Bye, bye Pafnet.de!

Am 18. Mai ist es soweit: Pafnet.de wird abgeschaltet! Meinen Paderborner Lesern wird diese Webseite kein Begriff sein. Ich selbst hatte sie längst vergessen. Erst der Online-Artikel über ihr bevorstehendes „Aus“ hat sie mir zurück ins Gedächtnis gerufen. Doch während meiner Schulzeit, nun immerhin ein gutes Jahrzehnt her, war Pafnet für meinen bayerischen Heimatlandkreis Pfaffenhofen dasselbe, was Facebook in der Folgezeit für die Welt wurde: ein soziales Netzwerk auf dem jeder, der jemand sein wollte, mit einem Account vertreten war.

Zur Darstellung des werten Selbst dienten ein virtueller Steckbrief und ein Photoalbum. Feedback konnte man dem eigenen Gästebuch entnehmen. Ferner gab es die Möglichkeit zur Kommunikation via „PM“ (Private Message). Auf der Hauptseite wurden lokale Nachrichten verbreitet, in diversen Online-Foren wurden Veranstaltungen angekündigt und eifrig über Politik und die Welt gestritten. Insgesamt wird mir die Seite als sehr vielseitiges, professionell gestaltetes soziales Netzwerk in Erinnerung bleiben. Dass mir Facebook bis heute wirr und unübersichtlich vorkommt, mag auch daran liegen, dass meine frühe digitale Sozialisation maßgeblich von Pafnet geprägt war.

Persönlich habe ich aufgehört Pafnet zu nutzen, als sich im Zuge meines Münchner Geschichtsstudiums zwar nicht der Wohnsitz aber der gefühlte Lebensmittelpunkt in die Hauptstadt verschob. Dortige Bekannte und Studienfreunde pflegten ihre virtuelle Präsenz nämlich vor allem auf Studi VZ und später auf Facebook.

So sind es vor allem Erinnerungen aus der eigenen Schulzeit, die ich heute mit Pafnet verbinden kann. Nicht alle sind geeignet, den Autor dieser Zeilen und seine ehemaligen Klassenkameraden im besten Lichte erscheinen zu lassen. Zu nennen wäre beispielsweise ein besonders beliebter Zeitvertreib beim schulischen Informatikunterricht. Da dieser anhand internetfähiger Geräte im „Computerraum“ erfolgte, war es stets naheliegend, sich der Fremdbeschäftigung hinzugeben. Pafnet.de war hierbei eine beliebte Alternative zum Unterricht und falls ein vorangegangener Nutzer es vergessen hatte, sich aus seinem Account auszuloggen, konnte der vermeintliche „Spaß“ so richtig beginnen … O tempora, o mores!

Auch die lokale Politik hat Pafnet für sich entdeckt. Dass im Jahre 2008 mitten im schwarzen Bayern ein Sozialdemokrat zum Bürgermeister gewählt wurde, mag auch daran gelegen haben, dass dieser das Potential zur Mobilisierung jüngerer Wähler frühzeitig erkannt und genutzt hat.

Am 18. Mai sollen nun alle Accounts und alle in ihnen enthaltenen persönlichen Informationen gelöscht werden. Das ist aus gesetzlichen Gründen zwar nachvollziehbar, aber auch ein wenig schade. Schließlich hätte die Seite im konservierten Zustand künftigen Generationen wichtige Einblicke in Themenbereiche wie dem der „virtuellen Selbstdarstellung im frühen 21. Jh.“ geboten … Diese Idee stammt übrigens nicht von mir. Eine amerikanische Satiresendung hat sie bereits vor Jahren treffend parodiert!

Herzliche Grüße und bis bald!

Ihr Paul Duschner

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