Zu Besuch beim Tag der offenen Tür!

Kulturerben werben um Nachwuchs.

Gestern hatte die Universität ihren Tag der offenen Tür. Wie jedes Jahr bot dieser den verschiedenen Fachrichtungen, Hochschulgruppen und Initiativen die Möglichkeit, sich potentiellen Interessenten im Rahmen eines bunten Programms vorzustellen. Es gab Vorträge, musikalische Darbietungen, chemische Experimente und Infostände. Auch mein ehemaliger Master- und jetziger Promotionsstudiengang „Kulturerbe“ war würdig vertreten.

Simulierte Heimkehr mit der 0,8 Promille-Brille, die sich mehr wie eine 1,8 Promille-Brille anfühlte.

Die Polizei war ebenfalls gekommen, um für ein wichtiges Anliegen zu werben: Nüchternheit im Straßenverkehr! Um dieser Botschaft Nachdruck zu verleihen, gab es die Möglichkeit, die Auswirkungen von Alkohol auf das eigene Gang- und Reaktionsvermögen zu testen, mit Hilfe einer speziellen Brille, die dem Träger den Blick eines 0,8 Promille-Trinkers verleiht. Dieser Herausforderung habe ich mich natürlich gestellt, mit ebenso durchwachsenem Erfolg wie die übrigen Teilnehmer. Wer die Brille trägt, dem scheint sich der Boden unter den Füßen steil nach unten zu biegen, der Raum wirkt verzerrt und die Farben leuchten heller. Da fällt das Umfallen leichter als das Aufschließen einer Tür!

Laut dem Online-Promillerechner bei „www.kenn-dein-limit.de“ müsste ich als 80kg schwerer, 1,78m hoher Mann nur 0,6 Liter Wein in einer Stunde konsumieren, um einen ähnlich unangenehmen Effekt zu erzielen. Ich habe nicht vor, es auszuprobieren und schon gar nicht im Vorfeld einer Autofahrt. Allerdings hab ich mich doch gefragt, ob die polizeiliche Promille-Brille die Auswirkungen von 0,6 Liter Wein auf einen Erwachsenen nicht aus didaktischen Gründen ein wenig übertreibt … Doch ist die zugrunde liegende Botschaft in jedem Fall richtig und so möchte ich die Art der Vermittlung nicht kritisieren.

Gemeinsames Musizieren.

Last but not least nenne ich meine materielle Ausbeute vom Rundgang um die Stände: eine asta-Stofftasche, einen „Studierendenzeitung“- Kugelschreiber, zwei „Lehramtsnavi“-Kugelschreiber, einen „Lehramtsnavi“-Bleistift, drei „Universität“-Paderborn Bleistifte, einen „Studierendenzeitung“-Notizblock und einen Anstecker, auf dem steht, dass ich die Universität Paderborn liebe. Vor allem Kugelschreiber kann man nie zu viele haben…

Herzliche Grüße und bis bald!

Paul Duschner

Eindrücke aus der Ausstellung „Kosmos Böckstiegel“

Peter August Böckstiegel

Freunde des Expressionismus aufgepasst! Seit letztem Freitag können bei Schloss Neuhaus die Werke des bekannten westfälischen Künstlers Peter August Böckstiegel (1889-1951) bewundert werden. Im ersten Teil der Ausstellung, untergebracht in der städtischen Galerie in der Reithalle, sind die von ihm gefertigten Bilder und Grafiken zu sehen. Sie stammen aus diversen öffentlichen und privaten Sammlungen. Im zweiten Teil werden die von Böckstiegel selbst zusammengetragenen Bilder und Skulpturen gezeigt. Unter ihren Machern finden sich prominente Namen wie Edvard Munch (Stichwort: „Der Schrei“) und Emil Nolde.

„Kartoffelernte“

Peter August Böckstiegel wurde in der Region Bielefeld geboren. Dort absolvierte er eine Maler- und Glaserlehre und besuchte die Handwerker- und Kunstgewerbeschule, ehe er mit Hilfe eines Stipendiums an der Königlich Sächsischen Akademie der Bildenden Künste in Dresden studiere. Nach dem 1. Weltkrieg war er Mitglied der Künstlervereinigung „Dresdner Sezession. Gruppe 19“ und wurde 1921 mit dem Großen Sächsischen Staatspreis ausgezeichnet. Einige seiner Werke fielen der Nazi-Diktatur als „Entartete Kunst“ zum Opfer. Andere wurden bei der Bombardierung Dresdens im Jahre 1945 zerstört. Nach dem Krieg kehrte Böckstiegel in die Stadt zurück, wo ihm ein Ehrenatelier an der dortigen Akademie zuteilwurde.

Gemeinsam illustrieren die in der Reithalle gehängten Werke den künstlerischen Werdegang Böckstiegels, von seinen impressionistischen Anfängen hin zum Expressionismus, als dessen wichtigster westfälischer Vertreter er heute gilt.

„Westfälisches Gehöft“

Viele seiner Werke zeigen Szenen des bäuerlichen Lebens: Wir sehen Menschen bei der schweißtreibenden Arbeit auf den Feldern. Weder auf romantisierende noch auf Mitleid erheischende Weise lässt uns der Maler ihre Anstrengung spüren. Böckstiegel kannte sie selbst zu Genüge. Er stammte aus kleinbäuerlichen Verhältnissen und suchte auch in späteren Jahren die Nähe zur Landbevölkerung. Daneben finden sich zahlreiche Porträts. Einige zeigen Familienangehörige und tragen Namen wie „Mein Vater 72 Jahre“ und „Meine Mutter und Tante König“. Dazu kommen unbelebte Landschaftsbilder, Stillleben mit Obst oder Blumen, Tierdarstellungen sowie der eine oder andere Männer- und Frauenakt.

Die Ausstellung „Kosmos Böckstiegel“ bietet eine einmalige Gelegenheit, wichtige Werke dieses Künstlers an einem Orte versammelt zu sehen: sowohl jene, die er selbst angefertigt hat, als auch solche, die ihm von Freunden und Kollegen geschenkt als Quelle der Inspiration dienen konnten. Ich werde sie mit Sicherheit noch mehr als einmal besuchen.

Herzliche Grüße und bis bald!

Ihr Paul Duschner

Zur Ausstellung „BILDWELTEN – WELTBILDER“ im neuen Stadtmuseum

Von den Innenräumen heutiger Kirchen sind wir weiße Wände und blanken Stein gewohnt. Ganz anders im Mittelalter: Hier wurden den Kirchengängern zentrale Glaubensbotschaften mit prächtigen Wandmalereien eindrücklich vor Augen geführt. Wichtig war dies zum einen, weil die Mehrheit der Menschen nicht lesen konnte und auch die in lateinischer Sprache gehaltenen Messen nicht verstand. Zum anderen wusste man bereits um die Macht der Bilder. So erklärte ein Franziskanertheologe im 13. Jh. treffend, „dass dasjenige, was gesehen wird, nicht so schnell in Vergessenheit gerät und besser in Erinnerung haftet, als jenes, von dem man nur gehört hat“. Diesem spannenden Thema widmet sich die aktuell im neuen Stadtmuseum gezeigte Wanderausstellung „BILDWELTEN – WELTBILDER. Romanische Wandmalerei Westfalens in neuem Licht.“ In zahlreichen Kirchen der Region haben sich die Bildprogramme des 12. und 13. Jh. nämlich zumindest in Teilen erhalten und waren jüngst Thema eines umfangreichen LWL-Forschungsprojekts.

Gezeigt wird die Ausstellung an einem Ort mit passender Aura: im Kreuzgang des ehemaligen Abdinghofklosters. Behandelt werden Kontext, Funktion, Herstellungstechnik, Inschriften, Stil und Motive sowie die jüngere Geschichte der in dreizehn westfälischen Kirchen erhaltenen Malereien. Zu ihnen gehören neben Fragmenten auch ganze Bildprogramme wie die Ausmalung der Chorapsis der Katholischen Kirche St. Cyriakus in Berghausen.

Gemäß der christlichen Lehre stellt unsere irdische Existenz lediglich eine Bewährungsprobe zur Erlangung des ewigen Lebens da. Entsprechend prominent sind Darstellungen vom Jüngsten Gericht. Ihren Verdiensten entsprechend werden die von den Posaunen der Engel geweckten Menschen entweder vom Erzengel Gabriel in den Himmel geführt, oder vom Teufel in den Höllenschlund geworfen. Dass so manch Verdammter seine Lektion immer noch nicht gelernt hat, zeigt eine Darstellung aus der Evangelischen Kirche St. Johann Baptist in Brechten: So packt eine Sünderin den Teufel frech an der Nase.

Womit sie sich ihren Platz in der Hölle verdient haben könnte, zeigt eine Malerei in der Evangelischen Kirche St. Urbanus in Weslarn. Hier sehen wir eine Dame, die einen deutlich jüngeren, langhaarigen Knaben in unkeuscher Umarmung an sich gedrückt hält. Flankiert wird das Paar von zwei Monstern, die verdeutlichen, wie sehr dieses Handeln im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel stinkt! Oder vielleicht gehörte die Sünderin auch nur zu den Frauen, die glaubten, den Gottesdienst mit ihrem Geschwätz stören zu können. In der Katholischen Kirche St. Maria in Neuenbeken ist zu sehen, wie sich der Teufel den Vorfall eifrig in seinem Sündenregister notiert.

Natürlich finden sich auch vorbildliche Frauen, wie die heilige Katharina von Alexandrien. Der Legende nach trotzte sie dem heidnischen Kaiser Maxentius und konnte neben 50 seiner besten Gelehrten und Philosophen auch seine Ehefrau Faustina zum Christentum bekehren. In der Evangelischen Kirche zu Lippstadt sehen wir bis heute die heilige Katharina, wie sie unter den Augen des Kaisers unerschrocken ihre Argumente für die christliche Religion vorträgt.

Leider können in der Ausstellung (selbstverständlich) keine Originale gezeigt werden. Sie bleiben uns und künftigen Generationen fest an den Wänden ihrer Kirchen erhalten. Doch stellt die Ausstellung einen mächtigen Anreiz da, sie dort einmal besuchen zu gehen sowie generell beim Betreten einer Kirche nach derartigen Bildwerken Ausschau zu halten. Das Rüstzeug zu deren Verständnis hat sich der Besucher der Ausstellung „BILDWELTEN – WELTBILDER“ bereits angeeignet und kann es mit Hilfe des äußerst preiswerten Begleitbands (5 Euro) jederzeit auffrischen.

Herzliche Grüße und bis bald!

Ihr Paul Duschner

Als Tourist in der bayerischen Hauptstadt

Dass Spaziergänger im Paderquellgebiet an diesem Wochenende nicht bestürmt wurden, an einer „kleinen Umfrage“ teilzunehmen, hatte seinen Grund: der Stadtschreiber war außer Landes! Ich bin für einige Tage in die bayerische Heimat zurückgekehrt und war getarnt als Tourist in Münchens Kirchen, Museen und Biergärten unterwegs. Trotz der Gewissheit, mir den Neid meiner verehrten Leserinnen und Leser zuzuziehen, möchte ich natürlich einige bildliche Eindrücke auf diesem Blog teilen.

In Münchens berühmtestem Wahrzeichen / Postkartenmotiv: die Frauenkirche.
Im wohl beeindruckendsten Raum Süddeutschlands, dem Antikensaal der Münchner Residenz.
Auf der Isarbrücke vor dem bayerischen Landtag.
In der Münchner Glyptothek beim berühmten schlafenden Faun.
Weißwurst-Frühstück am Marienplatz.

Seit gestern bin ich wieder in Paderborn, womit auch die Schonfrist für Spaziergänger beendet ist. Wer in den kommenden Tagen entspannt durch die Stadt schlendert, muss wieder damit rechnen, „angesprochen“ zu werden.

Herzliche Grüße und bis bald!

Ihr Paul Duschner

Auf Exkursion mit den Gästen aus China

Auf Einladung von Frau Professor Eva-Maria Seng vom hiesigen Lehrstuhl für materielles und immaterielles Kulturerbe ist der renommierte chinesische Kunsthistoriker Professor Chen Chiyu von der Academy of Arts & Design an der Tsinghua Universität in Beijing nach Paderborn gekommen. Der Kontakt war letztes Jahr entstanden: Frau Professor Seng hatte in China über die Ursprünge des Museums in Europa gesprochen. Im Gegenzug hält Professor Chen jetzt in Paderborn Vorträge über die Entwicklung der chinesischen Malerei im 20. Jh., wie zuletzt vor einem chinesisch-deutschen Publikum im Volksbank-Forum.

In den letzten Tagen konnte ich an einer Exkursion mit Herrn Prof. Chen ins Ruhrgebiet teilnehmen. Auf dem Programm standen der Besuch des Ruhrmuseums, der Siedlung Margarethenhöhe und des Folkwang-Museums in Essen sowie der Goldenen Madonna im dortigen Dom. Den kulinarischen Höhepunkt bildete ein traditionell chinesisches Hot-Pot-Essen.

Die Führung durch das Ruhrmuseum in der ehemaligen Zeche Zollverein (heute UNESCO-Weltkulturerbe) wurde von dessen Gründungsdirektor Herrn Prof. Ulrich Borsdorf persönlich gegeben, der den chinesischen Gästen erklärte, wie aus einer Kohlewaschanlage ein kultur- und industriegeschichtliches Museum werden konnte. Herr Prof. Chen ergänzte, dass man auch in China ehemalige Industrieanlagen zu solchen Zwecken nutzt. Das Folkwang-Museum war auch deshalb für Herrn Prof. Chen besonders interessant, weil dort viele impressionistische Gemälde hängen, die einen großen Einfluss auf die chinesische Malerei im 20. Jh. hatten, ihm jedoch bisher nur aus Reproduktionen bekannt waren.

Frau Prof. Seng (rechts) erläutert die Geschichte des Folkwang-Museums. Links neben ihr Prof. Chen. Zweiter von links: der chinesische Promotionsstudent Lywei Haoyu, der als Übersetzer fungierte.

 

Zu Besuch bei der Goldenen Madonna im Essener Dom.

Jetzt befinde ich mich im Zug Richtung München, für einen kleinen Heimaturlaub. Ab 11.6. werde ich wieder in Paderborn sein und freue mich schon auf die dann anstehende systematische Auswertung aller Stadtschreiber-Umfragen.

Herzliche Grüße und bis dann!

Ihr Paul Duschner