Das Thema Lehrkräftemangel steht schon seit vielen Jahren im Fokus. Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass auch an den Förderschulen in NRW ca. 600 Sonderpädagog:innen fehlen; die Sonderpädagog:innen, die an inklusiven Grundschulen fehlen, kommen noch hinzu. Die, die bereits da sind, bekommen immer mehr Aufgaben und schaffen das Pensum kaum. Die Konsequenz daraus sind Überforderung und Krankheiten.
Mona Broksieker (Von Studierenden für Studierende)
Im letzten Kalenderjahr konnten in Nordrhein-Westfalen nur 2/3 aller ausgeschriebenen Stellen für Sonderpädagog:innen besetzt werden. 80% an den Grundschulen blieben unbesetzt und an den Förderschulen waren noch 600 Stellen offen. Es muss mehr Studienplätze geben und der Beruf sollte attraktiver gestaltet werden, indem zum Beispiel die Klassengröße weiterhin klein bleibt. Die GEW NRW setzt sich dafür ein, dass es mehr Studienplätze im Land gibt und die Lehrkräfte gut ausgebildet werden. Anders ist es fast nicht möglich dem Mangel entgegenzuwirken. Zusätzlich sollten auch Kapazitäten für berufsbegleitende Weiterbildungen und Qualifizierungsmaßnahmen für die Expertise an Förderschulen geschaffen werden (vgl. https://www.gew-nrw.de/meldungen/detail-meldungen/news/wer-reisst-das-ruder-rum-fuer-die-sonderpaedagogik.html).
Die Anforderungen für Sonderpädagog:innen in der pädagogischen Praxis werden jedoch immer höher. Sonderpädagog:innen berichten, dass sie teilweise sieben bis acht sonderpädagogische Gutachten parallel neben dem normalen unterrichtlichen Geschehen schreiben müssen. Diese Aufgabe hat in den letzten Jahren aus politischen Gründen einen immer größeren Umfang bekommen und wegen des Lehrkräftemangels gibt es kaum Unterstützung. Da stellt sich die Frage, wie man die Kinder dann noch angemessen fördern kann. Eine weitere Lehrkraft berichtet, dass er mit zehn Stunden an einer inklusiven Grundschule 21 Kinder unterstützt. Da ist es quasi unmöglich den Kindern und dem Kollegium gerecht zu werden. Umso mehr die Aufgaben für die einzelnen Sonderpädagog:innen werden, umso schlimmer wird der Zustand für die Schulen, denn mit Überarbeitung kommen zusätzlich noch Krankheiten auf, die Sonderpädagog:innen ausfallen lassen. Um dem Ganzen entgegenzuwirken, sollte die Politik schnell handeln und genügend Studienplätze zur Verfügung stellen. Denn nur durch genügend gut ausgebildete Lehrkräfte können wir das Ruder wieder rumreißen und die Lage an den Schulen entspannen, so die GEW NRW (vgl. https://www.gew-nrw.de/meldungen/detail-meldungen/news/wer-reisst-das-ruder-rum-fuer-die-sonderpaedagogik.html).
Baden-Württemberg geht mit gutem Beispiel voran. Das Bundesland will den Studiengang Lehramt für Sonderpädagogik neu ab dem Wintersemester 2023/24 an der Universität Freiburg mit 175 Plätzen anbieten. Sie erhöhen somit ihre bisherigen Studienkapazitäten um 1/3. In den vergangenen Jahren stockte Baden-Württemberg seine Studienplätze bereits auf, jedoch reichten die Bewerbungen nicht aus, das heißt auch der Lehrer:innenberuf muss attraktiver gestaltet werden. Mehr Studienplätze ist ein guter Schritt für eine mittelfristige Lösung. Doch was kann jetzt getan werden? Kurzfristig versucht Baden-Württemberg über Vertretungslehrkräfte und Fachseminare für Lehrkräfte den Mangel auszugleichen (vgl. https://stm.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/pressemitteilung/pid/mehr-studienplaetze-fuer-lehramt-sonderpaedagogik/).
Auch in Nordrhein-Westfalen ist man sich bewusst, dass dem Lehrkräftemangel entgegengewirkt werden muss. Deshalb setzte die Landesregierung mit den Hochschulen eine gemeinsame Studienplatz-Offensive durch. 250 neue Sonderpädagogik Studienplätze sind bereits zum Wintersemester 2020/21 entstanden und weitere 250 sollten in den folgenden Semestern entstehen. Zum Wintersemester 2020/21 standen rund 2000 Studienplätze in Orten wie Paderborn, Bielefeld, Köln, Dortmund, Wuppertal und Siegen zur Verfügung (vgl. https://www.schulministerium.nrw/presse/pressemitteilungen/1000-neue-studienplaetze-landesregierung-setzt-studienplatz-offensive). Hinzu kommen neue Standorte, an denen das Sonderpädagogik Studium möglich ist. Duisburg-Essen ist einer davon, welcher sich in Zukunft auch noch weiter vergrößern möchte und ab dem Wintersemester 2023/24 einen neuen Förderschwerpunkt anbieten wird (vgl. https://www.uni-due.de/studienangebote/studiengang.php?id=203).
Alles in allem sind das gute Nachrichten für alle Schüler:innen und Lehrkräfte, denn die neu geschaffenen Studienplätze können einen Beitrag dazu leisten, dass künftig dauerhaft mehr Lehrkräfte an den Schulen zur Verfügung stehen. Diese können dann die aktuell tätigen Lehrkräfte unterstützen und entlasten und die Schüler:innen haben eine bessere Chance auf individuelle Förderung.