Lisa Rempe: Aura #01, Acryl auf Leinwand, 90 x 120 cm
Seit Beginn der Corona-Pandemie, sind sie wohl den meisten Menschen vertraut: Videocalls bei schlechtem Empfang mit dazugehörigen eingefrorenen oder ruckelnden Bildern. Diese sich bewegenden Pixelhaufen, von digitalen Streifen durchsetzte Bildwelten, begleitet von zerhackten Audiospuren, sind nur die letzten, durch technische Erneuerungen möglich gemachten Fehler, die ihren Weg in die bildende Kunst finden.
Adele Kleim: Hochwassermeldung, Acryl auf Leinwand, 80 x 120 cm
Der in den 1950er Jahren erstmals von Radio- und Fernsehtechniker:innen genutzte Terminus Glitch (frühneuhochdeutsch „glitschen“ – gleiten, gleiten lassen – oder jiddisch „gletshn“ – rutschen, weggleiten) wird genutzt, um jegliche Art von digitalen oder analogen Fehlern, die durch korrumpierte digitale Codes/Daten oder durch physische Manipulationen elektronischer Geräte entstehen, zu beschreiben. „Die Wurzeln technischer Glitches gehen bereits auf die Frühzeit der Fotografie zurück; sie nehmen als künstlerische Gegenbewegung zu anerkannten Ausdrucksformen ihren Verlauf von der Fotografie über den Avantgardefilm, Video- und Soundkunst bis hin zu den digitalen Bildmedien und der Netzkunst, indem Bildstörungen bewusst provoziert oder gezielt programmiert werden.“ (zit. nach „Glitch. Die Kunst der Störung“, Pinakothek der Moderne, München, https://www.pinakothek-der-moderne.de/ausstellungen/glitch/).
In diesem Seminar wollen wir die produktive Kraft dieser meist in der Medienkunst verorteten Glitches in der Malerei suchen. Wir wollen Fehler bewusst provozieren und uns mit dem Pinsel zwischen Destabilisierung und Rückgewinnung von Kontrolle bewegen. Was kann uns an der Ästhetik von Fehlern reizen? Wie können technische Fehler in der Malerei bewusst herbeigeführt werden? Und wofür könnten diese Fehler stehen?
Lehrender: Prof. Max Schulze
Emma Richter: o.T., Acryl auf Karton, 42 x 30 cm
Johanna Varuna Hellmann: o.T., Digitaldruck und Strumpfhose auf Pape auf Papier, 20 x 30 cm
Nathalie Wolke: o.T., Acryl, Hartfett, Ölfarbe auf Leinwand, 30 x 40 cm
Sarah Leifels: Glitching Self I, Acryl auf Leinwand, 60 x 80 cm
Mette Nogens: Großer, weicher Stacheldraht. Textil, 200 x 90 x 90 cm.
Daniel Sirko: Ohne Titel. Holz, Aluminium, ca. 120 x 50 x 70 cm.
Daniel Sirko: Ohne Titel. Kunststoff, ca. 165 x 50 x 60 cm.
Neija Bajric: Ohne Titel. Keramikfliesen, Haare, 75 x 75 x 9 cm.
Lina Müller: Ohne Titel. Wachs, ca. 70 x 30 x 30 cm.
Simona Furmann: Große Pinnadel. Pinnadel, 3D-Druck, Gips, 50 x 50 x 160 cm.
Lysug Bounketh: Widerstand aus Widerständen. Widerstände, ca. 40 x 40 x 70 cm.
Leonie Vivien Stengler: Ohne Titel. Gips, ca. 100 x 100 cm.
Katrin Sofie Vaal: Ohne Titel. Streichhölzer, Holzrahmen, Gips, 54 x 54 x 5 cm.
Anita Schäfers: Glasstuhl. 60 x 42 x 71 cm.
Ricarda Borgmann: Between Threads. Textil, Keramik, 70 x 55 x 55 cm.
„Was wäre, wenn die Dinge sprechen könnten? Was würden sie uns sagen? Oder sprechen sie schon und wir hören sie bloß nicht? Und wer wird sie übersetzen?“, fragt Walter Benjamin im Jahre 1916.
In diesem Seminar betrachten wir die Dinge, die uns umgeben, aus einer anderen Perspektive. Wir untersuchen die ‚Sprache‘ der Dinge und nehmen diese als Ausgangspunkt für bildhauerische Übersetzungs- und Umdeutungsprozesse.
Der gewöhnliche Gegenstand und gewöhnliche Materialien, die im Alltagsgebrauch einer festgelegten Zweckbestimmung unterliegen, werden zum Ausgangspunkt künstlerischer Transformationsprozesse. Dinge und Materialien werden dabei auf ihre konventionelle Funktionsweise hin befragt, im künstlerischen Transformationsprozess aus ihrem üblichen Verwendungszusammenhang herausgeholt und in neue Kontexte gesetzt, sodass Momente der Irritation und Erkenntnis entstehen. Durch die künstlerische Auseinandersetzung werden wir die Dinge dazu bringen, uns zu erzählen, was sie sind, zu was sie fähig sind und was sie werden können.
Dabei werden grundlegende bildhauerische Fragestellungen berührt: die Visualisierung von Materialeigenschaften, die Reflexion von Wert und Wertlosigkeit, die Funktionen und Verwendungsweisen von Dingen werden infrage gestellt, in neue Kontexte gesetzt etc. Im Fokus stehen unerwartete Entstehungsgeschichten im Dialog zwischen Material oder Ding und Agierendem im Prozess.
Mit diesen und weiteren Fragestellungen beschäftigen wir uns, indem zeitgenössische künstlerische Positionen (wie etwa Ai Weiwei, Tony Cragg oder Thomas Rentmeister) betrachtet und eigene künstlerisch-praktische Konzepte und Projekte entwickelt und realisiert werden.
Alica Axmann (links), Pauline Wichmann (rechts), Isabel Steinbach (hinten), Fotografien: Julia Klewiado, Antonia Klein
Emma Richter (links), Julia Klewiado (rechts), Fotografien: Julia Emmler (links), Emma Richter (mittig, rechts)
Julia Klewiado (links), Sarah Andrea Uffenbrink (rechts), Fotografien: Vivean Alhisswani (links), Sarah Andrea Uffenbrink (rechts)
Imke Andrea Ruhrmann
Site-Specific Sculpture ist ein Begriff, der verstärkt in den 60er Jahren im Kontext von Land Art, Installationskunst, Environments und Konzeptkunst auftaucht. Er bezeichnet solche bildhauerischen Projekte, die an einem oder für einen bestimmten Ort konzipiert werden und beinhaltet künstlerische Reaktionen auf bzw. Eingriffe in eine bestimmte Umgebung.
In einem kunstpraktischen Seminar unter der Leitung der Dozentin Svenja Langer haben 14 Studierende der Universität Paderborn ortsspezifische Skulpturen in bzw. zum Ort des ‚Raum für Kunst‘ in Paderborn konzipiert, welche vom 29. Juni bis zum 14. Juli in der Ausstellungshalle des Raum für Kunst präsentiert werden.
Zwischen zahlreichen gläsernen Neubauten im Herzen der Stadt Paderborn steht der Altbau des ‚Raum für Kunst‘ – ein Atelierhaus und Ausstellungsbetrieb im Gebäude der ehemaligen Dampf-Bäckerei der Familie Ostermann. Das unkonventionelle Gebäude sticht mit architektonischen Besonderheiten, denkmalgeschützten Elementen, dem Zahn der Zeit und etlichen Spuren der KünstlerInnen, die seit 1991 dort arbeiten und ausstellen, aus der unmittelbaren Umgebung heraus. Die Studierenden ließen sich durch diesen einzigartigen Ort inspirieren, um ortsspezifische Skulpturen zu entwickeln und schließlich vor Ort zu präsentieren.
Der Besonderheit des Ortes folgend ist die Ausstellungshalle alles andere als ein konventioneller White Cube und stellt eine spannende Herausforderung dar. Kuratorisches Regelwerk stößt hier schnell an seine Grenzen. Präsentiert wird ein kreativer Umgang in der Interaktion mit Kunst und Raum.
Die Studierenden laden herzlich dazu ein, in einen Dialog mit den Ergebnissen ihrer skulpturalen Reise in und zu einem außergewöhnlichen Ort zu treten.
Das Seminar- und Ausstellungsprojekt wird gefördert durch den Projektfonds „Wirken in die Region“ der Universität Paderborn und das Kulturamt der Stadt Paderborn.
Julia Emmler, Lea Schmücker, Amelie Klepp, Greta Vornweg, Nika Diemel
Amelie Klepp, Greta Vornweg, Elena Segref
Amelie Klepp, Greta Vornweg
Lea Schmücker, Nika Diemel
Hannah Otte, Leonard Brückner
Die Hochdrucke der Studenten der Kunstpraxis (Druckgrafik) an der Universität Paderborn unter der Leitung von Eva Weinert treffen in der Ausstellungsreihe Intermezzo#6 auf die Holzschnitte der städtischen Kunstsammlung der 1970er bis frühen 2000er Jahre. Neben Arbeiten von den zeitgenössischen Künstlerinnen Willem Grimm, Richard Haizmann und Hannah Höch, werden auch Druckgrafiken der Paderborner Künstler Ingrid Moll Horstmann, Hans Christian Rüngeler und Gerhard Staufenbiel zu sehen sein.
Die Arbeiten der Kunststudent*innen sind im Laufe der letzten Semester entstanden und bearbeiteten spannende Fragestellungen wie »Was ist deine Botschaft angesichts einer Welt im Umbruch?« oder »Wer bin ich? Was macht mich aus? Wie werde ich wahrgenommen? Wie fühle ich mich? Welche Seite von mir will ich zeigen? Was verberge ich?« und »Ich habe etwas im Kopf, das in etwa so aussieht“« Dabei wurden verschiedene Drucktechniken erprobt und angewandt. Ein Semester Ziel war die eigenständige Bildvorstellung und der intensive Ausdruck einer abwechslungsreichen, spannungsvollen druckgrafischen Serie.
Alica Axmann: Wellenanatomie, Modelliermasse um Spiegel mit Acryl, 25 x 30 cm; Carina Schmidt: o.T., Teppich auf Styropor, 25 x 25 cm; Kaya Henze: People Watching, Acryl auf Leinwand, 50 x 50 cm; Alina Jakobi: Die Grenze des menschlichen Wissens, Acryl auf Leinwand, 80 x 100 cm; Julia Klewiando: Cut, Leinen auf Keilramen, 50 x 70 cm; Erdona Milkurti: Feuerfaden, Acryl und Feuer auf Leinwand, 100 x 150 cm; Imke Ruhrmann: o.T., Aquarell auf Schaumstoff, 50 x 70 cm; Ina Weinbrich: o.T., Strukturpaste, Acryl auf Leinwand, 70 x 100; Leah Schnitzler: Wir sind ein Volk (?), Acryl auf Leinwand, 100 x 70 cm
Miriam Weber: The Irony, Acryl auf Leinwand, 50 x 40 cm
Sophia Elisabeth Brandt: o.T., Acryl und Modelliermasse auf Pizzakarton, 28 x 28 cm; Julius Karabas: o.T., Ton und Gips, 30 x 20 cm
Nico Heger: o.T., Acryl auf Leinwand, 150 x 100 cm; Nejla Bejric: Zolli, Acryl auf Leinwand, 70 x 50 cm; Evelyn Neufeld: o.T., Acryl und Filzstift auf Leinwand, 60 x 80 cm
Johanna Stücker: o.T., Acryl auf Leinwand, 80 x 100 cm; Fabienne Kahr: o.T., Acryl auf Leinwand, 42 x x56,5 cm; Fabian Albers: o.T., Acryl auf Leinwand, 70 x 50 cm; Laura Bichler: o.T., Acryl auf Leinwand und Pappe; 50 x 70 cm und 42 x 59 cm; Sarah Kalbers: o.T., Acryl auf Leinwand, 50 x 40 cm; Maya Martynova: Fremdkörper, Acryl auf Karton, 60 x 40 cm; Birte Fahrig: Ausbaden, Aquarell auf Papier, 42 x 59 cm; Anita Schäfers: The Joy Of Being Alone; Acryl auf Pappe, 70 x 40 cm; Katrin Meyer: o.T., Acryl auf Leinwand, 50 x 50 cm; Lena Sudahl: Badewannenmord?, Acryl auf Papier, 42 x 59 cm; Mareen Kloppenburg: Good Morning, Acryl auf Leinwand, 100 x 80 cm; Sophie Biermann: o.T., Acryl auf Leinwand, 50 x 70 cm; Lea Blömeke: Unterwasser, Acryl auf Leinwand, 50 x 70 cm
Lina Kaliske: o.T., Holzschnitt, 59 x 84 cm; Konstanze Eisenach: Die Farben zwischen Schwarz und Weiß, Linoldruck, 20 x 30 cm; Dilara Gebeş: o.T., Holzschnitt, 72 x 52 cm; Celine Laribi: Die Gedankenschlange, Holzschnitt, 72 x 52 cm; Hannah Otte: Nutze deinen Verstand, Linolschnitt, 46 x 64 cm; Julius Karabas: imPERFECTION, Linolschnitt, 72 x 52 cm; Pauline Keßler: o.T., Holzschnitt, 46 x 64 cm
Tiefdruckwerkstatt
Unten: Xenia Kirsch, Sarah Leifels, Laura Heck, Veronika Fomin, Konstanze Eisenach, Lucia Pham, Noami Rohden, Jonna Dietz, Joanna Schmidt. Oben: Emilia Frontzek, Yasmin Naemi El Sawaf, Nicky Kippes, Jonna Dietz, Marie Relecker.
Noami Rohden, Veronika Fomin, Lucia Pham, Sarah Leifels, Laura Heck, Xenia Kirsch, Louisa Lenzen.
Jessica Raabe, Marie Relecker, Enie Reitz, Kaya Henze, Alicia Scheitz, Maya Martinova, Jonna Dietz.
Anonym, Eleonore Tanaka, Mandy Berg, Erika Repalow, Maria Aras, Maurice Sam.
David Cela, Matilda Dertmann, Marlene Feldhaar, Adriana Ludwig, Maurice Sam, Greta Gerdes, Julius Karabas, Melina Hüther, Daniel Peters.
Maurice Sam, Laura Bichler, Katrin Sofie Vaal, Nida Gülec, Tim Petry.
Die Fächer Kunst und Textil öffnen ihre Werkstätten und Ateliers und zeigen vom 30.1. bis 4.2.2024 ein breites Spektrum aktueller studentischer Arbeiten und Projekte im Rahmen der Siloausstellung.
Die Verzahnung von künstlerischer Praxis und wissenschaftlicher Reflexion steht auch in diesem Jahr Im Fach Kunst im Zentrum und wird deutlich in den aktuellen Themen und Ausdrucksformen, mit denen sich die Studierenden im vergangenen Studienjahr befasst haben. Durch künstlerisches Mapping («Sich Verzeichnen»), Feldforschung und der Spaziergangswissenschaft haben sich die Kunststudierenden unter dem Titel „Paderborn liegt (nicht) am Meer“ wissenschaftlich und künstlerisch mit dem Motiv des Wassers auseinandergesetzt. In der Malerei widmete sich ein Seminar dem in der Kunst etablierten Thematik des Bades aus einer zeitgenössischen Perspektive. Die Überschneidungsbereiche von Kunst und Alltag wird auch in der Bildhauerei bearbeitet, wenn es um die Routinen des Alltages geht. „Jeden Tag das Gleiche…“ klingt nach Langeweile oder liegen darin doch Anknüpfungspunkte für künstlerische Transformationsprozesse? Die Ausstellung spiegelt auch wider, was über die Seminare hinaus das Kunststudium zu einer besonderen Erfahrung macht: Eine Exkursion nach New York ist in filmischen und fotografischen Arbeiten präsent. Eine Postkartenbox mit Eindrücken dieser intensiven Auseinandersetzungen mit einer der großen Kunstmetropolen ist entstanden und kann in der Ausstellung erworben werden. Im Performance-Projekt „Walking on Thin Ice“ war der öffentliche Raum in Paderborn für einen Tag die Bühne für temporäre Handlungen und künstlerische Interventionen, die in der Ausstellung als filmische Dokumentation zu sehen sind. Im Außenatelier neben dem Silo bringen Masterstudierende ihre individuellen Bildsprachen in einen Dialog in einer gemeinsamen raumgreifenden Installation. Künstlerisch zu arbeiten bedeutet immer auch, sich auszudrücken und eine Position zu beziehen. Mit der Frage: „Was ist deine Botschaft angesichts einer Welt im Umbruch?“ setzen sich die Kunststudierenden in den unterschiedlichsten Medien wie Grafik Malerei, Zeichnung, Skulptur, Installation, Fotografie, Video und Performance auseinander, loten Grenzen aus und setzen ihre individuellen Statements.
Textilstudierende zeigen im 4. Stock des Silos ihre selbst kuratierte Ausstellung. Schwerpunkte sind dieses Jahr neben Fotografien, (Mode)Zeichnungen und neuen Outfits Filme von Modenschauen: „CREATIVE COUTURE“ auf der creativa Messe Dortmund (Europas größte Messe für kreatives Gestalten) und „paderBORN 4 fashion“ auf der district living lifestyle Messe in Paderborn.
In der Silo-Ausstellung präsentieren Kunst- und Textilstudierende aller Studiengänge und Semester gemeinsam ihre Arbeiten. Für Besucher:innen ebenso wie für Studieninteressierte zeigt sich somit ein umfangreiches Bild von künstlerischen Entwicklungsprozessen, die offene und experimentelle Zugänge zu dem weiten Feld der Kunst in analogen und digitalen Medien umfasst.
Jan Schumacher: o.T., Acryl auf Leinwand, 100 x 150 cm
Mareen Kloppenburg: Good Morning, Acryl auf Leinwand, 80 x 100 cm
Katrin Meyer: o.T., Acryl auf Leinwand, 50 x 50 cm
Greta Marie Gerdes: o.T., Acryl auf Papier, 29 x 37 cm
Lea Blömeke: Unterwasser, Acryl auf Leinwand, 50 x 70 cm
Lena Sudahl: Badewannenmord, Acryl auf Papier, 42 x 60 cm
Sophia Biermann: o.T., Acryl auf Leinwand, 50 x 70 cm
Sarah Andrea Uffenbrink: o.T., Acryl auf Leiwand, 50 x 70 cm
Anita Schäfers: The Joy Of Being Alone, Acryl auf Pappe, 40 x 80 cm
Eine Badewanne in der eigenen Wohnung nutzen zu können, scheint uns im Jahre 2023 selbstverständlich. Dabei ist es dem „gewöhnlichen Volk“ (Arbeitern, Bauern und der Mittelschicht) noch bis weit ins 20. Jahrhundert nicht möglich, eine eigene Wanne oder ein eigenes Badezimmer zu besitzen. Die ab Mitte der 1920er-Jahre beworbene „Volksbadewanne“ erfreut sich zwar großer Beliebtheit, wird aber nicht fest installiert, sondern findet ihren temporären Platz oft in der Küche und kann zur Seite geräumt werden. Erst ab den 1950er-Jahren findet sie breiten Einzug in die Mietwohnungen und Badezimmer der Gesellschaft und wird damit zu einem intimen abschließbaren Raum.
Der eigentliche Zweck des Badens dient, mit einer Ausnahme im Barock, der Reinigung des Körpers und der Entspannung. Dort galt Wasser als Krankheiten übertragend und stattdessen wurde ausgiebig mit Parfum und Puder gearbeitet. Das Reinwaschen, körperlich wie geistig, hygienisch wie religiös, war lange mit dem Thema des Badens verbunden. Im Laufe der letzten Jahrhunderte spielte die Präsentation der Körper dann aber eine immer größere Rolle. Neben dem meist heterosexuellen männlichen begehrlichen Blick auf den intimen Moment der badenden Frau, sind in der Schwulen- und Lesben-Kultur der Gegenwart Fragen, wie „Wer schaut auf wen? Und wer präsentiert sich, wie?“ wichtig.
Heute ist das Badezimmer ein Ort, in dem entspannt werden kann, politische Kontakte geknüpft werden, Mord und Totschlag passiert oder das Private politisch wird. Welche Bilder oder Gefühle verbinden Sie mit dem Bad oder der Badewanne? Mit welchen Themen könnte dieser private Moment verknüpft werden?
Basima Eickel: Past Borders, Acryl auf Pappe, 40 x 50 cm
Jana Battmer: Upskirting, Acryl auf Leinwand, 60 x 90 cm
Sophie Rüsenberg: Abgrenzung von der Realität, Acryl auf Leinwand, 60 x 80 cm
Mayla Stavermann: Handy auf Bett, Acryl auf Leinwand, 70 x 50 cm
Leah Schnitzler: Wir sind ein Volk (?), Acryl auf Leinwand, 100 x 70 cm
Joshua Krüper: o.T., Acryl auf Leinwand, 90 x 150 cm
Evelyn Neufeld: o.T., Acryl & Filzstift auf Leinwand, 60 x 80 cm
Edvin Lukic: What’s The Ugliest Part Of Your Body?, Acryl auf Leinwand, 100 x 130 cm
Kristina Gasai: o.T., Acryl auf Leinwand, 100 x 120 cm
Khansa Gabriele Schnetzer: Zero Point, Acryl auf Leinwand, 80 x 50 cm
Im Seminar werden neben den Grundlagen der Maltechnik und dem Umgang mit dem Ausdrucksmittel Farbe die Handhabung der verschiedenen Materialien erörtert und erprobt: das Vorbereiten von Malgründen, das Aufspannen und Grundieren von Leinwänden, das Präparieren von Papier für die weitere Nutzung als Bildträger das Mischen von Farben und der Einsatz von Malmitteln. Das Experimentieren mit Farbe, die Wahrnehmung eigener Interessen und Fähigkeiten und das Erarbeiten von Inspirationsquellen, die im künstlerischen Schaffensprozess zur Themenfindung beitragen können, haben das Ziel eine eigene Bildvorstellung zu entwickeln und auszuarbeiten.
Ausgangspunkt des Seminars ist das Thema Grenze & Absperrung. Spätestens seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine 2022 und dem terroristischen Überfall der Hamas auf Israel 2023 sind diese Themen wieder allgegenwärtig. Bilder von Grenzanlagen, Zäunen, bombenwerfenden Drohnen und der dadurch in Frage gestellten territorialen Integrität wabern durch die sozialen Netzwerke und durch die Medienlandschaft. Wie kann und möchte ich mich zu diesen Themen und Bildern verhalten? Wie können eigene Bilder zu diesen einschneidenden politischen Geschehnissen aussehen? Oder möchte ich mich doch lieber mit den eigenen Grenzen (gesellschaftlich wie auch persönlicher Art) auseinandersetzen?
Starke Farben, großflächige klare Formen, harte Grenzen, breite Linien sind die Gestaltungs- und Ausdrucksmittel des Hochdrucks und Siebdrucks. Die Befreiung von Farbe und Form bietet unbegrenzte Freiheit. Das Spiel kann beginnen!
Was ist deine Botschaft angesichts einer Welt im Umbruch? Setze mit den Mitteln des Hochdrucks und Siebdrucks dein klares unmissverständliches Statement.
Ricarda Borgmann: Synthetic Serenade, Acryl auf Dekostoff, 60 x 87 cm
Imke Ruhrmann: o.T., Aqarell & Malerfolie auf Schaumstoff, 70 x 50 cm
Julius Karabas: o.T., Acryl, Brandspuren auf Ton und Gips, 40 x 30 x 50 cm
Sophia Elisabeth Brandt: o.T., Acryl & Modelliermasse auf Pizzakarton, 28 x 28 x 5 cm
Merret Grahl: o.T., Acryl auf Leinwand und Papier, 70 x 50 cm
Ina Weinbrich: o.T., Acryl & Strukturpase auf Leinwand, 100 x 70 cm
In diesem Kurs werden wir einer erweiterten Malpraxis folgen und das Bild aus seinen allzu bekannten 4 Ecken lösen. An der Grenze wischen Malerei und Relief, Objekt und Assemblage sollen eigene Bildfindungen gesucht werden. Die Auswahl der Bildträger und Malmaterialien wird bei diesem Prozess ebenso bedeutsam sein wie der Mut und Wille zum Experiment. Die eigene künstlerische Praxis soll durch die Gattungs-überschreitende Auseinandersetzung beeinflusst und erweitert werden. In Gruppengesprächen werden Arbeitsschritte reflektiert, ein Diskutieren über malerische Möglichkeiten angestoßen und Bildthemen kritisch hinterfragt.
In einer Einführungsveranstaltung werden ausgewählte Positionen aus der Kunstgeschichte bis hin zu zeitgenössischen Malerei-Positionen vorgestellt, um zur selbstständigen Arbeit anzuregen. Durch einen gemeinsamen Museumsbesuch werden die Eindrücke der haptischen Wirkung vorm Original selbst erfahren. Dabei sollen Einblicke in den Entstehungsprozess von Kunstwerken erlangt werden, die den Schritt ins räumliche wagen und das Denken über Malerei bereichern.