Kinderreport Deutschland 2021 – Mediensucht: Mehrheit will Regeln und Aufklärung

Der am 06. Mai 2021 im Auftrag des Deutschen Kinderhilfswerkes erschienene Kinderreport 2021 hat sich diesmal schwerpunktmäßig mit der Mediensucht auseinandergesetzt (https://www.dkhw.de/schwerpunkte/kinderrechte/kinderreport-2021/). Aufgrund der Coronapandemie und der damit verbundenen zunehmenden digitalen Nutzung wurden Kinder und Jugendliche sowie Erwachsene bezüglich ihrer Mediennutzung und Maßnahmen gegen Mediensucht befragt mit dem Ergebnis, dass die Mehrheit eine Regelung und Beschränkung für süchtig machende Medien befürwortet.

Was der Kinderreport 2021 noch fordert – lest selbst!

Beslinda Popaj (Von Studierenden für Studierende)

Vielen Menschen ist bewusst, dass das Internet eine immer größere Rolle im Alltag spielt. Besonders durch die Coronasituation nimmt die Zeit am Handy, Laptop etc. zu, da nun auch im schulischen oder beruflichen Bereich auf digitale Medien zurückgegriffen wird. Mit der Mediennutzung, genauer mit der Mediensucht, beschäftigt sich auch der Kinderreport 2021. Befragt wurden 669 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren sowie 1023 Erwachsene (vgl. Deutsches Kinderhilfswerk 2021, S. 3).  Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen sowie der Erwachsenen dann von einer Mediensucht sprechen, wenn andere Lebensbereiche sowie Freunde und Familien vernachlässigt werden. Auch bei Unwohlsein und Nervosität bei nicht gewohnter Nutzung der Medien besteht laut der befragten Mehrheit eine Mediensucht (vgl. ebd., S.4). Selbst von Mediensucht betroffen sind bzw. waren laut Befragung 12% der Kinder und Jugendlichen und 6% der Erwachsenen. Im persönlichen Umfeld der Erwachsenen waren insgesamt 25% der Kinder und Jugendlichen mediensüchtig, während es im Umfeld der Kinder und Jugendlichen insgesamt 29% sind/waren (vgl. ebd., S. 6). 

Der Kinderreport zeigt jedoch nicht nur, dass etwa die Hälfte der Befragten bereits Erfahrungen mit dem Thema „Mediensucht“ gemacht haben, sondern macht deutlich, dass sich die Mehrheit Maßnahmen, die zur Eindämmung der Mediensucht beitragen, wünschen. Beispielsweise halten es 90% der befragten Kinder und Jugendlichen für sinnvoll das Thema Mediensucht an Schulen zu behandeln, um so dieser entgegenzuwirken. Außerdem halten es 84% der Befragten für sinnvoll, süchtig machende Medien als diese zu kennzeichnen und 78%, dass Eltern stärker über das Thema informiert werden sollten. Auch das Einführen einer Altersgrenze halten 78% für sinnvoll. Ähnliche Ergebnisse sind auch bei den Erwachsenen zu finden. Einig sind sich beide Parteien auch im Hinblick eines Verbots von Medien für Minderjährige, das von beiden mehrheitlich abgelehnt wird (vgl. ebd. S. 7).

Aus diesem Grund fordert der Kinderreport Folgendes:  

  • wohnortnahe und flächendeckende Angebot für Beratungsstellen, die wiederum bekannt und vernetzt sind 
  • Aktionstage und Veranstaltungen sowie Themenwochen in Familienzentren
  • Medienbildung in Kinder- und Jugendeinrichtungen

Auch die Schule und somit die Lehrer*innen sollten ihre Schüler*innen über die Mediennutzung und die damit einhergehenden Gefahren aufklären. Um dies ermöglichen zu können ist es wichtig, dass sowohl angehende, aber auch bereits berufstätige Lehrpersonen ausreichend über das Thema „Mediennutzung“ informiert sind (vgl. ebd., S. 8). Möglich wäre es verpflichtende Seminare zu diesem Thema während des Studiums anzubieten sowie regelmäßige Fortbildungen. Außerdem ist die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren sinnvoll, beispielsweise zwischen Schulen und Familienzentren oder Suchberatungsstellen. 

Aber nicht nur im öffentlichen Bereich muss sich was tun. Besonders im privaten Bereich sind Eltern für ihre Kinder verantwortlich und müssen auf die Gefahren des Internets hingewiesen werden und dafür sorgen, dass die Mediennutzung zu keiner Mediensucht wird. Das Anbieten von analogen Alternativen wäre hier als Präventionsmaßnahme zu nennen, beispielsweise das Anbieten von günstigeren Freizeitangeboten für Kinder. 

Hervorgehoben wird besonders die Verantwortung der Medienanbieter*innen. Nicht nur die Befragten, sondern auch der Kinderreport fordert, dass die Anbieter*nnen Verantwortung für ihre Produkte übernehmen und Informationen über diese bereitstellen müssen, um so die Gefahren und die Risiken transparent darzustellen. Wichtig wären einheitliche Regelungen, die Kinder und Jugendliche vor Gewaltdarstellungen, Werbung und Sexualität warnen. Auch eine Altersgrenze, regelmäßige Pausenhinweise sowie das Verbot von zielgerichteter Werbung wird im Bericht empfohlen (vgl. ebd., S. 9ff.).

Festzuhalten bleibt, dass sowohl den Kindern und Jugendlichen, als auch den Erwachsenen bewusst ist, dass die Mediennutzung Gefahren mit sich bringt und deshalb eine Aufklärung im privaten und öffentlichen Bereich nötig ist. Nicht nur Eltern und Lehrpersonen, sondern auch die Medienanbieter*innen müssen Verantwortung übernehmen, um so die Entwicklung einer Mediensucht bei Kindern und Jugendlichen bestmöglich verhindern zu können.

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