Inklusion im Angebot? Supermärkte und das Einkaufen für alle

Mal eben in den Supermarkt gehen, um noch eine Kleinigkeit zu holen oder den Wocheneinkauf erledigen. Für viele Menschen ganz alltäglich. Manchmal sind wir genervt von anderen Kund:innen, die zu langsam an der Kasse sind, von der langen Schlange an der Frischetheke oder wenn das Mehl mal wieder vergriffen ist. Was aber, wenn das Einkaufen selbst zu einer großen Herausforderung wird?

Supermärkte müssen eigentlich per Gesetz barrierefrei sein. Dies gilt allerdings nur, wenn sie neu gebaut werden, ältere Geschäfte sind hiervon ausgenommen (https://enorm-magazin.de/gesellschaft/gleichstellung/inklusion/die-utopie-barrierefreies-einkaufen-inklusive-supermaerkte).

Pauline Meier (Von Studierenden für Studierende)

Für ganz verschiedene Menschen birgt das Einkaufen Probleme. Die Ware kann zu hoch im Regal stehen, Beschriftungen nicht lesbar sein, Sonderangebote den Weg für den Rollstuhl oder die Gehilfe versperren. Auch die oft stressige und laute Umgebung können Kund:innen daran hindern, ihren Einkauf selbstständig zu erledigen (https://enorm-magazin.de/gesellschaft/gleichstellung/inklusion/die-utopie-barrierefreies-einkaufen-inklusive-supermaerkte). Immer mehr Lösungsansätze werden auf den Markt gebracht und auch teilweise vom Lebensmitteleinzelhandel umgesetzt. So gibt es bspw. Einkaufswagen, die mit dem Rollstuhl verbunden werden können, damit gehbehinderte Menschen auch während des Einkaufs ihre Hände frei haben. Menschen mit einer Sehbehinderung können in einzelnen Geschäften auf Lagepläne und Produkte mit Brailleschrift zurückgreifen oder Apps nutzen, die die erfassten Artikel laut benennen (https://enorm-magazin.de/gesellschaft/gleichstellung/inklusion/die-utopie-barrierefreies-einkaufen-inklusive-supermaerkte).

Ein weiteres Angebot ist die „Stille Stunde“. Das Ziel ist, die häufige Reizüberflutung im Supermarkt zu minimieren, um das Einkaufen für Menschen, die besonders reizempfindlich sind, angenehmer zu gestalten. Hierzu zählen z.B. Menschen mit Autismus-Spektrums-Störungen (ASS) oder hochsensible Menschen (https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/stille-stunde-im-supermarkt-106.html). Das Angebot stammt ursprünglich aus Neuseeland, auch Märkte in Großbritannien und der Schweiz setzen das Konzept bereits um. Während der „Stillen Stunde“ werden in den teilnehmenden Supermärkten digitale Anzeigen abgeschaltet, Lichter gedimmt, Kassentöne leiser gestellt und keine Ware verräumt (https://www.tagesschau.de/ausland/europa/schweiz-stille-stunde-101.html). Es werden, um Gedränge und lange Wartezeiten zu vermeiden, mehr Kassen geöffnet und auch das Telefonieren im Markt ist unerwünscht (https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/stille-stunde-im-supermarkt-106.html). Dadurch müssen sich bspw. Menschen mit ASS nicht mehr durch Kopfhörer von ihrer Umgebung abschotten. Die „Stille Stunde“ ist also ein Schritt in Richtung mehr Teilhabe für alle. Ab April gibt es die „Stille Stunde“ auch zweimal in Nordrhein-Westfalen. Die beiden Märkte sind damit in ganz Deutschland Vorreiter. Dabei entsteht für sie in Hinblick auf die Umsätze kein Nachteil – viele Kund:innen entscheiden sich ganz bewusst für das Angebot und damit gegen konkurrierende Läden (https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/stille-stunde-im-supermarkt-106.html).

Die „Stille Stunde“ ist ein nächster Schritt in die Richtung ganzheitlicher gesellschaftlicher Inklusion. Trotzdem sind viele Märkte noch weit von der angestrebten Barrierefreiheit entfernt. Hier bleibt es spannend, die weitere Entwicklung der Märkte zu beobachten.