Die meisten Spielplätze in Deutschland sind geprägt von Schaukeln, Rutschen und Klettergerüsten, welche allesamt mit Sand umgeben sind. So haben Kinder mit Rollstühlen Schwierigkeiten durch den Sand zu kommen, da ihre Rollstühle stecken bleiben. Die Schaukeln und Rutschen bieten keinerlei Halt oder Hilfestellungen. Kinder mit fehlender Körperspannung können nicht schaukeln oder rutschen, weil sie sich nicht halten können. Dies ist Realität in Deutschland. Doch gibt es Hoffnungsaussichten für die deutschen Spielplätze?
Tabea Schmidthals (Von Studierenden für Studierende)
Eine INNOFACT Studie fand heraus, dass nur 36% der 933 befragten Eltern einen Spielplatz kennen, welcher inklusiv gestaltet ist (vgl. https://www.presseportal.de/pm/13483/4298763). Dies ist in der heutigen Gesellschaft, in der Inklusion immer mehr an Größe gewinnt und durch die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert wurde, schockierend.
Aus diesem Grund wurde die Initiative „Stück zum Glück“ von Procter & Gamble, REWE und Aktion Mensch gegründet (vgl. https://www.rewe.de/nachhaltigkeit/unsere-ziele/projekte/stueck-zum-glueck/). Mit dieser Initiative werden 1 Millionen Euro zusammengetragen, um damit neue inklusive Spielplätze zu bauen oder bereits bestehende Spielplätze aus- oder umzubauen. Auf diesen Spielplätzen wird auf Elemente verzichtet, welche sich nur für eine bestimmte Gruppe von Kindern vorteilhaft auswirken. Der Boden ist beispielsweise aus Gummi, welcher den Spielplatz barrierefrei macht und für alle Kinder gleich zugänglich (vgl. https://www.aktion-mensch.de/dafuer-stehen-wir/das-bewirken-wir/foerderprojekte/inklusive-spielplaetze.html und https://www.presseportal.de/pm/13483/4298763). Doch auch schon vor dieser Initiative wurde daran gearbeitet inklusive Spielplätze in der Gesellschaft zu etablieren und als Standard festzulegen. Der Landschaftsarchitekt Lothar Köppel setzt sich bereits seit den 1980er Jahren mit den Themenbereichen Barrierefreiheit und inklusive Spielplätze auseinander. Er formuliert: „Ein barrierefreier Spielplatz muss die ganze Vielfalt abdecken. Eine ebene Fläche mit fünf behindertengerechten Spielgeräten ist kein lustvoller Spielort“ (vgl. https://www.myhandicap.de/partnerschaft-behinderung/familie/kinder-handicap/barrierefreier-spielplatz/). Damit zeigt er, wie wichtig und komplex dieses Thema doch wirklich ist und dass es nicht damit getan ist, ausschließlich Barrierefreiheit zu schaffen. Die Spielplätze sollen nicht als „andere“ Spielplätze wahrgenommen werden, sondern dazu einladen, dass sie von allen Menschen genutzt werden. Er legt dabei ganz besonderen Wert darauf, dass es keine Unterscheidung zwischen behindert, nicht behindert, jung oder alt gibt, sondern die Menschen je nach ihrer Fähigkeit die Möglichkeit haben zu spielen.
Lothar Köppel bewies außerdem besonderes Engagement, da er bereits in den 1980er Jahren einen Ausschuss gründete, der Normen für barrierefreie Spielplätze entwickelt und diese alle fünf Jahre aktualisiert. An diesen Normen kann sich bei dem Bau eines neuen Spielplatzes orientiert werden (vgl. https://www.myhandicap.de/partnerschaft-behinderung/familie/kinder-handicap/barrierefreier-spielplatz/).
Wenn man nun einen Spielplatz umbauen oder neu bauen möchte, der nicht durch die oben genannte Initiative gefördert wird, sollte man nicht denken, dies sei teurer als ein nicht-barrierefreier Spielplatz. Viele behindertengerechte Spielgeräte werden nämlich bereits serienmäßig angeboten. Außerdem werden bei Einreichungen von gut geplanten Projekten oft Fördermöglichkeiten von anderen Initiativen gewährleistet (vgl. https://www.myhandicap.de/partnerschaft-behinderung/familie/kinder-handicap/barrierefreier-spielplatz/).
Eine Wendung in der Gesellschaft hinsichtlich der Spielplätze ist also in Sichtweite. Es wurden vielversprechende Initiativen gegründet, welche das Thema Inklusion näher an die Öffentlichkeit heranbringen. Dennoch ist beispielsweise die Initiative „Stück zum Glück“ wie der Name schon sagt, nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, um inklusive Spielplätze zu gestalten. Die Gemeinden und Städte müssen sich eigeninitiativ mit dem Thema inklusive Spielplätze beschäftigen und diese mit den Geldern um- oder neu bauen, welche vielleicht für nicht-barrierefreie Spielplätze gedacht waren.
MyHandicap: Barrierefreie Spielplätze für alle: URL: https://www.myhandicap.de/partnerschaft-behinderung/familie/kinder-handicap/barrierefreier-spielplatz/ (Stand: 16.07.2020)
Aktion-Mensch: Inklusive Spielplätze durch Aktion Stück zum Glück: URL: https://www.aktion-mensch.de/dafuer-stehen-wir/das-bewirken-wir/foerderprojekte/inklusive-spielplaetze.html (Stand: 16.07.2020)
Presseportal: Zu wenige Spielplätze in Deutschland sind inklusiv gestaltet „Stück zum Glück“-Studie zeigt Handlungsbedarf auf: URL: https://www.presseportal.de/pm/13483/4298763 (Stand: 16.07.2020)
Rewe dein Markt: Stück zum Glück: Spielplätze für alle!: URL: https://www.rewe.de/nachhaltigkeit/unsere-ziele/projekte/stueck-zum-glueck/?ecid=sea_google_vs_brands_%5Bnh%5D-stueck-zum-glueck%5Bnt%7Cbr%5D_%7Be%7D-stueck-zum-glueck_text-ad_209969021_42727739979&gclid=Cj0KCQjw3s_4BRDPARIsAJsyoLPUC3uH9Gb2pG9I09XCg2sO-iL_fyOCYMZ3P-OQHBKOwA-A0DHNt2QaAsQ4EALw_wcB (Stand: 18.07.2020)