18. Mai, 19:30, letzte Aufführung von „König Ubu“ (Studiobühne)

An meinem Gymnasium hatten wir einen besonders idealistischen Deutschlehrer: Fest entschlossen seine Begeisterung für das Bühnenschauspiel an die jüngere Generation weiterzugeben, organisierte er im Zweiwochentakt freiwillige Theater- und Opernfahrten. Ich habe dieses Angebot seinerzeit umfangreich wahrgenommen. Allerdings nahmen meine Theaterbesuche in der Folgezeit dramatisch ab. Diesen Mittwoch war es nach langer Zeit wieder so weit. Ich habe eine Aufführung von „Vater Ubu“ auf der Studiobühne der Universität besucht und kann meine Leser nur zur Nachahmung auffordern. Allerdings findet die letzte Vorstellung bereits morgen, am Freitag um 19:30 Uhr, statt.

Das von Alfred Jarry (1873-1907) verfasste Stück erinnert zum einen an Shakespeares Macbeth: Der Protagonist ist ein Adeliger, der angetrieben von seiner ambitionierten Ehefrau den eigenen König ermordet, den Thron besteigt und durch eine ausländische Militärintervention wieder gestürzt wird. Doch während Macbeth trotz all seiner Frevel eine heroisch-tragische Figur abgibt, ist der Usurpator Vatur Ubu ein feiger Trottel, der vor allem an sich selbst scheitert. Seine Geschichte ist als eine Komödie mit surreal anmutenden Elementen gedacht. Ihre Stimmung hat mehr mit Lewis Carrolls Alice im Wunderland gemein als mit einer Tragödie à la Shakespeare.

Wer sich für den Freitagabend noch keine Verpflichtungen auferlegt hat, sollte die letzte Chance nutzen, „König Ubu“ auf der universitären Studiobühne zu sehen.

Herzliche Grüße,

Paul Duschner

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