Einführung in die Malerei – Atelierstudien zum Thema Ordnung /Unordnung 

Anna-Marie Merk: o.T., Acryl und Collage auf LW, 80 x 90 cm

Wenn wir heute über Ordnung und Unordnung sprechen, denken wir häufig an zwei gegensätzliche Prinzipien, die unser Leben prägen. Ordnung steht dabei für Struktur, Kontrolle und Vorhersehbarkeit, während Unordnung das Chaotische, Unvorhersehbare und scheinbar Regellose verkörpert. Diese beiden Pole stehen jedoch nicht nur im Widerspruch zueinander, sondern sind eng miteinander verwoben. Die Unordnung kann aus der Ordnung entstehen, genauso wie sich aus dem Chaos neue Strukturen formen können. Beide sind Teil eines dynamischen Wechselspiels, das sowohl unser Denken als auch unsere Umwelt prägt. Auch im Alltag begegnen wir ständig der Frage nach Ordnung und Unordnung. Ein unaufgeräumter Schreibtisch kann sowohl Ausdruck kreativen Schaffens als auch ein Symbol für Chaos und Überforderung sein. Ordnung hingegen vermittelt oft Sicherheit, kann aber auch starr und einschränkend wirken. Es ist dieses Spannungsverhältnis, das Ordnung und Unordnung so faszinierend macht: Die eine kann ohne die andere nicht existieren. Ordnung entsteht, indem Chaos gezähmt wird, und Unordnung bricht aus der Struktur hervor, wenn sie zu eng wird.

Mirjeta Ajeti: Der erste Pinselstrich, Acryl auf LW, 80 x 60 cm

Diese Dualität lässt sich auf viele Bereiche des Lebens übertragen. In der Natur zeigt sich dieses Prinzip beispielsweise in der Selbstorganisation von Systemen: Aus der scheinbaren Unordnung von Molekülen entstehen organische Formen und Lebewesen, während natürliche Katastrophen bestehende Strukturen zerstören und Neues ermöglichen. Auch in der Gesellschaft spielen Ordnung und Unordnung eine entscheidende Rolle, etwa wenn soziale Normen auf rebellische Bewegungen treffen, die bestehende Systeme in Frage stellen.

Die Auseinandersetzung mit Ordnung und Unordnung lädt dazu ein, über unsere eigene Beziehung zu Struktur und Chaos nachzudenken. Wo brauchen wir mehr Ordnung, um Stabilität zu schaffen, und wo kann Unordnung uns helfen, kreative Lösungen zu finden? Vielleicht liegt die Antwort in der Balance zwischen den beiden Polen, die es uns ermöglicht, sowohl Freiheit als auch Orientierung zu erleben.

Lehrender: Prof. Max Schulze

Carlotta Rodewald: Großes Mädchen, Acryl und Papier auf LW, 40 x 50 cm

Annika Wickel: o.T., Acryl auf LW, 90 x 60 cm

Michelle Chiantone, o.T., Acryl auf LW, 60 x 50 cm

Nida Güleç: o.T., Acryl auf LW, 70 x 50 cm

Henrike Pohle: POV: What I eat in a day , Acryl auf LW, 80 x 100 cm

Till Görlitz: Teargas Tuesday, Acryl auf LW, 50 x 50 cm

Interieur 2024/25

Katrin Sofie Vaal: o.T., Acryl auf LW, 100 x 70cm

Die Inneneinrichtung dient primär der Funktionalität und dem Komfort, doch spielt sie auch eine bedeutende Rolle in der Selbstdarstellung und dem Ausdruck persönlicher Vorlieben. Möbel und Dekoration spiegeln die individuellen Geschmäcker der Bewohner wider und geben Auskunft über deren sozialen und finanziellen Status. Ein schön eingerichteter Raum kann als Rückzugsraum dienen, während ein hässlich empfundener Raum oft als unangenehm empfunden wird. Die Auswahl der Einrichtungsgegenstände und deren Anordnung verraten viel über die Persönlichkeiten der Bewohner. Einrichtungskonzepte und -stile sind dabei vielfältig und unterliegen modischen Strömungen. Während einige Menschen klassische, zeitlose Möbel bevorzugen, tendieren andere zu modernen, minimalistischen Designs. Die persönliche Vorliebe für bestimmte Materialien, Farben und Formen spiegelt sich in der gesamten Raumgestaltung wider. So wird das Interieur nicht nur zu einem funktionalen Raum, sondern auch zu einem Ausdrucksmittel individueller Identität.

Ina Weinbrich: Sich gehen lassen, Acryl auf LW, 60 x 80 cm

Heute ist das Interieur nicht nur ein privater Rückzugsraum, sondern auch ein Statussymbol. Hochwertige Möbel und Designerstücke signalisieren Wohlstand und Geschmack. In sozialen Netzwerken und Wohnmagazinen werden stilvoll eingerichtete Räume präsentiert und dienen als Inspirationsquelle für viele. Die Einrichtung eines Zuhauses ist somit auch ein Statement, das über den persönlichen Lebensstil und den sozialen Status Auskunft gibt. Welche Bilder oder Gefühle verbinden Sie mit Ihrer Inneneinrichtung? Mit welchen Themen könnten die verschiedenen Aspekte Ihres Wohnraums verknüpft werden? Welche Einrichtungskonzepte sprechen Sie persönlich an, und wie spiegeln diese Ihre Identität wider?

Lehrender: Prof. Max Schulze

Nele Take: o.T., Acryl auf LW, 100 x 70 cm

Hella Westers: Fahrstuhl, Acryl auf LW, 60 x 90 cm

Selin Nur Üstün: Es werde Licht, Acryl auf LW, 40 x 30 cm

Joanna Schmidt: Piss Chick, Acryl auf LW, 80 x 60 cm

Reiz der porösen Fläche – mehrfarbiger Holzschnitt in der Technik des verlorenen Schnittes

Aysel Yildiz: Die Nostalgie des Sonnenaufgangs, Linoldruck auf Papier, 45 x 64 cm

Oksana Kuitkowski: Deconstructed Minnie, Linoldruck auf Papier, 64 x 45 cm

Entdecke die Kunst des mehrfarbigen Holzschnitts in der Technik des verlorenen Schnittes. Zu Beginn des Seminars steht die Erstellung eines materialgerechten Entwurfs, der die Grundlage für deinen mehrfarbigen Holzdruck bildet. Durch schrittweises Schneiden und Drucken entsteht ein druckgrafisches Werk, bei dem jede Farbschicht präzise aufeinander abgestimmt wird. Dieses Seminar bietet dir die Möglichkeit, deine Bildideen in ein druckgrafisches Werk zu überführen, das durch spezifische Qualitäten des Mediums über eine besondere Farbwirkung verfügt.

Lehrender: Julian Kirchner

Henrike Pohle: o.T., Linoldruck auf Papier, 64 x 45 cm

Yasmin Kutschera: Ohngesicht, Linoldruck auf Papier, 64 x 45 cm

Maja Mendelin: o.T., Linoldruck auf Papier, 45 x 64 cm

OUT OF THE BOX II – ERWEITERTE MALEREI

Jonna Dietz: 1971, Wolle und Spray auf LW, 100 x 70 cm

Liv Take: o.T., Acryl auf LW auf Wäscheleine, ca. 100 x 200 cm

Elena Segref: o.T., Acryl auf Malkarton, 30 x 30 x 30 cm

Xenia Pericie: o.T., Acryl, Papiertücher, Kleister auf LW, 90 x 80cm

In diesem Seminar werden wir einer erweiterten Malpraxis folgen und das Bild aus seinen allzu bekannten 4 Ecken lösen. An der Grenze wischen Malerei und Relief, Objekt und Assemblage sollen eigene Bildfindungen gesucht werden. Die Auswahl der Bildträger und Malmaterialien wird bei diesem Prozess ebenso bedeutsam sein wie der Mut und Wille zum Experiment. Die eigene künstlerische Praxis soll durch die Gattungs-überschreitende Auseinandersetzung beeinflusst und erweitert werden. In Gruppengesprächen werden Arbeitsschritte reflektiert, ein Diskutieren über malerische Möglichkeiten angestoßen und Bildthemen kritisch hinterfragt.

In einer Einführungsveranstaltung werden ausgewählte Positionen aus der Kunstgeschichte bis hin zu zeitgenössischen Malerei-Positionen vorgestellt, um zur selbstständigen Arbeit anzuregen. Durch einen gemeinsamen Museumsbesuch werden die Eindrücke der haptischen Wirkung vorm Original selbst erfahren. Dabei sollen Einblicke in den Entstehungsprozess von Kunstwerken erlangt werden, die den Schritt ins räumliche wagen und das Denken über Malerei bereichern.

Lehrende: Carolin Israel

Sarah Köster: Natürlich unnatürlich, Acryl & Nagellack auf Baumrinde, ca. 80 x 80 cm

Kunstpraktische Bachelorarbeit von Eleonore Seiferth

Animal Print – Tarnung, Trophäe und Extravaganz

Wildkatze auf der Couch, Acryl auf LW, 130 x 150 cm

Animal Print Teppich, Acryl auf LW, 130 x 150 cm

Haargummi, Acryl auf LW, 24 x 30 cm

Kopfhörer, Acryl auf LW, 24 x 30 cm

o.T., Acryl auf Foto, 15 x 10 cm

2024 ist das Comeback des Leopard Print, zumindest prophezeien dies unterschiedlichste Modezeitschriften, darunter auch die Vogue. Diese wartet direkt mit Vorschlägen für neue „Looks“ auf, ob ein 3000 Dollar Rock von SSense oder einer für 60 Dollar von Mango.1 Ob als Kleidung, als Flasche oder Geschenkpapier, egal wo man hinsieht überall scheint Animal Print vertreten zu sein. Die vorliegende Bachelorarbeit mit dem Titel „Animal Print – Tarnung, Trophäe und Extravaganz“ setzt sich künstlerisch mit der Wahrnehmung des Phänomens Animal Print auseinander und erarbeitet dessen Darstellungsformen malerisch.

Ausgehend von der Geschichte des Animal Prints, beginnt die eigene künstlerische Auseinandersetzung mit der Arbeit des „Magazins“. Dieses von Gerhard Richters Atlas inspirierte Werkkonvolut bildet den Ausgangspunkt für die darauffolgenden malerischen Erforschungen. Die folgende Arbeit wird sich somit erst mit den Ursprüngen des Animal Print auseinandersetzen, daraufhin Gerhard Richters Atlas erläutern und schließlich ausgewählte eigene Werke und Entstehungsprozesse analysieren und daraus ein Fazit ziehen. Während die Quellenlage zu Gerhard Richters Atlas sehr breit gestreut ist, fällt es schwer Informationen zum Animal Print als ganzheitliches Phänomen zu finden. Der Fokus bei der Auseinandersetzung mit dem Animal Print wird somit zumeist auf dem Leopard Print liegen, da hierzu die meisten Quellen zu finden waren.

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1 Holevas, C. (29. Juli 2024). Is the Leopard Print Skirt Back? How to Style Its 2024 Revival. Vogue. Abgerufen am 28. August 2024 von https://www.vogue.com/article/leopard-print-skirt-outfits

o.T., Acryl auf Foto, 10 x 15 cm

Kunstpraktische Masterarbeit von Celina Nitschke

Anderswo – Eine malerische, utopische Vision von Hybridwesen und vernetzten Beziehungen

Greta 2, Acryl auf Pappe, 70 x 100 cm

Patty 3, Acryl auf Pappe, 100 x 70 cm

Maula 3, Acryl auf Pappe, 100 x 70 cm

Woods 3, Acryl auf Pappe, 100 x 70 cm

Filum 3 und Acia 5, Acryl auf Pappe, 70 x 100 cm

„Wie können wir in diesen, in unseren Zeiten mit unserer Arbeit dazu beitragen, politische Hoffnung – materiell und perspektivisch am Leben zu halten? Diese Hoffnung und Genossinnenschaft suche ich in Trickstergestalten und Fadenfiguren, in Hybriden und all den anderen unmöglichen Bündnissen, die im Bauch des Ungeheuers, das manche die Neue Weltordnung AG nennen, geschmiedet werden müssen“1

Das einleitende Zitat wirft die Frage danach auf, wie in einer Zeit, die von Kriegen und Flucht geprägt ist, der Glaube und die Hoffnung auf Gemeinschaft erhalten werden kann. Das Anthropozän ist ein Grenzereignis, in dem alle Wesen weltweit auf der Flucht sind2, das zeitgleich von Menschen kontrolliert wird: Menschen führen Kriege, Menschen verzehren Tiere, Menschen bekämpfen Menschen und beeinflussen mit ihrem Handeln das Klima. Es haben sich immer stärkere Grenzen gebildet zwischen Mann-Frau, Mensch-Tier, Maschine-Mensch oder Natur-Kultur und diese binären Gegenüberstellungen haben fest verteilte Machtvorstellungen. Haraway schlägt im einleitenden Zitat eine „Neue Weltordnung AG“ vor, in der bestehende Machtdogmen aufgebrochen werden, indem Hybridwesen geschaffen werden. Hybridwesen könnten neue Vernetzungen erschaffen, damit die Erde und alle ihre Bewohnenden durch die Vormacht des Menschen nicht ausgelöscht werden. Diese Ausarbeitung orientiert sich an Haraways philosophischer Position. Es sollen Grenzen und Machtgefüge des Anthropozän aufgelöst werden: Es wird plädiert für eine speziesinterne und speziesübergreifende Loslösung menschengemachter Grenzen. Es soll sich im Sinne Haraways verwandt gemacht werden. Das bedeutet man soll voneinander lernen, Mit-Wachsen und Mit-Werden mit allen Anderen. Das heißt, der Mensch verliert seine abendländische Position als Krone der Schöpfung. Es wird hier aufgezeigt, wie diese Utopie Realität werden könnte: Wie kann eine Welt ohne Mensch-Tier-, Mann-Frau-, Maschine-Mensch-Gegensätze aussehen? Welche symbiotischen Mischwesen werden entstehen? Welche neuen Lebensformen werden generiert?

Um diese Fragestellungen zu bearbeiten, wird zunächst dargelegt, wie sich Hybridwesen in der Kunst von Höhlenmalereien, über Antike und Surrealismus bis hin zur zeitgenössischen Kunst entwickelt haben. Anschließend wird erklärt, was für eine Welt Haraway konzipiert und inwiefern Künstler*innen bereits Werke erschaffen haben, die diese Aspekte aufgreifen. Anschließend wird erläutert, mit welcher Methode ein eigener malerischer Weg gefunden wurde, um Hybridwesen durch Inspiration von Haraways Utopie darzustellen. Zur Beantwortung der Frage wird anschließend auf 16 Malereien eingegangen, die ich im Rahmen dieser Masterarbeit zum Thema „Anderswo – Eine malerische, utopische Vision von Hybridwesen und vernetzten Beziehungen“ angefertigt habe und die Einblicke in diese Welt namens Anderswo geben.

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1 Haraway, Donna (1995): Monströse Versprechen. Coyote-Geschichten zu Feminismus und Technowissenschaft. Hamburg, Berlin: Argument-Verlag., S. 9
2 Vgl. Haraway, Donna (2017): Monströse Versprechen. Die Gender- und Technologie-Es-says. Hamburg: Argument-Verlag, S. 26.

Camille 1-5, Acryl auf Pappe, 70 x 100 cm

Wasser

Marie Drechsler: Skizze – der Fall, Acryl auf Papier, 84,1 x 59,4 cm

Einerseits: Wasser ist Grundlage allen Lebens. Bäche, Flüsse, Seen, Feuchtgebiete und Meere sind Lebensraum einer Vielzahl von Pflanzen und Tieren und wichtige Bestandteile des Naturhaushaltes. Das Grund-wasser ist Trinkwasserspender und Lebensraum zugleich. Wir nutzen Wasser für unsere Ernährung, die tägliche Hygiene und für unsere Freizeitaktivitäten. Außerdem ist Wasser als Energiequelle, Transport-medium und Rohstoff ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Ein effektiver Schutz und der schonende Umgang mit der Ressource Wasser sind Voraussetzung für biologische Vielfalt und eine nachhaltige Nutzung.

Emma Sauerländer: o.T., Acryl auf LW, 45 x 60 cm

Andererseits: Angesichts der durch den Klimawandel bedingten Zunahme von Wetterextremen, wie Überflutungen und Dauerregen, sowie der kontroversen Diskussionen über die Privatisierung von Wasser und die daraus resultierende Wasserknappheit, gewinnt dieses Thema zunehmend an gesellschaftlicher Bedeutung. Bilder von ausgetrockneten Flüssen, überfluteten Gebieten und Menschen, die in wasserarmen Regionen protestieren, prägen die Medien und sozialen Netzwerke. Wie möchte und kann ich mich zu diesen Themen und Bildern positionieren? Wie könnten eigene Kunstwerke diese bedeutenden ökologischen und politischen Ereignisse widerspiegeln? Oder möchte ich mich lieber mit der symbolischen und ästhetischen Rolle von Wasser in der bildenden Kunst auseinandersetzen?

In diesem Blockseminar werden neben den Grundlagen der Maltechnik und dem Umgang mit dem Ausdrucksmittel Farbe die Handhabung der verschiedenen Materialien erörtert und erprobt: das Vorbereiten von Malgründen, das Aufspannen und Grundieren von Leinwänden, das Präparieren von Papier für die weitere Nutzung als Bildträger das Mischen von Farben und der Einsatz von Malmitteln. Das Experimentieren mit Farbe, die Wahrnehmung eigener Interessen und Fähigkeiten und das Erarbeiten von Inspirationsquellen, die im künstlerischen Schaffensprozess zur Themenfindung beitragen können, haben das Ziel eine eigene Bildvorstellung zu entwickeln und auszuarbeiten.

Lehrender: Prof. Max Schulze

Chiara August: o.T., Acryl auf LW, 60 x 80 cm

Milena Pasel: o.T., Acryl auf LW, 74 x 114 cm

Maya Martynova: o.T., Acryl auf LW, 80 x 100 cm

Fabienne Kahr: o.T., Acryl auf LW, 60 x 80 cm

Kunstpraktische Masterarbeit von Mareen Kloppenburg

Hinter Glas: Die Ironie der Gefangenschaft. Eine künstlerische Auseinandersetzung mit Meereslebewesen in menschlicher Obhut.

Entertainment (Orca), Acryl auf Leinwand, 150cmx 130cm

Der Besuch eines Tierparks bietet einen faszinierenden Blick auf die paradoxe Realität der Lebenswirklichkeit von Meereslebewesen in menschlicher Obhut. Gefangen hinter Glas sind sie den Blicken neugieriger Besucher ausgesetzt, welche die inszenierten Lebensräume als faszinierende Unterwasserwelten ansehen. Einrichtungen wie Zoos, Aquarien und Tierparks dienen nicht nur der Unterhaltung, sondern auch der Bildung und Wissenschaft, indem sie sowohl biologische Vielfalt aufzeigen als auch die Wichtigkeit des Natur- und Tierschutzes betonen. Aber hinter den leuchtenden Glaswänden und den eindrucksvoll inszenierten Kulissen verbirgt sich eine vielschichtige und oft kritische Realität.

Die Haltung von Meereslebewesen wie Delfinen und Robben wirft schnell eine Reihe von ethischen, ökologischen und sozialen Fragen auf. Diese betreffen nicht nur das Wohlbefinden der Tiere, sondern auch die moralischen Implikationen unseres Umgangs mit anderen Lebewesen. In der Natur sind diese Geschöpfe Teil eines komplexen, dynamischen Ökosystems, in dem sie spezifische Rollen einnehmen und von dem sie in vielfacher Weise abhängig sind. In Gefangenschaft jedoch sind sie auf einen begrenzten Raum reduziert, in dem ihre natürlichen Verhaltensweisen und Lebensweisen eingeschränkt werden. Dies führt nicht selten zu physischen und psychischen Belastungen, die eine kritische Reflexion über die Motivation und Rechtfertigung der Gefangenschaft dieser tierischen Individuen erforderlich machen.

 Skizzen für „Stolen“ und „Holy“, Filzstift auf Papier (Leporello), je Seite 14,8cm x 21cm

Die Ironie, die diesem Umstand innewohnt, liegt in der Ambivalenz zwischen Sehnsucht und Wirklichkeit. Einerseits streben Besucher:innen von Zoos und Aquarien danach, die Geheimnisse und Schönheiten der Unterwasserwelt zu erforschen, zu bewahren und zu schützen, andererseits wird durch die Gefangenschaft dieser Tiere eine künstliche, inszenierte Umgebung geschaffen, die oft im Widerspruch zu diesen Zielen steht. Dieser Widerspruch findet sich explizit in der Faszination für Meereslebewesen, welche in Gefangenschaft in Zoos und Aquarien leben.

Die vielfältigen Dimensionen dieses Themas finden sich schließlich in einer malerischen Umsetzung verschiedener Situationen der Interaktion zwischen Mensch und Tier im Zoo wieder. So soll ein Beitrag zur Sensibilisierung und Reflexion geleistet werden, der sowohl die künstlerische als auch die gesellschaftliche Dimension dieser hochaktuellen Thematik berücksichtigt. In Anlehnung an den britischen Künstler David Shrigley soll die künstlerische Auseinandersetzung den Tieren humorvoll eine Stimme verleihen, durch welche sie auf die ambivalente Situation aufmerksam machen. Auch weitere Künstler:innen inspirieren zur künstlerischen Umsetzung dieser Arbeit, so wie der weltweit bekannte Aktionskünstler Banksy oder die multimediale Künstlerin Lin May Saeed. So soll schließlich eine tiefgehende künstlerische Reflexion über Freiheit, Gefangenschaft und über die Beziehung zwischen Mensch und Natur erfolgen.

Das Ziel dieser Arbeit ist es, die komplexen und widersprüchlichen Aspekte der Gefangenschaft von Meereslebewesen in einer künstlerischen Perspektive darzustellen. Im Zentrum steht dabei das Spannungsverhältnis zwischen der natürlichen Freiheit der Tiere und ihrer physischen Gefangenschaft (hinter Glas). Daraus leiten sich ethische und moralische Fragen zu dem Verhältnis von Mensch und Tier und der Haltung von Tieren in Zoos und Aquarien ab.

King (Skizze) „, Filzstift auf Papier (Leporello), 14,8cm x 21cm

Diver (Puffin), Acryl auf Leinwand, 100cm x 100cm

Observed (Walross), Acryl auf Leinwand, 120cm x 100cm

Holy, Acryl auf Leinwand, 60cm x 80cm

GLITCH. DIE KUNST DER STÖRUNG

Lisa Rempe: Aura #01, Acryl auf Leinwand, 90 x 120 cm

Seit Beginn der Corona-Pandemie, sind sie wohl den meisten Menschen vertraut: Videocalls bei schlechtem Empfang mit dazugehörigen eingefrorenen oder ruckelnden Bildern. Diese sich bewegenden Pixelhaufen, von digitalen Streifen durchsetzte Bildwelten, begleitet von zerhackten Audiospuren, sind nur die letzten, durch technische Erneuerungen möglich gemachten Fehler, die ihren Weg in die bildende Kunst finden.

Adele Kleim: Hochwassermeldung, Acryl auf Leinwand, 80 x 120 cm

Der in den 1950er Jahren erstmals von Radio- und Fernsehtechniker:innen genutzte Terminus Glitch (frühneuhochdeutsch „glitschen“ – gleiten, gleiten lassen – oder jiddisch „gletshn“ – rutschen, weggleiten) wird genutzt, um jegliche Art von digitalen oder analogen Fehlern, die durch korrumpierte digitale Codes/Daten oder durch physische Manipulationen elektronischer Geräte entstehen, zu beschreiben. „Die Wurzeln technischer Glitches gehen bereits auf die Frühzeit der Fotografie zurück; sie nehmen als künstlerische Gegenbewegung zu anerkannten Ausdrucksformen ihren Verlauf von der Fotografie über den Avantgardefilm, Video- und Soundkunst bis hin zu den digitalen Bildmedien und der Netzkunst, indem Bildstörungen bewusst provoziert oder gezielt programmiert werden.“ (zit. nach „Glitch. Die Kunst der Störung“, Pinakothek der Moderne, München, https://www.pinakothek-der-moderne.de/ausstellungen/glitch/).

In diesem Seminar wollen wir die produktive Kraft dieser meist in der Medienkunst verorteten Glitches in der Malerei suchen. Wir wollen Fehler bewusst provozieren und uns mit dem Pinsel zwischen Destabilisierung und Rückgewinnung von Kontrolle bewegen. Was kann uns an der Ästhetik von Fehlern reizen? Wie können technische Fehler in der Malerei bewusst herbeigeführt werden? Und wofür könnten diese Fehler stehen?

Lehrender: Prof. Max Schulze

Emma Richter: o.T., Acryl auf Karton, 42 x 30 cm

Johanna Varuna Hellmann: o.T., Digitaldruck und Strumpfhose auf Pape auf Papier, 20 x 30 cm

Nathalie Wolke: o.T., Acryl, Hartfett, Ölfarbe auf Leinwand, 30 x 40 cm

Sarah Leifels: Glitching Self I, Acryl auf Leinwand, 60 x 80 cm

MOLINO 2024 – LA GRAN TRACA FINAL

Cathrin Spönemann, Isabel Fortmeier, Melissa Thiehoff, Sarah Uffenbrink, Pauline Keßler

Cathrin Spönemann: El llamado de la mantana, Fotografie, Acryl auf Baumwolle

Melissa Jasmin Thiehoff: Trash I-III, Aquarell und Linoldruck auf Papier; ohne Titel: Plastik und Nylonfaden

Pauline Keßler: T(F)ischgedeck, Installation, Linoldruck auf Stoff, Acryl und Ölpastellkreide auf Papier, Fotografie, Gedicht

Sarah Uffenbrink: Ameisenkopf aus der Serie „Ameisenepisode“, Acryl auf Pappe, Papier & Mehl-Wassergemisch, 34 x 32 x 18 cm

Cathrin Spönemann: Muy frágil, Acryl auf Leinwand, Modeliermasse, 120 x 80 cm

Melissa Jasmin Thiehoff: La Feria de Málaga, Spray, Acryl, Ölpastelkreide auf Leinwand, 64 x 90 cm & 80 x 120 cm

Es ist ein Augusttag, 7 Uhr in der Frühe, die Sonne klettert gerade zu den Bergwipfeln hinauf, ein lautes Donnern schneidet durch die immer noch warme Morgenluft – la gran traca final. Sie kündigt die übliche Ruhe an…

Im Schoße der andalusischen Abgeschiedenheit, umgeben von Natur, mediterraner Kultur und Lebensart, bloß mit einander als Gesellschaft, konnten fünf Student*innen der Kunst und des Textilen zwei Monate lang aus den Möglichkeiten der Molino Winkler, einer alten Mühle am Rande eines winzigen Bergdorfs, schöpfen. Wie die Einheimischen ihr Fest, beenden sie diese Reise feierlich mit einem (künstlerischen) Knallwerk, welches die gesammelten Eindrücke und Einsichten der Zeit in einer Ausstellung präsentiert. Die Gruppenschau bietet methodische und inhaltliche Variation: Malerei, Fotografie, Plastik, Textil, Video u. a. werden im Raum für Kunst gezeigt. Das Publikum ist dazu eingeladen, selbst zu erkunden, was sich hinter Schall und Rauch verbirgt.

Zum 31. Mal jährte sich im Sommer 2024 das Molino-Winkler-Stipendium, das in Würdigung der Lehrtätigkeit des Malers Professor Woldemar Winkler vergeben wird. Im Rahmen einer Förderung der Universität Paderborn, unterstützt durch die Familie Winkler-Mey, bringt das Stipendium eine kleine Schar von Studierenden der Fächer Kunst und Textil in die von Woldemar Winkler (1902-2004) zum Landsitz und Atelier ausgebaute alte Wassermühle im andalusischen Binnenland. In der Abgeschiedenheit bietet die Molino Winkler Möglichkeiten zur freien künstlerischen Entfaltung, die auch die diesjährigen Stipendiatinnen, Cathrin Spönemann, Isabel Fortmeier, Melissa Thiehoff, Sarah Uffenbrink und Pauline Keßler, intensiv genutzt haben. Die Ausstellung fand vom 24.5.-9.6.2024 im Raum für Kunst in Paderborn statt.