesem Angebot unterstützt werden. Schüler*innen wurden jetzt Zuhause am Küchentisch unterrichtet. Strukturelle Abläufe oder tägliche Routinen waren kaum möglich einzuhalten. Zumeist mussten die Eltern auch mit Homeoffice oder zusätzlicher psychischer Belastung (z. B. Kurzarbeit) umgehen. Es gilt diese Strukturen wiederherzustellen und durch das mehrwöchige Ferienprogramm Routine in den Alltag zurückzubringen, wobei zusätzlich soziale Kontakte wiederhergestellt werden könnten.
Allerdings stellt sich hierbei die Frage: Wieso wird dieses Angebot nur für Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf und Schüler*innen aus sozial benachteiligten Familien angeboten? Gerade der aktuell geforderten Inklusion widerspricht dieses Angebot deutlich! Zusätzlich fördert dieses Angebot das Dilemma der Stigmatisierung und Etikettierung der Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, da nur diese „Schüler*innen“ die explizite Aufarbeitung in den Sommerferien benötigten würden.
Stellt sich die Frage: Bringt dieses Sommerferienangebot mehr Vorteile als dass die sowieso schon eingefahrenen Denkweisen und Vorurteile der Gesellschaft gefördert werden …?