In Deutschland haben wir aktuell mehr als 500 000 Kinder mit einem diagnostizierten sonderpädagogischen Förderbedarf. Darunter sind rund 100 000 Kinder und Jugendliche mit einer emotional-sozialen Entwicklungsstörung. Gerade diese Kinder und Jugendlichen sind auf eine regelmäßige Betreuung, und vor allem Förderung, durch qualifizierte Pädagog*innen angewiesen. Eine solche Betreuung kann nur in seltenen Fällen in der Familie gewährleistet werden.
Die meisten Schulen haben ihren Unterricht digitalisiert. In vielen Familien ist jedoch keine digitale Ausstattung vorhanden. Es fehlt also sowohl an Betreuung als auch an digitaler Infrastruktur.
Im Interview erklärt der Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo Beckmann, was für Probleme die momentane Schulsituation mit sich bringt und welche Personengruppen vorwiegend davon betroffen sind: https://www.fr.de/politik/kuerzere-sommerferien-13612230.html.
Nach der Wiedereröffnung
Bei Wiedereröffnung der Schulen muss berücksichtigt werden, dass Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf in vielen Fällen Begleitung im Schulalltag brauchen. Dabei ist häufig naher Körperkontakt notwendig. Ein genereller Mindestabstand kann also nicht eingehalten werden. In NRW hat man deswegen beschlossen, die Förderschulen im Gegensatz zu den Regelschulen, noch geschlossen zu halten. Vor welchem Problem die betroffenen Familien nun stehen, könnt Ihr in diesem Artikel lesen: https://taz.de/Schuloeffnungen-unter-Corona/!5677222/.
Bis auf NRW hat sich keines der Bundesländer bezüglich der Schuleröffnung, speziell zu den Förderschulen geäußert. Dass gerade diese Schulen Schwierigkeiten haben werden die Hygienemaßnahmen einzuhalten, scheinen die Zuständigen zu vernachlässigen. Gleichzeitig sind es aber vor allem die Familien dieser Kinder und Jugendlichen, die auf eine baldige Fortsetzung der Schulen angewiesen sind. Es gilt also abzuwarten wie die Bundesländer mit der Situation umgehen.
Lena Postma (Von Studierenden für Studierende)