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DGFF „Nachwuchs“-Tagung in Münster: (Selbst-) Findungsphasen

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Vom 16.-17.03.2023 fand in Münster die Nachwuchstagung der DGFF (Deutschen Gesellschaft für Fremdsprachenforschung) statt. Natürlich habe ich (Thomas) es mir nicht nehmen lassen, an meine Alma Mater zurückzukehren, um mich dort mit Forschenden auszutauschen, darunter natürlich Altbekannte, aber auch viele neue Kontakte.

Eröffnet wurde die Tagung vom gesamtem Team der Englischdidaktik der Universität Münster, die mit ihren einleitenden Worten den Ton für die Tagung setzten. Nach Jahren der Distanz war es für viele Anwesenden die erste Tagung in Präsenz und für die up-and-coming Forschenden eine der ersten Gelegenheiten, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzten, auszutauschen und über Projekte zu diskutieren. Betont wurde vom Team die Bedeutung, die vergangene Nachwuchstagungen für sie hatten, wie Hamburg oder Gießen, die für viele ein wichtiger Wegpunkt in der eigenen Entwicklung darstellten. So sollte die Tagung in Münster für uns hoffentlich ähnlich gewinnbringend sein und unter einem Stern der Wertschätzung und des Vertrauens stehen. Ohne hier den Anspruch erheben zu wollen, für alle zu sprechen, war mein Eindruck während und auch nach der Tagung , dass dies zu 100% gelungen ist 🙂 .

Der erste Programmpunkt war eine Grundsatzdiskussion zu empirischer und theoretisch-konzeptioneller Forschung, (von manchen fälschlicherweise als „Streitgespräch“ bezeichnet), geführt von Prof. Dr. Frauke Matz und Prof. Dr. Dominik Rumlich, moderiert von Dr. Philipp Siepmann. Was als pointierte Debatte begann („Also ist Theorie dann lediglich der Empirie dienlich?“) wandelte sich schnell in einen wertschätzenden, konstruktiven Dialog über den Beitrag den beide Ansätze leisten – Harmonie pur 🙂 . Hiernach gab es dann Workshops für die PhD-Anfangsphase, PhD-Spätphase und die Post-Docs, in denen in verschiedenen Formaten über die gruppentypischen Herausforderungen diskutiert wurde. Großgeschrieben wurde im Anfangsworkshop das Kennenlernen von neuen Mitforschenden, sodass wir uns in kleineren Gruppen erst neu finden mussten, bevor wir uns dann über bestimme Aspekte ausgetauscht haben.

Der letzte Punkt im Nachmittagsprogramm waren dann die ersten Vorträge in den Sektionen. Ich war Teil der Sektion „Universitäre Lehrer*innenbildung und Referendariat“ welche von Prof. Dr. Julia Settinieri der Universität Bielefeld geleitet wurde. Den Aufschlag in der Sektion machte Freya Dehn, ebenfalls aus Paderborn, die aus ihrem Forschungsprojekt berichtete. Darin untersucht sie die Wirksamkeit von Fallarbeit im Bereich DaF/DaZ und wie dadurch z.B. die professionelle Unterrichtswahrnehmung von Lehrkräften gefördert werden kann. Weiter im „Paderblock“ habe ich dann gemacht und unser Simulation sowie Ergebnisse aus unseren aktuellen Validierungsstudien präsentiert. Die anschließende Diskussion war sehr fruchtbar und hat mir geholfen die Zielsetzung des Projekts und meines Dissertations zu schärfen – Danke hier an alle Beteiligten! Den letzten Vortrag in dem Slot hielt dann Fenja Kuchenbuch, die darin über die aufgabenorientierten Unterrichtsplanungskompetenzen von Studierenden in den Blick nimmt. Abends ging es dann zum Conference Dinner ins Schlossgarten Café, wo wir den ersten Tag beim gemeinsamen Abendessen und vielen Gesprächen ausklingen lassen konnten.

Am nächsten Tag ging es weiter mit einzelnen Vorträgen in verschiedenen Slots, u.a. von zwei Kolleginnen der Uni Paderborn! Im Vortrag von Maike Bauer ging es um den Einsatz von Diaspora-Kurzgeschichten im Englischunterricht der Sek II, insbesondere im Kontext des NRW Abiturthemas „Voices from the African Continent: Focus on Nigeria„. In ihrem Projekt untersucht sie u.a. mit qualitativen Interviews die Wahrnehmung zentraler Aspekte der Diaspora, die durch eine Unterrichtsreihe thematisiert werden. Stefanie van der Valk (hier vom PLAZ) stellte ihren aktuellen Stand zum Einsatz von Digificciones (digitale Kurzliteratur z.B. auf Twitter, Instagram etc.) im Spanischunterricht vor. Ein Projekt welches für PERFORM-LA sehr interessant ist, wurde von Meral Roeben vorgestellt – Digivate-E. Im Zentrum des Projekts steht eine digitale Simulation von Englischunterricht, welche genutzt werden soll um digitale Diagnosekompetenzen von Englischlehrkräften zu fördern. Ein sehr spannendes Projekt, welches das breite Spektrum an Simulationen in der Lehrer*innenbildung zeigt! Den inhaltlichen Abschluss bildete ein weiterer Forschungsdialog von Prof. Dr. Christiane Dalton-Puffer der Universität Wien und Prof. Dr. Werner Delanoy der Universität Klagenfurt. Unter der Frage „Quo vadis?“ wurden Spannungsfelder der Fremdsprachendidaktik diskutiert und Fragen aufgeworfen, die es zu beantworten gilt wie: „Welche Sprachen brauchen wir als Gesellschaft?“ oder „Was sollten Inhalte im modernen Englischunterricht sein? „.

Nach zwei intensiven, aber auch inspirierenden Tagen geht es nun daran, sich mit dem Feedback, Inhalten und Eindrücken auseinanderzusetzen und für sich zu nutzen. Was bleibt, wenn ich auf diese Nachwuchstagung in Münster zurückblicke? Für mich sind es zwei Sätze von Ricardo Römhild & Anika Marxl am Ende der Tagung. Getreu dem Tagungsmotto „Findungsphase“ sagte Ricardo, dass das Ziel der Promotionsphase ist, seine eigene Stimme zu finden. Anika ergänzte mit einem Satz, der nun als mein neues Mantra das Whiteboard in meinem Büro ziert: „Eine gute Diss, ist eine fertige Diss.“

In diesem Sinne bedanke ich mich ganz herzlich bei allen an der Organisation beteiligten Menschen: Den Tagungspräsidentinnen, dem Tagungsteam und den unermüdlichen Hilfskräften. Ich bin schon gespannt, wo wir uns auf der nächsten Nachwuchstagung finden werden 😉 .

Vorträge:

  • Bauer, M. (2023). Diaspora-Kurzgeschichten im fremdsprachlichen Unterricht Englisch: Ein neuer didaktischer Impuls?. DGFF Nachwuchstagung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
  • Dehn, F. (2023). Lernen am und durch den Fall: Lehrkräfteprofessionalisierung in DaZ durch Fallarbeit. DGFF Nachwuchstagung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
  • Janzen, T. (2023). „I don’t understand.“ – Validierung einer rollenspielbasierten Simulationsprüfung für zukünftige Englischlehrkräfte. DGFF Nachwuchstagung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
  • Kuchenbuch, F. (2023). Professionelle Unterrichtswahrnehmung und Planungskompetenz(en) für das aufgabenorientierte Unterrichten im kompetenzorientierten Englischunterricht entwickeln – Eine qualitative StudiezurProfessionalisierung von Lehramtsstudent:innen. DGFF Nachwuchstagung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
  • Roeben, M. (2023). Potenzial eines simulationsbasierten Englischunterrichts zur Förderung von Lehrkompetenzen. DGFF Nachwuchstagung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.
  • v.d. Valk, S. (2023). Digificciones im Spanischunterricht – Von einer literatur- und medienwissenschaftlichen Analyse literarischer Texte auf SocialMedia zur gegenstandsorientierten Didaktik. DGFF Nachwuchstagung, Westfälische Wilhelms-Universität Münster.

Back to the roots! – Besuch im PhD-Kolloquium der WWU Englischdidaktik

Nicht allzu lange ist es her, da war ich noch Student und habe bei Prof. Frauke Matz meine Masterarbeit geschrieben – nun hatte sie mich eingeladen meine eigene Forschung in ihrem Kolloquium vorzustellen und zu diskutieren. Dieser Einladung bin ich natürlich gerne gefolgt!

Bildnachweis: © WWU Münster

Der digitale Vortrag umfasste die theoretischen Grundlagen unserer Performanztests, die auf dem Kontinuumsmodell professioneller Kompetenz von Blömeke, Gustafson & Shavelson (2015) beruhen, wonach Performanz die sichtbare Ausprägung der Kompetenz darstellt. Danach habe ich die bisherigen Planungen zum Testdesign präsentiert, also die Bewertungskriterien, das Konzept und die Steuerung der Simulation und das Material, welches als Grundlage für das Feedbackgespräch dient. Es wurden auch erste Einblicke in meine aktuelle Forschungsarbeit, in der die Authentizität eben dieses Materials untersucht wird, gegeben.

Die Diskussion im Anschluss war geprägt von einer distinkt fachdidaktischen Perspektive auf das Projekt. Ein Diskussionspunkt war die Sprache in der die Simulation stattfinden soll: Deutsch oder Englisch? Hier gibt es für beide Seiten sehr gute Argumente, so ist die Lehrkraft einerseits ein sprachliches Vorbild und sollte in der Lage sein, sich sprachlich auf das Niveau der Lernenden einzulassen. Außerdem gilt im Englischunterricht auch der Grundsatz der funktionalen Einsprachigkeit – so viel Englisch wie möglich, so wenig Deutsch wie nötig (MSB NRW, 2019). Andererseits könnte eine Simulation in der Fremdsprache auf der Seite der zu Testenden dazu führen, dass ihre fremdsprachlichen Fähigkeiten sie daran hindern, ihre Feedbackkompetenzen zu zeigen, was die Validität des Tests schmälern könnte. Wie sich dieses Dilemma auflösen lässt, wird sich hoffentlich nach der Pilotierung und weiteren Überlegungen zeigen.

Ich möchte mich ganz herzlich beim gesamten Münsteraner Team für das reichhaltige food for thought und die neuen Impulse bedanken. Insbesondere bedanke ich mich natürlich bei Prof. Frauke Matz für die Einladung 🙂

Literatur:

  • Blömeke, S., Gustafsson, J.-E. & Shavelson, R. J. (2015). Beyond Dichotomies: Competence Viewed as a Continuum. Zeitschrift für Psychologie, 223(1), 3–13. (Online)
  • Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen. (2019). Kernlehrplan für die Sekundarstufe I Gymnasium in Nordrhein-Westfalen. Englisch. (Online)