Jonna Dietz: 1971, Wolle und Spray auf LW, 100 x 70 cm
Liv Take: o.T., Acryl auf LW auf Wäscheleine, ca. 100 x 200 cm
Elena Segref: o.T., Acryl auf Malkarton, 30 x 30 x 30 cm
Xenia Pericie: o.T., Acryl, Papiertücher, Kleister auf LW, 90 x 80cm
In diesem Seminar werden wir einer erweiterten Malpraxis folgen und das Bild aus seinen allzu bekannten 4 Ecken lösen. An der Grenze wischen Malerei und Relief, Objekt und Assemblage sollen eigene Bildfindungen gesucht werden. Die Auswahl der Bildträger und Malmaterialien wird bei diesem Prozess ebenso bedeutsam sein wie der Mut und Wille zum Experiment. Die eigene künstlerische Praxis soll durch die Gattungs-überschreitende Auseinandersetzung beeinflusst und erweitert werden. In Gruppengesprächen werden Arbeitsschritte reflektiert, ein Diskutieren über malerische Möglichkeiten angestoßen und Bildthemen kritisch hinterfragt.
In einer Einführungsveranstaltung werden ausgewählte Positionen aus der Kunstgeschichte bis hin zu zeitgenössischen Malerei-Positionen vorgestellt, um zur selbstständigen Arbeit anzuregen. Durch einen gemeinsamen Museumsbesuch werden die Eindrücke der haptischen Wirkung vorm Original selbst erfahren. Dabei sollen Einblicke in den Entstehungsprozess von Kunstwerken erlangt werden, die den Schritt ins räumliche wagen und das Denken über Malerei bereichern.
Lehrende: Carolin Israel
Sarah Köster: Natürlich unnatürlich, Acryl & Nagellack auf Baumrinde, ca. 80 x 80 cm
Wildkatze auf der Couch, Acryl auf LW, 130 x 150 cm
Animal Print Teppich, Acryl auf LW, 130 x 150 cm
Haargummi, Acryl auf LW, 24 x 30 cm
Kopfhörer, Acryl auf LW, 24 x 30 cm
o.T., Acryl auf Foto, 15 x 10 cm
2024 ist das Comeback des Leopard Print, zumindest prophezeien dies unterschiedlichste Modezeitschriften, darunter auch die Vogue. Diese wartet direkt mit Vorschlägen für neue „Looks“ auf, ob ein 3000 Dollar Rock von SSense oder einer für 60 Dollar von Mango.1 Ob als Kleidung, als Flasche oder Geschenkpapier, egal wo man hinsieht überall scheint Animal Print vertreten zu sein. Die vorliegende Bachelorarbeit mit dem Titel „Animal Print – Tarnung, Trophäe und Extravaganz“ setzt sich künstlerisch mit der Wahrnehmung des Phänomens Animal Print auseinander und erarbeitet dessen Darstellungsformen malerisch.
Ausgehend von der Geschichte des Animal Prints, beginnt die eigene künstlerische Auseinandersetzung mit der Arbeit des „Magazins“. Dieses von Gerhard Richters Atlas inspirierte Werkkonvolut bildet den Ausgangspunkt für die darauffolgenden malerischen Erforschungen. Die folgende Arbeit wird sich somit erst mit den Ursprüngen des Animal Print auseinandersetzen, daraufhin Gerhard Richters Atlas erläutern und schließlich ausgewählte eigene Werke und Entstehungsprozesse analysieren und daraus ein Fazit ziehen. Während die Quellenlage zu Gerhard Richters Atlas sehr breit gestreut ist, fällt es schwer Informationen zum Animal Print als ganzheitliches Phänomen zu finden. Der Fokus bei der Auseinandersetzung mit dem Animal Print wird somit zumeist auf dem Leopard Print liegen, da hierzu die meisten Quellen zu finden waren.
_________________________________________________________________________ 1Holevas, C. (29. Juli 2024). Is the Leopard Print Skirt Back? How to Style Its 2024Revival. Vogue. Abgerufen am 28. August 2024 vonhttps://www.vogue.com/article/leopard-print-skirt-outfits
Anderswo – Eine malerische, utopische Vision von Hybridwesen und vernetzten Beziehungen
Greta 2, Acryl auf Pappe, 70 x 100 cm
Patty 3, Acryl auf Pappe, 100 x 70 cm
Maula 3, Acryl auf Pappe, 100 x 70 cm
Woods 3, Acryl auf Pappe, 100 x 70 cm
Filum 3 und Acia 5, Acryl auf Pappe, 70 x 100 cm
„Wie können wir in diesen, in unseren Zeiten mit unserer Arbeit dazu beitragen, politische Hoffnung – materiell und perspektivisch am Leben zu halten? Diese Hoffnung und Genossinnenschaft suche ich in Trickstergestalten und Fadenfiguren, in Hybriden und all den anderen unmöglichen Bündnissen, die im Bauch des Ungeheuers, das manche die Neue Weltordnung AG nennen, geschmiedet werden müssen“1
Das einleitende Zitat wirft die Frage danach auf, wie in einer Zeit, die von Kriegen und Flucht geprägt ist, der Glaube und die Hoffnung auf Gemeinschaft erhalten werden kann. Das Anthropozän ist ein Grenzereignis, in dem alle Wesen weltweit auf der Flucht sind2, das zeitgleich von Menschen kontrolliert wird: Menschen führen Kriege, Menschen verzehren Tiere, Menschen bekämpfen Menschen und beeinflussen mit ihrem Handeln das Klima. Es haben sich immer stärkere Grenzen gebildet zwischen Mann-Frau, Mensch-Tier, Maschine-Mensch oder Natur-Kultur und diese binären Gegenüberstellungen haben fest verteilte Machtvorstellungen. Haraway schlägt im einleitenden Zitat eine „Neue Weltordnung AG“ vor, in der bestehende Machtdogmen aufgebrochen werden, indem Hybridwesen geschaffen werden. Hybridwesen könnten neue Vernetzungen erschaffen, damit die Erde und alle ihre Bewohnenden durch die Vormacht des Menschen nicht ausgelöscht werden. Diese Ausarbeitung orientiert sich an Haraways philosophischer Position. Es sollen Grenzen und Machtgefüge des Anthropozän aufgelöst werden: Es wird plädiert für eine speziesinterne und speziesübergreifende Loslösung menschengemachter Grenzen. Es soll sich im Sinne Haraways verwandt gemacht werden. Das bedeutet man soll voneinander lernen, Mit-Wachsen und Mit-Werden mit allen Anderen. Das heißt, der Mensch verliert seine abendländische Position als Krone der Schöpfung. Es wird hier aufgezeigt, wie diese Utopie Realität werden könnte: Wie kann eine Welt ohne Mensch-Tier-, Mann-Frau-, Maschine-Mensch-Gegensätze aussehen? Welche symbiotischen Mischwesen werden entstehen? Welche neuen Lebensformen werden generiert?
Um diese Fragestellungen zu bearbeiten, wird zunächst dargelegt, wie sich Hybridwesen in der Kunst von Höhlenmalereien, über Antike und Surrealismus bis hin zur zeitgenössischen Kunst entwickelt haben. Anschließend wird erklärt, was für eine Welt Haraway konzipiert und inwiefern Künstler*innen bereits Werke erschaffen haben, die diese Aspekte aufgreifen. Anschließend wird erläutert, mit welcher Methode ein eigener malerischer Weg gefunden wurde, um Hybridwesen durch Inspiration von Haraways Utopie darzustellen. Zur Beantwortung der Frage wird anschließend auf 16 Malereien eingegangen, die ich im Rahmen dieser Masterarbeit zum Thema „Anderswo – Eine malerische, utopische Vision von Hybridwesen und vernetzten Beziehungen“ angefertigt habe und die Einblicke in diese Welt namens Anderswo geben.
_________________________________________________________________________ 1 Haraway, Donna (1995): Monströse Versprechen. Coyote-Geschichten zu Feminismus und Technowissenschaft. Hamburg, Berlin: Argument-Verlag., S. 9 2 Vgl. Haraway, Donna (2017): Monströse Versprechen. Die Gender- und Technologie-Es-says. Hamburg: Argument-Verlag, S. 26.
Marie Drechsler: Skizze – der Fall, Acryl auf Papier, 84,1 x 59,4 cm
Einerseits: Wasser ist Grundlage allen Lebens. Bäche, Flüsse, Seen, Feuchtgebiete und Meere sind Lebensraum einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren und wichtige Bestandteile des Naturhaushaltes. Das Grund-wasser ist Trinkwasserspender und Lebensraum zugleich. Wir nutzen Wasser für unsere Ernährung, die tägliche Hygiene und für unsere Freizeitaktivitäten. Außerdem ist Wasser als Energiequelle, Transport-medium und Rohstoff ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Ein effektiver Schutz und der schonende Umgang mit der Ressource Wasser sind Voraussetzung für biologische Vielfalt und eine nachhaltige Nutzung.
Emma Sauerländer: o.T., Acryl auf LW, 45 x 60 cm
Andererseits: Angesichts der durch den Klimawandel bedingten Zunahme von Wetterextremen, wie Überflutungen und Dauerregen, sowie der kontroversen Diskussionen über die Privatisierung von Wasser und die daraus resultierende Wasserknappheit, gewinnt dieses Thema zunehmend an gesellschaftlicher Bedeutung. Bilder von ausgetrockneten Flüssen, überfluteten Gebieten und Menschen, die in wasserarmen Regionen protestieren, prägen die Medien und sozialen Netzwerke. Wie möchte und kann ich mich zu diesen Themen und Bildern positionieren? Wie könnten eigene Kunstwerke diese bedeutenden ökologischen und politischen Ereignisse widerspiegeln? Oder möchte ich mich lieber mit der symbolischen und ästhetischen Rolle von Wasser in der bildenden Kunst auseinandersetzen?
In diesem Blockseminar werden neben den Grundlagen der Maltechnik und dem Umgang mit dem Ausdrucksmittel Farbe die Handhabung der verschiedenen Materialien erörtert und erprobt: das Vorbereiten von Malgründen, das Aufspannen und Grundieren von Leinwänden, das Präparieren von Papier für die weitere Nutzung als Bildträger das Mischen von Farben und der Einsatz von Malmitteln. Das Experimentieren mit Farbe, die Wahrnehmung eigener Interessen und Fähigkeiten und das Erarbeiten von Inspirationsquellen, die im künstlerischen Schaffensprozess zur Themenfindung beitragen können, haben das Ziel eine eigene Bildvorstellung zu entwickeln und auszuarbeiten.
Hinter Glas: Die Ironie der Gefangenschaft. Eine künstlerische Auseinandersetzung mitMeereslebewesen in menschlicher Obhut.
Entertainment (Orca), Acryl auf Leinwand, 150cmx 130cm
Der Besuch eines Tierparks bietet einen faszinierenden Blick auf die paradoxe Realität der Lebenswirklichkeit von Meereslebewesen in menschlicher Obhut. Gefangen hinter Glas sind sie den Blicken neugieriger Besucher ausgesetzt, welche die inszenierten Lebensräume als faszinierende Unterwasserwelten ansehen. Einrichtungen wie Zoos, Aquarien und Tierparks dienen nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Bildung und Wissenschaft, indem sie sowohl biologische Vielfalt aufzeigen als auch die Wichtigkeit des Natur- und Tierschutzes betonen. Aber hinter den leuchtenden Glaswänden und den eindrucksvoll inszenierten Kulissen verbirgt sich eine vielschichtige und oft kritische Realität.
Die Haltung von Meereslebewesen wie Delfinen und Robben wirft schnell eine Reihe von ethischen, ökologischen und sozialen Fragen auf. Diese betreffen nicht nur das Wohlbefinden der Tiere, sondern auch die moralischen Implikationen unseres Umgangs mit anderen Lebewesen. In der Natur sind diese Geschöpfe Teil eines komplexen, dynamischen Ökosystems, in dem sie spezifische Rollen einnehmen und von dem sie in vielfacher Weise abhängig sind. In Gefangenschaft jedoch sind sie auf einen begrenzten Raum reduziert, in dem ihre natürlichen Verhaltensweisen und Lebensweisen eingeschränkt werden. Dies führt nicht selten zu physischen und psychischen Belastungen, die eine kritische Reflexion über die Motivation und Rechtfertigung der Gefangenschaft dieser tierischen Individuen erforderlich machen.
Skizzen für „Stolen“ und „Holy“, Filzstift auf Papier (Leporello), je Seite 14,8cm x 21cm
Die Ironie, die diesem Umstand innewohnt, liegt in der Ambivalenz zwischen Sehnsucht und Wirklichkeit. Einerseits streben Besucher:innen von Zoos und Aquarien danach, die Geheimnisse und Schönheiten der Unterwasserwelt zu erforschen, zu bewahren und zu schützen, andererseits wird durch die Gefangenschaft dieser Tiere eine künstliche, inszenierte Umgebung geschaffen, die oft im Widerspruch zu diesen Zielen steht. Dieser Widerspruch findet sich explizit in der Faszination für Meereslebewesen, welche in Gefangenschaft in Zoos und Aquarien leben.
Die vielfältigen Dimensionen dieses Themas finden sich schließlich in einer malerischen Umsetzung verschiedener Situationen der Interaktion zwischen Mensch und Tier im Zoo wieder. So soll ein Beitrag zur Sensibilisierung und Reflexion geleistet werden, der sowohl die künstlerische als auch die gesellschaftliche Dimension dieser hochaktuellen Thematik berücksichtigt. In Anlehnung an den britischen Künstler David Shrigley soll die künstlerische Auseinandersetzung den Tieren humorvoll eine Stimme verleihen, durch welche sie auf die ambivalente Situation aufmerksam machen. Auch weitere Künstler:innen inspirieren zur künstlerischen Umsetzung dieser Arbeit, so wie der weltweit bekannte Aktionskünstler Banksy oder die multimediale Künstlerin Lin May Saeed. So soll schließlich eine tiefgehende künstlerische Reflexion über Freiheit, Gefangenschaft und über die Beziehung zwischen Mensch und Natur erfolgen.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, die komplexen und widersprüchlichen Aspekte der Gefangenschaft von Meereslebewesen in einer künstlerischen Perspektive darzustellen. Im Zentrum steht dabei das Spannungsverhältnis zwischen der natürlichen Freiheit der Tiere und ihrer physischen Gefangenschaft (hinter Glas). Daraus leiten sich ethische und moralische Fragen zu dem Verhältnis von Mensch und Tier und der Haltung von Tieren in Zoos und Aquarien ab.
King (Skizze) „, Filzstift auf Papier (Leporello), 14,8cm x 21cm
Diver (Puffin), Acryl auf Leinwand, 100cm x 100cm
Observed (Walross), Acryl auf Leinwand, 120cm x 100cm
Lisa Rempe: Aura #01, Acryl auf Leinwand, 90 x 120 cm
Seit Beginn der Corona-Pandemie, sind sie wohl den meisten Menschen vertraut: Videocalls bei schlechtem Empfang mit dazugehörigen eingefrorenen oder ruckelnden Bildern. Diese sich bewegenden Pixelhaufen, von digitalen Streifen durchsetzte Bildwelten, begleitet von zerhackten Audiospuren, sind nur die letzten, durch technische Erneuerungen möglich gemachten Fehler, die ihren Weg in die bildende Kunst finden.
Adele Kleim: Hochwassermeldung, Acryl auf Leinwand, 80 x 120 cm
Der in den 1950er Jahren erstmals von Radio- und Fernsehtechniker:innen genutzte Terminus Glitch (frühneuhochdeutsch „glitschen“ – gleiten, gleiten lassen – oder jiddisch „gletshn“ – rutschen, weggleiten) wird genutzt, um jegliche Art von digitalen oder analogen Fehlern, die durch korrumpierte digitale Codes/Daten oder durch physische Manipulationen elektronischer Geräte entstehen, zu beschreiben. „Die Wurzeln technischer Glitches gehen bereits auf die Frühzeit der Fotografie zurück; sie nehmen als künstlerische Gegenbewegung zu anerkannten Ausdrucksformen ihren Verlauf von der Fotografie über den Avantgardefilm, Video- und Soundkunst bis hin zu den digitalen Bildmedien und der Netzkunst, indem Bildstörungen bewusst provoziert oder gezielt programmiert werden.“ (zit. nach „Glitch. Die Kunst der Störung“, Pinakothek der Moderne, München, https://www.pinakothek-der-moderne.de/ausstellungen/glitch/).
In diesem Seminar wollen wir die produktive Kraft dieser meist in der Medienkunst verorteten Glitches in der Malerei suchen. Wir wollen Fehler bewusst provozieren und uns mit dem Pinsel zwischen Destabilisierung und Rückgewinnung von Kontrolle bewegen. Was kann uns an der Ästhetik von Fehlern reizen? Wie können technische Fehler in der Malerei bewusst herbeigeführt werden? Und wofür könnten diese Fehler stehen?
Lehrender: Prof. Max Schulze
Emma Richter: o.T., Acryl auf Karton, 42 x 30 cm
Johanna Varuna Hellmann: o.T., Digitaldruck und Strumpfhose auf Pape auf Papier, 20 x 30 cm
Nathalie Wolke: o.T., Acryl, Hartfett, Ölfarbe auf Leinwand, 30 x 40 cm
Sarah Leifels: Glitching Self I, Acryl auf Leinwand, 60 x 80 cm
Cathrin Spönemann, Isabel Fortmeier, Melissa Thiehoff, Sarah Uffenbrink, Pauline Keßler
Cathrin Spönemann: El llamado de la mantana, Fotografie, Acryl auf Baumwolle
Melissa Jasmin Thiehoff: Trash I-III, Aquarell und Linoldruck auf Papier; ohne Titel: Plastik und Nylonfaden
Pauline Keßler: T(F)ischgedeck, Installation, Linoldruck auf Stoff, Acryl und Ölpastellkreide auf Papier, Fotografie, Gedicht
Sarah Uffenbrink: Ameisenkopf aus der Serie „Ameisenepisode“, Acryl auf Pappe, Papier & Mehl-Wassergemisch, 34 x 32 x 18 cm
Cathrin Spönemann: Muy frágil, Acryl auf Leinwand, Modeliermasse, 120 x 80 cm
Melissa Jasmin Thiehoff: La Feria de Málaga, Spray, Acryl, Ölpastelkreide auf Leinwand, 64 x 90 cm & 80 x 120 cm
Es ist ein Augusttag, 7 Uhr in der Frühe, die Sonne klettert gerade zu den Bergwipfeln hinauf, ein lautes Donnern schneidet durch die immer noch warme Morgenluft – la gran traca final. Sie kündigt die übliche Ruhe an…
Im Schoße der andalusischen Abgeschiedenheit, umgeben von Natur, mediterraner Kultur und Lebensart, bloß mit einander als Gesellschaft, konnten fünf Student*innen der Kunst und des Textilen zwei Monate lang aus den Möglichkeiten der Molino Winkler, einer alten Mühle am Rande eines winzigen Bergdorfs, schöpfen. Wie die Einheimischen ihr Fest, beenden sie diese Reise feierlich mit einem (künstlerischen) Knallwerk, welches die gesammelten Eindrücke und Einsichten der Zeit in einer Ausstellung präsentiert. Die Gruppenschau bietet methodische und inhaltliche Variation: Malerei, Fotografie, Plastik, Textil, Video u. a. werden im Raum für Kunst gezeigt. Das Publikum ist dazu eingeladen, selbst zu erkunden, was sich hinter Schall und Rauch verbirgt.
Zum 31. Mal jährte sich im Sommer 2024 das Molino-Winkler-Stipendium, das in Würdigung der Lehrtätigkeit des Malers Professor Woldemar Winkler vergeben wird. Im Rahmen einer Förderung der Universität Paderborn, unterstützt durch die Familie Winkler-Mey, bringt das Stipendium eine kleine Schar von Studierenden der Fächer Kunst und Textil in die von Woldemar Winkler (1902-2004) zum Landsitz und Atelier ausgebaute alte Wassermühle im andalusischen Binnenland. In der Abgeschiedenheit bietet die Molino Winkler Möglichkeiten zur freien künstlerischen Entfaltung, die auch die diesjährigen Stipendiatinnen, Cathrin Spönemann, Isabel Fortmeier, Melissa Thiehoff, Sarah Uffenbrink und Pauline Keßler, intensiv genutzt haben. Die Ausstellung fand vom 24.5.-9.6.2024 im Raum für Kunst in Paderborn statt.
Mette Nogens: Großer, weicher Stacheldraht. Textil, 200 x 90 x 90 cm.
Daniel Sirko: Ohne Titel. Holz, Aluminium, ca. 120 x 50 x 70 cm.
Daniel Sirko: Ohne Titel. Kunststoff, ca. 165 x 50 x 60 cm.
Neija Bajric: Ohne Titel. Keramikfliesen, Haare, 75 x 75 x 9 cm.
Lina Müller: Ohne Titel. Wachs, ca. 70 x 30 x 30 cm.
Simona Furmann: Große Pinnadel. Pinnadel, 3D-Druck, Gips, 50 x 50 x 160 cm.
Lysug Bounketh: Widerstand aus Widerständen. Widerstände, ca. 40 x 40 x 70 cm.
Leonie Vivien Stengler: Ohne Titel. Gips, ca. 100 x 100 cm.
Katrin Sofie Vaal: Ohne Titel. Streichhölzer, Holzrahmen, Gips, 54 x 54 x 5 cm.
Anita Schäfers: Glasstuhl. 60 x 42 x 71 cm.
Ricarda Borgmann: Between Threads. Textil, Keramik, 70 x 55 x 55 cm.
„Was wäre, wenn die Dinge sprechen könnten? Was würden sie uns sagen? Oder sprechen sie schon und wir hören sie bloß nicht? Und wer wird sie übersetzen?“, fragt Walter Benjamin im Jahre 1916.
In diesem Seminar betrachten wir die Dinge, die uns umgeben, aus einer anderen Perspektive. Wir untersuchen die ‚Sprache‘ der Dinge und nehmen diese als Ausgangspunkt für bildhauerische Übersetzungs- und Umdeutungsprozesse.
Der gewöhnliche Gegenstand und gewöhnliche Materialien, die im Alltagsgebrauch einer festgelegten Zweckbestimmung unterliegen, werden zum Ausgangspunkt künstlerischer Transformationsprozesse. Dinge und Materialien werden dabei auf ihre konventionelle Funktionsweise hin befragt, im künstlerischen Transformationsprozess aus ihrem üblichen Verwendungszusammenhang herausgeholt und in neue Kontexte gesetzt, sodass Momente der Irritation und Erkenntnis entstehen. Durch die künstlerische Auseinandersetzung werden wir die Dinge dazu bringen, uns zu erzählen, was sie sind, zu was sie fähig sind und was sie werden können.
Dabei werden grundlegende bildhauerische Fragestellungen berührt: die Visualisierung von Materialeigenschaften, die Reflexion von Wert und Wertlosigkeit, die Funktionen und Verwendungsweisen von Dingen werden infrage gestellt, in neue Kontexte gesetzt etc. Im Fokus stehen unerwartete Entstehungsgeschichten im Dialog zwischen Material oder Ding und Agierendem im Prozess.
Mit diesen und weiteren Fragestellungen beschäftigen wir uns, indem zeitgenössische künstlerische Positionen (wie etwa Ai Weiwei, Tony Cragg oder Thomas Rentmeister) betrachtet und eigene künstlerisch-praktische Konzepte und Projekte entwickelt und realisiert werden.
Alica Axmann (links), Pauline Wichmann (rechts), Isabel Steinbach (hinten), Fotografien: Julia Klewiado, Antonia Klein
Emma Richter (links), Julia Klewiado (rechts), Fotografien: Julia Emmler (links), Emma Richter (mittig, rechts)
Julia Klewiado (links), Sarah Andrea Uffenbrink (rechts), Fotografien: Vivean Alhisswani (links), Sarah Andrea Uffenbrink (rechts)
Imke Andrea Ruhrmann
Site-Specific Sculpture ist ein Begriff, der verstärkt in den 60er Jahren im Kontext von Land Art, Installationskunst, Environments und Konzeptkunst auftaucht. Er bezeichnet solche bildhauerischen Projekte, die an einem oder für einen bestimmten Ort konzipiert werden und beinhaltet künstlerische Reaktionen auf bzw. Eingriffe in eine bestimmte Umgebung.
In einem kunstpraktischen Seminar unter der Leitung der Dozentin Svenja Langer haben 14 Studierende der Universität Paderborn ortsspezifische Skulpturen in bzw. zum Ort des ‚Raum für Kunst‘ in Paderborn konzipiert, welche vom 29. Juni bis zum 14. Juli in der Ausstellungshalle des Raum für Kunst präsentiert werden.
Zwischen zahlreichen gläsernen Neubauten im Herzen der Stadt Paderborn steht der Altbau des ‚Raum für Kunst‘ – ein Atelierhaus und Ausstellungsbetrieb im Gebäude der ehemaligen Dampf-Bäckerei der Familie Ostermann. Das unkonventionelle Gebäude sticht mit architektonischen Besonderheiten, denkmalgeschützten Elementen, dem Zahn der Zeit und etlichen Spuren der KünstlerInnen, die seit 1991 dort arbeiten und ausstellen, aus der unmittelbaren Umgebung heraus. Die Studierenden ließen sich durch diesen einzigartigen Ort inspirieren, um ortsspezifische Skulpturen zu entwickeln und schließlich vor Ort zu präsentieren.
Der Besonderheit des Ortes folgend ist die Ausstellungshalle alles andere als ein konventioneller White Cube und stellt eine spannende Herausforderung dar. Kuratorisches Regelwerk stößt hier schnell an seine Grenzen. Präsentiert wird ein kreativer Umgang in der Interaktion mit Kunst und Raum.
Die Studierenden laden herzlich dazu ein, in einen Dialog mit den Ergebnissen ihrer skulpturalen Reise in und zu einem außergewöhnlichen Ort zu treten.
Das Seminar- und Ausstellungsprojekt wird gefördert durch den Projektfonds „Wirken in die Region“ der Universität Paderborn und das Kulturamt der Stadt Paderborn.
Julia Emmler, Lea Schmücker, Amelie Klepp, Greta Vornweg, Nika Diemel
Amelie Klepp, Greta Vornweg, Elena Segref
Amelie Klepp, Greta Vornweg
Lea Schmücker, Nika Diemel
Hannah Otte, Leonard Brückner
Die Hochdrucke der Studenten der Kunstpraxis (Druckgrafik) an der Universität Paderborn unter der Leitung von Eva Weinert treffen in der Ausstellungsreihe Intermezzo#6 auf die Holzschnitte der städtischen Kunstsammlung der 1970er bis frühen 2000er Jahre. Neben Arbeiten von den zeitgenössischen Künstlerinnen Willem Grimm, Richard Haizmann und Hannah Höch, werden auch Druckgrafiken der Paderborner Künstler Ingrid Moll Horstmann, Hans Christian Rüngeler und Gerhard Staufenbiel zu sehen sein.
Die Arbeiten der Kunststudent*innen sind im Laufe der letzten Semester entstanden und bearbeiteten spannende Fragestellungen wie »Was ist deine Botschaft angesichts einer Welt im Umbruch?« oder »Wer bin ich? Was macht mich aus? Wie werde ich wahrgenommen? Wie fühle ich mich? Welche Seite von mir will ich zeigen? Was verberge ich?« und »Ich habe etwas im Kopf, das in etwa so aussieht“« Dabei wurden verschiedene Drucktechniken erprobt und angewandt. Ein Semester Ziel war die eigenständige Bildvorstellung und der intensive Ausdruck einer abwechslungsreichen, spannungsvollen druckgrafischen Serie.