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20. EARLI-Konferenz – „Education as a Hope in Uncertain Times“

Bildnachweis: © European Association for Research on Learning and Instruction

Im Jahr 2019 fand die biennale Konferenz der European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI) zuletzt in Präsenz statt, damals quasi „nebenan“ in Aachen. Nach einer pandemiebedingten Online-Ausgabe 2021 hießen uns und mehr als 2.500 weitere Teilnehmer*innen in diesem Sommer nun die Aristoteles Universität und die Universität von Makedonien in Thessaloniki zur bisher größten EARLI-Konferenz willkommen. Unter dem Motto „Education as a Hope in Uncertain Times“ wurde vom 22.-26. August 2023 in der griechischen Sommerhitze intensiv diskutiert, präsentiert und Networking betrieben. Wir waren als Projektteam auch dabei und möchten einige Einblicke in unsere Erlebnisse schildern.

Mit zwei Vorträgen von Thomas und Christoph und einem Posterbeitrag von Philipp war das PERFORM-LA-Team gut auf der Konferenz vertreten. Am frühen Mittwochmorgen berichtete Christoph über die Akzeptanz simulationsbasierter Prüfungsformate durch Lehramtsstudierende auf Basis von Befragungs- und Interviewdaten, bevor Thomas direkt im Anschluss die Pilotstudie seines Performanztests für das Unterrichtsfach Englisch (zur Erfassung von Feedbackkompetenz) vorstellte. Im Rahmen einer Postersession präsentierte Philipp am darauffolgenden Tag die Ergebnisse seiner Pilotstudie eines Performanztests für das bildungswissenschaftliche Studium (zur Erfassung von Beratungskompetenz).

Eine Frage der Validität

Bei insgesamt 2065 Beiträgen in 21 Panels fiel es oft nicht leicht, sich für einzelne (und damit gegen viele andere) Sessions zu entscheiden – geschweige, die Highlights dieser intensiven Woche herauszufiltern. Ein Thema, dass uns jedoch in ganz unterschiedlichen Beiträgen immer wieder begegnete und das auch für unser Projekt eine wichtige Rolle spielt, war die Frage nach der Validität von Test- und Prüfungsinstrumenten. Insbesondere das Symposium „Examining the Validity of Standardized Approaches to Measuring Teaching Quality“ und die Diskussion der vier Beiträge durch Anna-Katharina Praetorius blieben Lea dabei in Erinnerung. Unterschiedliche Perspektiven auf die Validität der Erfassung von Unterrichtsqualität standen in den Beiträgen im Vordergrund: Der Vergleich zwischen Präsenz- und Online-Unterricht (Jaekel et al., 2023), die Validität von Schüler*inneneinschätzungen als Indikator von Unterrichtsqualität (Gisladottir et al., 2023), die Förderung der Beobachtungskompetenz von Lehrkräften bei der Beurteilung von Unterrichtsqualität in Unterrichtsbesuchen sowie Urteilsfehler und -tendenzen in Beobachtungsstudien zur Unterrichtsqualität. Anna-Katharina Praetorius von der Universität Zürich griff in ihrer Diskussion grundsätzliche Fragen zum Thema des Symposiums auf, zum Beispiel nach der Validität von master scorings (= Expert*innenurteilen), und gab uns damit noch etwas „food for thought“ für die restlichen Konferenztage auf den Weg.

Core Practices

Ein weiteres Highlight-Symposium für Thomas war das zu „The Development of Core Practices from a Cross-National Perspective.“ Die Thematik um Core Practices spielt ja auch in unserem Projekt eine große Rolle, und in diesem Symposium war Pam Grossman, die Mitbegründerin dieses Konzepts (vgl. Grossman, 2021), Co-Chair und hat in ein paar einleitenden Worten das Konzept kurz dargestellt. Sie nannte auch gleich mehrere Gründe, warum wir uns auf Core Practices fokussieren sollten: Fehlende Vision für das was wir als „guten Unterricht“ bezeichnen würden, das „Technologiedefizit“ in der Lehrkräftebildung sowie die fehlenden reliablen Messmöglichkeiten. Der letzte Punkt wurde auch von der Diskutantin Tina Seidel aufgeworfen – hoffentlich können wir mit unserem Projekt hier einen Beitrag leisten, Core Practices handlungsnah und möglichst valide messen und prüfen zu können. Es gab vier spannende Vorträge aus verschiedenen Nationen. Im ersten Vortrag von Hannah Westbroek et al. (2023) von der Vrije Universiteit Amsterdam ging es um eine motivationale Perspektive auf Core Practices und wie Lehramtsstudierende zwei verschiedene Kurse bewerten, in denen sie ihren eigenen Lernbedürfnisse nachgehen konnten. Im Beitrag von Kirsti Klette et al. (2023) der Universität Oslo ging es um die Theorie-Praxis-Verzahnung mit Core Practices. Sie haben untersucht, wie der Fokus auf Core Practices im Lernprozess Studierende dabei unterstützen kann z.B. ihren analytischen Blick zu schärfen. Im dritten Teil stellten Kjersti Waege et al. (2023) von der Norwegian University of Science and Technology eine Studie vor, in der es darum ging, inwieweit der Erwerb von Core Practices durch Team Teaching-Komponenten unterstützt werden kann. Der letzte Beitrag war eine deutsch-deutsche Koproduktion der Universitäten Freiburg und Lüneburg von Hadmut Hipp et al. (2023). Sie stellten unter anderem eine Studie vor in der sie untersucht haben, ob eine Reflektion über oder Ausüben einer Core Practice (am Beispiel des Ansatzes des Reciprocal Reading, Palinscar & Brown, 1984) in halbstandardisierten Rollenspielen gewinnbringender für Studierende sind.

Bildnachweis: © Philipp Wotschel | Das PERFORM-LA Team am ersten Konferenztag (v. l. Philipp, Christoph, Lea, Thomas)

Simulationen in der Lehrkräftebildung in Israel

Philipps Highlights standen ganz im Zeichen von Untersuchungen aus dem HaLev – The Center for Simulation in Education der Bar llan Universität in Israel. Das Zentrum entwickelte das erste simulationsbasierte Lernprogramm für die Lehrkräfteausbildung in Israel und bietet umfassende Kurse und Workshops an. Zudem unterstreicht die Finanzierung durch das Israelische Bildungsministerium, dass die Institutionalisierung eines solchen Zentrums möglich ist und zeigt somit auch für unser eigenes Projekt weitere Perspektiven auf. Vor diesem Hintergrund präsentierte Ronen Kasperski unter dem Titel „The differential effect of simulations on SEL among preservice, beginner, and experienced educators“ eine Studie, zur Untersuchung der Wirkung von klinischen Simulationen auf die Entwicklung sozial-emotionaler Lernkompetenzen bei Lehrkräften. Die Ergebnisse deuten auf einen Kompetenzzuwachs bei allen Gruppen hin, während sich Unterschiede bezüglich der einzelnen Berufsphasen abzeichnen. Lehramtsstudierende profitierten am meisten, gefolgt von Berufseinsteigern und erfahrenen Lehrkräften. Ähnliches konnte auch Shira Iluz mit ihrer Posterpräsenation unter dem Titel, „Simulation based learning for facilitating understanding of others’ emotions in preservice teachers“, zeigen. Sie betonte, dass die Verwendung von simulationsbasiertem Lernen, zur Förderung sozial-emotionaler Fähigkeiten von Lehrkräften, einen vielversprechenden Bestandteil der Lehrkräftebildung darstellt, bisher jedoch nur wenige Forschungsarbeiten existierten, die eine entsprechende Wirksamkeit nachwiesen. In diesem Zusammenhang stellte sie mit ihrer Studie ein validiertes Testinstrument vor, das als Proof-of-Concept-Nachweis belegt, dass schon ein einziger Tag Simulationstraining bei Lehramtsstudierenden helfen kann, ihr emotionales Wissen im Sinne einer Perspektivübernahme zu erweitern.

Und sonst so?

Neben Beiträgen, die Themen adressieren, mit denen wir uns auch in unserer eigenen Forschungsarbeit beschäftigen, bot die EARLI auch viele Vorträge in andere Bereiche der empirischen Bildungsforschung. Christoph ist bspw. der Vortrag von Christian Kraler et al. (2023) von der Universität Innsbruck im Gedächtnis geblieben, der von Sabrina Bacher präsentiert wurde. Darin berichtete sie von einer Befragung von N=133 angehender Lehrkräfte im Masterstudium, in denen diese nach ihren future visions gefragt wurden. Damit sind Einstellungen und Orientierungen bezogen auf eine (wünschenswerte oder befürchtete) Zukunft gemeint, die auch schon einen Einfluss auf das Handeln in der Gegenwart haben können. Die inhaltsanalytische Auswertung von drei langen offenen Antworten ergab, dass 51% der Studierenden eher neutral, 30% positiv und 19% pessimistisch auf die Welt im Jahr 2040 blicken. Dabei ließen sich ihre Antworten auf sechs Hauptkategorien beziehen: Digitalisierung, Gesellschaft, Wirtschaft, Nachhaltigkeit & Klima, formale Bildung und Konflikte & Krisen. Es ergab sich also ein sehr heterogenes Bild der future visions. Welchen Einfluss diese nun genau auf das Studium und auch das schulische Handeln in der Gegenwart haben, ist Gegenstand weiterer Schritte der Kolleg*innen aus Österreich. Ebenfalls interessant war der Beitrag „Don’t we need two control groups in large Randomized Controlled Trials?“ von Sarah Pariser & André Tricot (2023) von der Université Paris 8 bzw. Université Paul Valéry in Montpellier. Darin beschäftigten sie sich mit der Frage, warum viele in kontrollierten Studien beobachtete Effekte von Lehr-Lern-Innovationen für die Schule verschwinden, wenn sie in größerem Maßstab im Bildungssystem implementiert werden. Sie vermuteten, dass dies daran liegen könnte, dass auch die Lehrkräfte in Kontrollgruppen dieser Studien die typischen Voraussetzungen im Bildungssystem abbilden und daher schon im Studiendesign verschiedene Gruppen berücksichtigt werden sollten, um die Wirkung im Hinblick auf eine mögliche Implementation in die Praxis abzuschätzen. Sie schlugen daher vor, in randomisierten Interventionsstudien zwei Kontrollgruppen zu bilden: eine Gruppe aus (wie üblich) freiwillig teilnehmenden Lehrkräften und eine Gruppe aus unfreiwillig teilnehmenden Lehrkräften. An einer Beispieluntersuchung mit 43 Klassen konnten sie beobachten, dass sich zwischen den Klassen der beiden Arten von Kontrollgruppen tatsächlich unterschiedliche Ergebnisse ergaben, die darauf hinweisen, dass sich Verzerrungen in typischen Interventionsstudien für Lehr-Innovationen in der Schule ergeben. Als Physikdidaktiker freute sich Christoph aber auch über den Vortrag von Benedikt Gottschlich et al. (2023) von der Universität Tübingen, der von einer aufwändigen Interventionsstudie zum kontextorientierten Physikunterricht unter Feldbedingungen berichtete, in der sich aber entgegen der Erwartung kein Vorteil für einen Elektrizitätsunterricht mit Kontexten im Vergleich zu einem Unterricht ohne Kontexte zeigte. Gründe hierfür werden von den Kolleg*innen noch analysiert (ob eine zweite Kontrollgruppe sinnvoll wäre, ist auch hier eine interessante Frage 😉 ).

Wer arbeitet…

Als abschließendes Highlight der EARLI 2023 darf natürlich auch der Gesellschaftsabend nicht unerwähnt bleiben: Vor spektakulärer Kulisse luden die Organisator*innen am Freitagabend in den „Ippikos Members Club“ zu tollem Essen und Kulturprogramm in Form von traditionellen Musik- und Tanzbeiträgen und der Professor*innen-Rockband der gastgebenden Universitäten ein (vielleicht auch eine Idee für die UPB…?). Für uns ein großartiger Abschluss dieser sehr intensiven Konferenzwoche!

Bildnachweis: © Lea Grotegut | Conference Dinner im Ippikos Members Club

Wir bedanken uns herzlich für die tolle Organisation und Umsetzung dieser riesigen EARLI 2023 (darunter die Konferenz-App, Verpflegung, detaillierte Lagepläne und natürlich die Helfer*innen vor Ort!) und ganz besonders für die zahlreichen Vorträge, Anregungen und Diskussionen. Bis zum nächsten Mal!

Vorträge:

  • Daltoé, T., Maier, J., Ruth-Herbein, E., Goellner, R., Trautwein, U. & Fauth, B. C. (2023, 23. August). Classroom Observation Ratings of Teaching Quality – An Investigation of a Teacher Training. 20. Biennale Konferenz der European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI), Thessaloniki, Griechenland.
  • Gisladottir, B., Tengberg, M., Roe, A. & Christensen, A. S. (2023, 23. August). Student Perceptions as Indicator of Teaching Quality: A Report from Nordic Classrooms. 20. Biennale Konferenz der European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI), Thessaloniki, Griechenland.
  • Gottschlich, B., Burge, J.-P., Wilhelm, T., Dopatka, L., Spatz, V., Schubatzky, T.; Haagen-Schützenhöfer, C., Invanjek, L., & Hopf, M. (2023, 25. August). Does using real-world contexts in science teaching improve learning? A field study on electricity. 20. Biennale Konferenz der European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI), Thessaloniki, Griechenland.
  • Grossman, P. (Ed.). (2021). Teaching core practices in teacher education. Harvard Education Press.
  • Hipp, H., Holstein, A., Nückles, M., & Kleinknecht, M. (2023, 24. August). How Can the Acquisition of Core Practices be optimally fostered? A Research Agenda and First Results. 20. Biennale Konferenz der European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI), Thessaloniki, Griechenland.
  • Iluz, S., Yablon, Y. B. (2023, 24. August). Simulation based learning for facilitating understanding of others’ emotions in preservice teachers. 20. Biennale Konferenz der European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI), Thessaloniki, Griechenland.
  • Jaekel, A.-K. & Goellner, R. (2023, 23. August). Students’ Perceptions of Teaching Quality in In-person Classrooms and Distance Education. 20. Biennale Konferenz der European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI), Thessaloniki, Griechenland.
  • Kasperski, R., Hemi, M. (2023, 21. August). The differential effect of simulations on SEL among preservice, beginner, and experienced educators. 20. Biennale Konferenz der European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI), Thessaloniki, Griechenland.
  • Klette, K., Staal Jenset, I. & Brataas, G. (2023, 24. August). Using Core Practices to Improve Connections between Theory and Practice in Teacher Education. 20. Biennale Konferenz der European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI), Thessaloniki, Griechenland.
  • Kraler, C., Bacher, S., & Schreiner, C. (2023, 25. August). Future Vision of Teacher Education Students. 20. Biennale Konferenz der European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI), Thessaloniki, Griechenland.
  • Palinscar, A. S., & Brown, A. L. (1984). Reciprocal teaching of comprehension-fostering and comprehension-monitoring activities. Cognition and Instruction1(2), 117-175. (Online)
  • Pariser, S., & Tricot, A. (2023, 25. August). Don’t we need two control groups in large Randomized Controlled Trials?. 20. Biennale Konferenz der European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI), Thessaloniki, Griechenland.
  • Waege, K., Fauskanger, J. & Mosvold, R. (2023, 24. August). Supporting teachers’ learning through co-planning, rehearsing and co-enacting instruction. 20. Biennale Konferenz der European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI), Thessaloniki, Griechenland.
  • Westbroek, H., Kaal, A. & Donszelmann,S. (2023, 24. August). A motivational perspective on learning core practices: the case of a Dutch teacher education program. 20. Biennale Konferenz der European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI), Thessaloniki, Griechenland.
  • White, M. (2023, 23. August). Evaluating the Robustness of Observational Studies’ Results to Rater Error with a Linking Data Set. 20. Biennale Konferenz der European Association for Research on Learning and Instruction (EARLI), Thessaloniki, Griechenland.

Willkommen im Team!

Wir freuen uns, bekannt geben zu können, dass wir nun seit dem 17.07. von Lea Grotegut als Post-Doc unterstützt werden! Nach knapp anderthalb Jahren löst Lea Jana Meier ab, die als Lehrkraft für besondere Aufgaben ans Institut für Erziehungswissenschaft gewechselt ist.

Bildnachweis: (C) Lea Grotegut

Als wissenschaftliche Mitarbeiterin wird es Leas primäre Aufgabe sein, anknüpfend an Janas Arbeiten performanzorientierte Lehr- und Prüfungsverfahren für die Lehramtsausbildung im Fach Physik und den Bildungswissenschaften weiterzuentwickeln. Bestehende Performanztests zur Unterrichtsplanung, Reflexion und zum Erklären im Physikunterricht sollen durch Lea als zusammenhängende Serie von Anforderungen i. S. eines OSTE (objective structured teaching examination / objektiv strukturierte Lehrprüfungen)-Prototypen kombiniert und umfassend validiert werden.
Erfahrungen für die Nachwuchsforschungsgruppe bringt Lea u. a. aus ihrer im Juni 2023 abgeschlossenen Promotion mit, im Rahmen derer sie sich mit der Entwicklung einer digitalen Simulation zur Förderung diagnostischer Kompetenz angehender Lehrkräfte auseinandergesetzt hat – also inhaltlich schon ziemlich nah an dem, was wir in PERFORM-LA so machen! Zu ihren Forschungsinteressen zählen neben der diagnostischen Kompetenz professionelles Wissen (angehender) Lehrkräfte sowie hochschulische Prüfungen. Wir freuen uns sehr darüber, nun wieder vollständig zu sein und in neuer Besetzung in die nächste Projektphase zu starten!

Tag der Lehre 2023 – „Teaching to the Test?“

Nachdenken über Prüfungen

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Bildnachweis: (c) Universität Paderborn

Am 23. Mai 2023 fand der 11. Tag der der Lehre an der Universität Paderborn nach längerer pandemiebedingter Unterbrechung wieder in Präsenz statt. Der Tag der Lehre bietet Lehrenden und Studierenden aller Fakultäten die Möglichkeit, über Fragen der Lehre an der Hochschule in den Austausch zu treten. Dabei werden innovative Lehr-Lern-Formate vorgestellt, sowie hochschuldidaktische Entwicklungen und Möglichkeiten zur Verbesserungen bestehender Lehre diskutiert. Dieses Jahr stand der Tag der Lehre unter dem Leitthema „Teaching to the Test?“ – Prüfungs- und Studienleistungen sinnvoll gestalten. Da dies genau unser Forschungsthema ist, war es naheliegend, dass auch wir als Nachwuchsforschungsgruppe unsere Arbeit vorstellen. Aber der Reihe nach ;).

Den Auftakt bildete eine spannende Online-Keynote von Prof. Dr. Doris Weßels von der Fachhochshule Kiel, die einen Überblick in die Funktionsweise und den aktuellen Stand der Technik von Large Language Models wie ChatGPT gab und wie diese auch schon in weiterer Software für den Bildungsbereich, insbesondere an Hochschulen, genutzt werden (z.B. als Assistenzsysteme zum Schreiben von Abschlussarbeiten). Dabei reflektierte sie auch, welche Veränderungen sich insbesondere für Prüfungen an der Hochschule ergeben können bzw. sollten. Diese Frage wurde in der anschließenden Podiumsdiskussion weiter vertieft (z.B. bis hin zu der Frage, ob der Umgang mit derartigen Assistenzsystemen nicht Gegenstand von Lehre und Prüfungen sein sollte).

Danach wurden in verschiedenen Formaten innovative Lehrprojekte der Universität Paderborn vorgestellt bzw. die Teilnehmenden konnten sich in Workshops weiterbilden. Bspw. stellten Isabel Elsner und Franziska Pilz im Themenforum ihr preisgekröntes kollaboratives Seminarkonzept für das Lehramtsstudium im Fach Geschichte vor, in dem Studierende aufbauend auf geschichtsdidaktischen Ansätzen unterrichtspraktische Vorschläge erarbeitet haben. Auf diese erhielten sie dann peer review-artiges Feedback durch ihre Kommiliton*innen. Im Themenforum stellte auch Christoph den Ansatz des simulationsbasierten Prüfens für das Lehramtsstudium vor. Wie im Call zu Veranstaltung gewünscht im Format eines TED Talks. Es waren daher viele Folien mit weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund ;).

Bildnachweis: (c) Thomas Janzen

Im Disqspace am späten Nachmittag stellte Philipp einen unserer Performanztests noch einmal ausführlicher vor und die Teilnehmenden konnten ihn auch direkt selbst testen (Danke an unsere Schauspielerinnen Jasmin, Hannah und Elena!). Das haben erfreulicherweise auch einige Personen gewagt. Daraus ergaben sich interessante Gespräche, vor allem zur Übertragbarkeit des Konzepts in andere Studiengänge. Wir hoffen, dass wir einige Teilnehmende anregen konnten, evtl. selbst performanzorientierte Prüfungsverfahren zu entwickeln.

Insgesamt war es eine abwechslungsreiche und spannende Veranstaltung. Vielen Dank an das Team der Stabstelle Bildungsinnovation und Hochschuldidaktik für die gelungene Organisation (mit – wichtig! – ausreichend Kaffee und Snacks ;)).

Vorträge:

  • Elsner, I., & Pilz, F. (2023, 23. Mai). Geschichtsdidaktische Theorie-Praxis-Transfers am Beispiel des Medienwandels in historischer Perspektive. Vortrag auf dem 11. Tag der Lehre 2023. Universität Paderborn.
  • Vogelsang, C. (2023, 23. Mai). Assessment drives learning – Simulationsbasiertes Prüfen im Lehramtsstudium. Vortrag auf dem 11. Tag der Lehre 2023. Universität Paderborn.
  • Wotschel, P., Janzen, T., Vogelsang, C., & Meier, J. (2023, 23. Mai). Von Feedback bis Beratung – Prüfen handlungsnaher Kompetenzen im Lehramtsstudium in standardisierten Gesprächssimulationen. Beitrag im Disqspace „Innovative Lehrprojekte an der Universität Paderborn“ auf dem 11. Tag der Lehre 2023. Universität Paderborn.
  • Weßels, D. (2023, 23. Mai). Künstliche Intelligenz trifft auf Hochschullehre: Potenziale und Herausforderungen von ChatGPT &Co. für die Zukunft von Lehren und Lernen. Vortrag auf dem 11. Tag der Lehre 2023. Universität Paderborn.

4. BMBF Statusgruppenseminar – Herausforderungen begegnen im virtuellen Nürnberg

Bildnachweis: (c) Nachwuchsforschungsgruppe DiSoJu, FAU Nürnberg

Vom 24.-25.04.2023 fand das 4. BMBF Statusgruppenseminar statt. Diesmal virtuell in Nürnberg und organisiert vom Team DiSoJu unter der Leitung von Dr. Jane Müller. Anders als bei den vergangenen Statusgruppentreffen, in denen wir uns viel über unsere Forschungstätigkeiten und Projekte ausgetauscht haben, standen diesmal die Herausforderungen im Zentrum, welchen wir in unserer Arbeit begegnen.

Ein Beispiel kam von unserem geschätzten Kollegen Alfred Lindl und seiner Nachwuchsforschungsgruppe FALKO-PV. Sie stellen sich einer ähnlichen Herausforderung wie wir, die oft nicht im Zentrum der eigentlichen wissenschaftlichen Arbeit steht: Wissenschaftskommunikation. In der Gruppe diskutierten wir Probleme, die sich aus dem Transfer von Wissenschaft in den Alltag ergeben und wie wir unsere Ergebnisse erfolgreich kommunizieren können. Geplant ist bei FALKO-PV, einen Podcast zu machen. Wir sind schon gespannt und freuen uns darauf 🙂 (vielleicht ja auch als Gäste).

Natürlich gab es auch zwei Keynotes, die zum Nachdenken einluden. Die erste Keynote hielt Netzaktivistin, Bürgerrechtlerin und Publizistin Katharina Nocun. Inhaltlich ging es in ihrem Vortrag, um die vielen Herausforderungen, die sich aus der Digitalisierung für Jugendliche ergeben. Unter anderem wurden Problematiken um Fake News und Verschwörungserzählungen aufgegriffen.

In der zweiten Keynote von Dr. Tanu Biswas stand der Ansatz des Childismus im Fokus und wie wir ihn in der Bildungsforschung berücksichtigen können. Es war ein Vortrag mit spannenden Einsichten in einen Forschungsansatz, der für uns bis dato wenig bekannt war. Sie teilte mit uns z.B. ihre Gedanken zu Positionalitäten von Erwachsenen und wie diese Forschungsprozesse beeinflussen, insbesondere bei der Ergründung von Forschungsfragen, die Kinder betreffen.

Es war ein gelungenes Netzwerktreffen und wir freuen uns schon im Herbst zum nächsten Statusgruppentreffen nach Flensburg zu fahren.

Vorträge:

  • Nocun, K. (2023). Herausforderungen der Digitalisierung. Vortrag auf dem 4. Statusseminar der BMBF-Nachwuchsforschungsgruppen „Empirische Bildungsforschung“ 2022. FAU Nürnberg-Erlangen. 24.04.2023.
  • Biswas, T. (2023). Childist notes on positionality and arriving at questions in educational research. Vortrag auf dem 4. Statusseminar der BMBF-Nachwuchsforschungsgruppen „Empirische Bildungsforschung“ 2022. FAU Nürnberg-Erlangen. 25.04.2023.

DGFF „Nachwuchs“-Tagung in Münster: (Selbst-) Findungsphasen

(c) ELE

Vom 16.-17.03.2023 fand in Münster die Nachwuchstagung der DGFF (Deutschen Gesellschaft für Fremdsprachenforschung) statt. Natürlich habe ich (Thomas) es mir nicht nehmen lassen, an meine Alma Mater zurückzukehren, um mich dort mit Forschenden auszutauschen, darunter natürlich Altbekannte, aber auch viele neue Kontakte.

Eröffnet wurde die Tagung vom gesamtem Team der Englischdidaktik der Universität Münster, die mit ihren einleitenden Worten den Ton für die Tagung setzten. Nach Jahren der Distanz war es für viele Anwesenden die erste Tagung in Präsenz und für die up-and-coming Forschenden eine der ersten Gelegenheiten, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzten, auszutauschen und über Projekte zu diskutieren. Betont wurde vom Team die Bedeutung, die vergangene Nachwuchstagungen für sie hatten, wie Hamburg oder Gießen, die für viele ein wichtiger Wegpunkt in der eigenen Entwicklung darstellten. So sollte die Tagung in Münster für uns hoffentlich ähnlich gewinnbringend sein und unter einem Stern der Wertschätzung und des Vertrauens stehen. Ohne hier den Anspruch erheben zu wollen, für alle zu sprechen, war mein Eindruck während und auch nach der Tagung , dass dies zu 100% gelungen ist 🙂 .

Der erste Programmpunkt war eine Grundsatzdiskussion zu empirischer und theoretisch-konzeptioneller Forschung, (von manchen fälschlicherweise als „Streitgespräch“ bezeichnet), geführt von Prof. Dr. Frauke Matz und Prof. Dr. Dominik Rumlich, moderiert von Dr. Philipp Siepmann. Was als pointierte Debatte begann („Also ist Theorie dann lediglich der Empirie dienlich?“) wandelte sich schnell in einen wertschätzenden, konstruktiven Dialog über den Beitrag den beide Ansätze leisten – Harmonie pur 🙂 . Hiernach gab es dann Workshops für die PhD-Anfangsphase, PhD-Spätphase und die Post-Docs, in denen in verschiedenen Formaten über die gruppentypischen Herausforderungen diskutiert wurde. Großgeschrieben wurde im Anfangsworkshop das Kennenlernen von neuen Mitforschenden, sodass wir uns in kleineren Gruppen erst neu finden mussten, bevor wir uns dann über bestimme Aspekte ausgetauscht haben.

Der letzte Punkt im Nachmittagsprogramm waren dann die ersten Vorträge in den Sektionen. Ich war Teil der Sektion „Universitäre Lehrer*innenbildung und Referendariat“ welche von Prof. Dr. Julia Settinieri der Universität Bielefeld geleitet wurde. Den Aufschlag in der Sektion machte Freya Dehn, ebenfalls aus Paderborn, die aus ihrem Forschungsprojekt berichtete. Darin untersucht sie die Wirksamkeit von Fallarbeit im Bereich DaF/DaZ und wie dadurch z.B. die professionelle Unterrichtswahrnehmung von Lehrkräften gefördert werden kann. Weiter im „Paderblock“ habe ich dann gemacht und unser Simulation sowie Ergebnisse aus unseren aktuellen Validierungsstudien präsentiert. Die anschließende Diskussion war sehr fruchtbar und hat mir geholfen die Zielsetzung des Projekts und meines Dissertations zu schärfen – Danke hier an alle Beteiligten! Den letzten Vortrag in dem Slot hielt dann Fenja Kuchenbuch, die darin über die aufgabenorientierten Unterrichtsplanungskompetenzen von Studierenden in den Blick nimmt. Abends ging es dann zum Conference Dinner ins Schlossgarten Café, wo wir den ersten Tag beim gemeinsamen Abendessen und vielen Gesprächen ausklingen lassen konnten.

Am nächsten Tag ging es weiter mit einzelnen Vorträgen in verschiedenen Slots, u.a. von zwei Kolleginnen der Uni Paderborn! Im Vortrag von Maike Bauer ging es um den Einsatz von Diaspora-Kurzgeschichten im Englischunterricht der Sek II, insbesondere im Kontext des NRW Abiturthemas „Voices from the African Continent: Focus on Nigeria„. In ihrem Projekt untersucht sie u.a. mit qualitativen Interviews die Wahrnehmung zentraler Aspekte der Diaspora, die durch eine Unterrichtsreihe thematisiert werden. Stefanie van der Valk (hier vom PLAZ) stellte ihren aktuellen Stand zum Einsatz von Digificciones (digitale Kurzliteratur z.B. auf Twitter, Instagram etc.) im Spanischunterricht vor. Ein Projekt welches für PERFORM-LA sehr interessant ist, wurde von Meral Roeben vorgestellt – Digivate-E. Im Zentrum des Projekts steht eine digitale Simulation von Englischunterricht, welche genutzt werden soll um digitale Diagnosekompetenzen von Englischlehrkräften zu fördern. Ein sehr spannendes Projekt, welches das breite Spektrum an Simulationen in der Lehrer*innenbildung zeigt! Den inhaltlichen Abschluss bildete ein weiterer Forschungsdialog von Prof. Dr. Christiane Dalton-Puffer der Universität Wien und Prof. Dr. Werner Delanoy der Universität Klagenfurt. Unter der Frage „Quo vadis?“ wurden Spannungsfelder der Fremdsprachendidaktik diskutiert und Fragen aufgeworfen, die es zu beantworten gilt wie: „Welche Sprachen brauchen wir als Gesellschaft?“ oder „Was sollten Inhalte im modernen Englischunterricht sein? „.

Nach zwei intensiven, aber auch inspirierenden Tagen geht es nun daran, sich mit dem Feedback, Inhalten und Eindrücken auseinanderzusetzen und für sich zu nutzen. Was bleibt, wenn ich auf diese Nachwuchstagung in Münster zurückblicke? Für mich sind es zwei Sätze von Ricardo Römhild & Anika Marxl am Ende der Tagung. Getreu dem Tagungsmotto „Findungsphase“ sagte Ricardo, dass das Ziel der Promotionsphase ist, seine eigene Stimme zu finden. Anika ergänzte mit einem Satz, der nun als mein neues Mantra das Whiteboard in meinem Büro ziert: „Eine gute Diss, ist eine fertige Diss.“

In diesem Sinne bedanke ich mich ganz herzlich bei allen an der Organisation beteiligten Menschen: Den Tagungspräsidentinnen, dem Tagungsteam und den unermüdlichen Hilfskräften. Ich bin schon gespannt, wo wir uns auf der nächsten Nachwuchstagung finden werden 😉 .

Vorträge:

  • Bauer, M. (2023). Diaspora-Kurzgeschichten im fremdsprachlichen Unterricht Englisch: Ein neuer didaktischer Impuls?. DGFF Nachwuchstagung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
  • Dehn, F. (2023). Lernen am und durch den Fall: Lehrkräfteprofessionalisierung in DaZ durch Fallarbeit. DGFF Nachwuchstagung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
  • Janzen, T. (2023). „I don’t understand.“ – Validierung einer rollenspielbasierten Simulationsprüfung für zukünftige Englischlehrkräfte. DGFF Nachwuchstagung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
  • Kuchenbuch, F. (2023). Professionelle Unterrichtswahrnehmung und Planungskompetenz(en) für das aufgabenorientierte Unterrichten im kompetenzorientierten Englischunterricht entwickeln – Eine qualitative StudiezurProfessionalisierung von Lehramtsstudent:innen. DGFF Nachwuchstagung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
  • Roeben, M. (2023). Potenzial eines simulationsbasierten Englischunterrichts zur Förderung von Lehrkompetenzen. DGFF Nachwuchstagung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
  • v.d. Valk, S. (2023). Digificciones im Spanischunterricht – Von einer literatur- und medienwissenschaftlichen Analyse literarischer Texte auf SocialMedia zur gegenstandsorientierten Didaktik. DGFF Nachwuchstagung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.

10. GEBF-Tagung 2023 – „Bildung zwischen Unsicherheit und Evidenz“

Ein Einblick in unsere diesjährigen Highlights

Bildnachweis: © Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung | https://digigebf.files.wordpress.com/2022/12/cropped-cropped-logo_gebf_2023-01.png?w=937&h=400

Drei Jahre hat es gedauert, bis die GEBF-Tagung wieder in Präsenz stattfinden konnte. Passend zum 10. Jubiläum lud die Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung vom 28. Februar bis 02. März 2023 unter dem Motto „Bildung zwischen Unsicherheit und Evidenz“ zum wissenschaftlichen Austausch ein. Wir waren als Projektteam auch dabei und möchten (wie im letzten Jahr) einige Einblicke in unsere Erlebnisse schildern:

Wie schon im vergangenen Jahr auf der Nachwuchstagung erhielt Philipp in diesem Jahr auf der Haupttagung die Möglichkeit, einen Vortrag über die Pilotierung seines Performanztests für das bildungswissenschaftliche Lehramtsstudium (zur Erfassung von Beratungskompetenz) zu halten und zu diskutieren. Das Thema Performanztests und Simulationen befand sich auf der GEBF in „guter Gesellschaft“, weshalb Philipp vor allem das Symposium „Simulationsbasiertes Lernen an der Hochschule – neue Erkenntnisse aus experimentellen und metaanalytischen Studien“ begeisterte. Die vier Vorträge fokussierten die Rolle von Simulationen in der Hochschulbildung im Medizin- und Lehrkräftebereich und konnten veranschaulichen, wie gut Simulationen auch in der Lehrkräftebildung eingesetzt werden können. Zunächst präsentierte Constanze Richters eine Studie, in der die Frage untersucht wurde, ob bzw. inwiefern strukturierte Reflexion und Kollaborationsskripts den Erwerb kollaborativer Diagnosefähigkeiten in einer medizinischen Simulation unter Berücksichtigung des Vorwissens der Lernenden verbessern können. Danach folgte unter dem Titel „Lernen mit Simulationen: Eine Metaanalyse zur Adaptivität von instruktionaler Unterstützung“ ein Vortrag von Olga Chernikova, die sich in ihrer Metastudie der Umsetzung und den Voraussetzungen von Adaptivitätsstrategien von Simulationen widmet. Den Dritten Vortrag hielt Stephanie Kron. Sie berichtet von ihrer Untersuchung zur Spezifität bzw. Sensitivität von Diagnosen Mathematiklehramtsstudierender in einer simulationsbasierten Lernumgebung. Im letzten Vortrag zur „Förderung von Reanimationsskills durch simulationsbasiertes Lernen: Welche Vorteile bringt der Einsatz von first-person-view-Videos im Debriefing?“ präsentierte Martin Gartmeier die Ergebnisse seiner Forschung zu der Frage, inwieweit Videos aus der first-person-Perspektive zu Veränderungen im Debriefing und zu verbessertem Lernerfolg beitragen können.

Jana und Christoph haben auf der diesjährigen GEBF-Tagung bei dem Symposium „‚Bedrohung‘ der Testwertinterpretation durch Testmotivation? – Fragen der Validität in der Kompetenzforschung“ mitgewirkt, welches von Daniel Scholl und Christina Watson organisiert wurde. Insbesondere die Diskussion und der Austausch mit den Teilnehmenden des Symposiums waren eines der Highlights von Jana. Darüber hinaus war auch das Symposium „Simulationsbasiertes Lernen und Messen in der Mediziner:innen und Lehrer:innenausbildung“ mit Ann-Kathrin Schindler bzw. Tina Seidel als stellvertretende Chair spannend. Die zwei Beiträge, die sich auf die Lehramtsausbildung bezogen, wurden von Michael Nickl aus der COSIMA-Gruppe und von Florentine Hickethier von der Universität Jena vorgestellt. Nickl et al. konnten in ihren Analysen (zur Erfassung der Diagnosekompetenzen angehender Lehrkräfte mit Hilfe einer videobasierten Simulation) Profile von kognitiven und motivationalen Charakteristika der Diagnostizierenden identifizieren, die sich auf die Qualität des Diagnoseprozesses und die Urteilsakkuratheit auswirken. Hickethier et al. haben die Nützlichkeitsüberzeugungen und die Technologieakzeptanz von Lehramtsstudierenden aus verschiedenen Ländern hinsichtlich einer Virtual Reality Umgebung für Schüler*innen erfasst und konnten Veränderungen durch das eigene Erleben der VR-Umgebung aufzeigen (v.a. eine höhere Intention, VR auch in der eigenen Berufspraxis anzuwenden). VR war generell ein großes Thema auf der diesjährigen GEBF-Tagung – ähnlich wie das Thema ChatGPT. So beschäftigte sich bspw. das Symposium „Unterrichtserleben in Virtual Reality als Chance für die Lehrkräftebildung“ mit virtuellen Unterrichtssimulationen in VR-Umgebungen. Interessant war hier, dass im Vergleich zur Arbeit mit traditionellen Unterrichtsvideos keine empirisch signifikanten Effekte für den VR-Einsatz gefunden werden konnten (mit Bezug auf die professionelle Unterrichtswahrnehmung und Reflexionsfähigkeiten angehender Lehrkräfte).

Neben den vielen Einzelbeiträgen und Symposien waren die Keynotes der diesjährigen GEBF-Tagung weitere Highlights für Jana. Im Vortrag von Prof. Dr. Gerd Gigerenzer ging es bspw. um die Risikokompetenz und um Bildung im digitalen Zeitalter – mit der klaren Message, dass auch wir Menschen smarter werden müssen, wenn um uns herum alles smarter wird ;-). In der Keynote von Prof. Dr. Monika Waldis ging es um die hohe Bedeutung gesellschaftswissenschaftlichen Wissens insbesondere in Zeiten der Krise und in Zeiten, in denen die Demokratie weltweit unter Druck steht. Prof. Dr. Waldis sieht eine besondere Chance zur Förderung der Demokratiekompetenz (mit der Leitidee der Urteilsfindung und Fähigkeiten des Perspektivwechsels und der Empathie) in Argumentations- und Debattiertrainings als didaktische Interventionen für Schüler*innen.

Christoph lieferte in diesem Jahr zusammen mit Pascal Pollmeier und Tim Rogge einen Beitrag zum Symposium „Eigenvideografie als Professionalisierungstool für Lehramtsstudierende im Praxissemester“, das von Verena Zucker organisiert wurde. Zusammen mit Nicola Meschede berichtete sie von einer Untersuchung zur Frage, welche persönlichen Merkmale Lehramtsstudierender (z.B. Misserfolgserwartung) und Bedingungsfaktoren (z.B. zeitliche Belastung) die Bereitschaft Eigenvideografien im Praxissemester durchzuführen beeinflussen. Dies war insofern interessant, dass es auch die Frage berührt, die wir (also, Pascal, Tim und Christoph) auch in unserer Interviewstudie untersucht haben. Auch die beiden weiteren Vorträge von Robin Junker (in Vertretung für Christina Gippert) und Verena Oestermann berichteten interessante Erkenntnisse zur Wirksamkeit von Eigenvideografiearbeit zur Förderung der professionellen Unterrichtswahrnehmung von Lehramtsstudierenden. Es war also insgesamt ein rundum gelungenes Symposium. An dieser Stelle daher noch einmal ein herzlicher Dank an Verena als Organisatorin! Ein weiteres Vortragshighlight aus Christophs Sicht war der Vortrag von Șeyma Gülen, die unter dem Titel „Lehramtsstudium – Vorbereitungsdienst – Lehrkräfteberuf, oder? Empirische Ana-
lysen aus dem Nationalen Bildungspanel (NEPS) zum post-universitären beruflichen
Verbleib von Lehramtsabsolvent*innen“ auf Basis der umfangreichen NEPS-Daten (N = 2.941 Absolvent*innen gingen in die Untersuchungen ein) Analysen dazu vornahm, wie viele Lehramtsstudierende nach einem Studienabschluss auch wirklich als Lehrkräfte arbeiten (Spoiler: In ihren Analysen sind es 79% ;)). Diese Ergebnisse kommen zur richtigen Zeit und liefern empirisch fundierte, belastbare Daten für die Diskussion um den aktuellen Lehrkräftemangel. Zwei weitere schöne Vorträge betrafen ebenfalls etwas stärker die Themen unserer Nachwuchsforschungsgruppe. Zum einen stellte Sigrid Harendza eine spannende Untersuchung dazu vor, nach welchen Kriterien aus der arbeitsplatzbasierten Beobachtung Ausbilder*innen in praktischen Ausbildungsphasen (z.B. im praktischen Jahr in der Medizinerausbildung) angehenden Ärzt*innen bestimmte Tätigkeiten anvertrauen bzw. bis zu welchem Grad (dies kann bspw. eine Tätigkeit wie das Blut Abnehmen sein). Die empirischen Daten wurden dabei in einer Simulationsumgebung gewonnen, in der umfangreich der erste Arbeitstag in einer Klinik simuliert wurde. Zum anderen berichtete Christoph Kruse unter dem Titel „Wie beurteilen Fach- und Schulleitungen angehende Lehrer:innen im Referendariat?
Erkenntnisse aus einer qualitativ-rekonstruktiven Dokumentenanalyse von schriftlichen Gutachten“ von Analysen von realen Schulleitungsgutachten, die im Rahmen der zweiten Staatsprüfung in NRW angefertigt wurden. Im Zentrum stehen dabei z.B. Fragen danach, welche Kriterien Schulleitungen an die Bewertung anlegen bzw. welche impliziten Orientierungen in den Gutachten deutlich werden. Diese Prüfungsdokumente sind wenig erforscht, sie machen allerdings einen hohen Anteil der Abschlussnote des zweiten Staatsexamens aus. Insofern freut sich Christoph schon auf die weiteren Ergebnisse.

Bildnachweis: © Jana Meier| ein Teil des PERFORM-LA Teams auf dem Gesellschaftsabend
(v. l. Christoph, Jana, Philipp)

Ein weiteres Highlight war natürlich der Gesellschaftsabend, der in der Grand Hall Zollverein® veranstaltet wurde. Wie die GEBF selbst zusammenfasst ist dieser beeindruckende Ort „[…] eine moderne Eventlocation, die auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei Zollverein des UNESCO-Welterbes Zollverein liegt. Sie wurde am 12. September 1961 als Sauger- und Kompressorenhalle in Betrieb genommen. Nach über drei Jahrzehnten wurde sie am 30. Juni 1993 stillgelegt. Die Anlage ZOLLVEREIN® Schacht XII war die größte und modernste Steinkohleförderanlage der Welt. Seit 1998 widmet sich die Stiftung Zollverein der Erhaltung und Wiedernutzbarmachung dieses Industriedenkmals.“  

Wir waren auf jeden Fall nachhaltig beeindruckt und hatten viel Vergnügen 😉

Bildnachweis: © Philipp Wotschel |Der direkte Außenbereich
Bildnachweis: © Philipp Wotschel |Ein Einblick in die Halle

Wir freuen uns, auch in diesem Jahr dabei gewesen sein zu können, bedanken uns herzlich für die zahlreichen Vorträge, Anregungen und Diskussionen und sagen bis bald!

Vorträge:

  • Gartmeier, M., Soellner, N., Eiberle, M., Haseneder, R., Hinzmann, D., Schulz, C., Rath, S., & Berberat, P. (2023, 01. März). Förderung von Reanimationsskills durch simulationsbasiertes Lernen: Welche Vorteile bringt der Einsatz von first-person-view-Videos im Debriefing? 10. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF), Essen.
  • Gigerinzer, G. (2023, 28. Februar). Risikokompetenz: Bildung im digitalen Zeitalter. 10. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF), Essen.
  • Gippert, C., Junker, R., Seeger, D., & Holodynski, M. (2023, 01. März). Welche Rolle spielt die Eigenvideografie bei der Förderung der professionellen Unterrichtswahrnehmung von Klassenführung im Rahmen des Praxissemesters? 10. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF), Essen.
  • Harendza, S., Kadmon, M., Berberat, P., Fincke, F., Gärtner, J., Schick, K. (2023, 28. Februar). Anvertrauen von Verantwortung auf Basis von Arbeitsplatz-basierten Beobachtungen. 10. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF), Essen
  • Heitzmann N., Chernikova O., Stadler, M., Holzberger,D., Seidel, T., & Fischer, F. (2023, 01. März). Lernen mit Simulationen: Eine Metaanalyse zur Adaptivität von instruktionaler Unterstützung. 10. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF), Essen.
  • Hickethier, F., Dehne, M. & Gröschner, A. (2023, 28. Februar). Wie nehmen Lehramtsstudierende eine neuartige VR-Umgebung für Schüler:innen wahr? Eine Mixed-Methods-Studie zur Veränderung von Nützlichkeitsüberzeugungen. 10. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF), Essen.
  • Kron, S., Sommerhoff,D., & Ufer, S. (2023, 01. März). Entwicklung diagnostischer Kompetenz zur Dezimalbruchrechnung: Akkuratheit, Sensitivität und Spezifität von Diagnosen in einer simulationsbasierten Lernumgebung. 10. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF), Essen.
  • Kruse, C. (2023, 02. März). Wie beurteilen Fach- und Schulleitungen angehende Lehrer:innen im Referendariat? Erkenntnisse aus einer qualitativ-rekonstruktiven Dokumentenanalyse von schriftlichen Gutachten. 10. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF). Essen.
  • Erfassung von Diagnosekompetenzen in Simulationen: Einfluss der Charakteristika des Diagnostizierenden
  • Nickl, M., Sommerhoff, D., Codreanu, E., Ufer, S. & Seidel, T. (2023, 28. Februar). Erfassung von Diagnosekompetenzen in Simulationen: Einfluss der Charakteristika des Diagnostizierenden. 10. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF). Essen.
  • Oestermann, V., Weyland, U., & Koschel, W. (2023, 01. März). Zur Förderung professioneller Unterrichtswahrnehmung im Praxissemester anhand von Eigen- und Fremdvideos. 10. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF). Essen.
  • Pollmeier, P., Vogelsang, C., & Rogge, T. (2023, 01. März). Zwischen Angst und Vorfreude – Emotionales Erleben Lehramtsstudierender bei der Arbeit mit Eigenvideografien. 10. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF). Essen.
  • Richters, C., Stadler M., Radkowitsch, A., Schmidmaier, R., Fischer, M.R., & Fischer, F. (2023, 01. März). Förderung kollaborativer Diagnosefähigkeiten für Lernende mit unterschiedlichem Vorwissen: Effekte von strukturierter Reflexion und Kollaborationsskripts in einer agentenbasierten medizinischen Simulation. 10. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF), Essen.
  • Waldis, M. (2023, 01. März). Gesellschaftswissenschaftliches Lernen in Zeiten der Krise – Wissensordnungen und Kompetenzen revisited. 10. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF), Essen.
  • Wotschel, P. (2023, 01. März). Beratungskompetent durchs Lehramtsstudium? Entwicklung und Erprobung eines handlungsnahen Prüfungsformates. 10. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF), Essen.
  • Zucker, V., Meschede, N. (2023, 01. März). Was motiviert oder hemmt Studierende, sich im Praxissemester videografieren zu lassen? Eine Untersuchung zur Bedeutung persönlicher Voraussetzungen für die Nutzung von Eigenvideografie. 10. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF). Essen.

The longest weekend: 25 Jahre PLAZ & 3. BMBF Statusgruppenseminar

Das erste Novemberwochenende bot für unser Team viele Möglichkeiten das Projekt in den unterschiedlichsten Kontexten vorzustellen und zu diskutieren – doch fangen wir von vorne an.

Ein Freitag in Paderborn…

Bildnachweis: (c) PLAZ Professional School, Universität Paderborn

Am Freitag, den 04.11.2022 war der große Jubiläumsfestakt des Zentrums für Bildungsforschung und Lehrerbildung – der PLAZ-Professional School in Paderborn, welcher wir als Nachwuchsforschungsgruppe angegliedert sind. Unter dem Motto „Rückblicke – Einblicke – Ausblicke“ wurde das 25-jährige Bestehen der PLAZ-Professional School gefeiert. Alle Teilnehmenden konnten in einem Gallery Walk durch die Geschichte der Paderborner Lehramtsausbildung stöbern, sich in zahlreichen interaktiven Formaten einbringen und auch gespannt dem Festvortrag zur Bedeutung von Coaching und Beratung in der Lehrkräftebildung von Prof. em. Dr. Eckard König lauschen.

Im Rahmen verschiedener Workshop-Angebote zu zentralen Herausforderungen der Lehramtsausbildung wurde es dann am Nachmittag unter der Leitung von Prof. Dr. Sabine Fechner handlungsorientierter, wie auch der Titel des von uns mitgestalteten Workshops „Handlungsorienterung/ Praxisorientierung“ verrät. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, sich die von uns entwickelten Simulationen aus nächster Nähe einmal anzuschauen – danke hierfür nochmal an Lisa Wedekind und unsere Schauspielerinnen, die sich dem gestellt haben :-). Im Anschluss gab es angeregte Diskussionen über die Simulationsszenarien und deren Einsatz als Prüfungsformat in der Lehrkräftebildung. Parallel dazu hatten die Teilnehmenden auch die Möglichkeit die in der Arbeitgsgruppe Didaktik der Chemie an der Universität Paderborn entwickelten VR-Umgebungen selbst zu erleben, sodass allgemein von einem wirklich praktischen Workshop gesprochen werden kann.

…ein Wochenstart in Berlin

Doch nach dem Workshop ist vor dem Statusseminar! Am Sonntag ging es für uns schon los nach Berlin, wo, organisiert von der Gruppe muhik, von Montag bis Dienstag der dritte Austausch zwischen den BMBF-Nachwuchsforschungsgruppen unserer Förderlinie stattfand. Allerdings das erste Mal in Präsenz! Auf dem Programm standen u.a. Updates aus den Projekten FALKO-PV, DiSoJu, FORMAT, Gender3.0, RP-SKM und auch wir haben unseren aktuellen Stand präsentiert. Neben den Einzelvorträgen der Gruppe gab es auch eine Postersession exklusiv für alle Promovierenden. Nach kurzen 60-Sekunden Posterpitches konnten die Beteiligten sich über die Poster und die vorgestellten Forschungsvorhaben austauschen. Philipp und Thomas hatten so die Möglichkeit, ihre Teilprojekte im Detail fachspezifisch zu diskutieren und haben durchweg konstruktive Rückmeldung von den Leitungen, Post-Docs & den Co-Promovierenden erhalten.

Gruppenfoto (v.l.) Philipp, Thomas, Christoph, Jana, Bildnachweis: (c) PERFORM-LA

Doch es wurde nicht nur über die Projekte berichtet, in verschiedenen Austauschforen gab es auch die Möglichkeit, miteinander zu diskutieren. In den regulären Statusgruppentreffen konnten sich am Montag Promovierende, Post-Docs und die Leitungen über die gruppeninhärenten Besonderheiten vernetzen und dies abends beim gemeinsamen Abendessen fortsetzen. In themenspezifischen Foren am Dienstag gab es die Möglichkeit projekt- und statusgruppenübergreifend Herausforderungen, Ansätze und Ideen z.B. zum Bereich Lehrkräfte, Qualitative Methoden oder Digitales Lehren und Lernen zu diskutieren. Als Keynote war niemand Geringeres als Prof. em. Dr. Jürgen Baumert bei uns in Berlin! Im Vortrag zum Thema „Kulturelle Identität und akademische und psychosoziale Anpassung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ stellte er, vor dem Hintergrund der Bedeutung der Identitätsentwicklung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, neue Ergebnisse aus der BERLIN-Studie vor. Ein Ergebnis von vielen ist, dass für gute schulische Leistungen eine gute Beherrschung der Verkehrssprache (des Unterrichts bzw. der Schule) von großer Bedeutung ist, wichtiger noch als eine eindeutige kulturelle Identifikation. Mit Wünschen nach viel Glück für unsere Zukunft von Prof. Dr. Jürgen Baumert verließen wir Dienstag dann auch schon wieder Berlin.

Wir möchten uns an dieser Stelle nochmal ganz herzlich und ausdrücklich bei dem Team von muhik bedanken, welches unter Leitung von Dr. Camilla Rjosk ein wirklich sehr gut organisiertes Treffen auf die Beine gestellt hat! Das nächste Treffen findet dann im März wieder digital statt – wir sind schon sehr gespannt und freuen uns.

Vorträge:

  • Baumert, J. (2022). Kulturelle Identität und akademische und psychosoziale Anpassung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Vortrag auf dem 3. Statusseminar der BMBF-Nachwuchsforschungsgruppen „Empirische Bildungsforschung“ 2022. IQB Berlin. 08.11.2022
  • König, E. (2022). Coaching und Beratung in der Lehrerbildung. Vortrag auf dem Festakt zum Jubiläum – 25 Jahre PLAZ. Universität Paderborn. 04.11.2022

Zu Gast in Stuttgart – Eindrücke von der AEPF-Tagung 2022

Keynote im Paul-Lechler-Saal des Tagungszentrums Hospitalhof, Bildnachweis: (c) Jana Meier

Vom 21.- 23. September 2022 fand die AEPF-Tagung unter dem Motto „Lehren und Lernen neu gedacht – Konsequenzen für das zukünftige Bildungswesen“ an der Universität Stuttgart statt. Christoph und Jana waren drei Tage vor Ort, einerseits um unsere aktuellen Arbeiten aus dem PERFORM-LA Projekt vorzustellen, andererseits um viele andere spannende Vorträge aus dem Bereich der empirischen Bildungsforschung zu hören und endlich wieder in Präsenz zu „networken“ – letzteres auch dank eines sehr gelungenen Conference Dinners 😉 . 

Nachdem wir uns erfolgreich den Weg aus dem Stuttgarter Hauptbahnhof gebahnt haben (was gar nicht so einfach ist…), sind wir relativ fix am Tagungsort angekommen, der sich direkt in der Stuttgarter Innenstadt im Tagungszentrum Hospitalhof befand. Leider können wir hier im Blog nicht auf jeden Vortrag eingehen, daher kommt nun eine kleine Auswahl an Arbeiten, die einen Bezug zu unserem Projekt PERFORM-LA aufweisen.

Unsere Highlights

Ein sehr spannender Vortrag, der sich mit Simulationen beschäftigte, wurde von Leonie Telgmann und Prof. Dr. Katharina Müller (Leibniz Universität Hannover) vorgestellt. Dabei wurde bzw. wird ein standardardisierter Klassenraum mit sieben Schüler*innen simuliert, in dem die teilnehmenden Studierenden innerhalb von 20 Minuten ein kurzes Thema unterrichten sollen. Die Schüler*innen sind instruiert, bestimmtes Verhalten zu zeigen (z.B. Störungen). Ziel der Simulation ist es, die professionelle Wahrnehmungsfähigkeit der Studierenden im Bereich Klassenführung zu fördern. In einer Evaluation mit N = 52 Studierenden wurde die Authentizität der Simulation als gut bewertet und auch die selbst eingeschätzte Wahrnehmungsfähigkeit der Studierenden erhöhte sich. In zukünftigen Analysen wird das Blickverhalten in der Simulation mit Hilfe von Brillen-Eye-Trackern analysiert.

Dr. Frank Behr und Dr. Kristina Ackel-Eisnach (Universität Koblenz-Landau) hat die Ergebnisse einer bundesweiten Elternbefragung (N = 949) vorgestellt, in welcher die Erwartungen und Wünsche von Eltern an Gespräche mit Lehrkräften erfasst wurden. Der Fokus des Vortrags lag hierbei auf Beratungsgesprächen. Aus der Beratungsforschung weiß man, dass erfolgreiche Beratungsprozesse auch mit den Erwartungen der Klient*innen zusammenhängen – daher scheint ein Übertrag auf Elterngespräche nachvollziehbar. Die Ergebnisse der Elternbefragung zeigen, dass die Erwartungen der Eltern durch ihre eigenen Einstellungen gegenüber Schule und Unterricht beeinflusst werden und dass Eltern von Lehrkräften vor allem hoch ausgeprägte Gesprächsführungskompetenzen erwarten, die sich durch Kongruenz, Akzeptanz und Empathie auszeichnen. Die Wünsche der Eltern hängen mit ihren Erwartungen zusammen, insbesondere scheint die Kooperationsbereitschaft hier eine große Rolle zu spielen. Aus dem Vortrag nehmen wir für unsere Arbeit im Projekt mit, dass die Förderung von Gesprächsführungskompetenzen schon in der universitären Ausbildungsphase von Lehrkräften beginnen muss, um (u.a.) auch die Erwartungen von Eltern zu antizipieren und eine erfolgreiche Perspektivübernahme in Elterngesprächen zu realisieren. Frank Behr präsentierte zusätzlich auf einem Poster die Evaluationsergebnisse einer digitalen Lernumgebung zur Förderung von Gesprächsführungs- und Beratungskompetenzen von Lehramtsstudierenden. Kernbestandteile bilden die Analysen von Videos von Elterngesprächen von (fremden) Lehrkräften. In einer Teilgruppe wurden aber auch Videos von eigenem simuliertem Beratungshandeln der Studierenden eingesetzt. In ersten Ergebnissen konnten dabei kaum Unterschiede in den aktivierten kognitiven Prozessen bei der Reflexion fremder und eigener videografierter Elterngespräche.

Unsere Beiträge

Natürlich darf auch ein Bericht über unsere eigenen Vorträge (die leider zeitlich parallel stattfanden) nicht fehlen: Christoph berichtete über die Ergebnisse einer Untersuchung von 607 Lehramtsstudierenden, in er wir diese hinsichtlich ihrer Erfahrungen und Einschätzungen mit verschiedenen Prüfungsverfahren befragt haben. Dabei haben wir uns auf Einschätzungen zu vier Formaten fokussiert: Klausur, mündliche Prüfung, rollenspielbasierte Simulation und Unterrichtsbesuch/unterrichtspraktische Prüfung. Über diese Befragungen haben wir auch schon einmal in einem Werktstattbericht hier im Blog berichtet. Interessanterweise nahmen die von uns befragten Studierenden Unterrichtsbesuche als vergleichbar fair und transparent wie Klausuren war, was wir so im Vorfeld nicht erwartet haben. Erwartungskonform wurden Unterrichtbesuche und rollenspielbasierte Simulationen aber als authentischere Prüfungsformate für das Lehramt wahrgenommen, als Klausuren und mündliche Prüfungen. Für weitere Details verweisen wir an dieser Stelle auf die Publikation, die sich gerade noch in der Begutachung befindet. Oder fragt gerne bei uns nach 😉. In der Diskussion nach dem Vortrag wurde über die überraschenden Befunde diskutiert, wobei verschiedene mögliche Ursachen genannt wurden (z.B. zu wenig high-stakes-Erfahrungen der Studierenden mit Unterrichtsbesuchen). Generell wurde festgehalten, dass Prüfungsformate im Lehramtsstudium in weiteren empirischen Forschungsarbeiten verstärkt unter die Lupe genommen werden sollten.

Jana hat in ihrem Vortrag zu Rollenspielen als Übungs- und Prüfungsformate in der universitären Lehramtsausbildung Ergebnisse eine Onlinebefragung vorgestellt, in der die Erfahrungen und Einstellungen zu simulationsbasierten Rollenspielen von 620 Lehramtsstudierenden erfasst wurden. Um an dieser Stelle die Spannung auf die dazugehörige Publikation hoch zu halten, sei nicht zu viel verraten 😉 – ein zentrales Ergebnis ist aber, dass Lehramtsstudierende sehr verschiedene Vorstellungen von Rollenspielen haben und dass sie diese insbesondere als Übungen geeignet finden, sich eine objektive Bewertung (im Sinne eines Prüfungsformats) aber nur schwierig vorstellen können. In der anschließenden Diskussion zum Vortrag wurden mögliche Gründe hierfür aufgegriffen, z.B. die unterschiedlichen Erfahrungswerte mit Rollenspielen (auch aus der eigenen Schulzeit), die das aktuelle Verständnis und damit auch die Bewertungen von Rollenspielen als Prüfungsformat beeinflussen. Außerdem wurden hilfreiche Anregungen für die Bewertung von Rollenspielen im Studium eingebracht wie bspw. die Berücksichtigung eines Perspektivwechsels in einem Rollenspiel und es wurde ebenfalls ausgiebig diskutiert, wie Studierenden Feedback zu ihrem gezeigten Verhalten in Rollenspielen gegeben werden kann.

Dank

Wir bedanken uns auch an dieser Stelle noch einmal für das große Interesse an unseren Vorträgen und das wertvolle Feedback! Pünktlich zu Beginn der „Cannstatter Wasen“ haben wir uns dann wieder auf den (langen) Heimweg gemacht und nehmen neben dem hilfreichen Feedback auch viele neue Kontakte mit in die weitere Arbeit im Projekt und freuen uns sehr auf weiteren Austausch!  

Aufbau der Cannstatter Wasen, Bildnachweis: (c) Jana Meier

Vorträge:

  • Behr, F. (2022). Effekte einer digitalen Lernumgebung auf die professionelle Wahrnehmung von Lehrer-Elterngesprächen. Poster auf der AEPF-Tagung 2022. Universität Stuttgart. 22.09.2022
  • Behr, F., & Ackel-Eisnach, K. (2022). Erwartungen und Wünsche von Eltern an Gespräche mit Lehrkräften – Eine bundesweite Elternbefragung. AEPF-Tagung 2022. Universität Stuttgart. 23.09.2022.
  • Meier, J., Vogelsang, C., Wotschel, P., & Janzen, T. (2022). Rollenspiele als Übungs- & Prüfungsformate in der universitären Lehramtsausbildung. AEPF-Tagung 2022. Universität Stuttgart. 22.09.2022.
  • Telgmann, L., & Müller, K. (2022). Uncovering preservice teachers‘ professional vision in action via standardized classroom simulations. AEPF-Tagung 2022. Universität Stuttgart. 21.09.2022.
  • Vogelsang, C., Meier, J., Wotschel, P., & Janzen, T. (2022). Einschätzungen Studierender zu Prüfungsformaten im Lehramtsstudium. AEPF-Tagung 2022. Universität Stuttgart. 22.09.2022.

Wissen, Können und Handeln – Eindrücke von der Wuppertaler Professionstagung 2022

Bildnachweis: (C) Englischdidaktik Universität Wuppertal

Es ist wieder conference season – und nach vielen digitalen Tagungen geht es auch endlich wieder so richtig in Präsenz los. Thomas machte die erste Reise von uns und fuhr nach Wuppertal auf die Professionstagung, die als eine Art Standortbestimmung der aktuellen Professionsforschung in der Fremdsprachendidaktik geplant war.

Was man über die Universität in Wuppertal wissen sollte ist, dass sie nicht umsonst den Titel der „Bergisch“ trägt – so wurde der geplante entspannte Spaziergang vom Hotel im Tal der Wupper zur Universität (laut Google Maps nur ca. 1 km) zu einer kleinen Wanderung, denn die Uni liegt natürlich auf der Spitze des Berges. Wenigstens war der Frühsport damit dann auch abgehakt und der Blick ist doch entschädigend gewesen.

Der Blick ins Tal (nach der Hälfte des Berges…)
Bildnachweis: (c) Thomas Janzen

Die Konferenz begann mit herzlichen Grußworten von der neuen Rektorin Prof. Dr. Birgitta Wolff. Wir haben uns sehr gefreut, dass wir in diesem Zusammenhang mit unseren Simulationen erwähnt wurden. Weiter ging es dann mit einer fesselnden Keynote von Prof. Dr. Hans Georg Neuweg, der als Wirtschafts- und Berufspädagoge neue Einblicke für die Fremdsprachenforschung bereit hielt. Mit seinen 12 Denkfiguren im Spannungsfeld zwischen Wissen und Können beschrieb er verschiedene Ansätze der Professionsforschung, um mit der Herausforderung der Theorie-Praxis-Verzahnung umzugehen. Es gab auch kritische Gedanken zu aktuellen Fragestellungen wie der Mehrphasigkeit oder dem Praxissemester.

Im anschließenden Vortragsslot ging es für Thomas dann auch schon mit seinem Vortrag weiter. Unter dem Titel „Between theory and practice: Rollenspielbasierte Simulationen als Prüfungsformat für handlungsnahe Feedbackkompetenzen angehender Englischlehrkräfte“ wurden erstmalig nicht nur der Test mit den Bewertungskategorien vorgestellt, sondern auch erste Ergebnisse hinsichtlich der Wahrnehmung von rollenspielbasierten Prüfungssimulationen von Studierenden präsentiert, die diese tatsächlich auch durchlaufen haben. Ein ganz besonderer dank geht nochmal an Jun. Professorin Caro Blume, die Thomas mit ihrem Laptop ausgeholfen hat, als der Adapter plötzlich keine Lust hatte zu funktionieren… thank you!! Im Anschluss – und auch bei weiteren Gelegenheiten während der Tagung – gab es einige Diskussionspunkte, wie die Rolle des Vorwissens der Studierenden, die berufliche Relevanz der schreibbezogenen Lernziele oder auch die Operationalisierung der Kategorien hin zu Bewertungskriterien. Wir sind sehr dankbar für diesen Austausch, der noch offene Punkte im Design angesprochen hat, die es jetzt anzugehen gilt!

In der zweiten Keynote von Prof. Dr. Daniela Caspari und Prof. Dr. Andreas Grünewald ging es um das Basiswissen der Fremdsprachendidaktik. Sie berichteten von Ergebnissen aus einer Befragung unter Lehrenden von Einführungsveranstaltungen zur Fremdsprachendidaktik und leiteten daraus ab, welche Inhalte besonders oft behandelt werden, z.B. die Kompetenzorientierung oder die bildungspolitischen Vorgaben. So ziemlich direkt danach ging es dann zum Conference Dinner – also wieder den Berg runter! Eigentlich wollten Dominik (Rumlich, Anm. d. Redaktion), der sich für den Vortrag mitverantwortlich zeigte, und Thomas dann mit der Wuppertaler Schwebebahn zum Lokal fahren – doch diese hatte leider technische Probleme. Während und nach dem Essen gab es dann genug Gelegenheiten, sich bei kühlen Getränken in der lauen Spätsommernacht weiter auszutauschen und zu vernetzen.

Der nächste Morgen wurde dann um Punkt 6 lautstark von den Wuppertaler Stadtwerken eingeläutet. Nach dem Frühstück ging es dann (diesmal sogar mit Koffer!!) den Berg wieder rauf, weniger anstrengend als am Vortag war es nicht. Die Keynote von Prof. Dr. Andreas Bonnet bot einen Überblick über rekonstruktive Professionsforschung der letzten Jahrzehnte. Beispielsweise wurde die Frage nach der agency von Lehrkräften in schulischen Strukturen wurde aufgegriffen – wie können Lehrkräfte innovieren, wenn von es eine ebenso große Erwartungssicherheit von Lernenden und Eltern gibt? Im Anschluss gab es erneut spannende Einzelvorträge z.B. von unserem Nachwuchsgruppenkollegen Alfred Lindl aus Regensburg, der Ergebnisse aus der FALKO Studie präsentiert hat oder von Benjamin Kremmel, der ein mögliches Konzept für Language Assessment Literacy diskutiert und für eine stärkere Verankerung von Bewertungskompetenz in der Ausbildung von Lehrkräften plädoyiert hat – einem Punkt dem wir uns auch aus einer Perspektive des Feedbacks durchaus anschließen möchten!

Unser Dank geht an das gesamte Organisationsteam unter der Leitung von Prof. Dr. David Gerlach für die tolle Ausrichtung der Tagung!

Vorträge:

  • Bonnet, A. (2022). Erfahrungswissen, berufliches Selbstverständnis, Habitus – Rekonstruktive Professionsforschung in der Fremdsprachendidaktik. Professionstagung 2022. Bergische Universität Wuppertal. 13.09.2022.
  • Caspari, D.; Grünewald, A. (2022) Fachdidaktisches Basiswissen – ein relevantes Konstrukt für die fremdsprachendidaktische Lehrkräftebildung? Professionstagung 2022. Bergische Universität Wuppertal. 12.09.2022.
  • Janzen, T.; Vogelsang, C.; Rumlich, D. (2022). Between theory and practice: Rollenspielbasierte Simulationen als Prüfungsformat für handlungsnahe Feedbackkompetenzen angehender Englischlehrkräfte. Professionstagung 2022. Bergische Universität Wuppertal. 12.09.2022.
  • Kremmel, B. (2022). Bewertungskompetenz von Fremdsprachenlehrpersonen professionalisieren. Professionstagung 2022. Bergische Universität Wuppertal. 13.09.2022.
  • Lindl, A.; Kirchhoff, P. (2022). Das Professionswissen von Fremdsprachenlehrkräften für Englisch und Latein – Ergebnisse aus dem FALKO-Projekt. Professionstagung 2022. Bergische Universität Wuppertal. 13.09.2022.
  • Neuweg, H. G. (2022). „Theorie“ und „Praxis“ in der Lehrerbildung: Zwölf Denkfiguren im Spannungsfeld von Wissen und Können. Professionstagung 2022. Bergische Universität Wuppertal. 12.09.2022.

Zu Besuch am „KISS – Kölner Interprofessionelles Skills Lab und Simulationszentrum“

Heute schon geKISSed?

Bildnachweis: (c) KISS Kölner Interprofessionelles Skills Lab & Simulationszentrum

Am 12. Juli 2022 sind Christoph und Jana gemeinsam nach Köln gereist, um „von den Profis zu lernen“ 😉. Wir haben die Chance bekommen, bei einer praktischen Abschlussprüfung von Medizinstudierenden – einem sogenannten OSCE (Objective Structured Clinical Examination, mehr dazu auch hier im Blog) – zu hospitieren und haben darüber hinaus eine Führung durch das Skills Lab und Simulationszentrum bekommen. Hiervon möchten wir etwas berichten.

Dienstagmorgen, kurz nach halb neun in Köln…

Die erste Runde des Prüfungs-Parcours hat bereits begonnen. Die ersten Medizinstudierenden, die sich durchschnittlich im 9. Semester befinden, absolvieren heute ihren OSCE 2 – auch PJ-Reifeprüfung oder Blockpraktikumsabschlussprüfung – am KISS. Wir blicken in einen langen Flur (s. Foto) mit geschlossenen Türen und Schildern an den Türen, auf denen die Stationen 1-14 ausgeschildert sind. Dann werden wir sehr herzlich von Christian Thrien  empfangen, der sich mit seinem gesamten Team die nächsten drei Tage um die Organisation und Durchführung des OSCEs kümmert. Nach etwa fünf Minuten ertönt ein lauter Ton auf dem Flur, alle Türen gehen auf, Medizinstudierende treten auf den Flur, gehen an die nächste Station und haben nun eine Minute Zeit, sich die neue Situationsbeschreibung und Aufgabenstellung an der neuen Station durchzulesen. Dann ertönt wieder ein Signal und alle Studierenden verschwinden wieder hinter den Türen, wo sie wieder fünf Minuten Zeit haben, die ihnen gestellte Aufgabe zu lösen.

Der Flur, auf dem der OSCE stattfindet. (c) Jana Meier

Was wird an den Stationen geprüft?

Die Inhalte der Prüfungen beziehen sich auf Unterrichtsinhalte aus verschiedenen Blockpraktika (z.B. Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie, Pädiatrie) sowie auf fächerübergreifende Fertigkeiten (z.B. Nahttechniken, Blutentnahme, Anlegen steriler Handschuhe) und fokussieren vor allem praktische Fertigkeiten. Auf der linken Flurseite befinden sich Simulationspatient*innen (SPs) hinter den Türen – also Schauspieler*innen, die bestimmte Krankheitsbilder simulieren. Die Medizinstudierenden müssen dann eine Anamnese erheben und z. T. auch körperliche Untersuchungen vornehmen (z.B. Abtasten). Die Prüfer*innen sitzen bei diesen Stationen einen Raum weiter hinter einer verspiegelten Scheibe und bewerten die Handlungen der Studierenden mit Hilfe einer standardisierten Checkliste. Auf der rechten Flurseite sitzen die Prüfer*innen mit im Raum, da die Studierenden hier nicht mit Schauspieler*innen, sondern mit verschiedenen Simulatoren (Puppen bzw. Modellen) geprüft werden, bei denen sie bspw. einen Ultraschall der Lunge durchführen müssen.  

Hospitation der Stationen

Selbstverständlich mussten wir bei unserem Besuch für die Prüflinge unsichtbar bleiben und haben daher ausschließlich bei den Stationen „live“ hospitiert, bei denen wir gemeinsam mit den Prüfer*innen hinter der verspiegelten Scheibe saßen. Diese Möglichkeit war für uns wirklich eine großartige Chance und wir sind sehr dankbar, dass wir so nah bei einem OSCE dabei sein durften! Neben der Beobachtung der SP-Stationen, war auch der Austausch mit den Mitarbeiter*innen des KISS für uns von besonderer Bedeutung. So durften wir viele hilfreiche Tipps u. a. für…

  • die Logistik, Organisation und Durchführung eines so umfangreichen Prüfungsformates,
  • die Rekrutierung und Schulung von SPs (beziehungsweise bei uns Simulationslernende und -Eltern),
  • die Entwicklung von Stationen und entsprechenden Checklisten,
  • formale Fragen u.v.m.

…mitnehmen und haben darüber hinaus sogar eine Führung durch die verschiedenen Übungsräume des KISS „vom Chef persönlich“ – Dr. h.c. (RUS) Christoph Stosch – bekommen.

Eine Führung durch das KISS

Herr Stosch hat uns durch das Erdgeschoss des KISS geführt, in dem es einen großen Aufenthaltsraum für die Studierenden sowie viele unterschiedliche Übungsräume gibt. Durch ein großes Team an studentischen Hilfskräften kann das KISS im Semester jeden Tag von 09:00 bis 19:00 Uhr geöffnet werden – wow! Die Studierenden haben hier die Möglichkeit, sich auf die Prüfungen vorzubereiten, indem sie bspw. Übungskoffer ausleihen, mit denen sie z. B. verschiedene Nahttechniken an einem Modell üben können. Auch bietet das KISS Peer-Teachings zu verschiedenen Inhalten an, um die Studierenden bestmöglich zu unterstützen und auf die Prüfungen vorzubereiten – und das auf einer ganz praktischen Ebene. In den Übungsräumen werden verschiedene Seminare durchgeführt, es gibt z. B. einen OP-Saal und eine Intensivstation und auch Reanimationstrainings werden hier in bestimmten Räumen durchgeführt. In regelmäßigen Abständen wird im KISS sogar eine Nacht in der Notaufnahme simuliert. Ziemlich beeindruckend, wie wir finden!

Warum besuchen wir eine medizinische Einrichtung?

Wir haben ja bereits über die Analogien zwischen der Lehramts- und der Medizinausbildung sowie über die Möglichkeiten, was wir im Lehramt noch von den Mediziner*innen bzw. von denen, die diese ausbilden, lernen können, berichtet. Dementsprechend hatte auch unser Besuch im KISS das Ziel, von den Profis zu lernen. In unserem Projekt möchten wir dem Gap zwischen einem stark theoriebasierten Studium und der Befähigung zur Bewältigung der Berufspraxis begegnen, indem wir – in Anlehnung an Vorbilder aus dem Medizinstudium – simulationsbasierte Übungs- und Prüfungsformate entwickeln. Das KISS war für uns eine Vision, wie es in vielen Jahren evtl. auch im Lehramtsstudium aussehen kann: ein Simulationszentrum für angehende Lehrkräfte, in welchem geübt, trainiert, aber auch geprüft wird, was in der tatsächlichen Berufspraxis relevant sein wird.

Danke, liebes KISS-Team!

Wir sind noch immer überwältigt von den vielen Eindrücken und dankbar für diese tolle Möglichkeit! Wir werden gerne mit dem KISS in Verbindung bleiben, um auch weiterhin zu lernen 😊.

Bildnachweis: (c) KISS Kölner Interprofessionelles Skills Lab & Simulationszentrum