Zwischen Liturgie und Pokémonfieber

Heute war ich im Hohen Dom zum Liboritusch, dem Auftakt des Liborifestes. Auf dem Weg dorthin habe ich eine Bekannte getroffen, für die dieses Ereignis wie aus einer anderen Welt oder dem Mittelalter wirkt. In dieser Zeremonie werden die Gebeine des heiligen Liborius aus der Krypta des Domes erhoben, das heißt in einer Prozession hinauf zum Altar getragen. Die Besucher standen sowohl im Dom selbst, als auch vor dem Portal und auf den Treppenstufen vor dem Dom. Um zumindest für die Zuschauer innerhalb des Domes das Geschehen auf im Altarraum und in der Krypta sichtbar zu machen, waren an den Säulen der Seitenschiffe große Flachbildschirme angebracht, auf denen eine Live-Übertragung stattfand. Während eines Gottesdienstes auf einen Bildschirm zu starren fand ich zunächst etwas befremdlich, doch war die Atmosphäre trotzdem sehr feierlich.
Für mich als Nicht-Katholikin waren verschiedene Teile der Zeremonie nicht ganz verständlich, so dass ich meine Nachbarn um mich herum befragte. Damit hatte ich ungewollt eine Diskussion unter den Zuschauern darüber angeregt, ob es sich bei dem Inhalt der Monstranz (eines goldenen Gefäßes, das die hohen Geistlichen während der Zeremonie küssten) befand. Reliquien meinten die einen, eine Hostie meinten die andere. Seit einer Internetrecherche bin ich mir nun sicher, dass es sich um eine Hostie handelt.

Auf meinem Rückweg vom Dom durch das Paderquellgebiet holte mich der moderne Alltag wieder ein: Ich traf dort nämlich auf einen regelrechten Pulk von Pokémon-Trainern. Hier im Paderquellgebiet befindet sich offenbar ein beliebter Pokéspot, wie mir zwei Bekannte, die ich dort zufällig beim Spielen fand, erklärten. Ich war zunächst davon ausgegangen, dass auch die beiden wegen der über Facebook angekündigten Veranstaltung dort seien. Von der Veranstaltung wussten die beiden allerdings nichts; ihren Aussagen zufolge sei es seit eineinhalb Wochen immer so voll an diesem Pokéspot. Auch an der Uni sei ein sehr beliebter Punkt.

Nach diesem Tag voller Gegensätze werde ich mich noch einmal auf den Weg in die Stadt gehen und den Paderbornern beim Feiern Gesellschaft leisten. Und wer weiß, vielleicht treffe ich ja auf die ein- oder andere Geschichte…

Fotos vom Pokemémonfangen im Paderquellgebiet gibt’s hier: www.facebook.com/StadtschreiberPaderborn

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*