Die Relikte der Stadtgeschichte, die wir in Paderborns kulturgeschichtlichen Museen bewundern können, haben eines gemeinsam: Die Graburnen, Schildbuckel, Mauerfragmente, Uniformen und Fahrräder sind stets von beweglicher Natur und überschaubarer Größe, was ihre Bewahrung im Rahmen musealer Sammlungen erleichtert hat.
Viele der Geschäfte, Wohn- und Sakralbauten, die noch zu Beginn des 20. Jh. die Paderborner Straßen säumten, sind hingegen längst aus dem Stadtbild verschwunden. Manche fielen den alliierten Bombenangriffen zum Opfer. Andere wurden in der Nachkriegszeit abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Einen Eindruck von ihrem Aussehen vermitteln meist nur noch historische Photographien, wie sie der Paderborner Kunsthistoriker Ullrich Vogt für mehrere stadtgeschichtliche Bücher zusammengestellt und wissenschaftlich kommentiert hat.

Als Stadtschreiber war es mir ein besonderes Vergnügen, seinem heutigen Vortrag „Foto-Quiz: 100 Jahre Paderborn“ beiwohnen zu dürfen, gehalten in der städtischen Bonifatius-Buchhandlung im Rahmen der diesjährigen Paderborner Literaturtage.
Der Referent beginnt seine Ausführungen mit einem kurzen Überblick über die Entwicklung der Farbphotographie: Aus Experimenten des 19. Jh. gingen erst in den 1930er Jahren die allgemein erhältlichen Photoapparate hervor, denen wir die ältesten farbigen Aufnahmen der Stadt verdanken. Deren Anfertigung war noch eine teure Angelegenheit. In die Entwicklung eines einzigen Photos hätte ein durchschnittlich bezahlter Facharbeiter drei seiner hart verdienten Stundenlöhne investieren müssen!

Dann präsentiert der von seinem Thema sichtlich begeisterte Vogt eine breite Auswahl der historischen Aufnahmen, die er aus Privatbesitz und Stadtarchiv zusammengetragen hat. Stets stellt er seinem Publikum die Frage: Wer erkennt das Haus oder den Straßenzug? In welchem Teil Paderborns befinden wir uns hier? Sein etwa 30-köpfiges Publikum besteht vor allem aus Angehörigen der lebenserfahrenen Generationen, denen es nicht schwerfällt, das Dargestellte anhand eigener Erinnerungen zu benennen. Auf die Identifizierung folgt manche Geschichte aus dem kollektiven Gedächtnis der Anwesenden. So habe ich beispielsweise von der Existenz jenes berüchtigten Benimmlehrers erfahren, dessen Namen bis heute mit dem gebrüllten Satz „Welches …loch hat die Tür aufgelassen!“ verbunden wird.
Alten Aufnahmen stellt Vogt solche aus der Gegenwart vergleichend gegenüber. Auch als Außenstehender erkennt man schnell: Von der Position des Doms abgesehen hat sich Paderborn im letzten Jahrhundert dramatisch verändert. Als jemand, dessen persönliche Erinnerungen an die Stadt nicht weiter als in das Jahr 2015 zurückreichen, konnte ich zur Identifizierung ihrer ehemaligen Gebäude nicht viel beitragen. Sollte es allerdings in einigen Jahrzehnten einen vergleichbaren Vortrag zur Entwicklung meiner bayerischen Herkunftsstadt Pfaffenhofen geben, werde ich zu denen mit dem „Insider-Wissen“ gehören.
Herzliche Grüße und bis bald!
Paul Duschner







gewesen“, versichert er mir in engagierten Ton. „Als Jugendlicher habe ich ein Buch darüber gelesen.“ Ich möchte mehr erfahren. Ich frage ihn: „Sind Sie gekommen um die Ausstellung zu sehen oder sind Sie zufällig hier?“ Er sei zufällig hier, lautet die Antwort. In wenigen Augenblicken hat er sich bereits abgewandt und in Richtung Bibliotheksausgang entfernt, noch ehe ich ihn in ein Gespräch verwickeln kann.
Man begegnet ihr, wenn man in der Paderborner Innenstadt den Kamp entlang in Richtung Marktkirche spaziert: die Statue einer Dame auf einem quadratischen Sockel, mit einer für die kalte Jahreszeit ganz ungenügenden Bekleidung. Dass sie nicht der Erregung öffentlichen Ärgernisses bezichtigt wird, verdankt sie vor allem ihrer Berühmtheit. Man kennt ihre Erscheinung aus dem Geschichtsbuch und aus Reiseführern. Vergleichbare Standbilder zieren die Eingangsräume von Künstlerateliers und mediterranen Restaurants. Längst haben sie die Fähigkeit verloren selbst den konservativsten Zeitgenossen zu empören.
