Ein Gang durchs Kaiserpfalzmuseum (Teil 1)

Zwar ist die frühste Geschichte Paderborns, oder besser gesagt des Gebiets auf dem Paderborn heute steht, auch im neuen Stadtmuseum vertreten. Von ihr zeugen die ausgestellten archäologischen Sammlungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde mit ihren Urnen und Töpfen aus Bronze und Ton. Speziell den Anfängen der Stadt ist jedoch ein anderes stadtgeschichtliches Museum gewidmet: das Museum in der Kaiserpfalz, gelegen zwischen Dom und Paderquellgebiet.

Für mich ist das Museum auch ein Ort persönlicher Erinnerung. Ich assoziiere es eng mit meiner ersten Ankunft in Paderborn vor zwei Jahren, zu Beginn meines „Kulturerbe“-Studiums an der hiesigen Universität. Stadt, Bewohner und künftige Kommilitoninnen waren mir noch gänzlich unbekannt. Lediglich mit der Person Karls des Großen war ich bereits gut vertraut. So habe ich die Erkundung meiner neuen Wahlheimat mit „seinem“ Museum begonnen.

Von allen Paderborner Museen halte ich es für das stimmungsvollste. Das mag zum einen an seiner Unterbringung an einem besonders geschichtsträchtigen Ort liegen: in dem rekonstruierten Pfalzgebäude Kaiser Heinrichs II. aus dem 11. Jh., unmittelbar neben den Überresten der noch älteren Pfalz Karls des Großen.

Der Beginn der Dauerausstellung ist der Geschichte der archäologischen Grabungen gewidmet, der wir unser Wissen über die Kaiserpfalzen verdanken. Dazu gibt es einen Lehrfilm und eine große Wandkarte, die die Stätte aus der Vogelperspektive zeigt.

Schon zu Zeiten Karls des Großen: Ohne Moos nichts los!

Erster Schwerpunkt ist dann das Thema „Reisekönigtum“. Hier erfährt der Besucher, dass es sich weder bei der Pfalz Karls, noch bei der Pfalz Heinrichs II., um einen ständigen Herrschersitz handelte. Vielmehr haben wir es mit einem periodisch genutzten Stützpunkt zu tun, in dem der Kaiser immer dann einkehren konnte, wenn er sich mit seinem Hof in der Gegend befand. Ständige Rundreisen, die ihn in die verschiedenen Teile seines Reichs führten, waren für den mittelalterlichen Herrscher nämlich eine anstrengende Notwendigkeit. Nur bei regelmäßigem, persönlichem Erscheinen konnte er sich der fortdauernden Loyalität seiner Untertanen sicher sein, die ihrerseits die Möglichkeit bekamen, Anliegen und Streitigkeiten vor den Thron zu bringen. Ferner wäre ohnehin keine Stadt auf Dauer in der Lage gewesen, den Herrscher samt Hof zu verköstigen. Auch das nötigte die hohen Herren zum regelmäßigen Ortswechsel. Dass wir sie dennoch nicht bemitleiden müssen, zeigt der weitere Verlauf der Ausstellung.

Von wegen kahle Wände: Überreste einer anspruchsvollen Bemalung.

Einen Eindruck vom Leben der „Reichen und Schönen“ um Karl den Großen vermitteln die im nächsten Raum ausgestellten archäologischen Funde. Wer bis dahin geglaubt hatte, diese hätten zwischen tristen Mauern aus blankem Stein hausen müssen, wird schnell eines Besseren belehrt: Baufragmente belegen eine aufwendige Bemalung mit Mustern und Schriftzügen in warmen Farben. Auch bunte Glasfenster hat es gegeben, wenn auch nur in Scherben erhalten. Wer ein vollständiges Exemplar sehen möchte, kann dieses jedoch in England finden, zufälligerweise in eben jenem Museum, in dem ich vor fünf Jahren mein erstes museumspädagogisches Praktikum absolviert habe: das Museum beim Kloster des bekannten Mönchs Beda Venerabilis. In der Kaiserpfalz ist dieses nur in Form eines Photos vertreten.

Der Rest vom Fest: Kochtöpfe und Tierknochen aus der Zeit Karls des Großen.

Von reich bedeckten Speisetafeln zeugen originale Überreste und moderne Museumskopien kostbarer Trinkgefäße aus Glas und Ton, die sich Karls Mannen auch aus entfernten Regionen zukommen ließen. Auf ihr Bemühen, sich selbst und ihren Ehefrauen ein standesgemäßes Erscheinungsbild zu verpassen, lassen vereinzelt erhaltene goldene Schmuckstücke schließen.

Ergänzt wird die Präsentation der archäologischen Funde durch eine virtuelle Animation und kleine Modelle des Pfalzkomplexes, von dem bekanntlich nur noch einige Mauerreste im Original zu sehen sind. So bekommt der Besucher einen spannenden Einblick in das Leben am Hofe Karl des Großen, dem einzigen Paderborner Hausbesitzer, dessen Bekanntheit die von Heinz Nixdorf übertrifft.

Wie es derweil den „kleinen Leuten“ jenseits der Pfalzmauern erging, erfährt der Besucher im nächsten Teil. So viel vorweg: Auch sie lebten keinesfalls so schlecht, wie es der Begriff vom „finsteren Mittelalter“ implizieren möchte.

Herzliche Grüße und bis bald,

Paul Duschner

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