Waschsalon-Kultur

Wenn man in einer kleinen Stadtwohnung wohnt, ohne Keller, Balkon oder Dachboden, ist es schön zu wissen, dass für sperrige Wäschestücke wie Bettwäsche ein Gemeinschafts-Trockner im Keller bereit steht. Schwierig wird es, wenn dieser ausfällt, man die nasse Wäsche unter dem Arm hat und nicht weiß wohin damit. In dieser Situation habe ich gestern Abend gesteckt! In meiner Not habe ich zum Smartphone gegriffen und nach Waschsalons in meiner näheren Umgebung gegoogelt. Als nächste Option ist mir ein Salon am Bahnhof angezeigt worden. Dann stand ich plötzlich mit meiner nassen Wäsche in einer Spielhalle: Der Waschsalon war bereits zwei Jahre zuvor ausgezogen.

So bin ich weiter gelaufen zur Neuhäuser Straße, weil es mir näher schien als „Eine Art Waschsalon“ im Paderquellgebiet. Ich hatte mir eine Postkarte mitgenommen, die ich in der Zwischenzeit an meinen Patenonkel schreiben wollte, um mir die Zeit zu vertreiben. Die Wäsche hat zwei mal zwölf Minuten im Trockner verbracht, in denen noch drei andere Kunden ihre Wäsche gewaschen und getrocknet haben. Die Situation im Waschsalon hat mich sehr an mein Auslandssemester erinnert. Dort sind eine Freundin und ich regelmäßig mit Wanderrucksack und Ikea-Taschen bepackt, zum waschen gepilgert. Wir haben verschiedene Salons ausprobiert. Den Weg haben wir uns meist ebenfalls ergoogelt, das ein oder andere Mal haben wir uns auch verlaufen. Aber wir haben es mit Humor genommen, immerhin hatte uns ein Freund immer wieder erklärt, es gäbe kein Verlaufen in Paris: „It’s an adventure!“

Während die Wäsche in der Maschine steckte, haben wir meist Lebensmittel eingekauft oder einen Café getrunken. Seitdem habe ich eine relativ romantisch-verklärte Erinnerung an Waschsalons und verbinde sie mit Paris; ja, ich habe den Besuch von Waschsalons als Urlaubs- und Großstadterfahrung verbucht. Deshalb bin ich auch gestern in Paderborn in diese gewisse Großstadt-Romantik verfallen und habe ein bisschen vor mich hin geträumt. So war meine Wäsche auch vor meiner Postkarte fertig und ich bin in dieser nostalgischen Stimmung durch das Riemekeviertel nach Hause flaniert. Mit meiner Ikea-Tasche unter dem Arm.

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