Archiv der Kategorie: Werkstattberichte

„Prüfung – bitte nicht stören!“ – Pilotierung des OSTE für das Unterrichtsfach Physik

Das PERFORM-LA-Team ist gut in das neue Jahr gestartet und konnte sich mittlerweile auch vom Reisemarathon des vergangenen Jahres erholen. Das heißt natürlich nicht, dass es bei uns keine interessanten Entwicklungen gäbe, von denen wir berichten möchten – im Gegenteil:

Ein neuer Performanztest! – Nein, eigentlich sieben…

Nachdem im Sommer 2023 bereits die Haupterhebungen für Thomas’ Performanztest für das Unterrichtsfach Englisch und Philipps Performanztest für den bildungswissenschaftlichen Bereich stattfanden, konnten wir in dieser Woche nun auch endlich den OSTE (Objective Structured Teaching Examination) für das Unterrichtsfach Physik pilotieren. Der OSTE besteht Im Gegensatz zu den Performanztests in den Fächern Englisch und Bildungswissenschaften aus insgesamt sieben einzelnen Prüfungsstationen, die innerhalb eines ca. 2,5-stündigen Prüfungsparcours durchlaufen werden – ganz ähnlich einem OSCE in der medizinischen Ausbildung, den wir uns bereits in Aktion am KISS in Köln ansehen durften. Einige der Prüfungsstationen haben Jana und Lea für den OSTE komplett neu entwickelt, andere wurden basierend auf Vorarbeiten aus dem Projekt ProfileP+ (Kulgemeyer et al., 2021; Schröder et al., 2020; Vogelsang et al., 2019; Kulgemeyer & Tomczyszyn, 2015) und der Dissertation von Markus Feser (Feser, 2019) sowie auch Philipps Test zur Beratungskompetenz weiterentwickelt. Die Prüfungsstationen richten sich an Lehramtsstudierende mit dem Unterrichtsfach Physik und orientieren sich an den vier Kompetenzbereichen Unterrichten, Erziehen, Beurteilen und Innovieren der Standards für die Lehrkräftebildung (KMK, 2022). Dabei sind einige der Stationen eher fachspezifisch (Unterrichtsplanung, Erklären physikalischer Phänomene, Reflexion von Physikunterricht, Beurteilen von Schüler*innentexten) und einige eher fächerübergreifend (Beratung, Konfliktlösung, Unterrichtsentwicklung). Im Gegensatz zu Thomas‘ und Philipps Performanztests dauern die einzelnen Stationen des OSTE nur etwa 15-20 Minuten, um die Gesamtzeit des Prüfungsparcours im Rahmen zu halten. Neu beim OSTE ist außerdem, dass nicht alle der Stationen rollenspielbasiert sind, sondern auch ausschließlich schriftliche Materialien beinhalten oder aus simulierten Videokonferenzen bestehen.

Schauspieltraining & logistische Herausforderungen

Dennoch sind auch im OSTE drei rollenspielbasierte Stationen enthalten, in denen unsere studentischen Hilfskräfte wieder mit ihrem schauspielerischen Talent glänzen konnten. Glücklicherweise bekamen wir im Dezember Unterstützung von Ella, Eike und Carlo, die nun mit Jasmin und Elena das Hilfskraft-Team im Forschungsbereich des PLAZ bilden. So startete vor Weihnachten das Schauspieltraining für die rollenspielbasierten OSTE-Stationen. Für unsere Hilfskräfte hieß das: Rollenbeschreibungen lernen, Verbal Trigger verinnerlichen und natürlich: Viel üben! In unterschiedlichsten Konstellationen und mit Unterstützung des gesamten Teams wurden die Gesprächssimulationen geprobt, bis sich alle bereit gefühlt haben für die Pilotierung mit Lehramtsstudierenden. Neben der Entwicklung der Prüfungsstationen und dem Schauspieltraining spielte auch die Logistik eine wesentliche Rolle bei den Vorbereitungen der Pilotierung: die Lehramtsstudierenden sollten parallel und möglichst ohne Leerlauf die sieben Stationen durchlaufen. Geeignete Räumlichkeiten wurden organisiert, Ablaufpläne erstellt und eine Menge Material zur Bearbeitung und Evaluation der Stationen vorbereitet. Am 29. Januar war es dann endlich so weit, und erst einmal vier Lehramtsstudierende des Unterrichtsfachs Physik stellten sich den sieben OSTE-Stationen. Wie schon bei den bereits entwickelten Performanztests haben wir auch bei der Pilotierung des OSTE Kameras an den rollenspielbasierten Stationen aufgestellt, um die simulierten Gespräche zu videografieren. An den anderen Stationen haben wir den Arbeitsprozess der Lehramtsstudierenden per Bildschirmaufzeichnung dokumentiert und ihre schriftlichen Notizen und Ergebnisse festgehalten.

Die erste Hürde ist geschafft!

Die Studierenden füllten außerdem nach der Bearbeitung jeder einzelnen Station einen Kurzfragebogen aus, in dem sie die Authentizität und Immersion der Stationen bewerteten. So sind zahlreiche Aufzeichnungen und Beurteilungen des Prüfungsparcours entstanden, die in einem nächsten Schritt gesichtet und ausgewertet werden, um den OSTE für unseren nächsten geplanten Testdurchlauf im Sommersemester 2024 auf dieser Grundlage weiterzuentwickeln. Obwohl wir im Vorhinein noch etwas skeptisch waren, was den reibungslosen Ablauf der Pilotierung angeht, können wir nun ein positives Fazit ziehen: Die Studierenden konnten alle Stationen im Zeitrahmen bearbeiten, und unsere Hilfskräfte haben nicht nur schauspielerische Höchstleistungen erbracht, sondern durch ihre Unterstützung auch für einen reibungslosen Ablauf am Pilotierungstag gesorgt. Wir sind gespannt, was die Auswertung der Dokumente und Aufzeichnungen ergibt und wie sich der OSTE bis zum nächsten Testlauf weiterentwickeln wird.

Literatur:

  • Feser, M. S. (2019). Physiklehrkräfte korrigieren Schülertexte. Eine Explorationsstudie zur fachlich-konzeptuellen und sprachlichen Leistungsfeststellung und -beurteilung im Physikunterricht. Logos Verlag.
  • KMK (2022). Standards für die Lehrerbildung: Bildungswissenschaften (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 16.12.2004 i. d. F. vom 07.10.2022). (Online)
  • Kulgemeyer, C., & Tomczyszyn, E. (2015). Physik erklären – Messung der Erklärensfähigkeit angehender Physiklehrkräfte in einer simulierten Unterrichtssituation. Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften1(21), 111-126. (Online)
  • Kulgemeyer, C., Kempin, M., Weißbach, A., Borowski, A., Buschhüter, D., Enkrott, P., … & Vogelsang, C. (2021). Exploring the impact of pre-service science teachers’ reflection skills on the development of professional knowledge during a field experience. International Journal of Science Education43(18), 3035-3057. (Online)
  • Schröder, J., Riese, J., Vogelsang, C., Borowski, A., Buschhüter, D., Enkrott, P., … & Schecker, H. (2020). Die Messung der Fähigkeit zur Unterrichtsplanung im Fach Physik mit Hilfe eines standardisierten Performanztests. Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften26(1), 103-122. (Online)
  • Vogelsang, C., Borowski, A., Buschhüter, D., Enkrott, P., Kempin, M., Kulgemeyer, C., … & Schröder, J. (2019). Entwicklung von Professionswissen und Unterrichtsperformanz im Lehramtsstudium Physik. Analysen zu valider Testwertinterpretation. Zeitschrift für Pädagogik65(4), 473-491. (Online)

30. DGFF-Kongress 2023 – Die Fremdsprachenforschung zu Gast in Freiburg

Bildnachweis: © PH Freiburg

Vom 26.09 bis 29.09 fand im wunderschönen Freiburg im Breisgau der 30. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Fremdsprachenforschung statt – und Thomas und Christoph waren auch mit dabei. Für Christoph war es dabei eine besondere Erfahrung, da er ja eher aus der Physikdidaktik kommt und in diesem Feld weniger zu Hause ist (wobei er vor 2 Jahren auf dem digitalen Format schonmal erste Sprachdidaktikluft schnuppern konnte). Er wurde zwar als Exot wahr- aber sehr herzlich aufgenommen ;).

Anders als vor zwei Jahren, als das Projekt noch am Anfang stand, konnte Thomas dieses Mal auch schon einige Fortschritte präsentieren. Auf seinem Poster „Show, don’t tell – Rollenspielbasierte Simulationsprüfungen für zukünftige Englischlehrkräfte“ hat Thomas den Test sowie erste Ergebnisse der Validierungsuntersuchungen vorgestellt. In den knapp 2 Stunden wurde in vielen Gesprächen über das Potential von rollenspielbasierten Simulationsprüfungen gesprochen und die (vorläufigen) Ergebnisse der noch laufenden Validierung diskutiert. Es war eine allgemein sehr ergiebige und gutbesuchte Postersession – danke hier an die Organisator*innen für diese schöne Möglichkeit!

Bildnachweis: © Christoph Vogelsang

Es gab, wie immer auf Konferenzen, viele andere spannende Vorträge. Hervorheben wollen wir natürlich auch die Vorträge von unseren Kolleg*innen aus Paderborn: Maike Bauer stellte Ergebnisse ihres Dissertationsprojekts zum Einsatz von Diaspora-Kurzgeschichten im Englischunterricht vor. Dominik Rumlich war an einem Symposium zum Fremdsprachenfrühbeginn und am Nachwuchscafé beteiligt. Dagmar Keatinge und Katharina von Elbwart präsentierten Ergebnisse aus dem Deutsch-Kanadischen Kollaborationskurs Teaching Language Internationally und fokussierten sich dabei auf Identitätskonstruktionen von angehenden Fremdsprachenlehrkräften. Katharina prästierte zudem noch Ergebnisse zu perceptual dialectology in Florida. Unser Standort war daher ziemlich gut vertreten, wie wir finden 🙂

Ein weiteres Vortragshighlight war der Beitrag von Dr. Malgorzata Barras von der Universität Freiburg aus der Schweiz. In einem aufwändigen Verfahren hat sie fremdsprachliche Testitems evaluiert und dazu neben quantitativen Daten auch die introspektiven Verfahren des Lauten Denkens und Stimulated Recalls eingesetzt. Untersucht wurde, welche Strategien die Testpersonen nutzen, um die Aufgaben zu lösen. Spannend war hierbei, dass durch die verschiedenen introspektiven Verfahren auch verschiedene Teststrategien aufgezeigt werden konnten – so lassen sich manche Strategien nur durch eines der beiden Verfahren aufzeigen. Beeindruckend war auch der Vortrag von Prof. Dr. David Gerlach und Dr. Kristin Weise-Zurmühlen dazu, wie (Fremd-)Sprachenlehrkräfte mit Verschwörungstheorien umgehen und sich im Unterricht positionieren (müssen), eine Herausforderung vor der Lehrkräfte spätestens seit der Coronapandemie häufig stehen.

Neben dem inhaltlichen Gesichtspunkten, war es auch schön viele bekannte Gesichter wiederzusehen und sich auszutauschen – sowohl beim Schlange stehen auf dem Conference Dinner, als auch bei einem Kaffee in den vielen sonnigen Pausen. Hoffentlich sieht man sich 2025 in Kassel wieder.

Wir bedanken uns bei dem Team um Prof. Dr. Olivier Mentz und natürlich allen Helfer*innen für die wunderbare Organisation dieser Tagung!

Vorträge:

  • Barras, M. (2023, 27.09.). Forschungsmethodologische Grenzen mittels Triangulation überwinden: Zum Einsatz von Lautem Denken, Stimulated Recall und quantitativen Daten in einer Studie zur Testvalidierung. 30. DGFF Kongress 2023, Pädagogische Hochschule Freiburg.
  • Bauer, M. (2023, 29.09.). Diaspora-Kurzgeschichten im fremdsprachlichen Unterricht Englisch: Ein neuer didaktischer Impuls? 30. DGFF Kongress 2023, Pädagogische Hochschule Freiburg.
  • Brunsmeier, S., Frisch, S. & Reckermann, J. (2023, 27.09.). Symposium: Fremdsprachenfrühbeginn. 30. DGFF Kongress 2023, Pädagogische Hochschule Freiburg.
  • Gerlach, D. & Weiser-Zurmühlen, K. (2023, 28.09.). Language Teacher Identity und Verschwörungstheorien: Wie Lehrkräfte gezwungen werden, sich bei kritischen Themen im Unterricht zu positionieren. 30. DGFF Kongress 2023, Pädagogische Hochschule Freiburg.
  • Janzen, T., Meier, J., Rumlich, D., Vogelsang, C. & Wotschel, P. (2023, 28.09). Poster: Show, don’t tell – Rollenspielbasierte Simulationsprüfungen für zukünftige Englischlehrkräfte. 30. DGFF Kongress 2023, Pädagogische Hochschule Freiburg.
  • Matz, F. & Rumlich, D. (2023, 28.09.). Nachwuchs-Café: Symposium zur interdisziplinären Vernetzung von Doktorand*innen und Postdocs. 30. DGFF Kongress 2023, Pädagogische Hochschule Freiburg.
  • von Elbwart, K. & Keatinge, D. (2023, 28.09.). Language teacher identity über Grenzen hinweg? Identitätskonstruktion in internationalen Lernumgebungen in der LehrerInnenausbildung. 30. DGFF Kongress 2023, Pädagogische Hochschule Freiburg.
  • von Elbwart, K. (2023, 28.09.). Sprachliche Grenzräume visualisieren: Perceptual dialectology im (Fremd)Sprachenunterricht. 30. DGFF Kongress 2023, Pädagogische Hochschule Freiburg.

1 Jahr danach – Datenerhebungsphase (vorläufig) abgeschlossen

Am 27.06.2022 fanden unsere ersten Simulationen mit Studierenden in der Pilotierungsphase unserer Datenerhebung statt. Ziemlich genau ein Jahr später ist diese Phase nun vorläufig abgeschlossen. Nach 61 Simulationen in Englisch (10 in der Pilotierung und 51 in der Haupterhebung) und 72 in Bildungswissenschaften (9 in der Pilotierung in 63 in der Haupterhebung), haben wir die Haupterhebungsphase des Projekts (vorläufig) beendet. Nachdem wir euch schon einen Einblick in den Alltag unserer Simulationen gegeben haben, ist nun ein guter Punkt, um zurückzublicken und das letzte Jahr ein bisschen Revue passieren zu lassen!

Am Anfang stand die Frage…

„Du studierst Englisch oder ein anderes Fach auf Lehramt?“. Mit diesem Flyer (siehe unten) machten wir uns auf die Suche nach Studierenden, die an unseren Simulationen teilnehmen wollten. Wir reisten durch die Universität, um Poster aufzuhängen, machten Werbung in Vorlesungen und Seminaren, verteilten Flyer in der Mensa, teilten Posts auf Facebook und Instagram. Die Nachricht verbreitete sich anfangs allerdings eher schleppend, und nicht selten fragten wir uns, ob wir das Ziel von 50 Teilnehmenden pro Teilprojekt in der Haupterhebung überhaupt erreichen können. Doch mühsam ernährt sich das Eichhörnchen und nach und nach erreichten uns mehr und mehr Anmeldungen.

(c) Universität Paderborn, Johannes Pauly; Thomas Janzen

Eat, Sim, Sleep, Repeat

Von nun an hieß es montags und dienstags: Simulieren! In der Pilotierungsphase betrug die Dauer der Teilnahme noch drei Stunden, sodass wir jeweils am Tag bis zu zwei Simulationen anbieten konnten. Durch ein abgestimmtes System und drei verfügbaren Räumen, war es uns möglich, in beiden Projekten parallel zu erheben. In der Haupterhebung haben wir, durch einen stärkeren Fokus, die Teilnahmezeit auf etwa zweieinhalb Stunden verkürzen und somit bis zu 16 Termine in der Woche anbieten können.

„Casting is 85 to 90 percent of the picture for me”- Martin Scorsese

Was Scorsese sagt, trifft auch für unsere Simulationen zu. Ohne kompetente Schauspieler*innen ist es nahezu unmöglich, Daten mit der Qualität zu erheben, die für die Entwicklung und Validierung performanzorientierter Prüfungsformate notwendig sind. Möglich gemacht wurde das Ganze durch unsere Schauspielerinnen Elena, Hannah und Jasmin. Sie haben in den Simulationen von morgens bis abends die Rollen von Mia, Alex und Christina eingenommen. Um in den Situationen möglichst authentisch und standardisiert zu agieren, absolvierten sie ein mehrwöchiges Training und diverse Testdurchläufe mit Kolleg*innen des PLAZ und der Englischdidaktik Paderborn. Ab der Pilotierung lief es dann so gut wie von selbst: Es war auf einmal ganz natürlich erst eine unsichere 9. Klässlerin zu mimen und keine 20 Minuten später als Elternteil nicht ganz zu verstehen, warum man zum Elternsprechtag kommen muss. Den Einsatz und die Flexibilität unserer drei Schauspielerinnen können wir nicht genug honorieren!

Unser Simulationsteam (v.l.): Philipp Wotschel, Thomas Janzen, Jasmin Heinrichs, Elena Seifert und Hannah Grummel (c) Philipp Wotschel

Bridge over troubled water

Zum Forschungsalltag gehörte es auch, mit Unsicherheiten umgehen zu lernen. Termine von Studierenden wurden manchmal weit im Voraus, oftmals kurzfristig abgesagt – oder einfach kommentarlos ausfallen gelassen. Vor dem Hintergrund des organisatorischen Aufwands war dies vor allem zu Stoßzeiten, mit vielen Terminanfragen, besonders ärgerlich. Manchmal gab es kleine Zweifel, ob die erhoffte Zahl an Teilnehmenden noch zu erreichen ist.

Doch von nichts kommt nichts und zum Glück hatten wir auch viel Unterstützung von Kolleg*innen: Das gesamte Team der Englischdidaktik Paderborn hat es uns ermöglicht in Vorlesungen und Seminaren mehrfach Werbung für unser Projekt zu machen – unser Dank geht hier insbesondere an Dominik Rumlich und Katharina von Elbwart, sowie Peter Hohwiller, Maike Bauer, Julie Intveen, Jeanette Böttcher, Dagmar Keatinge, Heike Niesen und Benedikt Wagner. Das PLAZ Kommunikationsteam um Björn Herdeegen und Angelina Berisha sowie die Fachschaft Lehramt haben durch ihre Werbung auf Facebook und Instagram viel Aufmerksamkeit für unser Projekt geschaffen. Durch die Hilfe von Frauke Matz, Jens Folkerts und der gesamten Münsteraner Englischdidaktik konnten wir auch an der Universität Münster Studierende für unsere Erhebung gewinnen und unsere Simulationen vor Ort durchführen. Vielen, vielen Dank – ihr habt alle entscheidend zum Erfolg von PERFORM-LA beigetragen.

Selbstverständlich gilt unser größter Dank den Studierenden, die an unserer Studie teilgenommen haben. Ohne die Bereitschaft und das Vertrauen alles Teilnehmenden wäre die Umsetzung des Projekts nicht möglich gewesen.

Letztendlich haben wir es geschafft, genug Teilnehmende zu erreichen und können nun zufrieden mit den von uns erhobenen Daten in die nächste Projektphase gehen.

Cold hard facts

Was ist denn nun der Ertrag unserer Erhebung in ein paar konkreten Zahlen?

  • Insgesamt durchgeführte Simulationen: 123
  • Speichermenge der Aufnahmen (Videos + Audios der Interviews): ca. 200 GB
  • Laufzeit des Videomaterials: Über 1000 Minuten

What‘s next?

Der Ball liegt nun wieder in unserem Feld. Unser Ziel ist es jetzt zu schauen, inwieweit sich mit rollenspiel-basierten Simulationen valide Leistungen erheben und bewerten lassen. Daher befinden wir uns aktuell in der Entwicklung eines Bewertungsinstruments für die Simulationen. Mit Hilfe der Videos können wir dann die weiteren Schritte unternehmen, wie die Validierung durch externe Kooperationspartner*innen und Expert*innen. Außerdem dienen sie uns als Ankerbeispiele, um bestimmte Handlungsoptionen zu kategorisieren und einzuordnen.

Quellen:

  • Scorsese, M. https://www.masterclass.com/classes/martin-scorsese-teaches-filmmaking/chapters/casting-actors.

Kurzzusammenfassung: „Rollenspielbasierte Simulationen als Übungs- und Prüfungsformate im Lehramtsstudium. Eine explorative Studie zu Erfahrungen und Einschätzungen aus Studierendensicht“

Das erste Paper im Kontext unserer Nachwuchsgruppe ist nun open access verfügbar! In dem Artikel gehen wir der Frage nach, wie Lehramtsstudierende rollenspielbasierte Simulationen wahrnehmen. In dieser Kurzzusammenfassung geben wir euch einen kurzen Überblick über die wichtigsten Aspekte. Tiefergehende Informationen z.B. zur Theorie und Methodik findet ihr im Artikel selbst. Hier kommt ihr direkt zum Artikel in der Zeitschrift die hochschullehre.

Was sind Kontext und Ziele der Studie?

Oft wird kritisiert, dass das Lehramtsstudium einen zu geringen Bezug zur späteren Berufspraxis habe (vgl. Cramer, 2014). Wie wir auf diesem Blog auch schon oft angesprochen haben, könnten rollenspielbasierte Simulationen eine Möglichkeit sein, handlungsnahe Kompetenzen, die relevant für die spätere Berufspraxis sind, schon in der Hochschule zu üben und insbesondere zu prüfen. Um einen ersten Eindruck davon zu gewinnen, wie Studierende als prospektive Testpersonen solche Formate wahrnehmen, haben wir einen Teil davon befragt.

Unsere Forschungsfragen waren:

  • Inwiefern haben Lehramtsstudierende im Laufe ihres Studiums Erfahrungen mit Rollenspielen (oder ähnlichen Simulationen) als Prüfungs- und/oder Übungsformat gemacht?
  • Wie beurteilen Lehramtsstudierende Rollenspiele (oder ähnliche Simulationen) als Prüfungsformat im Lehramtsstudium?

Wie sind wir vorgegangen?

In einer standardisierten Online-Umfrage haben wir N = 620 Lehramtsstudierende aus dem Master of Education an der Universität Paderborn befragt. In dem Fragebogen gab es sowohl offene Fragen, als auch geschlossene Fragen. Die offenen Fragen haben wir inhaltsanalytisch (Kuckartz, 2016), die geschlossenen Fragen zunächst deskriptiv ausgewertet und im Anschluss durch Faktorenanalyse zu Skalen (Authentizität, Fairness, Transparenz) zusammengefasst.

Was sind die wichtigsten Ergebnisse?

  • Ein Großteil der Studierenden (71,8%) hat noch keinerlei Erfahrungen mit Rollenspielen oder anderen simulationsbasierten Formaten, egal ob als Übung oder Prüfung.
  • 85,8% der Studierenden gaben an, keine Erfahrungen mit Rollenspielen als Prüfungsformat zu haben.
  • 8,5% der Studierenden haben Erfahrungen mit Rollenspielen als unbenotete Prüfung, 0,5% (n=3) als benotete Prüfung.
  • Studierende, unabhängig ob mit oder ohne Erfahrung, sehen in Rollenspielen einen hohen Grad an Authentizität, sind aber eher skeptisch was Transparenz und Fairness angeht.
  • Positiv wurde von den Studierenden herausgestellt, dass Rollenspiele einen hohen Bezug zur Berufspraxis aufzeigen würden. Kritisch wurde aber betrachtet, ob so ein Format es wirklich erlaube zu zeigen, was man könne und ob dies objektiv bewertbar sei.

Wie sind die Ergebnisse zu betrachten?

Studierende im Lehramt der Universität Paderborn haben bisher wenig Berührungspunkte mit rollenspielbasierten Simulationen, obwohl andere Professionen, wie die Medizin, diese schon länger einsetzen.

Erkennbar ist, dass Studierenden das Format als authentisch für den späteren Beruf einschätzen, aber auch, dass es für sie wichtig ist, dass die Bewertungsmaßstäbe transparent und möglichst objektiv sind. Wir vermuten, dass es hier, trotz Erklärungen im Fragebogen, aber auch zu Missverständnissen gekommen sein könnte, was das Format des Rollenspiels angeht, und diese nicht mit dem Grad der Standardisierung assoziiert wurden, wie es in simulationsorientierten Prüfungen üblich ist. Den aktuellen Arbeiten in den Projekten von Philipp und Thomas, in denen sie sich mit Bewertungsmöglichkeiten von rollenspielbasierten Simulationen auseinandersetzen, kommt also auch aus Studierendensicht eine zentrale Relevanz zu.

Einschränkend möchten wir erwähnen, dass die Befragung nur an einer Universität statt. Letztendlich gibt uns diese Studie aber erste Indizien darauf, was Studierende mit Rollenspielen im Lehramt verbinden und welche Einstellungen Sie bezüglich des Einsatzes dieser als Prüfung haben.

Interesse geweckt? Die umfassende Darstellung des Vorgehens und der Ergebnisse sind im Artikel zusammengefasst und open-access abrufbar. Wir freuen uns über Nachfragen, Anmerkungen und weitere, anregende Ideen!

Literatur:

  • Cramer, C. (2014). Theorie und Praxis in der Lehrerbildung. Bestimmung des Verhältnisses durch Synthese von theoretischen Zugängen, empirischen Befunden und Realisierungsformen. DDS – Die Deutsche Schule, 106(4), 344–357. (Link)
  • Kuckartz, U. (2016). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Beltz.
  • Meier, J., Janzen, T., Wotschel, P. & Vogelsang, C. (2023). Rollenspielbasierte Simulationen als Übungs- und Prüfungsformate im Lehramtsstudium. Eine explorative Studie zu Erfahrungen und Einschätzungen aus Studierendensicht. die hochschullehre, Jahrgang 9/2023. (Link)

DGFF „Nachwuchs“-Tagung in Münster: (Selbst-) Findungsphasen

(c) ELE

Vom 16.-17.03.2023 fand in Münster die Nachwuchstagung der DGFF (Deutschen Gesellschaft für Fremdsprachenforschung) statt. Natürlich habe ich (Thomas) es mir nicht nehmen lassen, an meine Alma Mater zurückzukehren, um mich dort mit Forschenden auszutauschen, darunter natürlich Altbekannte, aber auch viele neue Kontakte.

Eröffnet wurde die Tagung vom gesamtem Team der Englischdidaktik der Universität Münster, die mit ihren einleitenden Worten den Ton für die Tagung setzten. Nach Jahren der Distanz war es für viele Anwesenden die erste Tagung in Präsenz und für die up-and-coming Forschenden eine der ersten Gelegenheiten, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzten, auszutauschen und über Projekte zu diskutieren. Betont wurde vom Team die Bedeutung, die vergangene Nachwuchstagungen für sie hatten, wie Hamburg oder Gießen, die für viele ein wichtiger Wegpunkt in der eigenen Entwicklung darstellten. So sollte die Tagung in Münster für uns hoffentlich ähnlich gewinnbringend sein und unter einem Stern der Wertschätzung und des Vertrauens stehen. Ohne hier den Anspruch erheben zu wollen, für alle zu sprechen, war mein Eindruck während und auch nach der Tagung , dass dies zu 100% gelungen ist 🙂 .

Der erste Programmpunkt war eine Grundsatzdiskussion zu empirischer und theoretisch-konzeptioneller Forschung, (von manchen fälschlicherweise als „Streitgespräch“ bezeichnet), geführt von Prof. Dr. Frauke Matz und Prof. Dr. Dominik Rumlich, moderiert von Dr. Philipp Siepmann. Was als pointierte Debatte begann („Also ist Theorie dann lediglich der Empirie dienlich?“) wandelte sich schnell in einen wertschätzenden, konstruktiven Dialog über den Beitrag den beide Ansätze leisten – Harmonie pur 🙂 . Hiernach gab es dann Workshops für die PhD-Anfangsphase, PhD-Spätphase und die Post-Docs, in denen in verschiedenen Formaten über die gruppentypischen Herausforderungen diskutiert wurde. Großgeschrieben wurde im Anfangsworkshop das Kennenlernen von neuen Mitforschenden, sodass wir uns in kleineren Gruppen erst neu finden mussten, bevor wir uns dann über bestimme Aspekte ausgetauscht haben.

Der letzte Punkt im Nachmittagsprogramm waren dann die ersten Vorträge in den Sektionen. Ich war Teil der Sektion „Universitäre Lehrer*innenbildung und Referendariat“ welche von Prof. Dr. Julia Settinieri der Universität Bielefeld geleitet wurde. Den Aufschlag in der Sektion machte Freya Dehn, ebenfalls aus Paderborn, die aus ihrem Forschungsprojekt berichtete. Darin untersucht sie die Wirksamkeit von Fallarbeit im Bereich DaF/DaZ und wie dadurch z.B. die professionelle Unterrichtswahrnehmung von Lehrkräften gefördert werden kann. Weiter im „Paderblock“ habe ich dann gemacht und unser Simulation sowie Ergebnisse aus unseren aktuellen Validierungsstudien präsentiert. Die anschließende Diskussion war sehr fruchtbar und hat mir geholfen die Zielsetzung des Projekts und meines Dissertations zu schärfen – Danke hier an alle Beteiligten! Den letzten Vortrag in dem Slot hielt dann Fenja Kuchenbuch, die darin über die aufgabenorientierten Unterrichtsplanungskompetenzen von Studierenden in den Blick nimmt. Abends ging es dann zum Conference Dinner ins Schlossgarten Café, wo wir den ersten Tag beim gemeinsamen Abendessen und vielen Gesprächen ausklingen lassen konnten.

Am nächsten Tag ging es weiter mit einzelnen Vorträgen in verschiedenen Slots, u.a. von zwei Kolleginnen der Uni Paderborn! Im Vortrag von Maike Bauer ging es um den Einsatz von Diaspora-Kurzgeschichten im Englischunterricht der Sek II, insbesondere im Kontext des NRW Abiturthemas „Voices from the African Continent: Focus on Nigeria„. In ihrem Projekt untersucht sie u.a. mit qualitativen Interviews die Wahrnehmung zentraler Aspekte der Diaspora, die durch eine Unterrichtsreihe thematisiert werden. Stefanie van der Valk (hier vom PLAZ) stellte ihren aktuellen Stand zum Einsatz von Digificciones (digitale Kurzliteratur z.B. auf Twitter, Instagram etc.) im Spanischunterricht vor. Ein Projekt welches für PERFORM-LA sehr interessant ist, wurde von Meral Roeben vorgestellt – Digivate-E. Im Zentrum des Projekts steht eine digitale Simulation von Englischunterricht, welche genutzt werden soll um digitale Diagnosekompetenzen von Englischlehrkräften zu fördern. Ein sehr spannendes Projekt, welches das breite Spektrum an Simulationen in der Lehrer*innenbildung zeigt! Den inhaltlichen Abschluss bildete ein weiterer Forschungsdialog von Prof. Dr. Christiane Dalton-Puffer der Universität Wien und Prof. Dr. Werner Delanoy der Universität Klagenfurt. Unter der Frage „Quo vadis?“ wurden Spannungsfelder der Fremdsprachendidaktik diskutiert und Fragen aufgeworfen, die es zu beantworten gilt wie: „Welche Sprachen brauchen wir als Gesellschaft?“ oder „Was sollten Inhalte im modernen Englischunterricht sein? „.

Nach zwei intensiven, aber auch inspirierenden Tagen geht es nun daran, sich mit dem Feedback, Inhalten und Eindrücken auseinanderzusetzen und für sich zu nutzen. Was bleibt, wenn ich auf diese Nachwuchstagung in Münster zurückblicke? Für mich sind es zwei Sätze von Ricardo Römhild & Anika Marxl am Ende der Tagung. Getreu dem Tagungsmotto „Findungsphase“ sagte Ricardo, dass das Ziel der Promotionsphase ist, seine eigene Stimme zu finden. Anika ergänzte mit einem Satz, der nun als mein neues Mantra das Whiteboard in meinem Büro ziert: „Eine gute Diss, ist eine fertige Diss.“

In diesem Sinne bedanke ich mich ganz herzlich bei allen an der Organisation beteiligten Menschen: Den Tagungspräsidentinnen, dem Tagungsteam und den unermüdlichen Hilfskräften. Ich bin schon gespannt, wo wir uns auf der nächsten Nachwuchstagung finden werden 😉 .

Vorträge:

  • Bauer, M. (2023). Diaspora-Kurzgeschichten im fremdsprachlichen Unterricht Englisch: Ein neuer didaktischer Impuls?. DGFF Nachwuchstagung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
  • Dehn, F. (2023). Lernen am und durch den Fall: Lehrkräfteprofessionalisierung in DaZ durch Fallarbeit. DGFF Nachwuchstagung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
  • Janzen, T. (2023). „I don’t understand.“ – Validierung einer rollenspielbasierten Simulationsprüfung für zukünftige Englischlehrkräfte. DGFF Nachwuchstagung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
  • Kuchenbuch, F. (2023). Professionelle Unterrichtswahrnehmung und Planungskompetenz(en) für das aufgabenorientierte Unterrichten im kompetenzorientierten Englischunterricht entwickeln – Eine qualitative StudiezurProfessionalisierung von Lehramtsstudent:innen. DGFF Nachwuchstagung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
  • Roeben, M. (2023). Potenzial eines simulationsbasierten Englischunterrichts zur Förderung von Lehrkompetenzen. DGFF Nachwuchstagung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
  • v.d. Valk, S. (2023). Digificciones im Spanischunterricht – Von einer literatur- und medienwissenschaftlichen Analyse literarischer Texte auf SocialMedia zur gegenstandsorientierten Didaktik. DGFF Nachwuchstagung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.

„Ähnlicher als man vielleicht denkt…“ – Ein Workshop zu simulationsbasiertem Lehren und Prüfen im Medizin- und Lehramtsstudium von Tim Peters am 30.01.2023 an der Universität Paderborn

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Diese Woche startete für uns aus dem PERFORM-LA Projekt und für weitere interessierte Teilnehmende mit einem spannenden Workshop zu simulationsbasiertem Lehren und Prüfen im Medizin- und  Lehramtsstudium. Hierzu hat uns Dr. phil. Tim Peters von der Medizinischen Fakultät OWL der Universität Bielefeld besucht und einen Einblick in Entwicklungen und Trends zum Einsatz von Simulationspersonen in der Aus- und Weiterbildung von Mediziner*innen und der Lehramtsausbildung gegeben. Tim Peters koordiniert (u.a.) die medizinische Ausbildung der Allgemein- und Familienmedizin an der Universität Bielefeld und ist einer der Leiter des Ausschusses „Simulationspersonen“ der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). In seiner Zeit an der Ruhr-Universität Bochum hat er zudem den Einsatz simulierter Gespräche im Lehramtsstudium erprobt und evaluiert – er war also insbesondere für unser Projekt ein toller Referent, von dem wir viel lernen konnten! Im Juli 2022 berichteten wir bereits davon, das Skills Lab KISS an der Universität Köln besucht zu haben. Hier wurden wir von Christian Thrien auf seinen Freund und Kollegen, Tim Peters, verwiesen. Die beiden sind Herausgeber des Buches „Simulationspatienten“ – ein sehr zu empfehlendes Werk in diesem Zusammenhang.

Medizin & Lehramt – Ähnlicher als man vielleicht denkt?

Wie wir schon in anderen Beiträgen hier im Blog erwähnt haben, ist der Einsatz von Simulationen (und Simulationspersonen) in der Lehre und auch in Prüfungen der medizinischen Aus- und Weiterbildung eine seit vielen Jahren etablierte Methode, um praktische und kommunikative Fähigkeiten von (angehenden) Mediziner*innen zu fördern und zu überprüfen. Die Kernidee von Simulationen – die Erprobung professioneller Fähigkeiten in authentischen und glaubwürdigen (aber nicht realen!) Szenarien – lässt sich auch in den Augen von Tim Peters auf andere Professionen übertragen, insbesondere auf das Lehramt. So leitete er unseren Workshop mit den Worten „ähnlicher als man vielleicht denkt“ ein. Die Analogien zwischen den beiden Ausbildungen haben wir auch hier im Blog schon einmal thematisiert.

Der Einsatz von Simulationspersonen in der medizinischen Lehre

Nach einer Einführung in die lerntheoretischen und empirischen Grundlagen der Methode, berichtete Tim Peters uns von verschiedenen Möglichkeiten, Simulationen in der Lehre und Prüfungen einzusetzen. Bei der Methode werden (Laien-) Schauspieler*innen mit Hilfe von Rollenskripten auf verschiedene Simulationsszenarien vorbereitet und diese Szenarien müssen dann von Studierenden (oder Mediziner*innen in Weiterbildungen) „bewältigt“ werden. Simulationspersonen können bspw. die Rolle von Patienten spielen und Symptome eines Krankheitsbildes simulieren. Die Studierenden erhalten dann entsprechend die Aufgabe, eine Diagnose zu erstellen. Auch das Überbringen schlechter Nachrichten ist eine Anforderung, die im späteren Berufsalltag von zentraler Bedeutung für Mediziner*innen sein wird und dementsprechend schon im Studium mit Simulationspersonen trainiert wird. Wichtig bei dem Einsatz von Simulationen in der Lehre sei insbesondere das anschließende Feedback für die Studierenden – Tim Peters nannte es sogar „den Kern der Methode“. Das Feedback durch Lehrende und Simulationspersonen seien erheblich für einen Lerneffekt verantwortlich. Hierfür bedarf es einer strukturierten Schulung und Qualifizierung der Beteiligten, um konstruktives Feedback geben zu können. Eine klare Abgrenzung zwischen einer Simulation und einem Rollenspiel wurde auch verdeutlicht: Bei einem Rollenspiel handelt es sich um ein „Spiel untereinander“, Studierende selbst nehmen untereinander verschiedene Rollen ein und spielen ein Szenario durch. Bei einer Simulation nehmen fremde Personen (Schauspieler*innen) Rollen ein und die Studierenden agieren als „sie selbst“ – in ihrer späteren beruflichen Funktion bzw. Rolle als Arzt/Ärztin (oder Lehrperson). Rollenspiele eignen sich für den Einsatz in der Lehre, um vor allem basale Fähigkeiten zu üben (z.B. ein Gesprächsverlauf zu strukturieren). Je komplexer eine Situation ist und je mehr Emotion jedoch in ein Szenario getragen werden muss, desto eher ist der Einsatz von Simulationspersonen empfehlenswert. Hilfreiche Tipps, z.B. zur Rekrutierung von Simulationspersonen finden sich übrigens auch im Buch!

Das Buch von Tim Peters und Christian Thrien (c) Bild von Jana Meier

Der Einsatz von Simulationspersonen in Prüfungen

Neben dem Einsatz von Simulationen in der Lehre, ging es im Workshop auch um simulationsbasiertes Prüfen. Hierzu hat Tim Peters uns u.a. verschiedene Prüfungsformen (Performanzprüfungen und OSCEs) und Beurteilungssysteme (Checklisten und Globalskalen) vorgestellt. Bei der Prüfung eher praktischer Fähigkeiten ist der Einsatz von Checklisten geeignet, bei der Prüfung kommunikativer bzw. interaktiver Fähigkeiten sollte eher auf Globalskalen zurückgegriffen werden. Mixformate gibt es aber selbstverständlich auch. Diskutiert haben wir im Zusammenhang von Simulationsprüfungen vor allem das Spannungsfeld zwischen Objektivität und Validität sowie verschiedenen Schwierigkeiten (z.B. das Beobachterparadoxon, die Prüfung von Ausschnittswissen oder Pseudokompetenz). Darüber hinaus hat Tim Peters uns einen sehr interessanten Bewertungsansatz vorgestellt: die Entrustable Professional Activities (EPAs). Hierbei handelt es sich um Prozessbeschreibungen von professionellen Tätigkeiten, indem die erwarteten Kompetenzen (zu verschiedenen Stufen der Professionalisierung) konkreten Situationen des Arbeitskontextes zugeordnet werden. Die Erreichung einer bestimmten Anzahl an EPAs steht dann dafür, wie viel Supervision eine Person noch benötigt. Ein sehr anschauliches – und beeindruckendes – Beispiel für die Umsetzung von EPAs in Simulationsprüfungen ist das „Limette – Lernzentrum für individualisiertes medizinisches Tätigkeitstraining und Entwicklung“ an der Universität Münster (ein Blick lohnt sich!).

Ein Einblick in Gesprächssimulationen im Lehramt

Im interaktiven Teil des Workshops bekamen wir dann die Gelegenheit, von Tim Peters gemeinsam mit Lehrkräften entwickelte Gesprächssimulationsszenarien für angehende Lehrkräfte zu diskutieren. Hier setzten wir uns mit zwei Fällen intensiver auseinander und besprachen den Einsatz der Szenarien in der Lehre, der Möglichkeit, derartige Szenarien noch mehr zu standardisieren und auch die Performanz der Studierenden während derartiger Simulationen zu prüfen bzw. zu bewerten.

Danke!

Wir bedanken uns sehr für den tollen Tag und gehen mit einer Menge an Ideen, neuen Perspektiven und Kontaktmöglichkeiten in die Weiterarbeit unseres Projekts 😊 Neben Tim Peters danken wir auch allen Teilnehmenden, die den Workshop bereichert haben!

Literatur:

  • Peters, T., & Thrien, C. (Hrsg.). (2018). Simulationspatienten: Handbuch für die Aus–und Weiterbildung in medizinischen und Gesundheitsberufen. Hogrefe AG.

Zu Gast in Stuttgart – Eindrücke von der AEPF-Tagung 2022

Keynote im Paul-Lechler-Saal des Tagungszentrums Hospitalhof, Bildnachweis: (c) Jana Meier

Vom 21.- 23. September 2022 fand die AEPF-Tagung unter dem Motto „Lehren und Lernen neu gedacht – Konsequenzen für das zukünftige Bildungswesen“ an der Universität Stuttgart statt. Christoph und Jana waren drei Tage vor Ort, einerseits um unsere aktuellen Arbeiten aus dem PERFORM-LA Projekt vorzustellen, andererseits um viele andere spannende Vorträge aus dem Bereich der empirischen Bildungsforschung zu hören und endlich wieder in Präsenz zu „networken“ – letzteres auch dank eines sehr gelungenen Conference Dinners 😉 . 

Nachdem wir uns erfolgreich den Weg aus dem Stuttgarter Hauptbahnhof gebahnt haben (was gar nicht so einfach ist…), sind wir relativ fix am Tagungsort angekommen, der sich direkt in der Stuttgarter Innenstadt im Tagungszentrum Hospitalhof befand. Leider können wir hier im Blog nicht auf jeden Vortrag eingehen, daher kommt nun eine kleine Auswahl an Arbeiten, die einen Bezug zu unserem Projekt PERFORM-LA aufweisen.

Unsere Highlights

Ein sehr spannender Vortrag, der sich mit Simulationen beschäftigte, wurde von Leonie Telgmann und Prof. Dr. Katharina Müller (Leibniz Universität Hannover) vorgestellt. Dabei wurde bzw. wird ein standardardisierter Klassenraum mit sieben Schüler*innen simuliert, in dem die teilnehmenden Studierenden innerhalb von 20 Minuten ein kurzes Thema unterrichten sollen. Die Schüler*innen sind instruiert, bestimmtes Verhalten zu zeigen (z.B. Störungen). Ziel der Simulation ist es, die professionelle Wahrnehmungsfähigkeit der Studierenden im Bereich Klassenführung zu fördern. In einer Evaluation mit N = 52 Studierenden wurde die Authentizität der Simulation als gut bewertet und auch die selbst eingeschätzte Wahrnehmungsfähigkeit der Studierenden erhöhte sich. In zukünftigen Analysen wird das Blickverhalten in der Simulation mit Hilfe von Brillen-Eye-Trackern analysiert.

Dr. Frank Behr und Dr. Kristina Ackel-Eisnach (Universität Koblenz-Landau) hat die Ergebnisse einer bundesweiten Elternbefragung (N = 949) vorgestellt, in welcher die Erwartungen und Wünsche von Eltern an Gespräche mit Lehrkräften erfasst wurden. Der Fokus des Vortrags lag hierbei auf Beratungsgesprächen. Aus der Beratungsforschung weiß man, dass erfolgreiche Beratungsprozesse auch mit den Erwartungen der Klient*innen zusammenhängen – daher scheint ein Übertrag auf Elterngespräche nachvollziehbar. Die Ergebnisse der Elternbefragung zeigen, dass die Erwartungen der Eltern durch ihre eigenen Einstellungen gegenüber Schule und Unterricht beeinflusst werden und dass Eltern von Lehrkräften vor allem hoch ausgeprägte Gesprächsführungskompetenzen erwarten, die sich durch Kongruenz, Akzeptanz und Empathie auszeichnen. Die Wünsche der Eltern hängen mit ihren Erwartungen zusammen, insbesondere scheint die Kooperationsbereitschaft hier eine große Rolle zu spielen. Aus dem Vortrag nehmen wir für unsere Arbeit im Projekt mit, dass die Förderung von Gesprächsführungskompetenzen schon in der universitären Ausbildungsphase von Lehrkräften beginnen muss, um (u.a.) auch die Erwartungen von Eltern zu antizipieren und eine erfolgreiche Perspektivübernahme in Elterngesprächen zu realisieren. Frank Behr präsentierte zusätzlich auf einem Poster die Evaluationsergebnisse einer digitalen Lernumgebung zur Förderung von Gesprächsführungs- und Beratungskompetenzen von Lehramtsstudierenden. Kernbestandteile bilden die Analysen von Videos von Elterngesprächen von (fremden) Lehrkräften. In einer Teilgruppe wurden aber auch Videos von eigenem simuliertem Beratungshandeln der Studierenden eingesetzt. In ersten Ergebnissen konnten dabei kaum Unterschiede in den aktivierten kognitiven Prozessen bei der Reflexion fremder und eigener videografierter Elterngespräche.

Unsere Beiträge

Natürlich darf auch ein Bericht über unsere eigenen Vorträge (die leider zeitlich parallel stattfanden) nicht fehlen: Christoph berichtete über die Ergebnisse einer Untersuchung von 607 Lehramtsstudierenden, in er wir diese hinsichtlich ihrer Erfahrungen und Einschätzungen mit verschiedenen Prüfungsverfahren befragt haben. Dabei haben wir uns auf Einschätzungen zu vier Formaten fokussiert: Klausur, mündliche Prüfung, rollenspielbasierte Simulation und Unterrichtsbesuch/unterrichtspraktische Prüfung. Über diese Befragungen haben wir auch schon einmal in einem Werktstattbericht hier im Blog berichtet. Interessanterweise nahmen die von uns befragten Studierenden Unterrichtsbesuche als vergleichbar fair und transparent wie Klausuren war, was wir so im Vorfeld nicht erwartet haben. Erwartungskonform wurden Unterrichtbesuche und rollenspielbasierte Simulationen aber als authentischere Prüfungsformate für das Lehramt wahrgenommen, als Klausuren und mündliche Prüfungen. Für weitere Details verweisen wir an dieser Stelle auf die Publikation, die sich gerade noch in der Begutachung befindet. Oder fragt gerne bei uns nach 😉. In der Diskussion nach dem Vortrag wurde über die überraschenden Befunde diskutiert, wobei verschiedene mögliche Ursachen genannt wurden (z.B. zu wenig high-stakes-Erfahrungen der Studierenden mit Unterrichtsbesuchen). Generell wurde festgehalten, dass Prüfungsformate im Lehramtsstudium in weiteren empirischen Forschungsarbeiten verstärkt unter die Lupe genommen werden sollten.

Jana hat in ihrem Vortrag zu Rollenspielen als Übungs- und Prüfungsformate in der universitären Lehramtsausbildung Ergebnisse eine Onlinebefragung vorgestellt, in der die Erfahrungen und Einstellungen zu simulationsbasierten Rollenspielen von 620 Lehramtsstudierenden erfasst wurden. Um an dieser Stelle die Spannung auf die dazugehörige Publikation hoch zu halten, sei nicht zu viel verraten 😉 – ein zentrales Ergebnis ist aber, dass Lehramtsstudierende sehr verschiedene Vorstellungen von Rollenspielen haben und dass sie diese insbesondere als Übungen geeignet finden, sich eine objektive Bewertung (im Sinne eines Prüfungsformats) aber nur schwierig vorstellen können. In der anschließenden Diskussion zum Vortrag wurden mögliche Gründe hierfür aufgegriffen, z.B. die unterschiedlichen Erfahrungswerte mit Rollenspielen (auch aus der eigenen Schulzeit), die das aktuelle Verständnis und damit auch die Bewertungen von Rollenspielen als Prüfungsformat beeinflussen. Außerdem wurden hilfreiche Anregungen für die Bewertung von Rollenspielen im Studium eingebracht wie bspw. die Berücksichtigung eines Perspektivwechsels in einem Rollenspiel und es wurde ebenfalls ausgiebig diskutiert, wie Studierenden Feedback zu ihrem gezeigten Verhalten in Rollenspielen gegeben werden kann.

Dank

Wir bedanken uns auch an dieser Stelle noch einmal für das große Interesse an unseren Vorträgen und das wertvolle Feedback! Pünktlich zu Beginn der „Cannstatter Wasen“ haben wir uns dann wieder auf den (langen) Heimweg gemacht und nehmen neben dem hilfreichen Feedback auch viele neue Kontakte mit in die weitere Arbeit im Projekt und freuen uns sehr auf weiteren Austausch!  

Aufbau der Cannstatter Wasen, Bildnachweis: (c) Jana Meier

Vorträge:

  • Behr, F. (2022). Effekte einer digitalen Lernumgebung auf die professionelle Wahrnehmung von Lehrer-Elterngesprächen. Poster auf der AEPF-Tagung 2022. Universität Stuttgart. 22.09.2022
  • Behr, F., & Ackel-Eisnach, K. (2022). Erwartungen und Wünsche von Eltern an Gespräche mit Lehrkräften – Eine bundesweite Elternbefragung. AEPF-Tagung 2022. Universität Stuttgart. 23.09.2022.
  • Meier, J., Vogelsang, C., Wotschel, P., & Janzen, T. (2022). Rollenspiele als Übungs- & Prüfungsformate in der universitären Lehramtsausbildung. AEPF-Tagung 2022. Universität Stuttgart. 22.09.2022.
  • Telgmann, L., & Müller, K. (2022). Uncovering preservice teachers‘ professional vision in action via standardized classroom simulations. AEPF-Tagung 2022. Universität Stuttgart. 21.09.2022.
  • Vogelsang, C., Meier, J., Wotschel, P., & Janzen, T. (2022). Einschätzungen Studierender zu Prüfungsformaten im Lehramtsstudium. AEPF-Tagung 2022. Universität Stuttgart. 22.09.2022.

Wissen, Können und Handeln – Eindrücke von der Wuppertaler Professionstagung 2022

Bildnachweis: (C) Englischdidaktik Universität Wuppertal

Es ist wieder conference season – und nach vielen digitalen Tagungen geht es auch endlich wieder so richtig in Präsenz los. Thomas machte die erste Reise von uns und fuhr nach Wuppertal auf die Professionstagung, die als eine Art Standortbestimmung der aktuellen Professionsforschung in der Fremdsprachendidaktik geplant war.

Was man über die Universität in Wuppertal wissen sollte ist, dass sie nicht umsonst den Titel der „Bergisch“ trägt – so wurde der geplante entspannte Spaziergang vom Hotel im Tal der Wupper zur Universität (laut Google Maps nur ca. 1 km) zu einer kleinen Wanderung, denn die Uni liegt natürlich auf der Spitze des Berges. Wenigstens war der Frühsport damit dann auch abgehakt und der Blick ist doch entschädigend gewesen.

Der Blick ins Tal (nach der Hälfte des Berges…)
Bildnachweis: (c) Thomas Janzen

Die Konferenz begann mit herzlichen Grußworten von der neuen Rektorin Prof. Dr. Birgitta Wolff. Wir haben uns sehr gefreut, dass wir in diesem Zusammenhang mit unseren Simulationen erwähnt wurden. Weiter ging es dann mit einer fesselnden Keynote von Prof. Dr. Hans Georg Neuweg, der als Wirtschafts- und Berufspädagoge neue Einblicke für die Fremdsprachenforschung bereit hielt. Mit seinen 12 Denkfiguren im Spannungsfeld zwischen Wissen und Können beschrieb er verschiedene Ansätze der Professionsforschung, um mit der Herausforderung der Theorie-Praxis-Verzahnung umzugehen. Es gab auch kritische Gedanken zu aktuellen Fragestellungen wie der Mehrphasigkeit oder dem Praxissemester.

Im anschließenden Vortragsslot ging es für Thomas dann auch schon mit seinem Vortrag weiter. Unter dem Titel „Between theory and practice: Rollenspielbasierte Simulationen als Prüfungsformat für handlungsnahe Feedbackkompetenzen angehender Englischlehrkräfte“ wurden erstmalig nicht nur der Test mit den Bewertungskategorien vorgestellt, sondern auch erste Ergebnisse hinsichtlich der Wahrnehmung von rollenspielbasierten Prüfungssimulationen von Studierenden präsentiert, die diese tatsächlich auch durchlaufen haben. Ein ganz besonderer dank geht nochmal an Jun. Professorin Caro Blume, die Thomas mit ihrem Laptop ausgeholfen hat, als der Adapter plötzlich keine Lust hatte zu funktionieren… thank you!! Im Anschluss – und auch bei weiteren Gelegenheiten während der Tagung – gab es einige Diskussionspunkte, wie die Rolle des Vorwissens der Studierenden, die berufliche Relevanz der schreibbezogenen Lernziele oder auch die Operationalisierung der Kategorien hin zu Bewertungskriterien. Wir sind sehr dankbar für diesen Austausch, der noch offene Punkte im Design angesprochen hat, die es jetzt anzugehen gilt!

In der zweiten Keynote von Prof. Dr. Daniela Caspari und Prof. Dr. Andreas Grünewald ging es um das Basiswissen der Fremdsprachendidaktik. Sie berichteten von Ergebnissen aus einer Befragung unter Lehrenden von Einführungsveranstaltungen zur Fremdsprachendidaktik und leiteten daraus ab, welche Inhalte besonders oft behandelt werden, z.B. die Kompetenzorientierung oder die bildungspolitischen Vorgaben. So ziemlich direkt danach ging es dann zum Conference Dinner – also wieder den Berg runter! Eigentlich wollten Dominik (Rumlich, Anm. d. Redaktion), der sich für den Vortrag mitverantwortlich zeigte, und Thomas dann mit der Wuppertaler Schwebebahn zum Lokal fahren – doch diese hatte leider technische Probleme. Während und nach dem Essen gab es dann genug Gelegenheiten, sich bei kühlen Getränken in der lauen Spätsommernacht weiter auszutauschen und zu vernetzen.

Der nächste Morgen wurde dann um Punkt 6 lautstark von den Wuppertaler Stadtwerken eingeläutet. Nach dem Frühstück ging es dann (diesmal sogar mit Koffer!!) den Berg wieder rauf, weniger anstrengend als am Vortag war es nicht. Die Keynote von Prof. Dr. Andreas Bonnet bot einen Überblick über rekonstruktive Professionsforschung der letzten Jahrzehnte. Beispielsweise wurde die Frage nach der agency von Lehrkräften in schulischen Strukturen wurde aufgegriffen – wie können Lehrkräfte innovieren, wenn von es eine ebenso große Erwartungssicherheit von Lernenden und Eltern gibt? Im Anschluss gab es erneut spannende Einzelvorträge z.B. von unserem Nachwuchsgruppenkollegen Alfred Lindl aus Regensburg, der Ergebnisse aus der FALKO Studie präsentiert hat oder von Benjamin Kremmel, der ein mögliches Konzept für Language Assessment Literacy diskutiert und für eine stärkere Verankerung von Bewertungskompetenz in der Ausbildung von Lehrkräften plädoyiert hat – einem Punkt dem wir uns auch aus einer Perspektive des Feedbacks durchaus anschließen möchten!

Unser Dank geht an das gesamte Organisationsteam unter der Leitung von Prof. Dr. David Gerlach für die tolle Ausrichtung der Tagung!

Vorträge:

  • Bonnet, A. (2022). Erfahrungswissen, berufliches Selbstverständnis, Habitus – Rekonstruktive Professionsforschung in der Fremdsprachendidaktik. Professionstagung 2022. Bergische Universität Wuppertal. 13.09.2022.
  • Caspari, D.; Grünewald, A. (2022) Fachdidaktisches Basiswissen – ein relevantes Konstrukt für die fremdsprachendidaktische Lehrkräftebildung? Professionstagung 2022. Bergische Universität Wuppertal. 12.09.2022.
  • Janzen, T.; Vogelsang, C.; Rumlich, D. (2022). Between theory and practice: Rollenspielbasierte Simulationen als Prüfungsformat für handlungsnahe Feedbackkompetenzen angehender Englischlehrkräfte. Professionstagung 2022. Bergische Universität Wuppertal. 12.09.2022.
  • Kremmel, B. (2022). Bewertungskompetenz von Fremdsprachenlehrpersonen professionalisieren. Professionstagung 2022. Bergische Universität Wuppertal. 13.09.2022.
  • Lindl, A.; Kirchhoff, P. (2022). Das Professionswissen von Fremdsprachenlehrkräften für Englisch und Latein – Ergebnisse aus dem FALKO-Projekt. Professionstagung 2022. Bergische Universität Wuppertal. 13.09.2022.
  • Neuweg, H. G. (2022). „Theorie“ und „Praxis“ in der Lehrerbildung: Zwölf Denkfiguren im Spannungsfeld von Wissen und Können. Professionstagung 2022. Bergische Universität Wuppertal. 12.09.2022.

„Markierung Nicht Entfernen!“

 Ein Einblick in den Simulations-Alltag der PERFORM-LA Pilotierungsphase

Ein bisschen Orientierung muss sein (c) Philipp Wotschel.

Auch wenn wir in diesem Blog eine stetig größer werdende Vielfalt an Themen behandeln, liegt unser Hauptfokus im Forschungsprojekt PERFORM-LA weiterhin auf der Entwicklung und Erprobung von handlungsnahen Prüfungsformaten für verschiedene Bereiche des Lehramtsstudiums. 

Vor diesem Hintergrund eröffneten sich mit dem Beginn des Frühjahres 2022 wieder Möglichkeiten zur Zusammenkunft in Präsenz, was zugleich den Start für das Schauspieltraining unserer Hilfskräfte, Jasmin, Elena und Hannah, markierte.

Hilfskräfte erhalten ein Schauspieltraining?

Die zu entwickelnden Prüfungsformate für das Fach Englisch und die Bildungswissenschaft sind performanzorientiert und sollen es ermöglichen, die Handlungen von Studierenden in simulierten Gesprächen in der Rolle als Lehrkraft zu den Themen Feedback und Beratung zu bewerten. Damit dies den Prüfungskriterien der Fairness, Objektivität und Transparenz Rechnung trägt, ist es entscheidend, dass die Simulationen einen bestimmten Grad der Standardisierung erreichen: Es soll ein Raum für variable und interaktive Handlungen eröffnet werden, während die Vergleichbarkeit verschiedener Simulationsdurchläufe durch denselben thematischen Gesprächsfokus und wiederkehrende Wortäußerungen (verbal Trigger) sichergestellt wird. In Bezug auf das Schauspieltraining bedeutet dies konkret, einzuüben, die Balance zwischen diesen beiden Schwerpunkten im Schauspiel zu halten und die Rollen als Schülerin beziehungsweise Elternteil im Gespräch mit den Studierenden sicher zu inszenieren.

Wie wurde trainiert?

In einem Zeitraum von etwa acht Wochen von Mai bis Juli trafen wir uns mehrmals in der Woche in mehrstündigen Sitzungen für das Schauspieltraining. Im Vordergrund stand dabei neben der Einübung der spezifischen Rollenskripte und der verbal Trigger (standardisierte Aussagen und Fragen zur Evokation bestimmter Handlungsweisen), vor allem die Erprobung der Gesprächssimulationen. Rollenspielartig wurden dafür in wechselnder Besetzung, also eine Person als Lehrkraft mit zwei weiteren Personen als Schülerin und Elternteil, die spezifischen Feedback-  und Beratungsszenarien geprobt. Sämtliche Eindrücke, Auffälligkeiten und Erfahrungen wurden anschließend, teilweise videogestützt, reflektiert und für die weiteren Proben aufgearbeitet. Im Weiteren durften auch Thomas und ich in der Lehrkraftrolle mitwirken, um unter anderem gezielt Handlungsweisen zu inszenieren, die eher weniger konstruktiv für ein Feedback– bzw. Beratungsgespräch sind (natürlich wurde dabei auch viel gelacht). Den Abschluss des Trainings bildete die Teilnahme weiterer Kolleginnen und Kollegen aus dem Zentrum für Bildungsforschung und Lehrerbildung (PLAZ) und der Englischdidaktik in Paderborn, die sich dankbarerweise dazu bereit erklärt haben, ebenfalls in der Lehrkraftrolle zur Erprobung der Simulationen beizutragen.

Neben dem schauspielerischen Schwerpunkt lag ein weiterer Fokus des Trainings auf dem Testen der technischen, räumlichen und organisatorischen Realisationsmöglichkeiten. Konkret begleiteten uns dabei die Fragen nach der optimalen Konfiguration der Tische und Stühle, der idealen Kamerapositionen und -perspektiven im Raum, den besten Winkeln für eine gute Ausleuchtung und Audioqualität und der effizientesten zeitlichen Abläufe.

Der Szenenaufbau für die Gesprächssimulationen (c) Philipp Wotschel.

Und wie ging es dann weiter?

Im direkten Anschluss an das Schauspieltraining erfolgte die Pilotierungsphase, in der die Gesprächssimulationen mit Lehramtsstudierenden getestet wurden, um Erkenntnisse über die Durchführbarkeit und Akzeptanz zu gewinnen und etwaige Anpassungen für die Hauptuntersuchung vornehmen zu können. Die Simulationen sind dabei neben weiteren Erhebungsinstrumenten, wie etwa Fragebögen zu pädagogischen, Sprach- und Beratungskompetenzen oder Interviews zur Wahrnehmung der Gesprächssimulationen, eingebettet. Die Daten sollen später für Zusammenhangsanalysen genutzt werden, mit denen differenzierte Aussagen über die unterschiedlichen feedback- und beratungsspezifischen Kompetenzbereiche getroffen werden können. Natürlich möchten wir mit Hinblick auf die kommende Haupterhebung an dieser Stelle noch nicht zu viel über die Inhalte verraten, um nicht zu viele Informationen (vor allem für die noch teilnehmenden Studierenden) vorwegzunehmen.

Was kann denn über den Ablauf der Gesprächssimulationen gesagt werden?

Die teilnehmenden Studierenden erhalten eine gewisse Vorbereitungszeit, um sich mit von uns schriftlich ausgehändigten Kontextinformationen zu den kommenden Gesprächen, vertraut zu machen. Darauffolgend werden die Kameras eingeschaltet und es klopft an der Tür. Die Schauspielerinnen betreten die „Bühne“. Je nach Szenario treten sie alleine oder zu zweit auf und versuchen, sofern die Studierenden bestimmte Gesprächsaspekte nicht selbst einleiten, diese durch gezielte Aussagen und Fragen dahinzubewegen. Dies kann mitunter Handlungsdruck erzeugen, der jedoch auf einem für die Studierenden bewältigbaren Niveau bleibt und zugleich (wie viele Studierenden berichteten) alles um sich herum „vergessen“ lässt. Die Kameras geraten somit in den Hintergrund und die Gespräche können ihren interaktiven Charakter entfalten, was insbesondere dadurch gekennzeichnet wird, dass Ideen und Aussagen von Studierenden, die noch nicht durch das Schauspieltraining antizipiert werden konnten, problemlos durch kleine Improvisationen in die Szenarien integriert werden können. Solche Situationen werden, genau wie die Gesprächssimulationen im Allgemeinen, im Nachgang reflexiv aufgearbeitet, sodass das Darstellungsrepertoire unserer Schauspielerinnen stetig umfassender wird.

Wie geht es weiter?

Es zeichnet sich bereits eine gute Passung zwischen den konzeptuellen Vorüberlegungen und der tatsächlichen Durchführbarkeit der Gesprächssimulationen und den anderen Aspekten der Befragung ab. Bevor dann ab Oktober 2022 die Haupterhebung beginnen soll, womit insbesondere die Anzahl der Teilnehmenden erhöht wird, wird es notwendig sein, weitere Anpassungen an den Erhebungsszenarien vorzunehmen. Hierbei stehen vor allem die Validierungsverfahren zur Durchführbarkeit der Gesprächssimulationen und der einzelnen verbal Trigger im Vordergrund, die für die Haupterhebung so gekürzt werden können, dass die Erhebungsszenarien in ihrem zeitlichen Umfang kompakter werden. Wir sind auf jeden Fall gespannt, wie die Hauptuntersuchung anlaufen wird und welche neuen Situationen sich in den Gesprächssimulationen zeigen werden.

Solltet ihr derzeit ein Lehramtsstudium absolvieren und möchtet die Gelegenheit bekommen, einmal eure Fähigkeiten in einem geschützten Handlungsrahmen auszuprobieren, dann meldet euch gerne bei uns und nehmt an unserer Studie teil!

Woche des wissenschaftlichen Nachwuchses 2022

Bildnachweis: Graduiertenzentrum KW, Universität Paderborn

Letzte Woche fand die diesjährige, von der Fakultät der Kulturwissenschaften an der Universität Paderborn organisierte „Woche des wissenschaftlichen Nachwuchses“ statt. Neben klassischen Vortragsformaten gab es mit den Pitch-Beiträgen dieses Jahr auch die Möglichkeit, in knapp 10 Minuten das eigene Forschungsvorhaben zu pitchen – darin durften Philipp und Thomas sich auch direkt ausprobieren.

Inhaltlich ging es – Überraschung – um unsere Performanztests und wie wir uns diese vorstellen bzw. wie der aktuelle Stand aussieht. Durch die Kürze der Zeit lag die Herausforderung vor allem darin, die Inhalte prägnant und kohärent zu präsentieren. Das Feedback war sehr konstruktiv – wir haben aus verschiedenen Perspektiven heraus Anregungen und Rückmeldungen zur praktischen Umsetzung im Universitätsbetrieb, die etwaige, durch die Standardisierung bedingte, Darstellung von Eltern und Jugendlichen in den Gesprächssimulationen oder die Einbeziehung verschiedenen Akteur*innen (Lernende – Eltern – Lehrkräfte) in die Untersuchungen erhalten.  

Neu war für uns der hybride Vortragsmodus. Es gab zwei Bildschirme im Vortragrsaum – einen mit der Präsentation, der andere samt Kamera als Portal zum virtuellen Publikum. Unser Dank geht an die Techniker*innen vor Ort, sodass wir direkt in den Pitch starten konnten.

Unser persönliches Highlight war zudem der Workshop zur Wissenschaftskommunikation von Nadine Lux, der am Donnerstag stattfand. Dieser war eine sehr gelungene Mischung aus prägnantem Input, Übungen und Gruppendiskussionen zur Zielgruppenorientierung, aktuellen Trends der Wissenschaftskommunikation und Strategien für die Nutzung von Social Media. Es gab viele gute Impulse, die wir in Zukunft noch weiter beherzigen und umsetzen möchten!

Wir bedanken uns für die tolle Organisation, die vielfältigen Rückmeldungen und freuen uns schon auf das nächste Jahr :-).

Vorträge:

  • Janzen, T. (2022). Entwicklung eines Performanztests für das Lehramtsstudium im Fach Englisch: Feedback im Kompetenzbereich Schreiben. Woche des wissenschaftlichen Nachwuchses. Universität Paderborn. 08.06.2022.
  • Wotschel, P. (2022). Entwicklung eines Performanztests für das bildungswissenschaftliche Lehramtsstudium: Erfassung von Beratungskompetenz. Woche des wissenschaftlichen Nachwuchses. Universität Paderborn. 08.06.2022