3D-DRUCK – industrieller Fertigungsprozess oder neues Medium der Kunst? Experimentelles Arbeiten mit einer innovativen Technik

Manuel Hess: Mnemosyne III. 3D-Druck, lackiert, 10 x 7 x 23 cm.

Lea Sophie Müßinger: Skulpturale Vase im Stil der 1980er Jahre. 3D-Druck, ca. 9,7 x 6,4 cm.

Conny Piontek: Ohne Titel. 3D-Druck aus weißem PLA, ca. 19 x 23 x 14cm.

Der 1830 geborene Francois Willème gilt als Wegbereiter des 3D-Drucks. Ausschlaggebend dafür war die Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert. Willème platzierte seine Modelle inmitten eines runden Raums, an dessen Wänden in gleichmäßigen Abständen Fotoapparate installiert waren. So gelang es ihm im übertragenen Sinne eine 360°-Momentaufnahme seines Modells zu fotografieren, welche mit einem simplen Trick in eine dreidimensionale Abbildung überführt wurde. Dass seine sogenannte Photoplastik auch noch in Gips oder Keramik von Angestellten ausgeführt werden konnte, machte sein Verfahren kommerzialisierbar und er konkurrierte unmittelbar mit herkömmlichen Bildhauerinnen. Zum weiteren Leidwesen jener war sein Fertigungsprozess schneller, preiswerter und sein Ergebnis von einer herkömmlichen Plastik nicht zu unterscheiden. Willèmes patentierte Technik steht der heutigen Fotogrammetrie nahe und die eben aufgezählten Vorteile seines Verfahrens sind ausschlaggebend für den Erfolg des 3D-Drucks. Beispielsweise sind Prototypen im Ingenieurswesen mit den heutigen 3D-Drucktechniken mit einem Bruchteil der ursprünglichen Kosten umsetzbar. Aber wo bleibt da die Kunst? Es ist geradezu paradox, dass die Kunst Oliver Larics Willèmes kommerzielles Verfahren der Photoplastik aufgreift und mit Hilfe des 3d-Scans in den postdigitalen Diskurs überträgt. Ebenso erforschen wir, wie man per 3D-Scan und digitalem Modellieren künstlerisch tätig wird. Gleichzeitig erhält man einen Einblick in die künstlerische Produktionsweise von Künstlerinnen, die sich mit 3D-Druck auseinandersetzen.
In der Lehrveranstaltung wird mit der Freeware Meshmixer auf dem eigenen Laptop gearbeitet, mit welcher 3D-Objekte modelliert werden. Weiterhin werden die Kunstwerke der Studierenden im 3DLab der Uni Paderborn gedruckt.

Lehrender: Thomas Musehold