Junge Kunst im Silo

Mit dem Ende der Vorlesungszeit fand die Eröffnung der alljährlichen Ausstellung im Kunstsilo der Universität Paderborn statt. Hier wurden Kunstwerke von Studierenden verschiedener Studien- und Jahrgänge präsentiert. Wer sich im Silo nicht auskennt, konnte sich auch schon mal schnell verlaufen – denn die zahlreichen Werke unterschiedlichster Gattungen wurden auf mehreren Ebenen und Räumen ausgestellt. Dabei waren Arbeiten aus den Bereichen der Malerei, Fotografie, Druckgrafik, Installation und und Videokunst zu sehen. Neben den ausgestellten Werken gab es auch eine interaktive Station, in der es um das Fühlen ging. Hier konnte man unter anderem auf einer Matte miteinander rangeln, Gebäude in der Uni mit Stickern versehen, die ein bestimmtes Gefühl ausdrückten und Geheimnisse auf eine Schneiderpuppe heften. Auch künstlerische Performances wurden aufgeführt.
Nach einiger Zeit kam ich aus dem Fotografieren gar nicht mehr heraus. Es sprachen mich derart viele Werke an, dass es mir schwer fiel, ein Foto für diesen Artikel auszuwählen.

Eine Arbeit von Paula Ottemeier

Ich bemerkte, dass sich viele der Kunstwerke auf aktuelle politische und gesellschaftliche Debatten bezogen. So wurde der Krieg in der Ukraine, sexueller Missbrauch in der Kirche und die Body-Positivity-Bewegung thematisiert. Eines meiner Lieblingsbilder bildet Putin als Kakerlake ab, die sich über ein mit Leichenteilen bestrichenes Brot hermacht. Dies erinnerte mich an eine Installation, die ich in der Anfangszeit meiner Stadtschreibertätigkeit im Kunstverein gesehen habe. Dort sollte ein von Fliegen befallenes Brot am Frühstückstisch die Abgründe in der vermeintlichen Familienidylle darstellen.

Ein kleiner Einblick in die Ausstellung

Auffällig war die Vielzahl von sexuell aufgeladenen und provokanten Motiven, die in der Ausstellung zu finden waren. Generell ist es bezeichnend, wie viel störrischer, unbequemer und politischer bisweilen die Arbeiten von Studierenden und angehenden Künstlern und Künstlerinnen sind als die etablierter Kunstschaffender. Zu manchen der Werke hätten mich Informationen über den Entstehungsprozess oder begleitende Texte interessiert. Es ist jedoch vorstellbar, dass dazu in einer Ausstellung, die mit Studierenden gestaltet wird, keine Ressourcen vorhanden sind. Dass mit einer solchen Präsentation den Studierenden die Möglichkeit gegeben wird, sich und ihre Kunst im öffentlichen Raum auszuprobieren, halte ich für sehr wichtig.

In derselben Woche habe ich viel über Projekte kultureller Bildung in Paderborn erfahren können. Dazu gehören beispielsweise der Kulturrucksack mit kostenlosen Angeboten für Kinder und Jugendliche und die Kulturstrolche, bei denen Schüler und Schülerinnen hinter die Kulissen verschiedener kultureller Sparten blicken können. Wie wichtig die frühe Annäherung an Kunst und Kultur ist, wird mir selbst auch immer wieder bewusst. Denn Kinder, die Spaß an Kultur haben, werden dies in der Regel auch ins Erwachsenenalter tragen!

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