Normalerweise kennt man Inklusion besonders im Bereich der Regelschulen, welche sich inklusiv erweitern und Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf aufnehmen und integrieren. Doch die Werner-Vogel-Schule, die als Fördereinrichtung für Kinder mit geistiger Behinderung gegründet wurde, geht dieser Norm entgegen und öffnete vor drei Jahren ihre „Türen“ für Regelschüler*innen. Dies ist eine große Ausnahme, da Deutschland weiterhin als sehr inklusionsängstlich gilt und viele Lehrer*innen und Eltern dem Aspekt des gemeinsamen Lernens sehr skeptisch gegenüberstehen. Trotz dessen zeigte sich die Öffnung der Werner-Vogel-Schule als großer Erfolg (https://www.sueddeutsche.de/bildung/schulen-inklusion-mal-andersrum-1.5155557).
Paulina Böddeker (Von Studierenden für Studierende)
Die Werner-Vogel-Schule befindet sich in Leipzig, im Stadtteil Lößnig. Es geht schon ab der ersten Klasse darum, Akzeptanz und Toleranz gegenüber anderen Menschen zu vermitteln. Durch die inklusiven Lerngruppen sollen Kinder miteinander und voneinander lernen und zudem lernen Unterschiede zu akzeptieren. Durch bestimmte Regeln, die durch die Lehrkräfte aufgestellt werden, können diese Ziele nähergebracht und vermittelt werden. Natürlich kommt es zu Situationen, in denen sich Regelschulkinder ungerechter behandelt fühlen (beispielsweise durch eine erleichterte Aufgabe für Kinder mit Down-Syndrom o.ä.), wobei es dann wichtig ist, allen Kindern die Situation zu veranschaulichen und ihnen zu vermitteln, „dass alle akzeptieren sollten, dass nicht alle alles können“.
Die Werner-Vogel-Schule teilt jeder Klasse zwei Lehrkräfte, eine/n pädagogische/n Mitarbeiter/in und eine/n Hortbetreuer/in, (diese sind für das gemeinsame Lernen im neu entstandenen Hort in der Grundschule zuständig) zu. Besonders wichtig ist die Teamarbeit an dieser Schule und natürlich die Arbeit mit differenzierten Lehrplänen. Aufgaben werden an das Lerntempo jeder einzelnen Schülerin und jedes einzelnen Schülers angepasst und es gibt individuelle Lernpläne mit individuellen Zielen. Diese Planung führt zu den Erfolgen innerhalb der Lerngruppen. Die Schüler*innen werden da abgeholt, wo sie stehen und es wird versucht, „alle Kinder mitzunehmen“.
Eltern der Kinder (egal, ob mit oder ohne sonderpädagogischem Förderschwerpunkt) sind durchweg zufrieden mit dem Konzept der Schule und empfinden dieses als sehr vorteilhaft. Kinder können gegenseitig etwas voneinander lernen und sich auf diese Weise weiterentwickeln.
Trotz allem stellen sich einige Fragen, wie es in Zukunft mit diesem Konzept weitergeht. Können andere Schulen dieses Konzept übernehmen? Haben sie genug Kapazitäten für solch eine Schulform? Kann dieses Konzept auch in einer weiterführenden Schule funktionieren?
Ziel ist es, dass sich die Werner-Vogel-Schule weiter öffnet und das Lernen für Kinder mit allen Förderbedarfen ermöglicht. Hoffnungen bestehen außerdem darin, dass sich mehrere Schulen dem Konzept anschließen. Insgesamt zeigt das Beispiel eine gelungene Richtung zur Verbreitung von Inklusion.