Nach 3 Jahren und 11 Monaten in der Promotionsphase war am 28.02.2025 der Tag, dem ich lange entgegengefiebert habe – meine Disputation und damit der Abschluss meines Promotionsverfahrens. Der Tag begann für mich wie üblich recht früh, sodass ich ein paar Stunden vor Beginn schon im Büro war und in meinen Vortrag und meine Notizen in Ruhe nochmal durchgehen konnte. Gegen 9 Uhr machte ich mich dann auf in den Raum für den Vortrag und holte mir auf den Weg noch einen Pfefferminztee (Kaffee war an dem Tag nicht wirklich nötig).
Langsam trudelten dann auch die eingeladenen Zuhörer*innen der Hochschulöffentlichkeit, Kolleg*innen aus dem PLAZ und der Englischdidaktik in Paderborn, und die Kommission ein. Um 10 Uhr begann dann die Verteidigung. Ich startete mit einem 20-minütigen Bericht, indem ich versuchte, kurz und bündig wesentliche Inhalte der Dissertation zu präsentieren. Dabei fokussierte ich mich im ersten Teil auf das Problem des Assessment Gap, welches wir mit den rollenspiel-basierten Simulationsprüfungen begegnen wollen. Im zweiten Teil ging es um beispielhafte Erkenntnisse aus dem Validitätsargument:
Die Studierenden äußern sich in mehrheitlich positiv in Bezug auf die Authentizität und Relevanz.
Die im Bewertungsinstrument eingesetzten Kriterien werden von den Expert*innen grundsätzlich positiv bewertet und Kritik wurde in der Weiterentwicklung des Instruments berücksichtigt.
Die Inter-Rater Reliabilitätswerte zeigen eine sehr große Übereinstimmung zwischen den Rater*innen auf der Testscore Ebene.
Die Ergebnisse der konvergenten Validierung deuten darauf hin, die Wissensfacetten mit einer pädagogischen Komponente (Wissen über Feedback; Fachdidaktisches Wissen) eine robustere Korrelation mit dem Testscore aus der RobS ausweisen, was sich aber nicht für die Facette des Fachwissens zeigt.
Die Ergebnisse zeigen in ihrer Gesamtheit, dass der von mir entwickelte Test mit ausreichender Gewissheit in der ersten Phase der Lehrkräftebildung eingesetzt werden kann, wobei natürlich auch die gegenteiligen Ergebnisse hier berücksichtigt werden müssen. Zum Schluss habe ich noch ein paar Limitationen aufgegriffen und Implikationen für weitere Schritte erläutert. Im Anschluss an den Vortrag stellte die Kommission ca. 1h lang weitere Fragen. Letztendlich war ich sehr erleichtert, als alles überstanden war!
Es wurde dann im Anschluss auch gebührend gefeiert – ich habe mich sehr über die vielen Glückwünsche von Kolleg*innen und Wegbegleiter*innen an dem Tag gefreut! Besonders tolle Andenken sind natürlich die beiden selbst gestalteten Doktorhüte aus meinen Teams, die mich über die Jahre hinweg begleitet und unterstützt haben sowie die selbst gestaltete Zeitung „meiner Mias“ (der Rollenname unser Schauspielerinnen), unserer studentischen Mitarbeitenden Jasmin und Elena.
Am Ende bleibt mir nun auch nichts mehr zu sagen außer eins: Danke.
Thomas mit seinen Betreuern (v.l.: Dr. Christoph Vogelsang, Thomas Janzen, Prof. Dr. Dominik Rumlich) (c) Markus Gründker(C) Markus Gründker(C) Markus Gründker
Vortrag:
Janzen, T. (2025, 28. Februar). Show, don’t tell – Developing and Validating a Role-Play-Based Simulation (RobS) for the Assessment of Pre-Service EFL Teachers’ Feedback Competence on Writing. [Disputationsvortag] Universität Paderborn.
Universität Hildesheim – Bildnachweis: Philipp Wotschel
Wie schnell die Zeit vergeht, ist auch daran festzumachen, dass nur wenige Monate seit dem letzten Statusgruppenseminar vergangen sind, das wir als PERFORM-LA Nachwuchsforschungsgruppe in Paderborn ausgerichtet haben. Somit ist es ein erfreulicher Anlass, die anderen Nachwuchsforschungsgruppen so schnell bei dem 8. Statusgruppenseminar in der Universität Hildesheim wiedersehen zu dürfen. Prof. Johanna Fleckenstein und Dr. Fabian Schmidt von der Nachwuchsgruppe FORMAT haben zu einem zweittägigen Treffen am 27. und 28.02.2025 eingeladen. Christoph und Philipp waren für den ersten Tag zu Gast und traten eine frühzeitige Rückreise an, um für einen besonderen Termin wieder in Paderborn zu sein. Wo es am 28.02.2025 für die Beiden hingegangen ist, erfahrt ihr in unserem nächsten Beitrag.
Nach einer herzlichen Begrüßung vor Ort stand mit der Keynote von Prof. Olaf Köller auch schon der erste inhaltliche Programmpunkt an. Unter dem Titel „Für ein erfolgreiches Leben: Was müssen Jugendliche können, um erfolgreich in die Ausbildung übertreten zu können?“, gab Prof. Köller einen Einblick in unterschiedliche Aspekte von Kompetenzfacetten von jungen Erwachsenen, die in einer anschließenden Diskussion vertiefend besprochen werden konnten.
Die Diskussionsstimmung konnte auch in einem anschließenden Programmpunkt, einem Gespräch mit dem BMBF-Ministerialdirigent, Dr. Stefan Luther, und Prof. Köller, aufrecht erhalten werden. Hierbei wurden mit allen Teilnehmenden Perspektiven, Herausforderungen und mögliche Entwicklung in der Bildungsforschung angeregt besprochen. Unter andrem lag der Fokus dabei auf Chancen der Wissenschaftskommunikation und der Rolle der Wissenschaft im demokratischen Diskurs.
Den inhaltlichen Abschluss des Tages bildete eine gemeinsame Postersession, für die alle Nachwuchsforschungsgruppen eingeladen waren, ausgewählte Projektergebnisse zu präsentieren. Diese Chance wurde natürlich genutzt, um mit den anderen Teilnehmenden über Thomas Englisch-Feedback-Performanztest, Philipps Beratungs-Performanztest und die neusten Erkenntnisse von Lea und Christoph zum OSTE in den Austausch zu kommen.
Wir möchten uns an dieser Stelle nochmals herzlich für die Organisation und Ausrichtung des Statusgruppenseminars und den Austausch und das Feedback bedanken und freuen uns auf das nächste Treffen im kommenden Herbst.
Blick aus dem Statusgruppenseminarraum – Bildnachweis: Philipp Wotschel
Vorträge und Poster:
Grotegut, L.; Janzen, T.; Wotschel, P. & Vogelsang, C. (2025, 28. Februrar). Ein Objective Structured Teaching Examination für das Lehramtsstudium Physik [Poster]. 8. Statusseminar der BMBF-Nachwuchsforschungsgruppen „Empirische Bildungsforschung“. Universität Hildesheim.
Janzen, T. (2025, 28. Februrar). Show, don’t tell. Rollenspielbasierte Simulationsprüfungen (RobS) für zukünftige Englischlehrkräfte [Poster]. 8. Statusseminar der BMBF-Nachwuchsforschungsgruppen „Empirische Bildungsforschung“. Universität Hildesheim.
Köller, O. (2024, 27. Februar). Für ein erfolgreiches Leben: Was müssen Jugendliche können, um erfolgreich in die Ausbildung übertreten zu können? [Vortrag]. 8. Statusseminar der BMBF-Nachwuchsforschungsgruppen „Empirische Bildungsforschung“. Universität Hildesheim.
Wotschel, P.; Grotegut, L.; Janzen, T. & Vogelsang, C. (2025, 28. Februrar). Gut beraten im Lehramtsstudium? Entwicklung und Erprobung eines handlungsnahen Prüfungsformates. [Poster]. 8. Statusseminar der BMBF-Nachwuchsforschungsgruppen „Empirische Bildungsforschung“. Universität Hildesheim.
Vom 27.01. – 29.01.2025 fand zum 12. mal die jährliche Tagung der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung (GEBF) in Mannheim statt und Thomas hat PERFORM-LA dort dieses Jahr vertreten. Thomas war als einziger aus der Gruppe bisher noch nicht in Präsenz auf einer GEBF – ein Umstand, der dringend geändert werden musste. Die Tagung fand im imposanten Mannheimer Schloss statt, welches auch als Hintergrund für das Kongressfoto diente. (Wer möchte, kann gerne eine Runde „Wo ist Thomas?“ spielen 😉 )
Doch auch im Inneren des Schlosses gab es einige interessante Vorträge und Diskussionen. Ein Highlight des ersten Tages war die von Jan-Martin Wiarda moderierte Podiumsdiskussion zwischen Prof. Dr. Felicitas Thiel, Daniel Hager-Mann und Bob Blume zur Frage „Wie hältst du’s mit der Evidenz?“. Die Teilnehmenden diskutierten u.a. über die Hürden bei der tatsächlichen Nutzbarmachung von Evidenzen, d.h., wie kriegen wir die wissenschaftlichen Erkenntnisse tatsächlich in die Schule? Daneben wurde von Frau Thiel u.a. darauf aufmerksam gemacht, dass es evtl. neuer, innovativer Ansätze in der Forschung bedarf, um die aktuellen Fragen die Bildung, Schule und Unterricht betreffen mit passender Evidenz zu beleuchten. Spannend waren auch die beiden Keynotes, die sich im Kontext von Bildung und Beruf verorten lassen. Prof. Dr. Heike Solga präsentierte Daten aus dem NEPS und zeigte, dass „leistungsschwache“ Schulabgänger*innen von Hauptschulen im Vergleich zu anderen Abschlüssen langfristig benachteiligt sind, was den Zugang und Abschluss von Ausbildungen betrifft, dies aber z.B. durch berufsvorbereitende Maßnahmen verbessert werden kann. In der zweiten Keynote von Prof. Dr. Emilia del Bono samt Co-Note von Prof. Dr. Michèle Tertilt ging es um den Zusammenhang von sozio-emotionalen Fähigkeiten in der Kindheit und den Folgen für die spätere Berufswahl und den Verdienst. Alle drei Plenarveranstaltungen kann man sich auf dem Youtube-Kanal der GEBF25 nochmal in aller Ruhe anschauen!
Es gab natürlich auch viele spannende Vorträge in den Sektionen, wie das Symposium „Heimatnah oder fern der Heimat? Empirische Befunde zur regionalen Mobilität von (angehenden) Lehrkräften,“ in dem auch ausgiebig über das (geringe) Aufkommen von Ortswechseln bei angehenden Lehrkräften diskutiert wurde. Ein spannendes Symposium am zweiten Tag war das von der Karg-Stiftung organisierte Symposium „Potenziale besser erkennen und fördern: Neue Ansätze in der Begabungsforschung.“ Hier ging es um verschiedene Formen der Erfassung von Begabung, z.B. im Sinne der language learning aptitude, oder auch um Förderung von selbstreguliertem Lernen und den Effekt, den die Beschulungsform auf die Lesefähigkeiten von begabten Jugendlichen hat. Auch Thomas hatte einen Vortrag im letzten Slot des Tages und konnte Ergebnisse zur Scoring-Reliabilität sowie zu Zusammenhängen von Performanz von Lehramtsstudierenden in der vom ihm entwickelten rollenspielbasierten Simulation und Facetten professionellen Wissens berichten, die auch mit dem interessierten Publikum diskutiert wurden. Den Abschluss des zweiten Tages bildete der Gesellschaftsabend, der in der Manufaktur in Mannheim in industrieller Atmosphäre stattfand – inklusive Band und voller Tanzfläche ;-).
Am dritten und letzten Tag lag der Fokus der Vorträge, die Thomas besucht hat, primär auf Feedback, einem relevanten Grundstein seiner Dissertation. Interessante Ergebnisse gab es z.B. im Symposiumsbeitrag von Dr. Fabiana Karstens und Prof. Dr. Miriam Hess, die von einer Intervention zu Wissen und Professional Vision von angehenden Lehrkräften in Bezug auf Feedback berichteten, welche die größten Effekte bei den Interventionsgruppen zeigte, die sich tiefergehend mit Videos von Unterricht auseinandersetzten. Auf die noch folgenden Ergebnisse zur Performanz sind wir natürlich besonders gespannt! In einem weiteren Symposium ging es vorrangig um die technologiebasierte Diagnostik & Förderung von Schreibkompetenzen. Hier berichteten u.a. auch unsere Schwester-Nachwuchsforschungsgruppen FORMAT und MARE von Ergebnissen ihrer Studien in dem Bereich. Den Abschluss der Tagung für Thomas bildete das ebenfalls von der Nachwuchsforschungsgruppe FALKO-PV mitorganisierte Symposium zum Thema Unterrichtsqualität zwischen den Unterrichtsdisziplinen. Prof. Dr. Miriam Steffensky diskutierte die Ergebnisse und fragte am Ende die Teilnehmenden, ob wir nicht vielleicht zu sehr die Unterschiede zwischen den Fächern betonen, statt die Gemeinsamkeiten zu suchen.
An dieser Stelle vielen Dank an das Tagungsteam und die ganzen helfenden Hände, die diese Tagung echt toll organisiert haben! Die nächste GEBF wird uns dann 2026 noch weiter in den Süden Deutschlands führen und an der TU München stattfinden – wir freuen uns!
Vorträge:
del Bono, E. & Tertilt, M. (2025, 29. Januar). The Trouble (and Value) of Child Socio-Emotional skills [Keynote]. 12. GEBF Tagung, Mannheim.
Fleckenstein, J., Hartig, J., Busse, V. (2025, 29. Januar). Technologiebasierte Diagnostik und Förderung von Schreibkompetenzen: Herausforderungen und Potenziale [Symposium]. 12. GEBF Tagung, Mannheim.
Gerlach, E., Lindl, A., Langer, W., Steffensky, M. (2025, 29. Januar). Unterrichtsqualität zwischen Interdisziplinarität, Intersubjektivität und interaktivem Wissensaustausch [Symposium]. 12. GEBF Tagung, Mannheim.
Janzen, T., Grotegut, L., Wotschel, P. & Vogelsang, C. (2025, 28. Januar). Validierung einer rollenspielbasierten Simulationsprüfung für angehende Englischlehrkräfte – Validitätsargumente zum Scoring und zur Testwertinterpretation [Konferenzbeitrag]. 12. GEBF Tagung, Mannheim.
Karstens, F., Hess, M. (2025, 29. Januar). Konzeptuelles Wissen und professionelle Wahrnehmung von Lehramtsstudierenden im Bereich Feedback – Effekte der Beobachtungsmethode bei der Analyse von Unterrichtsvideos [Konferenzbeitrag]. 12. GEBF Tagung, Mannheim.
Schmid-Kühn, S., Demski, D. (2025, 27. Januar). Heimatnah oder fern der Heimat? Empirische Befunde zur regionalen Mobilität von (angehenden) Lehrkräften [Symposium]. 12. GEBF Tagung, Mannheim.
Solga, H. (2025, 28. Januar). Neue Chancen oder verstärkte Benachteiligung? Der Übergang von leistungsschwachen Schulabgänger:innen in die Ausbildung [Keynote]. 12. GEBF Tagung, Mannheim.
Stiller, A. Baudson, T. (2025, 28. Januar). Potenziale besser erkennen und fördern: Neue Ansätze in der Begabungsforschung [Symposium]. 12. GEBF Tagung, Mannheim.
Wiarda, J., Thiel, F., Blume, B., Hager-Mann, D. (2025, 27. Januar). Wie hältst du’s mit der Evidenz? [Podiumsdiskussion]. 12. GEBF Tagung, Mannheim.
Nach unseren letzten Besuchen im virtuellen München und in Flensburg war es an der Zeit, dass wir als BMBF-Forschungsgruppe in Paderborn ein Statusgruppentreffen ausrichten. Dafür haben wir am 07. und 08.11.2024 zum gemeinsamen Austausch, Workshops und Vernetzung im Rahmen eines breiten Programmes eingeladen:
Den ersten Tag begannen wir mit einem wetterbedingt erfrischenden „Walk + Talk“ über den Uni-Campus der allen Teilnehmenden die Möglichkeit bot, Einblicke in einzelne Gebäudeteile zu erhalten und auch die Aussicht aus dem Turm des H-Gebäudes zu erleben. Die einzelnen Gespräche konnten dann innerhalb des anschließenden Statusgruppenaustauschs weiter vertieft werden.
Der Nachmittag stand dann ganz im Zeichen unterschiedlicher Workshops. So beleuchtete etwa Sven-Daniel Gettys im Workshop zum Thema „Science-Slam“ verschiedene Aspekte dieses Formates und vermittelte mittels einer Good-Practice-Analyse die Grundlagen des Storytelling, der Interaktion mit dem Publikum und verschiedene Präsentationstechniken, die die Teilnehmenden auf ihre eigenen Forschungsprojekte beziehen konnten.
Der Workshop „Vom Feedback zum überarbeiteten Text“, der von Dr. Andrea Karsten geleitet wurde, zeigte den Teilnehmenden Strategien zum Umgang mit unterschiedlich konstruktivem Textfeedback und zur Planung einer effektiven Textüberarbeitung auf. Durch praktische Übungen und persönliche Reflexion lernten die Teilnehmenden, wie sie Schwerpunkte setzen, auf Feedback reagieren und dabei die eigene Perspektive im Text bewahren können.
Im Workshop „Gesund bleiben in der Wissenschaft“ wurde es sportlich. Dr. Carolin Waltert und Lena Wobbe hoben die Bedeutung von Bewegung für die Gesundheit und das Lernen sowohl für Lehrende als auch Studierende hervor. Die Teilnehmenden bekamen die Chance, praktische Ansätze zur bewegungsorientierten Gestaltung ihres (Arbeits-)Alltags sowie zur Umsetzung von bewegter Lehre kennenzulernen, um Sitzzeiten zu unterbrechen und das Wohlbefinden zu fördern.
Später am Abend genossen wir ein gemeinsames Abendessen in der Paderborner Innenstadt, was weiteren Raum für den informellen Austausch in einer entspannten Atmosphäre bot.
Der zweite Tag war als Transfertag für die Hochschulöffentlichkeit angesetzt. Hierzu wurden unter dem Motto, „Performanzorientierte Ansätze in der Lehrkräftebildung“, Expert*innen aus der Lehrkräftebildung eingeladen. Mit der Keynote von Prof. em. Urban Fraefel von der FH Nordwestschweiz wurde der Tag eröffnet. Gemäß des Keynote-Titels, „Kernpraktiken von Lehrpersonen – Ein Ansatz zum nachhaltigen Erlernen professionellen Entscheidens und Handelns“, wurde erörtert, wie Lehrkräfte durch die Erprobung von Kernpraktiken ihre Entscheidungsfähigkeit und Handlungsstrategien nachhaltig entwickeln können und wie dadurch die Professionalisierung von Lehrkräften unterstützt werden kann (vgl. Grossman & Fraefel, 2024; Fraefel & Scheidig, 2018).
Die dargestellten Erfahrungen und Perspektiven – insbesondere aus der Schweizer Lehrkräftebildung – boten reichlich Stoff zum Nachdenken und bildeten Anknüpfungspunkte für verschiedene Nachwuchsgruppen, über die sie sich im Anschluss bei der gemeinsamen Posterpräsentation austauschen konnten. Dabei stellten einzelne Mitglieder der BMBF-Forschungsgruppen bei Fingerfood und Getränken ihre Ideen und Projekte in einer kreativen Form vor und konnten direktes Feedback von anderen Forschenden erhalten.
In der abschließenden Keynote zum Thema „Clinical Simulations in Teacher Education: Successes and Challenges“ wurde von Dr. Shira Iluz der Einsatz von Simulationen in der Lehramtsausbildung aus erster Hand thematisiert. Shira Iluz ist Direktorin des HaLev Center for Simulation in Education, das als Teil der Bar-Ilan Universität Israel angehende Lehrkräfte auf verschiedene Situationen im Klassenzimmer durch realistische Gesprächs- und Unterrichtsszenarien vorbereitet. Mit der Keynote wurden insbesondere der Einfluss der Simulationen auf die praktischen Fähigkeiten der Studierenden hervorgehoben und aufgezeigt, welche Ressourcen für die adäquate Implementierung einer solchen Ausbildungsmethode aufzuwenden sind (vgl. Hollombe et al., 2024; Yablon et al., 2024). Da wir als Forschungsgruppe in Deutschland eine solche Institutionalisierung von klinischen Simulationszentren nur im Bereich des Medizinstudiums kennen, ist es für uns besonders interessant sehen zu können, dass dieses Konzept auch für die Lehrkräftebildung verpflichtend implementiert werden kann.
Bei Kaffee und Gebäck ließen wir anschließend das 7. Statusgruppenseminar gemeinsam ausklingen. Wir möchten uns herzlich bei allen Beteiligten für die Teilnahme am Statusseminar und dem Transfertag bedanken. Vielen Dank insbesondere auch für alle Posterbeiträge! Es war schön, so viele bekannte und auch neue Gesichter zu sehen und wir freuen uns, beim nächsten Treffen wieder zusammenzukommen. Wir sehen uns im nächsten Jahr!
Literatur:
Grossmann, P., & Fraefel, U. (Eds.) (2024). Core Practices in Teacher Education: A Global Perspective. Havard Education Press. (Online)
Fraefel, U. (2024, 08. November). Kernpraktiken von Lehrpersonen – Ein Ansatz zum nachhaltigen Erlernen professionellen Entscheidens und Handelns. [Vortrag]. 7. Statusseminar der BMBF-Nachwuchsforschungsgruppen „Empirische Bildungsforschung“. Universität Paderborn.
Fraefel, U., & Scheidig, F. (2018). Mit Pragmatik zu professioneller Praxis? Der Core-Practices-Ansatz in der Lehrpersonenbildung. BzL-Beiträge zur Lehrerinnen-und Lehrerbildung, 36(3), 344-364. (Online)
Hollombe, S., Yablon, Y. B., & Iluz, S. (2024). Navigating Conflict in the Multicultural Classroom: The Use of Simulation-Based Learning for Peace Education in Teacher Training. Zeitschrift für Pädagogik und Theologie, 76(3), 253-264. (Online)
Iluz, S. (2024, 08. November). Clinical Simulations in Teacher Education: Successes and Challenges [Vortrag]. 7. Statusseminar der BMBF-Nachwuchsforschungsgruppen „Empirische Bildungsforschung“. Universität Paderborn.
Yablon, Y. B., Wertheimer, N., Hollombe, S., & Iluz, S. (2024). The role of agency and communion in understanding teacher-student conflict resolution: The needs-based model of reconciliation. Teaching and Teacher Education, 152, 104807. (Online)
Es war ein ereignisreicher Sommer! Nach der Pilotierung unseres Prototypen einer Objective Structured Teaching Examination (OSTE) für (angehende) Lehrkräfte im Fach Physik stand das Sommersemester 2024 ganz im Zeichen einer breiteren Erprobung. Das Konzept des OSTE stammt ursprünglich aus der Professionalisierung von Ausbildenden der Medizin (Fakhouri & Nunes, 2019). Dabei handelt es sich um eine Art Prüfungsparcours, in dem die Geprüften an verschiedenen Stationen typische Anforderungen des Berufs bewältigen müssen. Die Stationen sind möglichst handlungsnah gestaltet, um auch die tatsächlichen, im späteren Beruf notwendigen Fähigkeiten zu adressieren (z.B. das Geben von Feedback an angehende Ärzt*innen im praktischen Jahr). Technisch gesprochen: Sie müssen Performanz zeigen (Blömeke, Gustafson & Shavelson, 2015). Für einen Einsatz als Prüfung besteht eine zentrale Herausforderung darin, dass die geprüften Situationen möglichst authentisch bzw. berufsrelevant sein müssen (Gulikers et al., 2008), aber zugleich auch eine gewisse Standardisierung aufweisen, damit Leistungen zwischen einzelnen Personen möglichst fair verglichen werden können. Daher werden in den Stationen typischerweise Schauspieler*innen eingesetzt, die geschult sind, möglichst vergleichbare Anforderungen herzustellen, aber zugleich eine adaptive Interaktion ermöglichen.
Bildnachweis: OSTE-Stationsplan – Bremen, (c) Christoph Vogelsang
OSTEs für die Lehrkräftebildung
Die Simulation berufstypischer Situationen mit Schauspieler*innen findet sich auch schon vereinzelt in der Lehrkräftebildung, bisher allerdings hauptsächlich als Übungsformat oder als Assessment-Verfahren im Rahmen von Forschungsprojekten (z.B. Fischer & Opitz, 2022; Gerich & Schmitz, 2016). In unserem Projekt haben wir einen OSTE entwickelt, der als Prototyp als Prüfungsverfahren einsetzbar sein soll. Da Anforderungen an Lehrkräfte zu großen Teilen auch fachspezifisch sind, bezieht sich unser OSTE auf Lehramtsstudierende mit dem Unterrichtsfach Physik. Bei der Entwicklung sollten einige Bedingungen berücksichtigt werden. Erstens muss natürlich die Validität der einzelnen Stationen sichergestellt werden. Es sollten also Kompetenzen, die für den Beruf relevant und in Bezug auf entsprechende Kompetenzmodelle darstellbar sind, abgebildet, passende Situationen gestaltet und entsprechende Bewertungskategorien entwickelt werden. Zweitens muss die Erfassung der Performanz – wie bei Instrumenten in der Bildungsforschung üblich – ausreichend reliabel erfolgen, wobei innerhalb eines OSTE Reliabilität auch über die Anzahl von Stationen beeinflusst werden kann. Drittens muss der Einsatz unter den üblichen Bedingungen eines Studiums erfolgen können. Das betrifft bspw. die zur Verfügung stehende Prüfungszeit oder die Akzeptanz durch die Studierenden und Dozierenden, die derartige Prüfungen ja selbst durchführen müssten.
Unser vor diesem Hintergrund entwickelte Prototyp eines OSTE für das Lehramt Physik umfasst nach aktuellem Stand insgesamt sieben Prüfungsstationen. Nach der Pilotierung und auch im Verlauf der Erprobung wurde er so modifiziert, dass er insgesamt in zwei Stunden absolviert werden kann bzw. absolviert werden können sollte. Dies entspricht einem Zeitumfang von zehn Minuten pro Station (mit Ausnahme einer 20-minütigen Station) plus Wechselpausen. Die handlungsrelevanten Situationen wurden entlang der vier Kompetenzbereiche Unterrichten, Erziehen, Beurteilen und Innovieren der Standards für die Lehrkräftebildung (KMK, 2024) ausgewählt und repräsentieren typische Core Practices von Physiklehrkräften (vgl. Fraefel & Scheidig, 2018). Für einige Stationen konnten wir auf Vorarbeiten von vielen geschätzten Kolleg*innen zurückgreifen (Danke!), andere Stationen sind komplette Neuentwicklungen. Alle Stationen simulieren typische Anforderungen, aber nicht alle Stationen benötigen Schauspieler*innen. Zum Teil ist der Bearbeitungsmodus schriftlich – wie es auch im Beruf erfolgt (z.B. bei der Planung von Unterricht). Eine Übersicht über die Prüfungsstationen ist in der nachfolgenden Tabelle dargestellt.
Kompetenzbereich
Station/Situation
Modus
Quellen
Unterrichten
Unterrichtsplanung
Schriftlich
Schröder et al. (2020)
Unterrichten
Unterrichtsreflexion
Simulation einer Videokonferenz
Kulgemeyer et al. (2021)
Unterrichten
Erklärung eines physikalischen Phänomens
Simulation mit Schauspieler*innen
Kulgemeyer et al. (2015)
Beurteilen
Beratungsgespräch
Simulation mit Schauspieler*innen
Wotschel et al. (2023), Eigenentwicklung
Beurteilen
Beurteilung von Schüler*innentexten
Schriftlich
Feser (2019)
Erziehen
Moderation eines Konfliktgesprächs
Simulation mit Schauspieler*innen
Eigenentwicklung
Innovieren
Gespräch zur Unterrichtsentwicklung
Simulation einer Videokonferenz
Eigenentwicklung
Tab. 1 „OSTE-Physik: Stationsübersicht“
Gemäß der Standards (KMK, 2024) haben die einzelnen Stationen einen mal stärkeren (z.B. Unterrichtsplanung), mal weniger starken Bezug zum Fach Physik (z.B. Konfliktgespräch). Dies lässt sich allerdings nicht immer eindeutig disjunkt unterscheiden, da in beruflichen Situationen meist ein Bezug zu mehreren Bereichen des Professionswissens von Lehrkräften besteht (vgl. Blömeke et al., 2015).
Bildnachweis: OSTE-Team – Bremen, (c) Christoph Vogelsang, Danke an Stefan Oltmans für das Foto
On the road
Um zu prüfen, ob der entwickelte OSTE-Prototyp nicht nur auf theoretischer Seite ein geeignetes Prüfungsformat darstellt, sondern auch im praktischen Einsatz umsetzbar ist, haben wir ihn an drei verschiedenen Universitätsstandorten mit Lehramtsstudierenden erprobt. Dabei zeigten sich einige rein organisatorische Herausforderungen. Um den OSTE zu erproben, musste er in den Rahmen des Vorlesungsbetriebes im Sommersemester 2024 eingebettet werden. Das heißt, dass neben den zwei Stunden für den reinen Prüfungsparcours nur wenig zeitlicher Spielraum für die geplanten Erhebungen zu Einschätzungen der Studierenden zur Akzeptanz des Formats vorlagen. Dank der Geduld der Studierenden konnten wir aber glücklicherweise viel umsetzen. Logistisch mussten wir für jeden Testeinsatz vier unserer studentischen Schauspieler*innen und eine Menge technisches Equipment (z.B. Kameras, Tablets, schriftliches Testmaterial) jeweils rechtzeitig vor Ort bringen und einsatzbereit machen. Zusätzlich werden für die Durchführung mehrere Räume benötigt, die für den Zeitraum des OSTEs frei gehalten werden müssen.
Unser erster Tourstopp führte uns im April nach Bremen, wo wir den OSTE mit Unterstützung von Prof. Dr. Christoph Kulgemeyer und seinem Team erproben konnten. An zweiter Stelle gab es im Juni ein Heimspiel an der Universität Paderborn mit Unterstützung von Prof. Dr. Josef Riese (mit weniger logistischem Aufwand 😉 ). Der dritte Tourstopp führte uns Anfang Juli in die Nachbarschaft nach Bielefeld, in der uns Prof. Dr. Lisa Stinken-Rösner unterstützte. Zusätzlich konnten wir die Station zur Simulation eines Konfliktgesprächs in zwei erziehungswissenschaftlichen Seminaren an der Universität Paderborn bei unseren Kolleginnen Dr. Nicole Gruchel und Prof. Dr. Sandra Landhäußer erproben.
Bildnachweis: Konfliktstation Kurzfragebogen – Paderborn, (c) Christoph Vogelsang
Lessons learned
Grundsätzlich ziehen wir ein sehr positives Fazit aus unser OSTE-Tour im Sommer 2024. Sowohl das Feedback der Studierenden in den informellen Gesprächen nach und während der Durchführung als auch die ersten Einblicke in unsere parallel durchgeführten Fragebogenerhebungen zeigen, dass gerade die Authentizität und berufliche Relevanz des OSTE sehr positiv eingeschätzt werden. Kritischer sind die Studierenden dahingehend, inwiefern sie ihr bisheriges Lehramtsstudium auf diese Prüfungsanforderungen vorbereitet hat. Für die Durchführung des OSTE begegnen wir bei jedem Versuch noch neuen Fallstricken, die bei der Organisation zu beachten sind. Insbesondere das Einhalten eines genauen Zeitplans ist wichtig, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren, da es nach dem Beginn wenig Ausweichmöglichkeiten gibt, wenn man nicht jede Station mehrfach anbieten kann. Auch hatten wir teilweise mit Abbrüchen in der Internetverbindung für unsere simulierten Videokonferenzen zu kämpfen. Generell zeigt sich, dass das große Potential, dass OSTEs für die Lehrkräftebildung bieten, auch wirklich eingelöst werden könnte. Und das nicht nur im Fach Physik. Bis dahin liegt allerdings noch etwas Arbeit vor uns, wie die Auswertung der zahlreich aufgenommenen Videos, der im Nachgang geführten Interviews und der Analysen zum Zusammenhang zum Professionswissen.
Abschließend möchten wir allen danken, die uns bei unserer ersten OSTE-Erprobung unterstützt haben: unseren Kolleg*innen in Bielefeld, Bremen und Paderborn, unseren Schauspieler*innen Ella, Eike, Carlo (für den Einsatz am eigenen Geburtstag), Elena und Jasmin und ganz besonders allen Studierenden, die sich für uns und unser Projekt Zeit genommen haben! Ohne euch hätten wir alles nicht durchführen können. Vielleicht sehen wir uns ja nochmal zur geplanten OSTE-Tour im Wintersemester.
Bildnachweis: OSTE-Team – Bielefeld, (c) Christoph Vogelsang, Danke an Lisa Stinken-Rösner für das Foto
Literatur:
Blömeke, S., Gustafsson, J. E., & Shavelson, R. J. (2015). Beyond dichotomies. Zeitschrift für Psychologie. 223, 3-13. (Online)
Fakhouri, S. A., & Nunes, M. D. P. T. (2019). Objective structured teaching examination (OSTE): an underused tool developed to assess clinical teaching skills. A narrative review of the literature. Sao Paulo Medical Journal, 137, 193-200. (Online)
Feser, M. S. (2019). Physiklehrkräfte korrigieren Schülertexte. Eine Explorationsstudie zur fachlich-konzeptuellen und sprachlichen Leistungsfeststellung und -beurteilung im Physikunterricht. Logos Verlag.
Fischer, F., & Opitz, A. (2022). Learning to diagnose with simulations: Examples from teacher education and medical education. Springer Nature. (Online)
Fraefel, U., & Scheidig, F. (2018). Mit Pragmatik zu professioneller Praxis? Der Core-Practices-Ansatz in der Lehrpersonenbildung. BzL-Beiträge zur Lehrerinnen-und Lehrerbildung, 36(3), 344-364. (Online)
Gerich, M., & Schmitz, B. (2016). Using Simulated Parent-Teacher Talks to Assess and Improve Prospective Teachers‘ Counseling Competence. Journal of Education and Learning, 5(2), 285-301. (Online)
Gulikers, J. T., Kester, L., Kirschner, P. A., & Bastiaens, T. J. (2008). The effect of practical experience on perceptions of assessment authenticity, study approach, and learning outcomes. Learning and Instruction, 18(2), 172-186. (Online)
KMK (2022). Standards für die Lehrerbildung: Bildungswissenschaften (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 16.12.2004 i. d. F. vom 07.10.2022). (Online)
Kulgemeyer, C., & Tomczyszyn, E. (2015). Physik erklären – Messung der Erklärensfähigkeit angehender Physiklehrkräfte in einer simulierten Unterrichtssituation. Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften, 1(21), 111-126. (Online)
Kulgemeyer, C., Kempin, M., Weißbach, A., Borowski, A., Buschhüter, D., Enkrott, P., … & Vogelsang, C. (2021). Exploring the impact of pre-service science teachers’ reflection skills on the development of professional knowledge during a field experience. International Journal of Science Education, 43(18), 3035-3057. (Online)
Schröder, J., Riese, J., Vogelsang, C., Borowski, A., Buschhüter, D., Enkrott, P., … & Schecker, H. (2020). Die Messung der Fähigkeit zur Unterrichtsplanung im Fach Physik mit Hilfe eines standardisierten Performanztests. Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften, 26(1), 103-122. (Online)
Wotschel, P., Janzen, T., Meier, J., & Vogelsang, C. (2023, 1.4 September). Als Lehrkraft gut beraten? Entwicklung und Erprobung eines handlungsnahen Prüfungsformates zur Erfassung von Beratungskompetenz von Lehramtsstudierenden [Vortrag]. Sektionstagung empirische Bildungsforschung der Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung (AEPF). Universität Potsdam.
Am 25. und 26. April 2024 hat das Team des Forschungsprojektes DigGaH zum Online-Statusseminar der BMBF-Nachwuchsforschungsgruppen eingeladen. Wir haben uns gefreut, erneut die anderen Forschungsgruppen aus unserer Förderlinie in diesem Rahmen treffen zu dürfen und möchten euch an unseren Eindrücken teilhaben lassen:
Einen interessanten Schwerpunkt bildeten die beiden Keynotes. Hier präsentierte Prof.in Dr.in Sabine Fries einen spannenden Vortrag zur partizipativen Forschung mit tauben Menschen. Sabine Fries ist Professorin für Gebärdensprachdolmetschen an der Hochschule Landshut. Der Vortrag und die anschließende Diskussion zeigte eindrücklich Möglichkeiten zum Einbezug marginalisierter Gruppen in der Forschung auf und verdeutlichte, welche Herausforderungen sich beispielsweise bei der Anonymisierung von Interviews mit Gebärdensprechenden ergeben.
Die zweite Keynote hielt Dr. Christian Scharun unter dem Titel „Zwischen Enthusiasmus und Zeitmangel: Forschende in der Wissenschaftskommunikation“. Dem Titel entsprechend führte der Wissenschaftsredakteur (z.B. MAITHINK X – Die Show) mittels interaktiver Übungseinheiten und viel Witz durch seinen Vortrag und eröffnete Möglichkeiten, die Rolle der Wissenschaftskommunikation in eigenen Projekten zu reflektieren.
Neben den Vernetzungsmöglichkeiten in den Statusgruppen sind die vielfältigen Workshops ebenso auf reges Interesse gestoßen. Hier wurde ein breites Angebot zu den Themen partizipativer Forschungsprozesse, Webscraping, Publikationsstrategien und Ausgründung dargeboten. Wir bedanken uns vielmals beim DigGaH-Team für die Einladung und Organisation und freuen uns, die Nachwuchsforschungsgruppen Zum nächsten Statusseminar in Paderborn begrüßen zu dürfen.
Vorträge:
Fries, S. (2024, 25. April). Partizipative Forschung mit tauben Menschen [Vortrag]. 6. Statusseminar der BMBF-Nachwuchsforschungsgruppen „Empirische Bildungsforschung“, Ludwig-Maximilians-Universität München.
Scharun, C. (2024, 26. April). Zwischen Enthusiasmus und Zeitmangel: Forschende in der Wissenschaftskommunikation [Vortrag]. 6. Statusseminar der BMBF-Nachwuchsforschungsgruppen „Empirische Bildungsforschung“, Ludwig-Maximilians-Universität München.
Diesen März fand die jährliche Konferenz der Gesellschaft für Empirische Bildungsforschung in Potsdam statt. Dabei handelte es sich um einen Nachholtermin, da eigentlich schon 2020 in Potsdam getagt werden sollte, was aber aufgrund der COVID 19-Pandemie leider kurzfristig nicht möglich war. Insofern war es umso schöner, dass sich das Tagungsteam bereit erklärt hat, die Konferenz 2024 wieder auszurichten. Als Repräsentant unseres Teams war diesmal nur Christoph (also ich 😉 ) vor Ort. Der Tagungsort war derselbe wie schon auf der Tagung der AEPF 2023. Insofern war es auch gleichzeitig ein Wiedersehen mit dem schönen Campus Griebnitzsee (mit vielen Bäumen im Innenhof und es wurde auch wieder sonnig).
Unsere Beiträge
In diesem Jahr hatten wir die Gelegenheit, uns im Symposium Handlungsnahe Kompetenzmessung mit Simulationen in der Lehrkräftebildung: Potentiale und Herausforderungen zu beteiligen, das von Stephanie Kron und Prof. Dr. Stefan Ufer von der LMU München organisiert wurde. Christoph eröffnete das Symposium mit einem Vortrag über die Entwicklung und Ergebnisse aus der Validierung von Thomas‘ Performanztest für die rollenspielbasierte Prüfung von Feedbackkompetenz angehender Lehrkräfte im Fach Englisch. Dabei konnten wir auch aktuelle Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen Performanz in der Simulation und dem Ausmaß von fachdidaktischen Wissen, Feedbackwissen und Sprachkompetenz berichten (Danke dir, Thomas, für die Auswertungen!). Danach berichtete Johannes Poser vom IPN in Kiel über die Erfassung der Diagnosekompetenz zum Experimentieren im Fach Biologie mit Hilfe eines virtuellen Klassenraums. In diesem virtuellen Klassenraum werden Gespräche mit einzelnen Schüler*innen simuliert, denen Fragen gestellt werden müssen (ausgewählt aus vorgegebenen Listen). Je nach Antwort, können weitere Fragen gestellt werden. Während dieses Prozesses müssen die Studierenden das Kompetenzniveau und das Wissen der simulierten Schüler*innen zum Experimentieren einschätzen und am Ende auch nochmals eine abschließende Einstufung der Kompetenz jedes*r Lernenden vornehmen. Daten aus einer Onlineuntersuchung mit N=86 Studierenden zeigte, dass diese die Niveaustufe in ca. 48% der Fälle korrekt diagnostizieren konnten. Im dritten Vortrag sprach Stephanie Kron über die Messung von und Beziehungen zwischen einzelnen Indikatoren der diagnostischen Kompetenz angehender Mathematiklehrkräfte. Zur Erfassung der Diagnosekompetenz wurde eine rollenspielbasierte Simulation genutzt, in der Lehramtsstudierende mit von trainierten Schauspieler*innen verkörperten Schüler*innen zwei diagnostische Einzelgespräche führen mussten. Zentrales Steuerungsinstrument dieser Simulationen ist dabei die Auswahl von Aufgaben, die sie den Schüler*innen im Verlauf verschiedene vorlegen müssen, die die Schüler*innen wiederum bearbeiten. Aus Ergebnis und der Beobachtung des Bearbeitungsprozesses wiederum sollte am Ende der Lernstand der Schüler*innen bzgl. neun Facetten der Dezimalbruchrechnung beurteilt werden. Als Indikator der Diagnosekompetenz wurde unter anderem der Anteil an Aufgaben berechnet, die ein hohes diagnostisches Potential innerhalb des Gesprächs aufweisen. Dabei zeigte sich in einer Untersuchung mit N=63 Studierenden, dass so gut wie keine Anpassung der Aufgabenauswahl anhand der Schüler*innenantworten stattfindet. Alle unsere Vorträge wurden aus einer medizindidaktischen Perspektive von Prof. Dr. med Harm Peters von der Charité Berlin diskutiert, was sehr bereichernd war und mir einige Anregungen für unsere weitere Arbeit im Projekt gegeben hat. Vielen Dank auch nochmal an dieser Stelle an Stephanie und Stefan für die Einladung und die Organisation! Daneben waren Jana und Christoph auch als Co-Autoren am Beitrag Pedagogical reasoning bei der Unterrichtsplanung – Eine netzwerkanalytische Untersuchung des Planungsentscheidens beteiligt, in dem Prof. Dr. Daniel Scholl unsere gemeinsamen Arbeiten zur Darstellung von Unterrichtsplanungen mit netzwerkanalytischen Methoden vorstellte. Danke auch dir Daniel!
Daneben gab es auch dieses Jahr wieder viele interessante Vorträge und Poster zu unterschiedlichsten Aspekten der empirischen Bildungsforschung. Besonders interessant für uns war natürlich die (virtuelle) Keynote von Prof. Dr. Pam Grossman von der Penn GSE – University of Pennsylvania, die unter dem Titel Core Practices for Teaching: A Language for Developing and Improving Professional Practice einen Ansatz vorstellte, den auch wir für die Entwicklung unserer simulationsbasierten Prüfungen verwenden. Im Zentrum stehen so genannten Core Practices, also professionelle Praktiken, die prototypisch und fundamental für den Lehrkräfteberuf sind. Zum Erwerb von Kompetenzen bzgl. dieser Kernpraktiken entwickelte und erprobte sie zusammen mit Anderen auch spezifische Ansätze für die Lehre (vgl. Grossman, 2018). In einer weiteren Keynote sprach Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek zum Transfer sprachlicher Förderkonzepte. Nach einem Überblick über aktuelle Lernstandserhebungen zu Lesefähigkeiten deutscher Schüler*innen berichtete er unter anderem am Beispiel des Hamburger Lesebands, welche Bedingungen notwendig sind, damit empirisch abgesicherte, lernwirksame Intervention zur Förderung der Lesekompetenz auch in der Breite des Schulsystems implementiert werden können.
Auch neben den Keynotes gab es natürlich einige Highlights. Bspw. berichtete Madlena Kirchhoff über die Entwicklung und Evaluation eines Seminars zur Förderung der Core Practices „Ziele festlegen“ und „Unterrichtseinstiege erstellen“. Dabei orientierte sie sich mit ihren Kolleg*innen am oben schon erwähnten Ansatz zur Förderung von Core Practices (Grossman, 2018), wobei die Studierenden ihre geplanten Unterrichtseinstiege auch in Microteaching-Simulationen erprobt haben. Zur Evaluation entwickelten sie Instrumente zur Erfassung der Core Practices, die sich zumindest für das Festlegen von Zielen auch in der theoretisch erwarteten Struktur empirisch abbilden ließen. Holger Futterbleib präsentierte Ergebnisse experimenteller Studien zur Frage, inwiefern Personen der empirischen Bildungsforschung die Fähigkeit und Zuständigkeit zuschreiben, relevante Beiträge für gesellschaftliche Entscheidungen bzgl. Fragen der Bildung liefern. In quotenrepräsentierten Stichproben aus der deutschen Bevölkerung konnten dabei die Ergebnisse früherer Laboruntersuchungen bestätigt werden. Wurden Personen Ergebnisse der Bildungsforschung präsentiert, die ihren Vorüberzeugungen widersprach (hier: Wirksamkeit von Klassenwiederholungen), schrieben sie der Bildungsforschung geringere Fähigkeit und Zuständigkeit zu. Dieser Effekt bliebt aber auf den konkreten Kontext beschränkt und wurde nicht auf andere Themen generalisiert.
Insgesamt war es auch dieses Jahr eine gelungene Konferenz, die auch sehr nachhaltig geplant und durchgeführt wurde (z.B. mit Mehrwegbechern, vegetarisch/veganem Catering und vielen weiteren kleinen Ideen). Herzlichen Dank an das Tagungsteam! Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr.
Vorträge:
Becker-Mrotzek, M. (2024, 20. März). Transfer sprachlicher Förderkonzepte gestalten. 11. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF), Potsdam.
Futterleib, H., Thomm, E., & Bauer, J. (2024, 18. März). Das kann man gar nicht untersuchen! Abwertung der Fähigkeit und Zuständigkeit von Bildungswissenschaft in der Öffentlichkeit. 11. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF), Potsdam.
Grossman, P. (Ed.). (2018). Teaching core practices in teacher education. Harvard Education Press.
Grossman, P. (2024, 18. März). Core Practices for Teaching: A Language for Developing and Improving Professional Practice. 11. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF), Potsdam.
Kirchhoff, M., Telgmann, L., & Müller, K. (2024, 19. März). Zur Messung der Core Practices „Ziele festlegen“ und „Unterrichtseinstiege erstellen“. 11. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF), Potsdam.
Kron, S., Sommerhoff, D., Stürmer, K., & Ufer, S. (2024, 18. März). Messung von und Beziehungen zwischen einzelnen Indikatoren der diagnostischen Kompetenz angehender Mathematiklehrkräfte. 11. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF), Potsdam.
Poser, J., Fiedler, D., Schönle, D., Reich, C., & Harms, U. (2024, 18. März). Messung der Diagnosekompetenz zum Experimentieren mit der Klassenraumsimulation SKRBio. 11. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF), Potsdam.
Scholl., D., Küth, S., Vogelsang, C. Meier, J., & Seifert, A. (2024, 19. März). Pedagogical reasoning bei der Unterrichtsplanung – Eine netzwerkanalytische Untersuchung des Planungsentscheidens. 11. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF), Potsdam.
Vogelsang, C., Janzen, T., Wotschel, P., & Grotegut, L. (2024, 18. März). Entwicklung und Validierung einer rollenspielbasierten Simulation als Prüfungsverfahren für das Lehramtsstudium im Fach Englisch. 11. Jahrestagung der Gesellschaft für Bildungsforschung (GEBF), Potsdam.
Das Programm bot über anderthalb Tage eine bunte Mischung aus Workshops, Keynotes und Raum für den gemeinsamen Austausch. So hatten wir die Gelegenheit, uns an beiden Tagen innerhalb der verschiedenen Statusgruppen einen Überblick über die Entwicklungen seit dem letzten Treffen zu verschaffen und intensiv Fragen und Themen aus den Projekten MuHiK, Gender 3.0, RP SKM und FORMAT zu diskutieren.
Für hochinteressanten Input sorgte an diesem ersten Tag des Treffens darüber hinaus eine Keynote von Prof. Dr. Heinz Kindler vom Deutschen Jugendinstitut. Er nahm den weiten Weg aus München auf sich, um über den Stand der Forschung zu sexualisierter Gewalt an Schulen zu sprechen, und thematisierte in seinem Vortrag viele nationale und internationale Perspektiven aus diesem hochrelevanten Forschungsgebiet. Am Donnerstagnachmittag wurden wir dann wieder selbst aktiv und haben uns im Rahmen eines Workshops, geleitet von Dr. Katharina Lehmann, intensiv mit Fragen rund um das Thema Work-Life-Balance auseinandergesetzt, bevor das gemeinsame Abendessen den Abschluss dieses ersten Tages unseres Treffens bildete.
Eine Besonderheit dieses Statusgruppentreffens bestand darin, dass dieses Mal gleich zwei Gruppen den Hut für die Organisation und Gestaltung trugen. Aus diesem Grund kamen wir an Tag 2 in den Genuss einer weiteren spannenden Keynote von Olivier Berton von der Université Paris-Est Créteil, in der es um die Implementierung und Gestaltung LGBTI-inklusiver Curricula in internationalen Schulsystemen ging. Nach diesem abschließenden „food for thought“ war dann am Freitagmittag auch schon wieder die Heimreise nach Paderborn angesagt.
Wir bedanken uns herzlich für die tolle Organisation und zwei interessante und ereignisreiche Tage in Flensburg! Im nächsten Jahr freuen wir uns dann darauf, die anderen Nachwuchsforschungsgruppen im Herbst zum nächsten Präsenztreffen in Paderborn zu begrüßen.
Vorträge:
Berton, O. (2023, 06. Oktober). The International Reference Framework on LGBTI-Inclusive Curricula [Vortrag]. 5. Statusseminar der BMBF-Nachwuchsforschungsgruppen „Empirische Bildungsforschung“, Europa-Universität Flensburg.
Kindler, H. (2023, 05. Oktober). Stand und Perspektiven der Forschung zu sexualisierter Gewalt an Schulen [Vortrag]. 5. Statusseminar der BMBF-Nachwuchsforschungsgruppen „Empirische Bildungsforschung“, Europa-Universität Flensburg.
Vom 26.09 bis 29.09 fand im wunderschönen Freiburg im Breisgau der 30. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Fremdsprachenforschung statt – und Thomas und Christoph waren auch mit dabei. Für Christoph war es dabei eine besondere Erfahrung, da er ja eher aus der Physikdidaktik kommt und in diesem Feld weniger zu Hause ist (wobei er vor 2 Jahren auf dem digitalen Format schonmal erste Sprachdidaktikluft schnuppern konnte). Er wurde zwar als Exot wahr- aber sehr herzlich aufgenommen ;).
Anders als vor zwei Jahren, als das Projekt noch am Anfang stand, konnte Thomas dieses Mal auch schon einige Fortschritte präsentieren. Auf seinem Poster „Show, don’t tell – Rollenspielbasierte Simulationsprüfungen für zukünftige Englischlehrkräfte“ hat Thomas den Test sowie erste Ergebnisse der Validierungsuntersuchungen vorgestellt. In den knapp 2 Stunden wurde in vielen Gesprächen über das Potential von rollenspielbasierten Simulationsprüfungen gesprochen und die (vorläufigen) Ergebnisse der noch laufenden Validierung diskutiert. Es war eine allgemein sehr ergiebige und gutbesuchte Postersession – danke hier an die Organisator*innen für diese schöne Möglichkeit!
Es gab, wie immer auf Konferenzen, viele andere spannende Vorträge. Hervorheben wollen wir natürlich auch die Vorträge von unseren Kolleg*innen aus Paderborn: Maike Bauer stellte Ergebnisse ihres Dissertationsprojekts zum Einsatz von Diaspora-Kurzgeschichten im Englischunterricht vor. Dominik Rumlich war an einem Symposium zum Fremdsprachenfrühbeginn und am Nachwuchscafé beteiligt. Dagmar Keatinge und Katharina von Elbwart präsentierten Ergebnisse aus dem Deutsch-Kanadischen Kollaborationskurs Teaching Language Internationally und fokussierten sich dabei auf Identitätskonstruktionen von angehenden Fremdsprachenlehrkräften. Katharina prästierte zudem noch Ergebnisse zu perceptual dialectology in Florida. Unser Standort war daher ziemlich gut vertreten, wie wir finden 🙂
4 tolle Tage voller Inspirationen & neuer Ideen gehen zu Ende. Vielen Dank an das Orgateam der PH Freiburg für diese tolle #DGFF2023. Wir freuen uns auf die #DGFF2025 in Kassel! Unser Teamfoto ist nicht ganz vollständig,auf dem Heimweg waren bereits Dagmar Keatinge & @KatvonEe 😬 pic.twitter.com/IqQbOuw4j6
Ein weiteres Vortragshighlight war der Beitrag von Dr. Malgorzata Barras von der Universität Freiburg aus der Schweiz. In einem aufwändigen Verfahren hat sie fremdsprachliche Testitems evaluiert und dazu neben quantitativen Daten auch die introspektiven Verfahren des Lauten Denkens und Stimulated Recalls eingesetzt. Untersucht wurde, welche Strategien die Testpersonen nutzen, um die Aufgaben zu lösen. Spannend war hierbei, dass durch die verschiedenen introspektiven Verfahren auch verschiedene Teststrategien aufgezeigt werden konnten – so lassen sich manche Strategien nur durch eines der beiden Verfahren aufzeigen. Beeindruckend war auch der Vortrag von Prof. Dr. David Gerlach und Dr. Kristin Weise-Zurmühlen dazu, wie (Fremd-)Sprachenlehrkräfte mit Verschwörungstheorien umgehen und sich im Unterricht positionieren (müssen), eine Herausforderung vor der Lehrkräfte spätestens seit der Coronapandemie häufig stehen.
Neben dem inhaltlichen Gesichtspunkten, war es auch schön viele bekannte Gesichter wiederzusehen und sich auszutauschen – sowohl beim Schlange stehen auf dem Conference Dinner, als auch bei einem Kaffee in den vielen sonnigen Pausen. Hoffentlich sieht man sich 2025 in Kassel wieder.
Wir bedanken uns bei dem Team um Prof. Dr. Olivier Mentz und natürlich allen Helfer*innen für die wunderbare Organisation dieser Tagung!
Vorträge:
Barras, M. (2023, 27.09.). Forschungsmethodologische Grenzen mittels Triangulation überwinden: Zum Einsatz von Lautem Denken, Stimulated Recall und quantitativen Daten in einer Studie zur Testvalidierung. 30. DGFF Kongress 2023, Pädagogische Hochschule Freiburg.
Bauer, M. (2023, 29.09.). Diaspora-Kurzgeschichten im fremdsprachlichen Unterricht Englisch: Ein neuer didaktischer Impuls? 30. DGFF Kongress 2023, Pädagogische Hochschule Freiburg.
Brunsmeier, S., Frisch, S. & Reckermann, J. (2023, 27.09.). Symposium: Fremdsprachenfrühbeginn. 30. DGFF Kongress 2023, Pädagogische Hochschule Freiburg.
Gerlach, D. & Weiser-Zurmühlen, K. (2023, 28.09.). Language Teacher Identity und Verschwörungstheorien: Wie Lehrkräfte gezwungen werden, sich bei kritischen Themen im Unterricht zu positionieren. 30. DGFF Kongress 2023, Pädagogische Hochschule Freiburg.
Janzen, T., Meier, J., Rumlich, D., Vogelsang, C. & Wotschel, P. (2023, 28.09). Poster: Show, don’t tell – Rollenspielbasierte Simulationsprüfungen für zukünftige Englischlehrkräfte. 30. DGFF Kongress 2023, Pädagogische Hochschule Freiburg.
Matz, F. & Rumlich, D. (2023, 28.09.). Nachwuchs-Café: Symposium zur interdisziplinären Vernetzung von Doktorand*innen und Postdocs. 30. DGFF Kongress 2023, Pädagogische Hochschule Freiburg.
von Elbwart, K. & Keatinge, D. (2023, 28.09.). Language teacher identity über Grenzen hinweg? Identitätskonstruktion in internationalen Lernumgebungen in der LehrerInnenausbildung. 30. DGFF Kongress 2023, Pädagogische Hochschule Freiburg.
von Elbwart, K. (2023, 28.09.). Sprachliche Grenzräume visualisieren: Perceptual dialectology im (Fremd)Sprachenunterricht. 30. DGFF Kongress 2023, Pädagogische Hochschule Freiburg.
Vom 13.- 15. September 2023 fand an der Universität Potsdam unter dem Motto „Schule und Lehrkräfte. Bildung neu denken“ die Sektionstagung empirische Bildungsforschung der Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung (AEPF) sowie der Kommission Bildungsplanung, Bildungsorganisation und Bildungsrecht (KBBB) statt. Wir waren mit einigen Beiträgen auf der Tagung vertreten und möchten euch an unseren Eindrücken teilhaben lassen.
Während am Mittwoch und Freitag eine spannende Vielzahl an Sessions angeboten wurden, stand der Donnerstag für uns ganz im Zeichen unserer Beiträge. Tatsächlich waren diese hintereinander über den Tag verteilt platziert, weshalb sie in drei Akten beschrieben werden können.
Donnerstag Vormittag – Unter dem Titel „‘Die Prüfungen werden mich sicherlich nicht zu einer besseren Lehrkraft machen.‘ Wie beurteilen Studierende Prüfungen und Feedback im Lehramtsstudium?“ präsentierte Christoph einen Beitrag zu den Fragen, wie Lehramtsstudierende ihre Prüfungserfahrungen bewerten, verschiedene Prüfungsformate wahrnehmen und welche Erfahrungen sie mit Feedback auf ihre Prüfungsergebnisse gemacht haben. Die Ergebnisse zweier unserer Befragungen zeigen, dass Lehramtsstudierende eine negative Feedbackkultur erleben und dass die im Lehramtsstudium stark wahrgenommene Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis sich auch in ihren Prüfungserfahrungen widerspiegelt.
Donnerstag Mittag – Im direkten Anschluss stellte Jana ihren Beitrag vor. Dieser trug den Titel „Welche Rolle spielt eine reflexive Haltung für eine qualitätsvolle Unterrichtsreflexion? – Zusammenhänge zwischen einer quasi-experimentellen Einstellung und der Reflexionsperformanz von Lehramtsstudierenden“. In diesem Zusammenhang wurden Ergebnisse einer quantitativen Studie mit N = 460 Lehramtsstudierenden von zwei deutschen Universitäten vorgestellt, in der der Zusammenhang einer quasi-experimentellen Einstellung zur Reflexion (QEE) gemachter Unterrichtserfahrungen und der Reflexionsperformanz mit den Dimensionen ihrer inhaltlichen Breite, der Reflexionstiefe und ihres Bezugs zu Theorien untersucht wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass die befragten Studierenden eine eher ausgeprägte Einstellung zur akribischen Unterrichtsplanung und zur evidenzbasierten Unterrichtsanalyse haben. Das Vertrauen in die Vorhersehbarkeit von Unterrichtsabläufen und die Offenheit für fundierte Theorie fallen dagegen gering aus. Die Reflexionsperformanz der Studierenden ist begrenzt und sie gehen meistens nicht über eine Bewertung, ohne Theoriebezüge, hinaus. Zudem zeigte sich ein kleiner positiver Zusammenhang zwischen den Einstellungen und der Reflexionsbreite und dem Theoriebezug.
Donnerstag Nachmittag – Darauffolgend präsentierte Philipp seinen Beitrag, „Als Lehrkraft gut beraten? Entwicklung und Erprobung eines handlungsnahen Prüfungsformates zur Erfassung von Beratungskompetenz von Lehramtsstudierenden“, der im Symposium „Beratungskompetenz in der Lehrkräftebildung – Wie können angehende Lehrkräfte Beratung erlernen?“, eingebettet war. In diesem Rahmen wurden die Pilotierungsergebnisse und unser Prototyp einer standardisierten, handlungsnahen Prüfung mit dem zugehörigen Bewertungsmodell, zur Erfassung und Beurteilung beratungsbezogenen Verhaltens Lehramtsstudierender, ausführlich vorgestellt.
Philipps persönliche Höhepunkte auf der AEPF 2023 waren ebenso in diesem Symposium verortet. So gewährte Dr. Frank Behr mit seinem Beitrag, „Professionelle Wahrnehmung schulischer Beratungssituationen. Effekte einer videobasierten Lernumgebung zur Förderung beratungsrelevanter Kompetenzen von angehenden Lehrkräften“, einen Einblick in eine Studie, mit der der Einfluss fremder und eigener Beratungsvideos in einer digitalen Lernumgebung zur Elternberatung auf die Entwicklung der professionellen Wahrnehmung schulischer Beratungssituationen von Lehramtsstudierenden untersucht wurde. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Analyse von fremden und eigenen Beratungsvideos in dieser Lernumgebung die kognitiven Prozesse der professionellen Wahrnehmung von Lehramtsstudierenden aktivieren kann. Im Vergleich zu Kontrollgruppe hat sich in beiden Interventionsgruppen die professionelle Wahrnehmung im Seminarverlauf verändert.
Daneben ging Dr. Scarlett Kobs in Ihrem Beitrag, „Rollenspiele als wirksames Mittel zur Steigerung der Beratungskompetenz bei angehenden Lehrkräften?“, der Frage nach, welchen Effekt Rollenspiele im Vergleich zu schriftlichen Reflexionen auf die Entwicklung der Beratungskompetenz von Lehramts- und Rehabilitationspädagogikstudierenden haben. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass die Intervention einen positiven Effekt auf die selbsteingeschätzte Kompetenz der Studierenden im Explorieren von Gefühlen und Gedanken hatte und, dass das praktische Erproben beraterischer Fertigkeiten zu einem Kompetenzanstieg im Erleben der Studierenden führte.
An dieser Stelle nochmal vielen herzlichen Dank an Dr. Scarlett Kobs für die Organisation des Symposium und an Dr. Charlott Rubach für die wertwolle Diskussion der Einzelbeiträge.
Neben diesen Beiträgen, die auch sehr dicht an unseren eigenen Arbeiten in der Nachwuchsforschungsgruppe liegen, hat Christoph noch zwei weitere Highlights von der Konferenz mit nach Paderborn genommen. In ihrem Vortrag „Optimierung von Lernprozessen in der Hochschulbildung: Eine Untersuchung der Qualität von KI-gestütztem Feedback“ berichteten Lucas Jasper Jacobsen und Dr. Kira Elena Weber von der Leuphana in Lüneburg von einer experimentellen Studie, in dem sie Feedback generiert von einer KI (hier: ChatGPT) mit dem Feedback generiert durch menschliche Expert*innen (hier: Hochschullehrende) und Noviz*innen (hier: Studierende im BA) verglichen. Hierzu ließen sie diese drei Gruppen feedback provider ein bzw. mehrere schriftliche Feedbacks auf ein (fehlerhaft) formuliertes Lernziel für eine Unterrichtsplanung generieren und analysierten diese nach Kriterien für gutes Feedback. Dabei gaben die Expert*innen erwartbar qualitativ höherwertiges Feedback als Noviz*innen (bzgl. Angemessenheit, Fragen & dem Anbieten von Alternativen). Die Ki gab allerdings sogar teilweise besseres Feedback als Expert*innen (bzgl. der Erklärung des Feedbacks & der Spezifität). Dies hing aber jeweils sehr von den genutzten Prompts ab, so dass es in der Diskussion auch primär darum ging, wie diese formuliert sein müssen und evtl. in einer Art Archiv für die Hochschullehre gesammelt werden könnten.
Einen weiteren interessanten Beitrag hielt Dr. Susi Klaß von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Unter dem Titel „Lernen, Unterrichtsgespräche wirksam zu führen: Quasi-experimentelle Ergebnisse zum Modellieren einer Core Practice im Praxissemester“ berichtete sie von einem Lehrkonzept zur Förderung der Kernpraktik Unterrichtsgespräche zu führen bei Lehramtsstudierenden, das im Learning to Teach-Lab Science (LTL:S) durchgeführt wurde, in dem auch mit Simulationen von Gesprächssituationen gearbeitet wurde. Die Ergebnisse zeigten differentielle Befunden (bspw. ergaben sich Unterschiede in der Wirksamkeit verschiedener Lernelemente je nach Methode), aber verdeutlichten nochmals das Potential simulationsbasierten Lernens in der Lehrkräftebildung. Ebenfalls interessant war die Keynote „Empirische Bildungsforschung, evidenzbasierte Bildungspolitik, wissensbasierte Bildungspraxis – Voraussetzungen einer erfolgreichen Wissenstranslation“ von Prof. Dr. Felicitas Thiel von der Freien Universität Berlin, in der sie einen historischen Überblick über die Entwicklung empirischer Bildungsforschung bzw. evidenzbasierter Bildungspraxis in Deutschland gab. Christoph hatte sich bisher bspw. nicht sehr mit der schon um die Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts entwickelten experimentellen Pädagogik beschäfigt (z.B. Meyerhardt, 1910).
Wir haben uns gefreut, auf der AEPF 23 zu Gast sein zu dürfen, waren sehr angetan von der Conference-Dinner-Location und nehmen viele Ideen aus den vielfältigen Beiträgen und Diskussionen mit!
Behr, F. (2023, 14.09.). Professionelle Wahrnehmung schulischer Beratungssituationen. Effekte einer videobasierten Lernumgebung zur Förderung beratungsrelevanter Kompetenzen von angehenden Lehrkräften. Sektionstagung empirische Bildungsforschung der Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung (AEPF 2023), Universität Potsdam.
Jacobsen, L., & Weber, K. (2023, 14.09.). Optimierung von Lernprozessen in der Hochschulbildung: Eine Untersuchung der Qualität von KI-gestütztem Feedback. Sektionstagung empirische Bildungsforschung der Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung (AEPF 2023), Universität Potsdam.
Klaß, S., Hauk. D., Hickethier, F., Dehne, M., Calcagni, E., & Gröscher, A. (2023, 15.09.). Lernen, Unterrichtsgespräche wirksam zu führen: Quasi-experimentelle Ergebnisse zum Modellieren einer Core Practice im Praxissemester. Sektionstagung empirische Bildungsforschung der Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung (AEPF 2023), Universität Potsdam.
Kobs, S., Ay-Bryson, D.S., Kühne, F., & Knigge, M. (2023, 14.09.). Rollenspiele als wirksames Mittel zur Steigerung der Beratungskompetenz bei angehenden Lehrkräften? Sektionstagung empirische Bildungsforschung der Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung (AEPF 2023), Universität Potsdam.
Meier, J., Vogelsang, C., Küth, S., Scholl, D., Watson, C., & Seifert, A. (2023, 14.09.). Welche Rolle spielt eine reflexive Haltung für eine qualitätsvolle Unterrichtsreflexion? – Zusammenhänge zwischen einer quasi-experimentellen Einstellung und der Reflexionsperformanz von Lehramtsstudierenden. Sektionstagung empirische Bildungsforschung der Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung (AEPF 2023), Universität Potsdam.
Meyerhardt, M.W. (1910). Experimentelle Pädagogik. Monatshefte für deutsche Sprache und Pädagogik, 11(1), 1-11. (Online)
Thiel, F. (2023, 14.09.). Empirische Bildungsforschung, evidenzbasierte Bildungspolitik, wissensbasierte Bildungspraxis – Voraussetzungen einer erfolgreichen Wissenstranslation(Keynote). Sektionstagung empirische Bildungsforschung der Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung (AEPF 2023), Universität Potsdam.
Vogelsang, C, Janzen, T., Meier, J., & Wotschel, P. (2023, 14.09.). „Die Prüfungen werden mich sicherlich nicht zu einer besseren Lehrkraft machen.“ Wie beurteilen Studierende Prüfungen und Feedback im Lehramtsstudium? Sektionstagung empirische Bildungsforschung der Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung (AEPF 2023), Universität Potsdam.
Wotschel, P., Vogelsang C., Janzen, T., & Meier, J. (2023, 14.09.). Als Lehrkraft gut beraten? Entwicklung und Erprobung eines handlungsnahen Prüfungsformates zur Erfassung von Beratungskompetenz von Lehramtsstudierenden. Sektionstagung empirische Bildungsforschung der Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung (AEPF 2023), Universität Potsdam.