Archiv der Kategorie: BILDHAUEREI

Molino 2025 – En la sobremesa

Marcella Abdalla, Lina Kaliske, Maite Lea Reuter, Luca Tom Scholz, Sofia Thalmann

Sofia Thalmann, Marcella Abdalla, Luca Scholz

Sofia Thalmann

Lina Kaliske, Luca Scholz, Marcella Abdalla, Maite Lea Reuter, Sofia Thalmann

Marcella Abdalla

Maite Lea Reuter

Lina Kaliske, Luca Scholz, Marcella Abdalla, Maite Lea Reuter, Sofia Thalmann

[ˌsoβɾeˈmesa] Substantiv, feminin (la) Die Momente nach einer gemeinsamen Mahlzeit, in denen das Beisammensein nicht endet,sondern sich verdichtet. Ein Zustand zwischen Sättigung und Austausch, Alltag und Intimität– wenn sich Gespräche entfalten, Gedanken zirkulieren und Gemeinschaft entsteht. Einstilles Manifest für das, was geschieht, wenn Menschen wirklich beieinander sind.

Dieses tief verankerte Ritual spanischer Alltagskultur bildet den thematischen Ausgangspunkt der Ausstellung. Es werden Werke präsentiert, die während eines Aufenthalts der Künstler*innen im Rahmen des Molino-Winkler-Stipendiums der Universität Paderborn im Sommer 2024 entstanden sind. Zwei Monate lang lebten und arbeiteten sie in der Molino, einer alten Wassermühle in den andalusischen Bergen, nahe des Dorfes Árchez. Eingebettet zwischen sanften Hügelketten, gewundenen Straßen, weißen Häusern und dichten Olivenhainen, wurde die Mühle zu einem Ort des Rückzugs, der Entschleunigung und des künstlerischen Austauschs. Der Ortswechsel, geografisch wie kulturell, wirkte dabei als produktiver Störmoment im gewohnten Denken und Schaffen. Es entstand ein temporärer Mikrokosmos und geteilter Lebensraum zugleich. 

Die Ausstellung versteht die Sobremesa nicht nur als sprachliches Bild, sondern als ästhetisches Prinzip. Viele der gezeigten Arbeiten sind in kollaborativen Formaten entstanden und reflektieren Aspekte gemeinschaftlicher Produktion, kollektiven Denkens und ortsspezifischer Erfahrung. Installationen, Grafiken, Malereien, textile Objekte sowie fotografische und intermediale Arbeiten verhandeln Themen wie Gemeinschaft, Erinnerung, Raum und Atmosphäre. Das Klima, die Topografie und kulturelle Vielschichtigkeit Andalusiens sind dabei auf subtile Weise in die Werke eingeschrieben. Der Ort ist nicht nur Kulisse, sondern Resonanzraum künstlerischer wie sozialer Erfahung. 

En la Sobremesa ist eine Einladung zur Teilhabe. Eine Haltung, die kollektives Arbeiten als wertvolle Praxis begreift. Die Ausstellung zeigt nicht nur Ergebnisse, sondern auch Spuren eines gemeinsamen Prozesses. Sie ist ein Nachklang – wie ein Gespräch, das nach dem Essen weitergeht.

Sofia Thalmann

Luca Scholz

Lina Kaliske, Sofia Thalmann

CONSTELLATIONS 25 – Studierende des Faches Kunst im Kunstverein Paderborn

Ida Katharina Albers, Louisa Enking, Lea-Marie Göllner, Mareen Kloppenburg, Sarah Köster, Celina Nitschke, Nicole Otto, Maurice Sam, Eleonore Seiferth, Greta Vornweg, Bianca Weber und die Teilnehmer:innen der Performance “Walking on thin Ice”

Bilder: Celina Nitschke: Weggeglitscht I-III, Acryl auf Leinwand, 60 x 50; 75 x 120; 100 x 120 cm; Skulptur: Maurice Sam: Amidst the fog beyond the tears, 2024, Keramik, Glasur & Sand, 51 x 300 cm

Sarah Köster: Fragile Maskulinität, 2024, Jacke aus Küchenrolle und Lappenstoff auf schwarzem Kunststofftorso mit weißem Permanentmarker, 90 x 50 x 25 cm

Bilder: Mareen Kloppenburg: Service, 2024, Acryl auf Leinwand, 60 x 80 cm, Entertainment, 2024, Acryl auf Leinwand, 130 x 150 cm, Acryl auf Leinwand, Holy Crap, 2024, Acryl auf Leinwand, 60 x 40 cm, Acryl auf Leinwand; Skulptur: Ida Katharina Albers: Treibholz, 2025, Biegesperrholz, 160 x 11 x 52 cm

Nicole Otto: Digitale Collage aus der „Serie Bringing climate change home“, 50 x 70 cm

v. l. n. r. Greta Vornweg: ohne Titel, digitale Zeichnung, 21 x 29,7 cm; Mareen Kloppenburg: Service, 2024, Acryl auf Leinwand, 60 x 80 cm,

Maurice Sam: Harbor of Empires, Keramik, 2024, Glasur, Holz, Acryl, 55 x 150 cm

Die zweite Ausgabe der Ausstellungsreihe CONSTELLATIONS zeigt künstlerische Arbeiten von Studierenden, die sich in unterschiedlichen theoretischen und praktischen Seminarkontexten mit dem Thema, oder besser: mit Tendenzen von «Wasser» auseinandergesetzt haben. Entstanden sind vielfältige Arbeiten aus den Bereichen Malerei, Zeichnung, Bildhauerei, Fotografie und Collage die erweitert werden durch mehrteilige Bildstrecken und großformatige Texte. 

Doch was genau sehen wir, wenn wir auf «Wasser» blicken, und was meinen wir, wenn wir «Wasser» sagen? Gewässer? Das Meer, den See oder Fluss? Schnee oder Eis? Das Freibad oder den Pool? Wasser ist ein Urstoff, zugleich ein winziges Molekül und gleichzeitig kostbar, existenziell und in vielerlei Hinsicht die unverzichtbarste Lebensgrundlage für Mensch und Natur. Es besteht aus zwei Wasserstoffatomen und einem Sauerstoffatom. Als chemische Verbindung von Wasserstoff und Sauerstoff steht die Formel: H2O. Klar, geruchslos, farblos und geschmacksneutral – so einfach lassen sich die Grundeigenschaften von Wasser zusammenfassen. Wasser ist aber auch ein Gestaltwandler. Es kommt auf der Erde in drei Zuständen vor: flüssig, gasförmig und fest. Flüssiges Wasser ist ein Wirrwarr von Wassermolekülen. Es kommt aus unseren Wasserhähnen, fließt unter der Erde, in Flüssen und Meeren und bildet Wolken und Nebel in der Luft. Wasser gilt außerdem als Symbol für Reinheit, Ruhe, Kraft und Vergänglichkeit.

Die künstlerische Auseinandersetzung mit «Wasser» galt und gilt in der Kunst stets als eine immense Herausforderung, das machen auch die hier versammelten 12 Positionen deutlich. Wasser ist in ständiger Bewegung, wechselt permanent Zustand, Aussehen und Farbe und entzieht sich somit einer einzigen Festlegung und eindeutigen Bestimmung. Dadurch treten andere, neue Eigenschaften und Erscheinungsweisen umso stärker hervor, wie Strukturen, Linien und Formen, womit auch neue Beschreibungsweisen und damit auch weitere Anknüpfungspunkte korrespondieren. Gleichzeitig ist Wasser aber auch realer Raum, Ort, Landschaft, Ereignis, Erfahrung und Erinnerung, wodurch es sich als Projektionsfläche existenzieller Reflexionen anbietet. Auf diese Weise treten die studentischen Arbeiten in immer neue Konstellationen, worüber visuelle Strategien zu Künstler*innen sichtbar werden, die das Wasser als künstlerisches Material nutzen und immer auch Anbindungen an aktuelle Debatten von Klimakrise, Ressourcennutzung, Nachhaltigkeit suchen. 

Die für den Kunstverein Paderborn realisierte thematische Bilderschau zeigt auf vielfältige Weise, wie Wasser wahrgenommen, befragt und auf experimentelle oder konzeptuelle Weise in unterschiedliche Medien und Formate transformiert werden kann.

Die Constellations 25 werden durch Ida Katharina Albers, Louisa Enking, Lea-Marie Göllner, Mareen Kloppenburg, Sarah Köster, Celina Nitschke, Nicole Otto, Maurice Sam, Eleonore Seiferth, Greta Vornweg, Bianca Weber und die Teilnehmer:innen der Performance „Walking on thin Ice“ gebildet. 

Prof. Dr. Sabiene Autsch, Prof. Dr. Karina Pauls, Prof. Max Schulze


Ausstellungsdauer:
Sa 14.06. – So 29.06.2025
geöffnet Mi – Fr | So 15 – 18 Uhr | Sa 10 – 14 Uhr
Der Eintritt ist frei.

Kunstverein Paderborn
Kamp 13
33098 Paderborn
www.kunstverein-paderborn.de

SILO AUSSTELLUNG 2025

Mila Heierhoff, Sophia Isaak, Henrike Pohle, Carlotta Rodewald, Madeline Schütze

Daria Büttner, Daria Fomina, Cerrin Hülsiggensen, Vera Kiene, Nicky Kippes, Hauke Kottisch, Celine Laribi, Charlotte Oberhoff, Marie Relecker, Yaara Räder, Luke Schlagregen, Lea Schmücker, Wiebke Siekmann, Nele Take, Selin Nur Üstün, Ina Weinbrich, Hella Westers, Katrin Sofie Vaal,

Julia Farbaniec:

Valentina Angilico, Mandy Berg, Hans Brügger, Adna Camo, Madelaine Dunschen, Vasiliki Georgiadou, Maximilian Giefers, Sophie Günther, Nicky Kippes, Nina Kuhle, Yasmin Kutschera, Oksana Kuitkowski, Erdona Milkurti, Henrike Pohle, Alicia Scheitz, Aysel Yildiz,

Lisa Rempe, Emma Richter

Marcella Abdalla, Xenia Pericie

Auch in diesem Jahr präsentieren die Studierenden der Fächer Kunst und Textil in den Räumen des Silos ihre Arbeiten, die im vergangenen Studienjahr entstanden sind. Zu sehen ist ein breites Spektrum an Arbeiten aus den unterschiedlichen Bereichen wie Malerei, Grafik, Bildhauerei, Fotografie, kuratorische Praxis, Installation, Textildesign und – gestaltung und Performance. Für Besucher:innen ebenso wie für Studieninteressierte entsteht somit ein umfangreiches Bild von künstlerischen und gestalterischen Entwicklungsprozessen.

Eine thematische Verbindung über Gattungsgrenzen hinweg stellt die Auseinandersetzung mit der Rolle von Wasser – als Motiv, als Medium oder in seinen verschiedenen Aggregatzuständen – dar.  Dabei werden aktuelle gesellschaftliche Fragestellungen sowohl in der malerischen als auch der bildhauerischen Arbeit in den Blick genommen: Wasser als Grundlage allen Lebens und als Bedrohung für Leib und Leben angesichts von Extremwettereignissen bedingt durch den Klimawandel. Ein Dreh- und Angelpunkt sowohl in der künstlerischen Arbeit als auch in der wissenschaftlichen Reflexion ist das Fragen nach der Relation zwischen neuen und traditionellen Ausdrucksformen. In der Druckgrafik wird deutlich, dass traditionelle Techniken wie der Holzschnitt und die Kaltnadelradierung auch in der zeitgenössischen Kunst noch eine wichtige Rolle spielen, dass aber auch neue künstlerische Praktiken wie das „Sticker bombing“ hinzutreten. Der Siebdruck wird als Medium zur Gestaltung von Aufklebern genutzt, mit denen Botschaften schnell und überall verbreitet werden können.

Im Bereich Textilgestaltung zeigen die Studierenden in einer selbst konzipierten Präsentation einen vielfältigen Querschnitt kreativer Ansätze – von textilen Experimenten bis hin zu interdisziplinären Projekten. Die Ausstellung gibt auch dieses Mal wieder einen faszinierenden Einblick in die unterschiedlichen Seminare und Semester der letzten Jahre, welcher die Bandbreite technischer, gestalterischer und theoretischer Auseinandersetzungen widerspiegelt. Dazu zählen auch Beiträge aus kulturwissenschaftlichen Seminaren, darunter Podcasts, die Verbindungen zwischen popkulturellen Phänomenen in Musik und Mode analysieren. Eine Installation im Treppenhaus reflektiert das Problem des Raumes, den dreidimensionale Arbeiten für Ihre Entfaltung benötigen, den sie gestalten und neu definieren.

MOLINO 2024 – LA GRAN TRACA FINAL

Cathrin Spönemann, Isabel Fortmeier, Melissa Thiehoff, Sarah Uffenbrink, Pauline Keßler

Cathrin Spönemann: El llamado de la mantana, Fotografie, Acryl auf Baumwolle

Melissa Jasmin Thiehoff: Trash I-III, Aquarell und Linoldruck auf Papier; ohne Titel: Plastik und Nylonfaden

Pauline Keßler: T(F)ischgedeck, Installation, Linoldruck auf Stoff, Acryl und Ölpastellkreide auf Papier, Fotografie, Gedicht

Sarah Uffenbrink: Ameisenkopf aus der Serie „Ameisenepisode“, Acryl auf Pappe, Papier & Mehl-Wassergemisch, 34 x 32 x 18 cm

Cathrin Spönemann: Muy frágil, Acryl auf Leinwand, Modeliermasse, 120 x 80 cm

Melissa Jasmin Thiehoff: La Feria de Málaga, Spray, Acryl, Ölpastelkreide auf Leinwand, 64 x 90 cm & 80 x 120 cm

Es ist ein Augusttag, 7 Uhr in der Frühe, die Sonne klettert gerade zu den Bergwipfeln hinauf, ein lautes Donnern schneidet durch die immer noch warme Morgenluft – la gran traca final. Sie kündigt die übliche Ruhe an…

Im Schoße der andalusischen Abgeschiedenheit, umgeben von Natur, mediterraner Kultur und Lebensart, bloß mit einander als Gesellschaft, konnten fünf Student*innen der Kunst und des Textilen zwei Monate lang aus den Möglichkeiten der Molino Winkler, einer alten Mühle am Rande eines winzigen Bergdorfs, schöpfen. Wie die Einheimischen ihr Fest, beenden sie diese Reise feierlich mit einem (künstlerischen) Knallwerk, welches die gesammelten Eindrücke und Einsichten der Zeit in einer Ausstellung präsentiert. Die Gruppenschau bietet methodische und inhaltliche Variation: Malerei, Fotografie, Plastik, Textil, Video u. a. werden im Raum für Kunst gezeigt. Das Publikum ist dazu eingeladen, selbst zu erkunden, was sich hinter Schall und Rauch verbirgt.

Zum 31. Mal jährte sich im Sommer 2024 das Molino-Winkler-Stipendium, das in Würdigung der Lehrtätigkeit des Malers Professor Woldemar Winkler vergeben wird. Im Rahmen einer Förderung der Universität Paderborn, unterstützt durch die Familie Winkler-Mey, bringt das Stipendium eine kleine Schar von Studierenden der Fächer Kunst und Textil in die von Woldemar Winkler (1902-2004) zum Landsitz und Atelier ausgebaute alte Wassermühle im andalusischen Binnenland. In der Abgeschiedenheit bietet die Molino Winkler Möglichkeiten zur freien künstlerischen Entfaltung, die auch die diesjährigen Stipendiatinnen, Cathrin Spönemann, Isabel Fortmeier, Melissa Thiehoff, Sarah Uffenbrink und Pauline Keßler, intensiv genutzt haben. Die Ausstellung fand vom 24.5.-9.6.2024 im Raum für Kunst in Paderborn statt.

DIE SPRACHE DER DINGE

Mette Nogens: Großer, weicher Stacheldraht. Textil, 200 x 90 x 90 cm.

Daniel Sirko: Ohne Titel. Holz, Aluminium, ca. 120 x 50 x 70 cm.

Daniel Sirko: Ohne Titel. Kunststoff, ca. 165 x 50 x 60 cm.

Neija Bajric: Ohne Titel. Keramikfliesen, Haare, 75 x 75 x 9 cm.

Lina Müller: Ohne Titel. Wachs, ca. 70 x 30 x 30 cm.

Simona Furmann: Große Pinnadel. Pinnadel, 3D-Druck, Gips, 50 x 50 x 160 cm.

Lysug Bounketh: Widerstand aus Widerständen. Widerstände, ca. 40 x 40 x 70 cm.

Leonie Vivien Stengler: Ohne Titel. Gips, ca. 100 x 100 cm.

Katrin Sofie Vaal: Ohne Titel. Streichhölzer, Holzrahmen, Gips, 54 x 54 x 5 cm.

Anita Schäfers: Glasstuhl. 60 x 42 x 71 cm.

Ricarda Borgmann: Between Threads. Textil, Keramik, 70 x 55 x 55 cm.

„Was wäre, wenn die Dinge sprechen könnten? Was würden sie uns sagen? Oder sprechen sie schon und wir hören sie bloß nicht? Und wer wird sie übersetzen?“, fragt Walter Benjamin im Jahre 1916.

In diesem Seminar betrachten wir die Dinge, die uns umgeben, aus einer anderen Perspektive. Wir untersuchen die ‚Sprache‘ der Dinge und nehmen diese als Ausgangspunkt für bildhauerische Übersetzungs- und Umdeutungsprozesse.

Der gewöhnliche Gegenstand und gewöhnliche Materialien, die im Alltagsgebrauch einer festgelegten Zweckbestimmung unterliegen, werden zum Ausgangspunkt künstlerischer Transformationsprozesse. Dinge und Materialien werden dabei auf ihre konventionelle Funktionsweise hin befragt, im künstlerischen Transformationsprozess aus ihrem üblichen Verwendungszusammenhang herausgeholt und in neue Kontexte gesetzt, sodass Momente der Irritation und Erkenntnis entstehen. Durch die künstlerische Auseinandersetzung werden wir die Dinge dazu bringen, uns zu erzählen, was sie sind, zu was sie fähig sind und was sie werden können.

Dabei werden grundlegende bildhauerische Fragestellungen berührt: die Visualisierung von Materialeigenschaften, die Reflexion von Wert und Wertlosigkeit, die Funktionen und Verwendungsweisen von Dingen werden infrage gestellt, in neue Kontexte gesetzt etc. Im Fokus stehen unerwartete Entstehungsgeschichten im Dialog zwischen Material oder Ding und Agierendem im Prozess.

Mit diesen und weiteren Fragestellungen beschäftigen wir uns, indem zeitgenössische künstlerische Positionen (wie etwa Ai Weiwei, Tony Cragg oder Thomas Rentmeister) betrachtet und eigene künstlerisch-praktische Konzepte und Projekte entwickelt und realisiert werden.

Lehrende: Svenja Langer

SITE SPECIFIC SCULPTURE – RAUM SCHAFFT KUNST

Studierende der Universität Paderborn präsentieren ortsspezifische Skulpturen im und zum Raum für Kunst.

Zeichnungen und plastische Skizzen (links), Isabel Patricia Königs (rechts)

Esra Balrak (vorne), Carolin Isabell Lewandowsky (hinten), Fotografien: Antonia Klein (rechts)

Antonia Klein (links), Vivean Alhisswani (rechts), Fotografien: Julia Klewiado (links), Esra Balrak (hinten), Emma Richter (rechts)

Antonia Klein (vorne), Alica Axmann (mitte links), Natalie Neufeld (mitte rechts), Pauline Wichmann (hinten unten), Nico Heger (hinten oben), Fotografien: Julia Klewiado

Alica Axmann (links), Pauline Wichmann (rechts), Isabel Steinbach (hinten), Fotografien: Julia Klewiado, Antonia Klein

Emma Richter (links), Julia Klewiado (rechts), Fotografien: Julia Emmler (links), Emma Richter (mittig, rechts)

Julia Klewiado (links), Sarah Andrea Uffenbrink (rechts), Fotografien: Vivean Alhisswani (links), Sarah Andrea Uffenbrink (rechts)

Imke Andrea Ruhrmann

Site-Specific Sculpture ist ein Begriff, der verstärkt in den 60er Jahren im Kontext von Land Art, Installationskunst, Environments und Konzeptkunst auftaucht. Er bezeichnet solche bildhauerischen Projekte, die an einem oder für einen bestimmten Ort konzipiert werden und beinhaltet künstlerische Reaktionen auf bzw. Eingriffe in eine bestimmte Umgebung.

In einem kunstpraktischen Seminar unter der Leitung der Dozentin Svenja Langer haben 14 Studierende der Universität Paderborn ortsspezifische Skulpturen in bzw. zum Ort des ‚Raum für Kunst‘ in Paderborn konzipiert, welche vom 29. Juni bis zum 14. Juli in der Ausstellungshalle des Raum für Kunst präsentiert werden.

Zwischen zahlreichen gläsernen Neubauten im Herzen der Stadt Paderborn steht der Altbau des ‚Raum für Kunst‘ – ein Atelierhaus und Ausstellungsbetrieb im Gebäude der ehemaligen Dampf-Bäckerei der Familie Ostermann. Das unkonventionelle Gebäude sticht mit architektonischen Besonderheiten, denkmalgeschützten Elementen, dem Zahn der Zeit und etlichen Spuren der KünstlerInnen, die seit 1991 dort arbeiten und ausstellen, aus der unmittelbaren Umgebung heraus. Die Studierenden ließen sich durch diesen einzigartigen Ort inspirieren, um ortsspezifische Skulpturen zu entwickeln und schließlich vor Ort zu präsentieren.

Der Besonderheit des Ortes folgend ist die Ausstellungshalle alles andere als ein konventioneller White Cube und stellt eine spannende Herausforderung dar. Kuratorisches Regelwerk stößt hier schnell an seine Grenzen. Präsentiert wird ein kreativer Umgang in der Interaktion mit Kunst und Raum.

Die Studierenden laden herzlich dazu ein, in einen Dialog mit den Ergebnissen ihrer skulpturalen Reise in und zu einem außergewöhnlichen Ort zu treten.

Instagram: https://www.instagram.com/sitespecificsculpture/

Das Seminar- und Ausstellungsprojekt wird gefördert durch den Projektfonds „Wirken in die Region“ der Universität Paderborn und das Kulturamt der Stadt Paderborn.

Lehrende: Svenja Langer

„JEDEN TAG DAS GLEICHE…“

DER ALLTAG ALS AUSGANGSPUNKT FÜR BILDHAUERISCHE TRANSFORMATIONSPROZESSE

Greta Gerdes: Ohne Titel. Gips, Sprühfarbe, ca. 120 x 40 x 70 cm.

Jonna Dietz: Taschenmorphose. Jutebeutel, ca. 300 x 300 x 300 cm.

Kimberly Thater: Ohne Titel. Bank, Taubenabwehr Spikes, ca. 200 x 60 x 60 cm.

Angéla Komarowsky: Ohne Titel. Hängende Tischinstallation mit Alltagsgegenständen, ca. 120 x 80 x 300 cm.

Maya Martinova: Fisch. Metallassemblage, ca. 37 x 47 x 20 cm.

In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit dem Alltag. Mit Hilfe bildhauerischer Transformationsprozesse von alltäglichen Situationen und Alltagsgegenständen werden neue Perspektiven auf den persönlichen oder kollektiv geteilten Alltag generiert.

Ausgangspunkt können etwa alltägliche Situationen und Rituale, persönliche Verhaltensweisen, Zwänge oder Macken werden. Es können Situationen selbst bildhauerisch reflektiert werden, indem etwa das Zähne putzen, Kochen, ein bestimmter Sport, eine Spaziergehroute oder spezielle Kuriositäten für ein künstlerisches Konzept fruchtbar gemacht werden. So kann beispielsweise eine Tanzbewegung in einem weichen Material wie Ton eingeprägt werden, sodass eine neue, abstrakte Form entsteht. Bewegungsmuster im öffentlichen Raum können zum Ausgangspunkt für ein Mapping-Projekt werden. Alltägliche Situationen können auch mit alltäglichen Gegenständen in Verbindung stehen, welche wiederum bildhauerisch transformiert werden können. Der gewöhnliche Gegenstand, dem wir im Alltag normalerweise keinerlei Beachtung außerhalb zweckbestimmter Verwendungen zukommen lassen, wird dabei auf seine konventionelle Betrachtungsweise hin befragt und im künstlerischen Transformationsprozess aus seinem üblichen Zusammenhang herausgeholt, sodass Momente der Irritation und Erkenntnis entstehen. Im Fokus stehen unerwartete Entstehungsgeschichten im Dialog zwischen Material oder Ding und Agierendem im Prozess.

Lehrende: Svenja Langer

KERAMISKULPTUR

Dilara Gebeş: Ohne Titel. Keramik, Telefon, ca. 50 x 40 x 20 cm.

Maurice Sam: Ohne Titel. Keramik, Holz, ca. 200 x 80 x 60 cm.

Madeline Schütze: Ohne Titel. Keramik, Moos, ca. 200 x 150 x 15 cm.

Daniel Peters: Kettenhund. Keramik, Ketten, 70 x 20 x 22 cm.

Sinem Tasdemir: Papierschiff. Keramik, 20 x 10 x 9 cm.

Keramik und Skulptur werden nicht unbedingt zusammen gedacht, aber das Feld der keramischen Skulpturen ist breit gefächert und hochaktuell. Dabei kommen traditionelle Verfahren genauso zum Einsatz wie experimentelle, prozessbetonte Formen des Umgangs mit dem Material. Durch den Einsatz von Engoben und Glasuren bestehen umfangreiche Ausdrucksmöglichkeiten in dem Spanungsfeld von Form- und Farbgestaltung. Obwohl das Material und seine Verfahren so vielfältig sind, bleiben Assoziationen von Gebrauchskeramik und eine damit verbundene Skepsis gegenüber Keramik in der Skulptur bestehen und werden in Werken oftmals selbstreflexiv thematisiert.

In diesem Seminar findet eine intensive Auseinandersetzung mit der Rolle der Keramik in der Kunst sowohl in der Betrachtung exemplarischer Werke aus der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts als auch in der eigenen künstlerischen Arbeit statt. Das Seminar widmet sich verschiedenen Verfahren wie dem Modellieren, Aufbauen, Gießen und Abformen sowie der Oberflächengestaltung durch Engobieren und Glasieren und hinterfragt diese aus einer künstlerischen Perspektive nach neuen Möglichkeiten der Formfindung und Farbgestaltung.

Lehrende: Prof. Dr. Karina Pauls

SKULPTUR UND SOCKEL. SKULPTUR=SOCKEL?

Imke Ruhrmann: DisPlay. Holz, Plexiglas, Spionagefolie, 144 x 210 x 40 cm.

Anonym: Ohne Titel. Ventilator, Müllbeutel, Draht, 50 x 150 x 50 cm.

Rosa Bücker: Ceiling. Gips auf Holzsockel, ca. 150x100cm.

Wioletta Gorecki : Ohne Titel. Sperrholz, curvebendingmethode, 50 x 50 x 50 cm.

Nina Woltmann: Zwischen Skulptur und Sockel. KAPA-Platten, 200 x 40 x 40 cm.

Das Seminar befasst sich mit verschiedenen Konzeptionen aus der zeitgenössischen Kunst. Im Zentrum stehen jedoch die individuellen Arbeiten der Teilnehmenden sowie der Dialog, den die einzelnen Arbeiten mit einem vom gesamten Seminar entwickelten Raumkonzept einnehmen.

Der Sockel einer Skulptur ist mehr als nur eine bewährte Präsentationsform, er ist eine künstlerische Entscheidung. Wie sollen Betrachtende dem Werk begegnen? Soll eine Distanz geschaffen werden oder wird ein direkter Dialog zwischen Rezipient*innen und Werk angestrebt? Die Auseinandersetzungen mit der Sockel-Problematik führt auch zu Werken, in denen eine Unterscheidbarkeit zwischen Sockel und Werk aufgehoben wird, in denen aufwendige Displays Teil der Arbeit sind oder die Grenzen zwischen Skulptur, Sockel und Raum fließend definiert werden.

Lehrende: Prof. Dr. Karina Pauls

GE|GEN|STAND, DER (SUBST., M.)

NICHT NÄHER BESCHRIEBENE SACHE / DAS DING ALS MATERIAL IN DER KUNST

Ida Katharina Albers: Soak in Yellow, Bauschaum, grauer Kunstrasen, Karton, 87 x 46 x 52 cm.

Lina Kaliske: Ohne Titel. Einkaufswagen, Kettenglieder, gehäkelt. 106 x 60 x 100 cm.

Annika Dilara Bodemer: Ohne Titel, Klobürsten, Holztafeln, 70 x 50 x 45 cm.

Hedda Paula Mazanek: Ohne Titel. Kassenbons, ca. 250 x 60 x 30 cm.

Nina Woltmann: Ordnungskonzept „Regenschirm“. Regenschirm auf HD-Platte, ca. 55 x 120 x 3 cm.

Marie Relecker: Schwebende Dunkelheit. Glühbirnen, lichtabsorbierende Farbe, ca. 160 x 180 x 20 cm

„Die Stoffe der Natur und der Gesellschaft sind mannigfaltig bis ins Unbegrenzte.“
„Die verborgene Anstrengung der Kunst liegt […] darin, Stoffe, die stammeln oder in gewöhnlicher Erfahrung gar sprachlos sind, in beredte Medien zu verwandeln.“
John Dewey in: „Kunst als Erfahrung“ (1934)

Spätestens indem Marcel Duchamp im Jahre 1917 auf die geistreiche Idee kam, ein Männer-Pissoir aus dem Kontext des Badezimmers zu holen, es zu signieren und so in einem Museum als Exponat auszustellen, ist der gewöhnliche Gegenstand zu einem beliebten Material in der Skulptur des 21. Jahrhunderts geworden. Duchamps spitzfindiger Einfall beeinflusste eine Reihe von Künstlergenerationen: Dadaismus, Pop Art, Arte Povera, Junk Art, Prozesskunst, Spurensicherung, …

In diesem Seminar beschäftigen wir uns mit dem Alltagsgegenstand. Der gewöhnliche Gegenstand, dem wir im Alltag normalerweise keinerlei Beachtung außerhalb zweckbestimmter Verwendungen zukommen lassen, wird zum Ausgangspunkt künstlerischer Transformationsprozesse. Alltagsgegenstände werden dabei auf ihre konventionelle Funktionsweise hin befragt, im künstlerischen Transformationsprozess aus ihrem üblichen Verwendungszusammenhang herausgeholt, sodass Momente der Irritation und Erkenntnis entstehen. Durch die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Alltagsgegenstand werden wir die Dinge dazu bringen, uns zu erzählen, was sie sind, zu was sie fähig sind und was sie werden können.

Dabei werden grundlegende bildhauerische Fragestellungen berührt: die Visualisierung von Materialeigenschaften, die Reflexion von Wert und Wertlosigkeit, die Bedeutung von Alltagsgegenständen wird durch Umnutzung reflektiert, gewöhnliche Verwendungsweisen werden infrage gestellt etc. Im Fokus stehen unerwartete Entstehungsgeschichten im Dialog zwischen Material oder Ding und Agierendem im Prozess.

Lehrende: Svenja Langer