Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten und Lernschwierigkeiten in der Schule können das Fetale Alkoholsyndrom haben. Das Fetale Alkoholsyndrom, kurz FASD, ist eine Schädigung des Gehirns, welche durch den regelmäßigen Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft entsteht. Durch diese Schädigung des Gehirns sind die Kinder lebenslang in ihrem Verhalten, körperlich, geistig oder im Lernen beeinträchtigt. Oft haben diese Kinder keine offizielle Diagnose, doch kennt man die Beeinträchtigungen, die das FASD mit sich bringt, kann man den Kindern den Schulalltag erleichtern (https://fasd-fachzentrum.de/wp-content/uploads/Tipps_fuer_Grundschullehrer.pdf).
Celine Göllner (von Studierenden für Studierenden)
FASD kann bei den betroffenen Kindern viele Lernschwierigkeiten auslösen, welche sich durch Beeinträchtigungen in den folgenden Bereichen zeigen:
- in der visuellen und auditiven Verarbeitung
- im Leseverständnis
- im Gedächtnis
- in der Sensibilität gegenüber sensorischen Reizen
- in der Aufmerksamkeit
- im Sozialverhalten
- im Befolgen von mehreren Anweisungen oder Regeln
- im mathematischen Verständnis und im abstrakten Denken
- im Ursache-Wirkungsverständnis
- in der Organisation von Aufgaben und Materialien
Aufgrund dieser Beeinträchtigungen fällt es den Kindern schwer dem Frontalunterricht zu folgen. Kinder mit FASD können Schwierigkeiten haben, soziale Fähigkeiten umzusetzen. Fertigkeiten, wie zuhören, nach Hilfe fragen, abwarten bis sie dran sind und das miteinander teilen, sind für Kinder mit FASD schwer zu bewältigen. Das kann sehr frustrierend sein und Wutausbrüche auslösen. Zudem kann diese Situation motorische Unruhe, einen erhöhten Bewegungsdrang oder eine sensorische Überreizung bedingen. Bei sensorischen Überreizungen besteht die Gefahr eines Zusammenbruchs.
Für Eltern und Lehrkräfte ist es schwer zu erkennen, ob ein Kind an FASD leidet. Die meisten Kinder mit FASD sind nicht, oder falsch, diagnostiziert. Doch eine frühe Diagnose ist wichtig, um den Kindern die bestmöglichen Entwicklungschancen zu bieten. Die Verhaltensbesonderheiten der Kinder stellen hohe Anforderungen an das Umfeld.
Zunächst ist es wichtig eine unterstützende und nicht beurteilende Umgebung zu schaffen. Kinder mit dem Verdacht auf FASD und daraus resultierenden Verhaltens-auffälligkeiten und Lernschwierigkeiten sollten einen psychoedukativen Test machen um die Dysfunktionen des zentralen Nervensystems zu identifizieren. Die gewonnenen Informationen können die Grundlage für eine spezifische, individuelle Förderung sein. Diese kann, Kindern mit FASD, den Alltag und das Schulleben erleichtern, da das Umfeld individuell auf die Verhaltensbesonderheiten eingehen kann. Die Verhaltensauffälligkeiten, die durch das FASD verursacht werden, erfordern eine besondere Beziehung, die auf Stabilität, Verlässlichkeit und Kontinuität aufbaut. Damit wird den Kindern Sicherheit vermittelt und es hilft ihnen bei der Selbstregulation. Die Bezugspersonen (Eltern/ Lehrer/ Erzieher) können dabei helfen, die Defizite der Kinder auszugleichen. Die intensive Beziehung hilft dabei, nicht Verstandenes zu übersetzen, Abläufe und Termine zu koordinieren und zu vermitteln. Die intensive, enge und verlässliche Begleitung sind daher Indikatoren für ein protektives und entwicklungsförderndes Umfeld. (https://fasd-fz-koeln.de/fasd-wissen/paedagogik/anforderungen-an-das-umfeld)
Lehrkräfte und betreuende Personen sollten erweitertes Wissen über FASD aufweisen, um die Möglichkeiten und Grenzen des betreffenden Kindes besser einschätzen und interpretieren zu können. Das Ziel dabei sollte sein, dauerhafte Überforderungs-situationen zu vermeiden, sowie sich auf die Besonderheiten der Kinder mit FASD einzustellen, um Entwicklungsstörungen vorzubeugen.
FASD wird von Behörden und Institutionen häufig nicht als Behinderung anerkannt, das wäre jedoch wichtig um entsprechende Hilfeplanungen einzuleiten. Deshalb ist die Aufklärung über FASD und seine Alltagsbeeinträchtigungen das Schlüsselelement und bildet die Grundlage für gezielte Fördermaßnahmen und Interventionen. Pädagogische und soziale Einrichtungen sollten sich daher umfassen über FASD und seine Ausprägungen informieren, um den Betroffenen und deren Familien die bestmögliche Hilfe und Unterstützung bieten zu können.