Archiv der Kategorie: WISE 21/22

FIGUR – KÖRPER – RAUM

Imke Ruhrmann: Antwort 1. Schaumstoff, Gips, 110 x 70 x 60 cm.

Ayline Klenke: Ohne Titel. Metall, Epoxidharz, 40 x 20 x 15cm.   

Nina Wolf: Ohne Titel. Gips, Aluminiumdraht mit Fenstern, 66 x 24 x 45 cm.

Was ist Skulptur? In der zeitgenössischen Kunst spricht man von einem offenen Skulpturenbegriff, da sich die Ausdrucksformen des Skulpturen so sehr erweitert haben, dass eine klare Definition des Begriffes nicht mehr möglich erscheint. Skulptur ist also mehr als die figürliche Darstellung und zugleich arbeiten zeitgenössische Künstler wie beispielsweise Thomas Schütte in diesem traditionellen Feld und erweitern die Formsprache der Skulptur aus Bereich des Figürlichen heraus.
Fragen von Körper und Raum stellen sich aber auch in der Relation zwischen Skulptur und Betrachter. Dieser nimmt die Skulptur nicht nur optisch wahr, sondern tritt zu ihr in Beziehung, sodass auch die Körperwahrnehmung eine große Rolle spielt. In Arbeiten von Künstlern wie Franz West oder Rebecca Horn werden die Körper der Betrachtenden bzw. wird der Körper der Künstlerin zu einem Teil einer performativ abgelegten Auseinandersetzung mit Skulptur und Raum.
In diesem Seminar geht es um eine Annäherung an das weite Feld des Skulpturalen durch experimentelle Zugänge sowie durch die Vermittlung verschiedener Weg der Formfindung und der handwerklich-technischen Umsetzung künstlerischer Konzepte.

Lehrende: Prof. Dr. Karina Pauls

DAS DIGITALE – MATERIAL UND METAPHER

Hey speaker: Janna Matijevic. Stahl, Kissen, Seil.

Ohne Titel: Nada Maren Matijevic. Stahl, abgeschnittenes USB-Kabel.

WLAN: Marie Leichinger. Stahl.

Cookie: Celina Wulf. Bauschaum und Karte im Offset-Druck.

Selfie: Alexandra Diekhof. Tonkopf auf Eichenholzkorpus mit zwei gegenüber befestigten Spiegeln innen, Stahlgestell.

Im Seminar „Das Digitale – Material und Metapher in der Plastik“ (ENGLISCH: The Digital – Material and Metaphor in Sculpture) geht es um experimentelles kunstpraktisches Arbeiten im Bereich Bildhauerei.
Wie wird eine Wahrnehmung zu einer Idee und wie wird diese Idee zu einer plastischen Arbeit? Welchen Einfluss hat das Digitale auf den eigenen Schaffensprozess im kunstpraktischen Arbeiten? Wie werden gefundene und gemachte Objekte zu einer Installation im Raum?
Ausgehend von der eigenen Ideenfindung entfaltet sich die eigene künstlerische Arbeit, für die oftmals die Benutzung der Werkstätten hilfreich ist, um sich mit der für das Vorhaben notwendigen Technik beschäftigen zu können.
Parallel zu den eigenen Versuchen und Übungen wird ein breites Spektrum zeitgenössischer und historischer Positionen der Bildhauerei besprochen.
Ein wesentlicher Gedanke zeitgenössischer Positionen (z.B. Magali Reus, Camille Henrot, Lutz Bacher) stützt sich dabei auf die Vorstellung des „Digital First“ bzw. auf den sogenannten post-digitalen Ansatz.
Gemeint ist eine Welt, in der physische Objekte und konkrete Materialien im Raum für komplexe und in der Regel unsichtbare Mensch-Maschine Prozesse stehen, die oftmals Machine Learning und künstliche Intelligenz einbeziehen. Ganz verkürzt gesagt kann ein Stein oder ein Tonklumpen somit auch für etwas Virtuelles stehen, also für einen postdigitalen Prozess.
Das ‚Post‘- in Postdigital bezieht sich auf einen digitalen Prozess, der uns stillschweigend umgibt, ohne dass direkt ersichtlich ist, dass es sich eigentlich um einen vernetzten Computer handelt, der Daten irgendwo hin sendet (Beispiel: Der Alexa Lautsprecher ist zugleich wie ein „Verkäufer“, der zu Hause auf dem Sofa allen privaten Bedürfnissen lauscht und entsprechende Kaufvorschläge macht, basierend auf Milliarden ähnlicher Datensätze vergleichbarer Menschen. Im Raum ist er jedoch nur als Lautsprecher sichtbar).
Wenn somit alltägliche Objekte nicht mehr nur das sind, was sie vorgeben zu sein, dann betrifft dies mehr und mehr auch die Welt des künstlerischen Ausdrucks und ihre Reflexionsebene. Die alte poststrukturalistische Agenda wandert analog dazu ebenfalls in das Reich des Digitalen. Ihre Redeweise von „Brüchen“, „Chaos“, „Lücken“ oder „Ergänzungen“, die für die künstlerische Produktion und ihre Wahrnehmung so wesentlich sind, wird somit zur Metapher, die künstlich hergestellt werden muss (ähnlich wie der „Schreibtisch“ in der grafischen Benutzeroberfläche eines Computers, der als virtueller Tisch deklariert wird).
Wegen der Komplexität dieses Hintergrundwissens bilden Einfachheit und Intuition im kunstpraktischen Machen wertvolle Parameter für die eigene Herangehensweise gemäß der Frage: Was habe ich gesehen und wie kann ich es ganz praktisch in eine künstlerische Arbeit übersetzen?

Lehrender: Michael Heym