Wo Poesie und Pils aufeinander treffen

Während des ersten Jahres der Corona-Pandemie wurden in den Nachrichten oft Bilder von ausgestorbenen Großstädten gezeigt; vom leeren Petersplatz in Rom, auf dem sich sonst die Touristen drängeln, oder vom Champ de Mars in Paris, wo bei gutem Wetter überall gepicknickt wird. Wie leergefegt waren auch die kulturellen Rückzugsorte, die Museen, Theater und Sehenswürdigkeiten. Face-to-Face wurde durch Digitalisierung ersetzt, war manchmal eine gute Alternative mit ungeahnten Möglichkeiten, besonders im kulturellen Bereich jedoch bestenfalls ein kurzzeitiger Ersatz. Auch der Poesiehafen, eine Lesebühne im Globetrotter Paderborn, die von Gina Kassis ins Leben gerufen wurde, musste sich viel zu lange mit einem digitalen Format begnügen.
Seit 2018 gibt es den Poesiehafen. Am 28. April konnte er erstmals wieder wie gewohnt stattfinden. Neben Lyrik wurde auch Prosa und Musik dargeboten. Ich selbst war bereits bei der Premiere des Poesiehafens sowie bei den digitalen Angeboten als Leserin dabei. Auch dieses Mal durfte ich einen Auszug aus einer Kurzgeschichte vorlesen und konnte nach langer Zeit wieder erleben, wie kreativer Austausch in wahrhaftigen und nicht virtuellen Räumen entsteht.

Beim Poesiehafen kann man zwischen Bier und Schnaps selbstgeschriebenen Texten lauschen.

Für die musikalische Untermalung des Abends sorgten Tizz und Steiser, elf Leser und Leserinnen (Verena, Nabilah, Hendrik zur Mühlen, Angel, Niklas, meine Wenigkeit, Wölko, Noemi, Justus, Jann und Julia) boten Lyrik und Prosa dar. Nachdem sich meine Aufregung nach meiner Lesung, die vor der Pause stattfand, langsam gelegt hatte, konnte ich die zweite Hälfte des Programms entspannt genießen. Besonders eindrücklich fand ich dabei Jann Wattjes, der mit mir die ostfriesische Herkunft und das darin begründete gelegentliche zum „ä” transformierte „e” teilt. In seinem Text schaffte er ungeahnte Verbindungen zwischen Elvis und Auflauf und bewies, dass er sich zurecht einen Namen in der Poetry-Slam-Szene gemacht hat.
Wie zu jedem Poesiehafen platzte die Kneipe Globetrotter im Hafenviertel von Paderborn aus allen Nähten. Gina Kassis erzählte mir, dass nicht nur unter den Zuhörenden, sondern auch unter den Lesenden sehr viel Andrang herrscht. Für den nächsten Poesiehafen, der am 19. Mai stattfinden soll, ist die Liste der Vortragenden bereits voll. Wer selbst einmal etwas vor Publikum lesen möchte, muss bis zum Poesiehafen im Juni warten.
Gina Kassis war außerdem eine der ersten Personen, die ich im Zuge meines Projektes interviewen durfte. Impressionen aus diesem Gespräch werde ich natürlich auch hier bald teilen. Weiterhin gilt: Wer Interesse hat, sich zur Kunst- und Kulturszene interviewen zu lassen, kann sich gerne jederzeit hier melden. Ich freue mich über jedes Gespräch, jetzt, wo es auch wieder in Präsenz möglich ist!

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