In Deutschland wurden aktuell insgesamt 306.836 Flüchtlinge registriert, die wegen des Krieges in der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind. Da keine Einreisekontrollen stattfinden, wird die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine deutlich höher geschätzt. Aufgrund der Wehrpflicht in der Ukraine für Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren sind es hauptsächlich Kinder, Jugendliche und Frauen, die in Deutschland Schutz suchen. Die Flüchtlinge müssen unterrichtet und auch seelsorgerisch betreut werden. Dabei sollen geflüchtete Lehrer*innen und Kindergärtner*innen in den Schulen und Kitas unterstützen (https://www.welt.de/regionales/hamburg/article237985933/Ukraine-Fluechtlinge-Hamburgs-erste-ukrainische-Lehrerinnen-haben-die-Arbeit-aufgenommen.html).
Bereits seit 2017 gibt es Programme, die geflüchteten Lehrkräften die Möglichkeit geben, in deutschen Schulen als Lehrkräfte zu arbeiten. Wie genau diese Qualifizierungsprogramme ablaufen und wer daran teilnehmen kann, wird in dem Artikel Perspektiven für Lehrkräfte mit Fluchtgeschichte der Bertelsmann-Stiftung und der Informationsseiten der Universität Bielefeld offengelegt (https://www.bertelsmann-stiftung.de/index.php?id=13018#:~:text=%22Lehrkr%C3%A4fte%20Plus%22%20ist%20ein%20einj%C3%A4hriges,auf%20Schule%20in%20Deutschland%20vorzubereiten.) (https://www.uni-bielefeld.de/einrichtungen/bised/transfer-vernetzung/lkplus/uber-das-programm/).
Emely Kostevski (Von Studierenden für Studierende)
Mithilfe des Qualifizierungsprogrammes „Lehrkräfte Plus“ werden schon seit September 2017 jährlich geflüchtete Lehrkräfte umgeschult und in das deutsche Schulsystem integriert. Damit wird dem künftigen Lehrkräftemangel entgegengewirkt und die Schüler*innen können von der heterogenen Lehrer*innenschaft profitieren.
Dieses Programm wird unter anderem an der Universität Bielefeld angeboten und gibt 25 Personen die Möglichkeit, sich innerhalb eines Jahres umschulen zu lassen. Die Teilnahme ist – abgesehen von dem Semesterbeitrag – kostenfrei und findet an der Universität Bielefeld und umliegenden Schulen statt. Seit 2020 wird das Programm von dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) mit Mitteln des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (MKW NRW) gefördert. Das Programm besteht aus einem Deutsch-Intensivkurs mit abschließender Prüfung und einer pädagogisch-interkulturellen Qualifizierung, bei der sich die Teilnehmer*innen mit der Schule, dem Unterricht und der eigenen Bildungsbiografie auseinandersetzen. Zudem erhält jede*r Teilnehmende*r auf den persönlichen Bedarf angepasste fachliche und fachdidaktische Angebote und eine Beratung zu den beruflichen Perspektiven im schulischen Kontext. Im zweiten Halbjahr hospitieren die Teilnehmer*innen an Schulen und werden von Mentor*innen begleitet. Durch ein Alumniprogramm werden sie untereinander vernetzt.
Für das Programm können sich Geflüchtete und Menschen, die über eine Familienzusammenführung durch geflüchtete Angehörige oder aus anderen Gründen aus einem Nicht-EU-Staat nach Deutschland gekommen sind, bewerben. Die Voraussetzung ist, in dem Herkunftsland für den Lehrerberuf qualifiziert zu sein und somit über ein Studium oder Lehramtsabschluss zu verfügen und mindestens ein Jahr als Lehrkraft in dem Heimatland gearbeitet zu haben. Zudem ist Voraussetzung über Kenntnisse der deutschen Sprache auf dem Niveau B1 zu verfügen.
In der jetzigen Situation mit dem Krieg in der Ukraine, bei der innerhalb weniger Wochen viele schulpflichtige Kinder nach Deutschland kommen, muss auf schnellere und flexiblere Alternativen zurückgegriffen werden. Der Großteil der Kinder beherrscht die deutsche Sprache nicht und benötigt ausreichend Unterstützung, um die Erfahrungen der letzten Wochen zu verarbeiten, in Deutschland anzukommen und die neue Sprache zu lernen. Der deutsche Erziehungswissenschaftler und emeritierte Professor für Bildungsforschung und Bildungsplanung an der Universität Duisburg-Essen Klaus Klemm berichtet in seinem Artikel Hamburgs erste ukrainische Lehrerinnen haben die Arbeit aufgenommen (https://www.welt.de/regionales/hamburg/article237985933/Ukraine-Fluechtlinge-Hamburgs-erste-ukrainische-Lehrerinnen-haben-die-Arbeit-aufgenommen.html) davon, dass durch den Krieg in der Ukraine über 2971 schulpflichtige Kinder nach Hamburg geflüchtet sind (Stand 24. März 2022). Diese sollen bis zu einem Jahr in Willkommensklassen unterrichtet werden und anschließend in an den Leistungsstand angepasste Regelklassen wechseln. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Ankommen und der Integration in Deutschland. Die deutsche Sprache soll erlernt werden, wobei auch vier bis fünf Stunden in der Woche Ukrainisch unterrichtet werden soll. In Hamburg wurden bereits 110 Willkommensklassen eingerichtet, für die dringend Lehrkräfte benötigt werden, die sprachlich in der Lage sind, die ukrainischen Flüchtlinge zu unterrichten. Neben geflüchteten Lehrkräften können auch die Eltern ukrainischer Kinder, die bereits länger in Deutschland leben, unterrichten. Seit Ende März wurden an dem Hamburger Louise Weiss Gymnasium die ersten beiden aus der Ukraine geflüchteten Lehrerinnen fest eingestellt. Sie sprechen beide Deutsch und Englisch und sollen zunächst den Unterricht in den Willkommensklassen leiten.
Anhand dieser Beispiele wird gezeigt, wie geflohene Lehrkräfte auch deutschlandweit schnell und unbürokratisch in das deutsche Schulsystem integriert werden könnten und gerade in Krisenzeiten die Bildung aller Schüler*innen unterstützen können.