Vater-Tochter-Beziehungen

Die Beziehung zwischen einem Vater und seiner Tochter kann sehr unterschiedlich ausfallen und unterscheidet sich zur Mutter-Tochter Beziehung (vgl. https://www.psychologie-heute.de/familie/artikel-detailansicht/41102-frauen-und-ihre-vaeter.html). Dies stellen Anne-Ev Ustorf und Susann Sitzler in ihrem Artikel „Frauen und ihre Väter“ in Psychologie heute (2021) anhand diverser Erfahrungsberichte dar, in welchen Frauen von ihren unterschiedlichen Beziehungen zu ihren Vätern berichten. Doch wie kommt es überhaupt dazu, dass sich die Vater-Kind-Beziehung so stark von der Mutter-Kind-Beziehung unterscheidet? Und wie unterscheidet sich das Verhalten von Vätern gegenüber ihrem Sohn/ihrerTochter? Welche Folgen kann ein gutes oder schlechtes Verhältnis zwischen einer Tochter und ihrem Vater haben? Hierzu nun mehr.

Cedrik Büker (Von Studierenden für Studierende)

Das unterschiedliche Verhältnis von der Mutter zum Kind und vom Vater zum Kind lässt sich zum einen mit dem unterschiedlichen Zeitaufwand und der daraus resultierenden Rollenverteilung der beiden Elternteile begründen. Der Vater ist in den meisten Fällen unter der Woche tagsüber arbeiten und somit ist die Mutter die erste Bezugsperson für die Kinder. Sie sorgt, im Idealfall, für eine sichere Entwicklung und bietet den Kindern Geborgenheit (vgl. ebd., S. 14) Der Vater hingegen beschäftigt sich mit den Kindern spielerisch und fordert diese auf eine aktivere Weise, wie zum Beispiel durch Verstecken spielen, hochwerfen oder sich mit den Kindern vergleichen und messen (vgl. ebd., S. 15).

Doch inwiefern beeinflusst das väterliche Verhalten die Entwicklung des Kindes, speziell der Tochter? Dies ist abhängig von der allgemeinen familiären Situation. Ustorf und Sitzler fokussieren sich hierbei auf ein liebevolles Familienverhältnis zwischen Vater, Mutter und Tochter und beschreibt den Einfluss auf die Entwicklung der Tochter so, dass eine positive Beziehung nur dann entstehen kann, wenn nicht nur das Kind ein gutes Verhältnis zur Mutter und zum Vater hat, sondern diese auch untereinander ein liebevolles Verhältnis pflegen. Grund dafür ist, dass die Töchter bewusst und unbewusst die Verhaltensstrukturen ihres Vaters wahrnehmen und schauen, wie dieser mit der Mutter und anderen Frauen umgeht (vgl. ebd., S. 16). Dadurch, dass der Vater die erste männliche Bezugsperson für die Tochter repräsentiert, ist der Einfluss auf das Bild, welches die Tochter von Männern entwickelt, enorm (vgl. ebd.). Allerdings spielt neben der Beziehung des Vaters zur Mutter und zu anderen Frauen auch die Beziehung zur Tochter selbst eine entscheidende Rolle. Ustorf und Sitzler stellen hierfür einen engen Zusammenhang zwischen einer positiven und liebevollen Beziehung zwischen Vater und Tochter und dem entstehenden, zukünftigen Selbstwert der heranreifenden Tochter dar (vgl. ebd.). Sie ziehen hierfür Erfahrungsberichte heran, in welchen Frauen davon berichten, dass sie im Leben große Schwierigkeiten im Umgang mit Männern hatten, da sie immer versucht haben sich ihnen anzupassen und die Bestätigung durch sie zu erhalten, welche ihr Vater ihnen nie gegeben hat (vgl. ebd.).

Im Hinblick auf den schulischen Kontext kann das Vater-Tochter-Verhältnis also ausschlaggebend für das soziale Verhalten der Tochter sein. Grund dafür ist, dass Töchter auf die väterliche Liebe angewiesen sind und diese Gefühle und Werte nicht von der Mutter vermittelt werden können. Durch ein resultierendes negatives Männerbild, welches vor allem durch mangelnde gemeinsame Zeit mit dem Vater entsteht, haben Mädchen mögliche Schwierigkeiten beim Knüpfen sozialer Kontakte in der Schule und projizieren die Schwierigkeiten mit ihrem Vater auch auf weitere männliche Bezugspersonen, z.B. Lehrer oder im Jugendalter auch auf Mitschüler, was zu problematischen Beziehungsdynamiken im schulischen Lernen und Leben führen kann.

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