Libori-Nachwehen

In dieser Woche, der Woche nach Libori, habe ich so etwas wie Entzugserscheinungen bei den Paderbornern festgestellt. Im Bus habe ich beispielsweise gehört, wie ein Junge von etwa 6 Jahren darüber sinniert hat, was ihm jetzt alles fehlen wird. Crêpes als das typisches Kirmes-Essen schien er besonders zu vermissen: Da gäbe es nämlich diesen einen Stand, an dem die Crêpes so großartig schmeckten wie sonst nirgends! Ich habe das gleiche wehmütige Gefühl, wenn ich an den Brotstand denke, der immer vor der Marktkirche steht: Vollkornfladenbrot mit Kartoffeln und Käse – sowas bekommt man auch nur bei diesem einen Stand!

Für einen französischen Freund von mir sind die „petites chevaux“ – die kleinen Pferde – immer das Highlight von Libori. Wenn er zu Libori nach Paderborn kommt, wird also immer Pferderennen gespielt. Für wieder andere ist das Feuerwerk der Höhepunkt der Kirmes. Diese Paderborner sind sogar so organisiert, dass sie bereits mehr als zweieinhalb Stunden vor Beginn mit ihren Picknickdecken auf dem Rasenstück vor der Stadtverwaltung campieren. Das habe ich in diesem Jahr nicht geschafft und habe stattdessen vom Paderquellgebiet aus das Feuerwerk angesehen. Mit dem Bäumen im Hintergrund hat es auch ein sehr schönes Bild abgegeben, wie ich finde!

Libori war für mich auch noch einmal die Gelegenheit einige auswärtige Besucher zu ihrem Paderborn-Bild zu befragen. Gelegen kam mir da beispielsweise die Erdinger-Promotion-Aktion im Munchies, wo ich drei junge Bayern in Trachten getroffen habe. Die drei wohnen in München und waren von der Mentalität der Paderborner begeistert: Die Tatsache, dass es hier möglich sei, dass sich die Gäste selbstständig am Kühlschrank bedienen könnten und das Bier auch sofort bezahlen würden, sei bemerkenswert und schaffe eine tolle Atmosphäre. „In München geht das nicht. Da stellt der Wirt seine Gäste von vorn herein unter Generalverdacht!“ Im Umgang mit den Paderbornern ist den drei Promotern aufgefallen, dass man sich anfangs anstrengen muss, um die Leute persönlich abzuholen, wenn man sie aber begeistert hat, dann sind sie mit Feuereifer dabei. Mit vier 2er Teams hatten die drei verschiedene Wettkämpfe in den Disziplinen Wettnageln (hier werden Nägel mit der spitzen Seite eines Hammers um die Wette in ein Stück Holz geschlagen), Maßkrugstemmen und Liedererraten veranstaltet. Die Stimmung zwischen Teilnehmern und Promotern war am Ende sogar so gut, dass die Gäste aus Bayern nach Feierabend von ihren Teilnehmern zu einer Kneipentour eingeladen wurden.

Eine andere Gruppe von Gästen konnte man am zweiten Libori-Wochenende kaum überhören: Die „Querschläger“, die Paderborner Gruppe einer europäischen Samba-Combo, hatten andere Teile der Gruppe aus Europa eingeladen. Ich hatte die Gelegenheit mich mit drei Berliner und Kölner Trommlern zu unterhalten. Die drei sind teilweise seit 2007 bei den Veranstaltungen der Querschläger auf dem Libori-Fest dabei. Alle drei genießen die Auftritte dort und erklären, das Paderborner Publikum nehme die Auftritte sehr begeistert auf. Man müsse zwar ab 23.00 Uhr Schluss machen, aber schließlich wolle man auch im nächsten Jahr wieder Libori feiern. Weiter geht es für die Trommler jedes Jahr in verschiedenen Bars, Kneipen und Clubs der Paderstadt. Vorzugsweise geht man dorthin, wo Kölsch serviert werde.

Jetzt dauert es wieder ein ganzes Jahr, aber der Kultursommer in Schloss Neuhaus, die Paderborner Herbstkirmes „Klein-Libori“ und der Weihnachtsmarkt trösten doch ein wenig über die Zeit bis zum nächsten Libori-Fest hinweg. Und zur Not, muss man eben den ein- oder anderen Crêpes-Abend mit Freunden dazwischen schieben: Selbst, wenn man es nicht schafft mit den Libori-Buden zu konkurrieren, vertreibt man sich so zumindest die Zeit bis zur nächsten Kirmes…

Mehr Eindrücke von meinem persönlichen Libori gibt’s auf Facebook: https://www.facebook.com/StadtschreiberPaderborn/

 

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