Seit einigen Jahren verfolgt uns ein Thema in den Medien in Verbindung mit Schulen immer häufiger: Bullying. Hierbei handelt es sich keinesfalls um ein neuartiges Phänomen. Vielleicht verbindet der eine oder andere von uns hiermit eigene Erfahrungen aus der Schulzeit, vielleicht kommen unterdrückte Erinnerungen hoch oder das Wort ist völlig neu und Ihr hört jetzt das erste Mal davon.
Um Bullying an Schulen zu reduzieren ist es wichtig, dass es mit Schüler*innen thematisiert wird. Wie das funktionieren kann – lest selbst!
Christin Wölki (Von Studierenden für Studierende)
Unter Bullying versteht man, dass schwächere Schüler*innen von stärkeren Schüler*innen gezielt und wiederholt tyrannisiert werden. Dies kann in direkter (d.h. physischer oder verbaler) Form oder in indirekter (d.h. sozialer, beziehungsbezogener) Form stattfinden, so Jantzer, Haffner, Parzer und Resch (2012, S.40) in ihrem Artikel ‚Opfer von Bullying in der Schule. Depressivität, Suizidalität und selbstverletzendes Verhalten bei deutschen
Jugendlichen‘ in der Zeitschrift Kindheit und Entwicklung.
In Deutschland ist der Begriff Mobbing deutlich bekannter als Bullying und wird häufig synonym verwendet. Dieser bezieht sich jedoch ursprünglich auf Situationen am Arbeitsplatz, in denen Erwachsene durch Arbeitskolleg*innen oder Vorgesetzte zielgerichtet und dauerhaft belästigt werden. Da sich Bullying auf den schulischen Kontext bezieht, müssen die Begriffe nach Scheithauer, Hayer und Bull (2007, S.142), ‚Gewalt an Schulen am Beispiel von Bullying. Aktuelle Aspekte eines populären Themas in der Zeitschrift für Sozialpsychologie, jedoch voneinander unterschieden werden.
Nun stellt sich uns als angehende Lehrpersonen die Frage, welche Rolle wir im Bullyingprozess einnehmen? Laut der Bertelsmann-Studie 2019 unter dem Titel „Irritierend viele“ Schüler erleben Ausgrenzung und Gewalt schon in der Grundschule (https:// https://www.news4teachers.de/2019/07/bertelsmann-studie-irritierend-viele-schueler-erleben-ausgrenzung-und-gewalt-schon-an-der-grundschule/) erleben nach Wahl-Immel Schüler*innen Ausgrenzung und Gewalt bereits in der Grundschule. Ein Anteil von 30% der Schüler*innen gaben an, in der Grundschule innerhalb eines Monats gehänselt, ausgegrenzt oder absichtlich körperlicher Gewalt ausgesetzt worden zu sein. Erschreckend ist auch, dass sich ein Viertel der Schüler*innen an den Schulen nicht sicher fühlt. Wie kommt es dazu? Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmannstiftung mahnt, die Politik sei hier gefordert, Kinder und Jugendliche besser zu schützen. Sind wir als Lehrpersonen somit aus der Verantwortung raus? Oder können wir vielleicht an Ort und Stelle aktiv einwirken?
Die Bildungsexpertin, Professorin Dr. Sabine Andresen nennt die Erfahrungen von Schüler*innen der Grundschule einen ‚irritierenden Befund‘. Obwohl ein Viertel der Kinder sich in der Schule unsicher fühlte, kamen 81% der Schüler*innen zu dem Schluss, dass sie sich sicher fühlen. Es kann vermutet werden, dass der tägliche, kontinuierliche Kontakt mit der Klassenlehrkraft als verlässliche*r Ansprechpartner*in zur wahrgenommenen Sicherheit beiträgt.
Welche Bedeutung spielen Bullyingerfahrungen für die weitere kindliche Entwicklung? Die Psychologen Franz Petermann und Nadoli von Marées bezeichnen Bullying als einen „bedeutsamen Risikofaktor“ für die weitere kindliche Entwicklung im Bereich emotionaler Probleme und Verhaltensauffälligkeiten. Weiter heißt es, dass Bullying bereits im Kindergartenalter in „beträchtlichem Ausmaß“ auftritt (vgl. http://psydok.psycharchives.de/jspui/handle/20.500.11780/3102).
Der Bullying und Viktimisierungsfragebogen für Kinder soll Schüler*innen im Alter von 4 – 10 Jahren identifizieren und umfasst das Ausmaß von direktem und indirektem Bullying, sowohl für Täter*innen als auch für Opfer (https://psydok.psycharchives.de/jspui/handle/20.500.11780/3102).
Im letzten Teil des Forschungsvorhabens werden wir als Lehrpersonen erwähnt. Unser geschulter Blick soll helfen Bullying frühzeitig zu identifizieren. Somit werden wir in die Pflicht genommen, aktiv eine Rolle einzunehmen. Wir sollten die Situation aufmerksam beobachten, einschätzen und handeln. Oft ist es auch ein Bauchgefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist und es sich nicht um eine gewöhnliche Auseinandersetzung unter den Mitschüler*innen handelt. Wir sind keine Expert*innen in dem Bereich, aber dennoch sollten wir aufhorchen und reagieren, wenn jene Situationen wiederholt auffallen. Wir sollten immer im Sinne der Kinder handeln, da sie uns als verlässliche Ansprechpartner*innen sehen. Aufgrund dieser Tatsache ‚Meine Rolle als Lehrperson‘ ist es meiner Meinung nach wichtig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.