Mehr psychische Erkrankungen wegen der Corona-Pandemie: Mädchen sind stärker betroffen als Jungen

Der Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 führte zu einem signifikanten Anstieg von psychischen Erkrankungen um 25% weltweit. Dies berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Ein Report der Krankenkasse DAK zeigte, dass besonders weibliche Kinder- und Jugendliche von diesem Anstieg betroffen sind (vgl. WHO verzeichnet starke Zunahme psychischer Erkrankungen durch Corona, Vereinte Nationen, https://unric.org/de/who17062022/).

Die DAK erfasste gemeinsam mit Forschenden von Vandage und Uni Bielefeld Versorgungsdaten von 782000 Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren in dem Zeitraum von 2018 bis 2021. Aus diesen Daten geht hervor, dass Mädchen häufiger an psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angst- oder Essstörungen leiden und mehr Antidepressiva bekommen als Jungen.

Gizem Duman (Von Studierenden für Studierende)

Die Ergebnisse der DAK Studie ‚Pandemie und Psyche‘ zeigt in der Datensammlung, dass zwar die Behandlungszahlen im zweiten Pandemiejahr um 5% im Vergleich zum ersten Pandemiejahr zurückgingen, jedoch sind bei den Zahlen der psychischen Erkrankungen bei Mädchen eine deutliche Erhöhung zum Vorpandemiejahr 2019 zu erkennen. Die Behandlung von Essstörung bei Mädchen im Alter von 15-17 Jahren stieg um 54%. Angststörungen wurden um 24% mehr bei Mädchen behandelt als im Jahr 2019. Bei Depressionen gab es ein Plus von 18%. Bei Jungen im Alter von 10 bis 14 Jahren lag die Neuerkrankungsrate hingegen bei 23%.

Die Einnahme von Antidepressiva bei neu erkrankten Mädchen stieg um 65% im Vergleich zum Jahr 2019. Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Dr. Thomas Fischbach, sieht den Anstieg der Verordnung von Antidepressiva als sehr kritisch. Die Versorgungsstruktur war bereits vor der Pandemie nicht ausreichend, welche jetzt besonders verschärft wurde (vgl. Pressekonferenz DAK, https://www.dak.de/dak/bundesthemen/pandemie-und-psyche-mehr-antidepressiva-fuer-maedchen-2572042.html#/).

Bei Jungen sanken die Behandlungszahlen im Gegensatz zu den Mädchen. Jedoch stiegen die Adipositas-Zahlen bei jugendlichen Jungen. Während die Depression-Neuerkrankungsrate bei Jungen um 17% sank, stiegen die Adipositas-Zahlen um 15% (vgl. Pressekonferenz DAK, https://www.dak.de/dak/bundesthemen/pandemie-und-psyche-mehr-antidepressiva-fuer-maedchen-2572042.html#/).

Weshalb sind Mädchen häufiger betroffen als Jungen?

Warum Mädchen häufiger an psychischen Erkrankungen in der Pandemie leiden als Jungen, unterliegt vielen Gründen. Zum einen könnte es dadurch begründet sein, dass Jungen andere Bewältigungsstrategien nutzen als Mädchen, wie beispielsweise Drogenmissbrauch. Diese Probleme machen sich meist erst später bemerkbar. Desweiteren vertrauen sich Mädchen eher Freund:innen oder Eltern an und eine psychische Erkrankung macht sich eher bemerkbar, wohingegen Jungen diese länger für sich behalten.

Professor Christoph U. Corell, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Berliner Charité führt aus, dass eine negative psychische und somatische Auswirkung der Pandemie zu erwarten ist, welche erst verspätet einsetzt oder erkannt wird.

Um frühzeitig psychische Probleme bei Kindern- und Jugendlichen zu erkennen, formuliert Professor Corell folgende Warnzeichen:

  • sozialer Rückzug
  • Leistungseinbrüche
  • Weinen
  • Gewichtskontrolle
  • Gewichtsabnahme
  • Missbrauch von Drogen
  • Schlafstörungen

An diesen Verhaltensweisen soll man frühzeitig psychische Probleme bei Kindern und Jugendlichen erkennen (vgl. Jugendliche in der Pandemie: psychische Probleme bei Mädchen und adipösen Jungen, Stern, https://www.stern.de/gesundheit/zunahme-psychischer-erkrankungen-bei-maedchen-in-der-pandemie-32678260.html?utm_campaign=alle-nachrichten&utm_medium=rss-feed&utm_source=standard).

 Präventionsprojekt „Fit4futre“

Die DAK führt zur Prävention das Projekt „Fit4futer“ an. Bewegung soll die mentale und physische Gesundheit verbessern und vor allem Kinder und Jugendliche in sozialen Brennpunkten erreichen. Aufgrund der Corona-Pandemie herrscht ebenfalls eine Bewegungsmangelpandemie. Die Kinder und Jugendlichen sind aufgrund der Pandemie körperlich kaum aktiv, welches die psychische und physische Gesundheit beeinflusst. Aus diesem Grund soll das Projekt „Fit4futre“ die körperliche Aktivität der Kinder und Jugendliche ankurbeln und die mentale und physische Gesundheit verbessern.