Heute schon geKISSed?
Am 12. Juli 2022 sind Christoph und Jana gemeinsam nach Köln gereist, um „von den Profis zu lernen“ 😉. Wir haben die Chance bekommen, bei einer praktischen Abschlussprüfung von Medizinstudierenden – einem sogenannten OSCE (Objective Structured Clinical Examination, mehr dazu auch hier im Blog) – zu hospitieren und haben darüber hinaus eine Führung durch das Skills Lab und Simulationszentrum bekommen. Hiervon möchten wir etwas berichten.
Dienstagmorgen, kurz nach halb neun in Köln…
Die erste Runde des Prüfungs-Parcours hat bereits begonnen. Die ersten Medizinstudierenden, die sich durchschnittlich im 9. Semester befinden, absolvieren heute ihren OSCE 2 – auch PJ-Reifeprüfung oder Blockpraktikumsabschlussprüfung – am KISS. Wir blicken in einen langen Flur (s. Foto) mit geschlossenen Türen und Schildern an den Türen, auf denen die Stationen 1-14 ausgeschildert sind. Dann werden wir sehr herzlich von Christian Thrien empfangen, der sich mit seinem gesamten Team die nächsten drei Tage um die Organisation und Durchführung des OSCEs kümmert. Nach etwa fünf Minuten ertönt ein lauter Ton auf dem Flur, alle Türen gehen auf, Medizinstudierende treten auf den Flur, gehen an die nächste Station und haben nun eine Minute Zeit, sich die neue Situationsbeschreibung und Aufgabenstellung an der neuen Station durchzulesen. Dann ertönt wieder ein Signal und alle Studierenden verschwinden wieder hinter den Türen, wo sie wieder fünf Minuten Zeit haben, die ihnen gestellte Aufgabe zu lösen.
Was wird an den Stationen geprüft?
Die Inhalte der Prüfungen beziehen sich auf Unterrichtsinhalte aus verschiedenen Blockpraktika (z.B. Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie, Pädiatrie) sowie auf fächerübergreifende Fertigkeiten (z.B. Nahttechniken, Blutentnahme, Anlegen steriler Handschuhe) und fokussieren vor allem praktische Fertigkeiten. Auf der linken Flurseite befinden sich Simulationspatient*innen (SPs) hinter den Türen – also Schauspieler*innen, die bestimmte Krankheitsbilder simulieren. Die Medizinstudierenden müssen dann eine Anamnese erheben und z. T. auch körperliche Untersuchungen vornehmen (z.B. Abtasten). Die Prüfer*innen sitzen bei diesen Stationen einen Raum weiter hinter einer verspiegelten Scheibe und bewerten die Handlungen der Studierenden mit Hilfe einer standardisierten Checkliste. Auf der rechten Flurseite sitzen die Prüfer*innen mit im Raum, da die Studierenden hier nicht mit Schauspieler*innen, sondern mit verschiedenen Simulatoren (Puppen bzw. Modellen) geprüft werden, bei denen sie bspw. einen Ultraschall der Lunge durchführen müssen.
Hospitation der Stationen
Selbstverständlich mussten wir bei unserem Besuch für die Prüflinge unsichtbar bleiben und haben daher ausschließlich bei den Stationen „live“ hospitiert, bei denen wir gemeinsam mit den Prüfer*innen hinter der verspiegelten Scheibe saßen. Diese Möglichkeit war für uns wirklich eine großartige Chance und wir sind sehr dankbar, dass wir so nah bei einem OSCE dabei sein durften! Neben der Beobachtung der SP-Stationen, war auch der Austausch mit den Mitarbeiter*innen des KISS für uns von besonderer Bedeutung. So durften wir viele hilfreiche Tipps u. a. für…
- die Logistik, Organisation und Durchführung eines so umfangreichen Prüfungsformates,
- die Rekrutierung und Schulung von SPs (beziehungsweise bei uns Simulationslernende und -Eltern),
- die Entwicklung von Stationen und entsprechenden Checklisten,
- formale Fragen u.v.m.
…mitnehmen und haben darüber hinaus sogar eine Führung durch die verschiedenen Übungsräume des KISS „vom Chef persönlich“ – Dr. h.c. (RUS) Christoph Stosch – bekommen.
Eine Führung durch das KISS
Herr Stosch hat uns durch das Erdgeschoss des KISS geführt, in dem es einen großen Aufenthaltsraum für die Studierenden sowie viele unterschiedliche Übungsräume gibt. Durch ein großes Team an studentischen Hilfskräften kann das KISS im Semester jeden Tag von 09:00 bis 19:00 Uhr geöffnet werden – wow! Die Studierenden haben hier die Möglichkeit, sich auf die Prüfungen vorzubereiten, indem sie bspw. Übungskoffer ausleihen, mit denen sie z. B. verschiedene Nahttechniken an einem Modell üben können. Auch bietet das KISS Peer-Teachings zu verschiedenen Inhalten an, um die Studierenden bestmöglich zu unterstützen und auf die Prüfungen vorzubereiten – und das auf einer ganz praktischen Ebene. In den Übungsräumen werden verschiedene Seminare durchgeführt, es gibt z. B. einen OP-Saal und eine Intensivstation und auch Reanimationstrainings werden hier in bestimmten Räumen durchgeführt. In regelmäßigen Abständen wird im KISS sogar eine Nacht in der Notaufnahme simuliert. Ziemlich beeindruckend, wie wir finden!
Warum besuchen wir eine medizinische Einrichtung?
Wir haben ja bereits über die Analogien zwischen der Lehramts- und der Medizinausbildung sowie über die Möglichkeiten, was wir im Lehramt noch von den Mediziner*innen bzw. von denen, die diese ausbilden, lernen können, berichtet. Dementsprechend hatte auch unser Besuch im KISS das Ziel, von den Profis zu lernen. In unserem Projekt möchten wir dem Gap zwischen einem stark theoriebasierten Studium und der Befähigung zur Bewältigung der Berufspraxis begegnen, indem wir – in Anlehnung an Vorbilder aus dem Medizinstudium – simulationsbasierte Übungs- und Prüfungsformate entwickeln. Das KISS war für uns eine Vision, wie es in vielen Jahren evtl. auch im Lehramtsstudium aussehen kann: ein Simulationszentrum für angehende Lehrkräfte, in welchem geübt, trainiert, aber auch geprüft wird, was in der tatsächlichen Berufspraxis relevant sein wird.
Danke, liebes KISS-Team!
Wir sind noch immer überwältigt von den vielen Eindrücken und dankbar für diese tolle Möglichkeit! Wir werden gerne mit dem KISS in Verbindung bleiben, um auch weiterhin zu lernen 😊.
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