Rückblick: Tagung zu Spracherwerbsforschung und Sprachentwicklungsstörungen

Am 15. und 16. November 2024 fand zum 13. Mal die “Interdisziplinäre Tagung über Sprachentwicklungsstörungen (ISES 13)” als Tagung der “Gesellschaft für interdisziplinäre Spracherwerbsforschung und kindliche Sprachstörungen im deutschsprachigen Raum (GISKID e.V.)” an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg statt. Emilia Nottbeck (EN) ist Studentin des Lehramts für Sonderpädagogische Förderung (mit den Förderschwerpunkten Emotional-soziale Entwicklung und Sprache sowie den Fächern Sprachliche Grundbildung und Englisch) an der Universität Paderborn. Dort promoviert sie auch im Bereich englische Sprachwissenschaft (Forschungsschwerpunkte: Zweitspracherwerb und Psycholinguistik). Sie hat an der ISES teilgenommen und schildert hier ihre Eindrücke.

Was war Ihre Motivation, an der ISES in Halle teilzunehmen?

EN: Meine Hauptmotivation an der ISES in Halle teilzunehmen war es, mich intensiver mit dem Thema Sprachentwicklungsstörungen auseinanderzusetzen und über neue Forschungsvorhaben und -ergebnisse aus erster Hand zu hören. Außerdem war es eine großartige Gelegenheit, Redner:innen live zu sehen, deren Bücher und Studien ich gelesen habe und deren Forschungsinteressen auch für mich interessant sind. Aber auch die Möglichkeit sich mit Fachleuten und Gleichgesinnten zu vernetzen, hat mich zur Teilnahme motiviert. Ich wusste schon von der ISES 12 in Marburg, dass es sich bei der GISKID um eine nette Community handelt.

Wie hat Ihnen die ISES-Tagung in Halle gefallen?

EN: Die Tagung hat mir außerordentlich gut gefallen. Die Atmosphäre war inspirierend, die Beiträge erfuhren eine gebührende Wertschätzung und in den Pausen gab es leckeres Essen! Es war also eine gelungene Mischung aus wissenschaftlichen Vorträgen, persönlichen Begegnungen und praktischen Anregungen.

Was war Ihr persönliches Highlight der Tagung? Gab es Diskussionen, Begegnungen oder Vorträge, die Sie besonders inspiriert oder beeindruckt haben?

EN: Mein persönliches Highlight war der Plenarvortrag über den Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und Sprachentwicklungsstörungen von Prof. Courtenay Norbury, einer bekannten Wissenschaftlerin vom University College London. Sie sprach über die wichtige Rolle von Lehrpersonen und wie sie zur positiven Entwicklung eines Kindes beitragen können. Dieser Vortrag hat mich neu für den Lehrberuf in der sonderpädagogischen Förderung motiviert. Über diesen Vortrag haben sich in der Pause sehr inspirierende Gespräche ergeben mit Teilnehmerinnen aus dem Bereich der Logopädie sowie Lehrpersonen in besonderen Settings (z.B. Internat und Klinikschule). Diese Einblicke in die Praxis hätte ich ohne die Teilnahme an der ISES verpasst!

Bei welchen Gelegenheiten sind Sie mit anderen Tagungsteilnehmenden ins Gespräch gekommen? Was konnten Sie aus diesen Kontakten mitnehmen?

EN: Ich bin vor allem während des Mittagessens und der Kaffeepausen mit anderen Teilnehmenden ins Gespräch gekommen. Besonders eindrucksvoll fand ich es, wie ein Kommentar von mir einer anderen Teilnehmenden eine neue Perspektive für ihre eigene Forschung eröffnete. Solche Begegnungen verdeutlichen für mich den Wert von Austausch und Kollaboration.

Was konnten Sie für Ihr weiteres Studium und Ihre berufliche Entwicklung von der Tagung mitnehmen?

EN: Für meine berufliche Entwicklung habe ich Einblicke in mögliche Forschungslücken und die interdisziplinäre Zusammenarbeit gewonnen. Ausgesprochen hilfreich waren auch einige Insider-Informationen zu Auslandsaufenthalten und zur Lehre bzw. Studium im Ausland.

Haben Sie neue Kontakte geknüpft oder Erkenntnisse gewonnen, die Sie direkt in eigene Studienprojekte, Hausarbeiten o.Ä. einfließen lassen möchten? Wenn ja, welche Erkenntnisse?

EN: Ja, ich würde sagen, dass ich einige neue Kontakte geknüpft habe, aber vielmehr auch bereits bestehende Kontakte vertieft habe, die für zukünftige Kollaborationen wertvoll sein könnten. Methodisch hat mich das systematische Review besonders angesprochen und ich möchte dieses Wissen in künftige Arbeiten einfließen lassen. Ganz konkret heißt das, dass ich mich näher mit dem Thema Zweitspracherwerb bei SES beschäftigen möchte und ein systematisches Review einen guten Einstieg in diese Thematik bietet, um später weiterführende Studien daran anzuschließen.

Können Sie sich vorstellen, zukünftig selbst ein Poster oder einen Vortrag bei der ISES oder einer vergleichbaren Tagung zu präsentieren? Wenn ja, was reizt Sie daran?

EN: Definitiv! Es würde gerne meine Begeisterung für mein Interessengebiet mit anderen teilen und darüber in den Dialog treten. Der Austausch auf der Tagung hat mir gezeigt, wie bereichernd es ist, Feedback und neue Perspektiven auf Themenbereiche zu erhalten, die man selbst noch nicht vollständig erfasst hat. In zwei Jahren könnte ich mir gut vorstellen, ein eigenes Projekt vorzustellen.

(Warum) Würden Sie weiteren Studierenden empfehlen, auch an einer wissenschaftlichen Tagung teilzunehmen?

EN: Ich würde es auf jeden Fall empfehlen. Eine solche Tagung verknüpft theoretische Auseinandersetzungen mit praktischen Anwendungsmöglichkeiten und Anregungen für die eigene berufliche Laufbahn. Man bekommt hilfreiche Tipps und schaut ein wenig über den eigenen Tellerrand. Es gibt noch so viele Themen oder Bereiche, über die man sich noch keine Gedanken gemacht hat und eine Tagung wie die ISES bietet vielfältige Möglichkeiten seinen eigenen Horizont zu erweitern.

Wir bedanken uns herzlich bei Emilia Nottbeck für das Interview. Die nächste ISES findet im November 2026 an der Justus-Liebig-Universität Gießen statt. Im September 2025 findet die sogenannte Nachwuchsschool der GISKID an der Universität zu Lübeck statt. Für die Teilnahmegebühr gibt es in der Regel Ermäßigungen für Studierende. Infos unter https://giskid.eu/