Die App zur Lippensynchronisation von Musikvideos versuchte aktiv Mobbing zu bekämpfen. Und wie bekämpft man Mobbing im Internet? Richtig, man lässt Inhalte, die eine Angriffsfläche liefern einfach verschwinden. Oder nicht? Um herauszufinden, wie die App diese kontroverse Idee durchführte und wie darauf mit Empören reagiert wurde, lest einfach weiter.
Vanessa Schürmann (Von Studierenden für Studierende)
Die mittlerweile sehr bekannte App wurde im September 2016 von Zhang Yiming entwickelt. Im November 2019 erreichte TikTok eine Milliarde monatlich aktive Nutzer, was TikTok zu einem der am schnellsten wachsenden sozialen Netzwerke mit einer enormen Reichweite, auch in Deutschland, macht. Laut einer Recherche von Netzpolitik.org, die auf einer internen Quelle innerhalb des Unternehmens basiert, sollen sogenannte Moderator/innen innerhalb des Unternehmens die Anweisung gehabt haben Inhalte von Menschen, die ein potentielles Opfer für Cyber Mobbing darstellen, zu begrenzen. Auf Grundlage von hochgeladenen Videoclips der Nutzer/innen (von ca. 30 Sekunden) sollten nun die Moderator/innen über den möglich sensiblen mentalen und psychischen Zustand der Nutzer/innen Rückschlüsse ziehen. Angriffsfläche boten laut TikTok neben Alkoholkonsum, Nacktheit oder Übergewicht auch mögliche Behinderungen der Nutzer/innen und LGBT-Themen (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender). Wurde so ein Inhalt gesichtet, so wurde dieser von den Moderator/innen gekennzeichnet. Richtlinien für die Moderator/innen waren beispielsweise „entstelltes Gesicht“, „Autismus“ und „Downsyndrom“. Die Moderator/innen entschieden nun selbst, ob jemand diese Merkmale aufweist und markierten das Video entsprechend. Ab einer bestimmten Anzahl an Klicks landeten diese Videos in der Kategorie „not recommend“. Diese Kategorisierung sorgte dann dafür, dass ein Video nicht mehr im For-You-Feed angezeigt wurde. Beim Starten der App werden den Nutzer/innen in diesem For-You-Feed Beiträge vorgeschlagen und abgespielt. Im Prinzip wurden solche, laut TikTok, kritischen Inhalte also nicht gelöscht, sondern in der Tat einfach nicht verbreitet.
Mittlerweile bekannte sich das Unternehmen zum falschen und laut ihnen nur übergangsweise gewählten Umgang mit dem Thema Mobbing in sozialen Netzwerken. Die angeführten Richtlinien sollen nur bis September 2019 gültig gewesen sein. Dennoch lieferte TikTok mit diesem Umgang eine brisante Diskussion über die Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen im Internet und den Medien. Sollte man nicht daran arbeiten Taten, die darauf abzielen Vielfalt als eine Gefahr wahrzunehmen, zu beschränken und nicht die Anzahl an möglichen Opfern, auf Grundlage von nicht normentsprechenden Aussehen oder Umgang, reduzieren?
Der ausführlichen Artikel zu diesem Thema befindet sich auf:
https://netzpolitik.org/2019/tiktoks-obergrenze-fuer-behinderungen/ Stand: 02.12.2019, 12:01 Uhr – von Chris Köver und Markus Reute