„Wir setzen Sie als sportlicher Betreuer ein für Menschen mit intellektueller Einschränkung.“ (Richterin) – […] „Ich soll jetzt Bekloppte trainieren oder was?“ – Diese Aussage äußert der zu Sozialstunden verurteilte Basketballtrainer „Andreas Ellguth“ (gespielt von der Tatort Bekanntheit Wotan Wilke Möhring) im Film „Weil wir Champions sind“. Menschen mit (kognitiver) Beeinträchtigung werden alltäglich mit solchen oder ähnlichen Aussagen konfrontiert und diskriminiert. Die Komödie „Weil wir Champions sind“ leistet daher in vielerlei Hinsicht Aufklärungsarbeit: der Film trägt dazu bei, Vorurteile abzubauen und das Bewusstsein für die Stärken; Fähigkeiten und Herausforderungen von Menschen mit Beeinträchtigung zu schärfen sowie die Empathie und das Verständnis in der Gesellschaft zu stärken. Da der Film in das Genre Komödie einzuordnen ist, ist die implizite Aufklärung in einen witzigen und lockeren Kontext verpackt. Auch ein junger Mann aus dem Kreis Paderborn hat eine Rolle im größten inklusiven Filmprojekt Deutschlands bekommen.
Anna Davidhaimann (Von Studierenden für Studierende)
Im Film „Weil wir Champions sind“ wird der berühmte Basketballtrainer Andreas Ellguth (Wotan Wilke Möhring) nach einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss dazu verurteilt, eine Basketballmannschaft bestehend aus neun Spieler:innen mit geistiger Behinderung zu trainieren. „Eine echte Herausforderung für den erfolgsverwöhnten Bundesligatrainer. Das erste Training? Eine Katastrophe – zumindest für Andreas. Doch der grenzenlose Zusammenhalt, das liebevolle Miteinander und die unbändige Lebensfreude seines Teams zeigen ihm schon bald, dass es Wichtigeres im Leben gibt, als zu siegen und dass es sich lohnt, Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind“ (https://constantin.film/tv/weil-wir-champions-sind/).
In der Rolle des Gregor Scherzinger ist Luca Davidhaimann aus dem Kreis Paderborn ebenfalls ein bedeutender Teil der Geschichte rund um die Basketballmannschaft. Die Anfrage auf die Filmrolle wurde über dessen integrativen Fußballverein gestartet. Nach dem spanischen Vorbild „Campeones“ sollte die Geschichte um eine Basketballmannschaft bestehend aus neun Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung im deutschen Setting und mit bekannten deutschen Schauspieler:innen neu verfilmt werden. Das Besondere: alle Charaktere mit Beeinträchtigung werden sowohl in der spanischen als auch in der deutschen Version nicht von erfahrenen Schauspieler:innen gespielt, sondern von Menschen mit unterschiedlichen kognitiven Beeinträchtigungen ohne Schauspielerfahrung. Der Paderborner Luca hatte allgemein gute Chancen auf eine Rolle, da ihn zwei wichtige Merkmale auszeichnen: mit knapp zwei Metern Körpergröße und einem allgemeinen Interesse am Sport, passt er sehr gut in das Setting des Films (https://www.westalen-blatt.de/owl/kreis-paderborn/delbrueck/luca-aus-delbruck-kommt-bei-vox-gross-raus-2576869).
Kurzerhand hat Luca seinen eigentlichen Job im Gartenlandschaftsbau in den Caritas Werkstätten „an den Nagel gehängt“ und der Film wurde innerhalb von drei Monaten inklusive Vorbereitungszeit in Köln; Bonn und Umgebung gedreht. Zunächst standen knapp zwei Vorbereitungswochen auf dem Plan, in denen die neuen Schauspieler:innen mit der Unterstützung von Schauspielcoaches und dem Produzenten- und Regisseur Team wichtige Tipps und Tricks für die Schauspielkunst sowie den Text für die jeweiligen Rollen lernten und mit einer Basketballtrainerin den Umgang mit dem Basketball perfektionierten. Anschließend wurde der Film abgedreht. Während der Dreharbeiten wurde allen Schauspieler:innen, die nicht in der näheren Umgebung von Köln wohnten, eine Betreuung und Versorgung rund um die Uhr in einer Jugendherberge in Köln gewährleistet. Luca erzählt immer wieder stolz von seinen Erlebnissen beim Filmdreh vor und hinter der Kamera. Insbesondere die Zusammenarbeit mit prominenten Schauspielern wie Wotan Wilke Möhring, Katharina Schüttler, Ben Münchow und Ursula Werner haben seine Zeit in Köln unvergesslich gemacht (https://www.westfalen-blatt.de/owl/kreis-paderborn/delbrueck/luca-aus-delbruck-kommt-bei-vox-gross-raus-2576869).
Die gesamten Dreharbeiten mit ihren Höhen und Tiefen, schönen und spaßigen sowie herausfordernden Momenten wurden von einer Dokumentationsproduktion begleitet, wodurch „einzigartige Einblicke hinter die Kulissen der inklusivsten Filmproduktion Deutschlands“ entstanden sind (https://constantin.film/news/echte-champions-nicht-nur-auf-dem-parkett/). Die entstandene Dokumentation „Weil wir Champions sind – Die Heldenreise“ zeigt sehr anschaulich, welche Herausforderungen bei einem Filmdreh mit neun Menschen mit unterschiedlicher kognitiver Beeinträchtigung entstehen, weil alle ganz individuelle Bedürfnisse haben. Nichtsdestotrotz betont Schauspieler Wotan Wilke Möhring; „Das war der harmonischste Dreh, den ich je hatte“ (https://www.stern.de/kultur/wotan-wilke-moehring–so-war-sein-bisher–traenenreichster-abschied–31891202.html) und „[…] es herrschte ein besonders freundlicher Umgang am Set“ (https://barrierefrei-magazin.de/artikel/interview-wotan-wilke-moehring/), weil immer die Bedürfnisse der Schauspieler:innen mit Beeinträchtigung im Vordergrund standen.
„Weil wir Champions sind“ ist das größte inklusive Filmprojekt, das bisher je in Deutschland umgesetzt wurde, weil zuvor Charaktere mit Beeinträchtigung häufig von Schauspieler:innen ohne Beeinträchtigung gespielt wurden und zuvor nie so viele Menschen mit Beeinträchtigung auf einmal bei einem Film mitgewirkt haben. Der Film „Weil wir Champions sind“ zeigt, dass auch Menschen mit Beeinträchtigung Schauspieler:innen sein und in der Welt der Filmindustrie arbeiten können. Schauspieler:innen mit einer Beeinträchtigung strahlen zudem eine ganz andere Authentizität aus, als Beeinträchtigungen, die nur gespielt werden.
Der Film „Weil wir Champions sind“ zeigt, dass Inklusion auch in der Filmbranche möglich ist. Außerdem konnten einige der Schauspiel-Debütant:innen den Film als Sprungbrett in die Filmwelt nutzen: so konnte beispielsweise Simon Rupp, der die Figur Matze Brauns in „Weil wir Champions sind“ spielt, die Rolle des Paule in der Netflix Produktion „Blood and Gold“ ergattern (https://www.crew-united.com/de/Simon-Rupp_625753.html). „Blood and Gold“ thematisiert neben der Jagd nach einem geheimnisvollen jüdischen Schatz unter anderem die Verfolgung von Menschen mit Beeinträchtigungen während und nach dem zweiten Weltkrieg (https://g.co/kgs/ps11ci).
Streaminghinweis:
„Weil wir Champions sind“ sowie die begleitendende Dokumentation „Weil wir Champions sind – Die Heldenreise“ sind momentan exklusiv als Stream auf RTL+ verfügbar.
- Trailer „Weil wir Champions sind“: https://youtu.be/QZ6JbQElVls
- Trailer „Die Heldenreise“: https://youtu.be/VKBrrlbbto0
- Weitere Informationen zum Film: https://www.tvnow.de/filme/weil-wir-champions-sind-19803
- https://constantin.film/tv/weil-wir-champions-sind/
- Trailer „Campeones“ (spanisches Vorbild): https://youtu.be/y4MYpWNAGYk
- Trailer „Blood and Gold“: https://youtu.be/grN3Dx1UoG4