Tagtäglich wird aktuell in den Nachrichten von neuen sexuellen Missbrauchsfällen an Kindern und Jugendlichen berichtet. Sei es in der katholischen oder evangelischen Kirche von Pfarrern und Priestern (vgl. hierzu die Konferenz der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Dresden, 10.-13.11.2019), sei es von erwachsenen Männern auf Campingplätzen (Fall Lügde) oder sei es der liebe Nachbar von nebenan oder sogar der eigene Vater. Es wird immer groß diskutiert und überlegt, wie es hätte verhindert werden können. Die Betroffenheit schwindet jedoch nach kurzer Zeit, aktuellere Nachrichten rücken in den Vordergrund. Was mit den Kindern und Jugendlichen passiert und wie es ihnen geht, wird selten bis gar nicht betitelt. Welche Folgen hat ein sexuelle Missbrauch für die Kinder und Jugendlichen überhaupt? Was bedeutet das für ihr Leben?
Der Film „Dem Horizont so nah“ gibt Antworten auf die Fragen und läuft seit dem 10. Oktober 2019 im Kino.
Sarah Schraudner (Von Studierenden für Studierende)
Immer mehr Filme und Serien greifen das Thema des sexuellen Missbrauchs auf und versuchen Antworten auf die Frage zu geben, wie die Betroffenen mit dem Missbrauch leben. So auch der neue Film von Tim Trachte „Dem Horizont so nah“. In dem Film geht es hauptsächlich um die Liebesgeschichte von Danny und Jessica, zeigt jedoch auch das Leben von Tina, der Mitbewohnerin von Danny. Anfänglich sehr skeptisch und misstrauisch gegenüber Jessica, fängt sie mit der Zeit an aufzutauen und Jessica über ihr Leben zu erzählen. Der Film zeigt auf beeindruckende Art und Weise, wie Kinder und Jugendliche mit der Erfahrung des sexuellen Missbrauches umgehen. Tagsüber ist bei Tina vieles in Ordnung, doch sobald sie nachts schlafen geht, wird sie von Panikattacken und Albträumen heimgesucht, welche sie nur überwinden kann, wenn sie eine vertraute Person sieht. In ihrem Fall ist das ihr Mitbewohnern Danny, dem in der Kindheit dasselbe widerfahren ist wie ihr: Der Missbrauch durch den eigenen Vater. Anfänglich versucht sie das Erlebte noch zu unterdrücken, jedoch greift sie irgendwann zu Heroin, um die Belastung und den mentalen Druck zu verlieren. Nachdem sie in der Therapie Danny kennenlernt, hilft er ihr, ihren Vater anzuzeigen und ins Gefängnis zu verbringen. Ab diesem Zeitpunkt scheint es Tina etwas besser zu gehen, da sie weiß, dass ihr Vater sie nicht aufsuchen kann. Jedoch ändert sich ihr Leben radikal, als sie erfährt, dass ihr Vater vorzeitig entlassen wird. Tina flüchtet erneut in die Sucht.
Der Film zeigt auf eine sehr klare Art und Weise, dass sexueller Missbrauch nicht nur einen Augenblick zerstört, sondern auch häufig das gesamte Leben eines Kindes oder Jugendlichen und lässt die Zuschauerin/den Zuschauer nachdenklich zurück. Im Hinblick auf die aktuellen Nachrichten von Missbrauchsfällen regt der Film dazu an, nicht einfach wegzusehen.