Werkstätten für behinderte Menschen sollen ein Angebot einer angemessenen beruflichen Bildung bieten, ein angemessenes Arbeitsendgeld zahlen, zum Erhalt, zur Entwicklung, zur Erhöhung und zur Wiedergewinnung der Erwerbsfähigkeit beitragen, die Persönlichkeitsentwicklung unterstützen und den Übergang zum allgemeinen Arbeitsmarkt fördern (vgl. https://www.werkstaetten-im-netz.de/aufgaben-und-ziele-der-wfbm.html). Dies hört sich nach guten Voraussetzungen für eine Arbeit in einer Werkstatt an, ist dies denn auch wirklich der Fall?
Madeline Möller (Von Studierenden für Studierende)
Nur 1% der Werkstätten gelingt es, ihre Beschäftigten an den allgemeinen Arbeitsmarkt zu vermitteln. Dies läge daran, so das RedaktionsNetwerk Deutschland, dass sie ihre Möglichkeiten, ihrer gesetzlichen Pflicht nachzukommen, nicht genügend ausschöpfen. Außerdem wäre es für die Werkstätten ein Nachteil, wenn sie ihre Arbeitskräfte an den allgemeinen Arbeitsmarkt abgeben, wodurch ihre Pflicht nicht lukrativ erscheint und ihrer Wirtschaftlichkeit schaden würde (vgl. https://www.rnd.de/beruf-und-bildung/behindertenwerkstaetten-menschen-ausgenutzt-statt-ausgebildet-DGNISZ2AOBATRMFMKQLF4SADHQ.html).
Das Gehalt richtet sich nach der wirtschaftlichen Situation und der Auftragslage der Werkstatt. Es ist somit variabel (vgl. https://www.werkstaetten-im-netz.de/aufgaben-und-ziele-der-wfbm.html). Das liegt daran, dass die Werkstätten nicht dem Mindestlohngesetz unterliegen. Ist das fair? Oft wird den Beschäftigten weniger als der gesetzliche Mindestlohn gezahlt. Damit kann nicht einmal der Lebensunterhalt gedeckt werden. Darum bekommen sie zusätzliche staatliche Hilfen, wie z. B. Mietzuschüsse und Grundsicherung. Wird ihre Arbeitskraft dadurch ausgenutzt? Reicht das Argument, dass sie dadurch eine sinnvolle Beschäftigung haben und soziale Kontakte pflegen können? Es sei den Beschäftigten freigestellt, in einer Werkstatt zu arbeiten, die Frage ist jedoch, haben sie genügend andere Möglichkeiten? Viele Unternehmen würden Menschen mit Behinderung einstellen, jedoch sei dies momentan eher umständlich. Wäre es nicht sinnvoller, die betroffenen Menschen mit einzubeziehen und nicht nur über sie zu entscheiden? (vgl. https://www.rnd.de/beruf-und-bildung/behindertenwerkstaetten-menschen-ausgenutzt-statt-ausgebildet-DGNISZ2AOBATRMFMKQLF4SADHQ.html). Zudem lassen heutzutage viele, auch große Unternehmen, wie z. B. Volkswagen, in Werkstätten ihre Produkte herstellen. Dadurch konkurrieren die Werkstätten mit anderen Unternehmen, die günstige Arbeitskraft anbieten. Ist es wünschenswert, die Werkstätten mit Unternehmen gleichzustellen, die im Ausland liegen und ihren Arbeitskräften viel zu wenig Lohn zahlen, wie in Bangladesch oder China? Interessant ist auch, dass die Beschäftigten einer Werkstatt nicht in der Arbeitslosenstatistik zu finden sind. Da sie im Schnitt doppelt so lange eine Arbeitsstelle auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt suchen als Menschen ohne Behinderung, ist dies von den Unternehmen vermutlich gewollt (vgl. https://jobinklusive.org/2020/09/14/wie-das-system-der-behindertenwerkstaetten-inklusion-verhindert-und-niemand-etwas-daran-aendert/).
Das Arbeiten und womöglich auch das gemeinsame Wohnen mit den anderen Menschen mit Behinderung, welches oft beides miteinander einhergeht, stellt das Gegenteil der Vorstellung von Inklusion dar. Dies ist der Fall, da die Angestellten durch das gemeinsame Arbeiten und Wohnen den Großteil ihrer Zeit von der restlichen Gesellschaft getrennt werden. Sie haben dennoch meistens Vorgesetzte, die keine Behinderung haben, wodurch eine Hierarchie entsteht. Da die Inklusion in Schulen mittlerweile ein großes Thema geworden ist, sollte nicht auch in der Arbeitswelt Wert daraufgelegt werden, von der Segregation wegzukommen? (vgl. https://jobinklusive.org/2021/09/13/kritik-an-werkstaetten-fuer-behinderte-menschen-acht-punkte/).
Die dargestellten Punkte machen deutlich, dass eine Veränderung im Rahmen dieses Themas erforderlich ist. Wie kann es sein, dass so wenig über dieses Thema diskutiert wird, wobei Inklusion und Gleichberechtigung immer wichtiger werden?