Der Schulsozialindex – Mehr Schulen werden als „besonders sozial belastet“ eingestuft

Der Schulsozialindex für die Schulen in Nordrhein-Westfalen wurde aktualisiert. Ab dem Schuljahr 2024 befinden sich von den ca. 5400 Schulen in NRW 948 Schulen mit den Stufen sechs bis neun in den höchsten Stufen des Index und zählen somit als besonders sozial belastet. Dieser Wert entspricht ungefähr dem dreifachen des vorherigen Sozialindexwerts für die Schulen in NRW (vgl. https://www.ksta.de/politik/nrw-politik/sozialindex-mehr-schulen-in-nrw-sozial-besonders-belastet-641186).

Meryem Coban (Von Studierenden für Studierende)

Obwohl der Sozialindex der Schulen in NRW gestiegen ist, impliziert dies nicht, dass sich die Verhältnisse an den Schulen verschlechtert haben. Der aktualisierte Index ist genauer und stellt die Zusammensetzung der Schüler:innenschaft im Schulvergleich dar. Eingeführt wurde dieser Index im Jahre 2021 und orientiert sich an den vier Faktoren:

  1. Kinder- und Jugendarmut im Einzugsgebiet der Schule,
  2. Anteil der Schüler:innen mit nicht deutscher Familiensprache,
  3. Anteil der Schüler:innen mit Zuzug aus dem Ausland und
  4. Anteil der Schüler:innen mit Lernentwicklungsstörungen.

Man muss jedoch auch erwähnen, dass sowohl Berufsschulen, als auch Förderschulen nicht im Index mit erfasst werden (vgl. https://rp-online.de/nrw/landespolitik/nrw-sozialindex-mehr-schulen-als-besonders-belastet-eingruppiert_aid-97143901). Auch soll in Zukunft bei weiterführenden Schulen nur noch die Sekundarstufe I für den Index in Betracht gezogen werden, da die Unterschiede der Zusammensetzung der Schüler:innenschaft in der Sekundarstufe I und der Sekundarstufe II zu groß sind und auch in den Oberstufen von Gymnasien und Gesamtschulen die Zusammensetzung meist homogener ist und dadurch zu Verzerrungen der Werte führt.

Der Schulsozialindex wurde eingeführt, um feststellen zu können, welche Schulen mehr Lehrkräfte und Ausstattungen benötigen und diese sinnvoll und gerecht zu verteilen (vgl. https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/neuer-schulscharfer-sozialindex-100.html).

Das heißt also, dass eine höhere Einstufung nicht unbedingt als negativ wahrgenommen werden muss, da die Schulen dann wahrscheinlicher mehr Lehrer:innenstellen bekommen werden. Die Zuteilung der zusätzlichen Stellen soll schrittweise und behutsam geschehen. Außerdem werden hierfür auch Umverteilungen von Lehrer:innenstellen in Betracht gezogen.

Ein weiterer Aspekt ist, dass die hoch eingestuften Schulen an Programmen der Landesregierung teilnehmen können. Ein Beispiel hierfür wäre das kostenlose Frühstück an Grundschulen.

Der Schulsozialindex soll auch ein Kriterium dafür sein, welche Schulen Teil des Startchancen-Programms sein werden. Bei diesem Programm werden bundesweit 4000 Schulen mit einer hohen sozialen Belastung besonders gefördert.

Doch muss man auch erwähnen, dass dieser Schulsozialindex die vorhandenen Probleme beschreibt und es nicht die Lösung selbst ist. So sagt Dilek Engin, die schulpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, dass eine tatsächliche Verteilung der Mittel nach Bedarf noch nicht stattfindet.

Ein weiteres gravierendes Problem stellt auch der Lehrkräftemangel dar. Damit den Schulen, die als sozial besonders belastet eingestuft worden sind, Lehrer:innenstellen zugeteilt werden können, muss es diese Lehrkräfte erstmal geben. Jedoch gibt es in Nordrhein-Westfalen zurzeit ca. 6700 Lehrer:innenstellen, die nicht besetzt sind.