Archiv der Kategorie: SOSE 24

GLITCH. DIE KUNST DER STÖRUNG

Lisa Rempe: Aura #01, Acryl auf Leinwand, 90 x 120 cm

Seit Beginn der Corona-Pandemie, sind sie wohl den meisten Menschen vertraut: Videocalls bei schlechtem Empfang mit dazugehörigen eingefrorenen oder ruckelnden Bildern. Diese sich bewegenden Pixelhaufen, von digitalen Streifen durchsetzte Bildwelten, begleitet von zerhackten Audiospuren, sind nur die letzten, durch technische Erneuerungen möglich gemachten Fehler, die ihren Weg in die bildende Kunst finden.

Adele Kleim: Hochwassermeldung, Acryl auf Leinwand, 80 x 120 cm

Der in den 1950er Jahren erstmals von Radio- und Fernsehtechniker:innen genutzte Terminus Glitch (frühneuhochdeutsch „glitschen“ – gleiten, gleiten lassen – oder jiddisch „gletshn“ – rutschen, weggleiten) wird genutzt, um jegliche Art von digitalen oder analogen Fehlern, die durch korrumpierte digitale Codes/Daten oder durch physische Manipulationen elektronischer Geräte entstehen, zu beschreiben. „Die Wurzeln technischer Glitches gehen bereits auf die Frühzeit der Fotografie zurück; sie nehmen als künstlerische Gegenbewegung zu anerkannten Ausdrucksformen ihren Verlauf von der Fotografie über den Avantgardefilm, Video- und Soundkunst bis hin zu den digitalen Bildmedien und der Netzkunst, indem Bildstörungen bewusst provoziert oder gezielt programmiert werden.“ (zit. nach „Glitch. Die Kunst der Störung“, Pinakothek der Moderne, München, https://www.pinakothek-der-moderne.de/ausstellungen/glitch/).

In diesem Seminar wollen wir die produktive Kraft dieser meist in der Medienkunst verorteten Glitches in der Malerei suchen. Wir wollen Fehler bewusst provozieren und uns mit dem Pinsel zwischen Destabilisierung und Rückgewinnung von Kontrolle bewegen. Was kann uns an der Ästhetik von Fehlern reizen? Wie können technische Fehler in der Malerei bewusst herbeigeführt werden? Und wofür könnten diese Fehler stehen?

Lehrender: Prof. Max Schulze

Emma Richter: o.T., Acryl auf Karton, 42 x 30 cm

Johanna Varuna Hellmann: o.T., Digitaldruck und Strumpfhose auf Pape auf Papier, 20 x 30 cm

Nathalie Wolke: o.T., Acryl, Hartfett, Ölfarbe auf Leinwand, 30 x 40 cm

Sarah Leifels: Glitching Self I, Acryl auf Leinwand, 60 x 80 cm

MOLINO 2024 – LA GRAN TRACA FINAL

Cathrin Spönemann, Isabel Fortmeier, Melissa Thiehoff, Sarah Uffenbrink, Pauline Keßler

Cathrin Spönemann: El llamado de la mantana, Fotografie, Acryl auf Baumwolle

Melissa Jasmin Thiehoff: Trash I-III, Aquarell und Linoldruck auf Papier; ohne Titel: Plastik und Nylonfaden

Pauline Keßler: T(F)ischgedeck, Installation, Linoldruck auf Stoff, Acryl und Ölpastellkreide auf Papier, Fotografie, Gedicht

Sarah Uffenbrink: Ameisenkopf aus der Serie „Ameisenepisode“, Acryl auf Pappe, Papier & Mehl-Wassergemisch, 34 x 32 x 18 cm

Cathrin Spönemann: Muy frágil, Acryl auf Leinwand, Modeliermasse, 120 x 80 cm

Melissa Jasmin Thiehoff: La Feria de Málaga, Spray, Acryl, Ölpastelkreide auf Leinwand, 64 x 90 cm & 80 x 120 cm

Es ist ein Augusttag, 7 Uhr in der Frühe, die Sonne klettert gerade zu den Bergwipfeln hinauf, ein lautes Donnern schneidet durch die immer noch warme Morgenluft – la gran traca final. Sie kündigt die übliche Ruhe an…

Im Schoße der andalusischen Abgeschiedenheit, umgeben von Natur, mediterraner Kultur und Lebensart, bloß mit einander als Gesellschaft, konnten fünf Student*innen der Kunst und des Textilen zwei Monate lang aus den Möglichkeiten der Molino Winkler, einer alten Mühle am Rande eines winzigen Bergdorfs, schöpfen. Wie die Einheimischen ihr Fest, beenden sie diese Reise feierlich mit einem (künstlerischen) Knallwerk, welches die gesammelten Eindrücke und Einsichten der Zeit in einer Ausstellung präsentiert. Die Gruppenschau bietet methodische und inhaltliche Variation: Malerei, Fotografie, Plastik, Textil, Video u. a. werden im Raum für Kunst gezeigt. Das Publikum ist dazu eingeladen, selbst zu erkunden, was sich hinter Schall und Rauch verbirgt.

Zum 31. Mal jährte sich im Sommer 2024 das Molino-Winkler-Stipendium, das in Würdigung der Lehrtätigkeit des Malers Professor Woldemar Winkler vergeben wird. Im Rahmen einer Förderung der Universität Paderborn, unterstützt durch die Familie Winkler-Mey, bringt das Stipendium eine kleine Schar von Studierenden der Fächer Kunst und Textil in die von Woldemar Winkler (1902-2004) zum Landsitz und Atelier ausgebaute alte Wassermühle im andalusischen Binnenland. In der Abgeschiedenheit bietet die Molino Winkler Möglichkeiten zur freien künstlerischen Entfaltung, die auch die diesjährigen Stipendiatinnen, Cathrin Spönemann, Isabel Fortmeier, Melissa Thiehoff, Sarah Uffenbrink und Pauline Keßler, intensiv genutzt haben. Die Ausstellung fand vom 24.5.-9.6.2024 im Raum für Kunst in Paderborn statt.

DIE SPRACHE DER DINGE

Mette Nogens: Großer, weicher Stacheldraht. Textil, 200 x 90 x 90 cm.

Daniel Sirko: Ohne Titel. Holz, Aluminium, ca. 120 x 50 x 70 cm.

Daniel Sirko: Ohne Titel. Kunststoff, ca. 165 x 50 x 60 cm.

Neija Bajric: Ohne Titel. Keramikfliesen, Haare, 75 x 75 x 9 cm.

Lina Müller: Ohne Titel. Wachs, ca. 70 x 30 x 30 cm.

Simona Furmann: Große Pinnadel. Pinnadel, 3D-Druck, Gips, 50 x 50 x 160 cm.

Lysug Bounketh: Widerstand aus Widerständen. Widerstände, ca. 40 x 40 x 70 cm.

Leonie Vivien Stengler: Ohne Titel. Gips, ca. 100 x 100 cm.

Katrin Sofie Vaal: Ohne Titel. Streichhölzer, Holzrahmen, Gips, 54 x 54 x 5 cm.

Anita Schäfers: Glasstuhl. 60 x 42 x 71 cm.

Ricarda Borgmann: Between Threads. Textil, Keramik, 70 x 55 x 55 cm.

„Was wäre, wenn die Dinge sprechen könnten? Was würden sie uns sagen? Oder sprechen sie schon und wir hören sie bloß nicht? Und wer wird sie übersetzen?“, fragt Walter Benjamin im Jahre 1916.

In diesem Seminar betrachten wir die Dinge, die uns umgeben, aus einer anderen Perspektive. Wir untersuchen die ‚Sprache‘ der Dinge und nehmen diese als Ausgangspunkt für bildhauerische Übersetzungs- und Umdeutungsprozesse.

Der gewöhnliche Gegenstand und gewöhnliche Materialien, die im Alltagsgebrauch einer festgelegten Zweckbestimmung unterliegen, werden zum Ausgangspunkt künstlerischer Transformationsprozesse. Dinge und Materialien werden dabei auf ihre konventionelle Funktionsweise hin befragt, im künstlerischen Transformationsprozess aus ihrem üblichen Verwendungszusammenhang herausgeholt und in neue Kontexte gesetzt, sodass Momente der Irritation und Erkenntnis entstehen. Durch die künstlerische Auseinandersetzung werden wir die Dinge dazu bringen, uns zu erzählen, was sie sind, zu was sie fähig sind und was sie werden können.

Dabei werden grundlegende bildhauerische Fragestellungen berührt: die Visualisierung von Materialeigenschaften, die Reflexion von Wert und Wertlosigkeit, die Funktionen und Verwendungsweisen von Dingen werden infrage gestellt, in neue Kontexte gesetzt etc. Im Fokus stehen unerwartete Entstehungsgeschichten im Dialog zwischen Material oder Ding und Agierendem im Prozess.

Mit diesen und weiteren Fragestellungen beschäftigen wir uns, indem zeitgenössische künstlerische Positionen (wie etwa Ai Weiwei, Tony Cragg oder Thomas Rentmeister) betrachtet und eigene künstlerisch-praktische Konzepte und Projekte entwickelt und realisiert werden.

Lehrende: Svenja Langer

SITE SPECIFIC SCULPTURE – RAUM SCHAFFT KUNST

Studierende der Universität Paderborn präsentieren ortsspezifische Skulpturen im und zum Raum für Kunst.

Zeichnungen und plastische Skizzen (links), Isabel Patricia Königs (rechts)

Esra Balrak (vorne), Carolin Isabell Lewandowsky (hinten), Fotografien: Antonia Klein (rechts)

Antonia Klein (links), Vivean Alhisswani (rechts), Fotografien: Julia Klewiado (links), Esra Balrak (hinten), Emma Richter (rechts)

Antonia Klein (vorne), Alica Axmann (mitte links), Natalie Neufeld (mitte rechts), Pauline Wichmann (hinten unten), Nico Heger (hinten oben), Fotografien: Julia Klewiado

Alica Axmann (links), Pauline Wichmann (rechts), Isabel Steinbach (hinten), Fotografien: Julia Klewiado, Antonia Klein

Emma Richter (links), Julia Klewiado (rechts), Fotografien: Julia Emmler (links), Emma Richter (mittig, rechts)

Julia Klewiado (links), Sarah Andrea Uffenbrink (rechts), Fotografien: Vivean Alhisswani (links), Sarah Andrea Uffenbrink (rechts)

Imke Andrea Ruhrmann

Site-Specific Sculpture ist ein Begriff, der verstärkt in den 60er Jahren im Kontext von Land Art, Installationskunst, Environments und Konzeptkunst auftaucht. Er bezeichnet solche bildhauerischen Projekte, die an einem oder für einen bestimmten Ort konzipiert werden und beinhaltet künstlerische Reaktionen auf bzw. Eingriffe in eine bestimmte Umgebung.

In einem kunstpraktischen Seminar unter der Leitung der Dozentin Svenja Langer haben 14 Studierende der Universität Paderborn ortsspezifische Skulpturen in bzw. zum Ort des ‚Raum für Kunst‘ in Paderborn konzipiert, welche vom 29. Juni bis zum 14. Juli in der Ausstellungshalle des Raum für Kunst präsentiert werden.

Zwischen zahlreichen gläsernen Neubauten im Herzen der Stadt Paderborn steht der Altbau des ‚Raum für Kunst‘ – ein Atelierhaus und Ausstellungsbetrieb im Gebäude der ehemaligen Dampf-Bäckerei der Familie Ostermann. Das unkonventionelle Gebäude sticht mit architektonischen Besonderheiten, denkmalgeschützten Elementen, dem Zahn der Zeit und etlichen Spuren der KünstlerInnen, die seit 1991 dort arbeiten und ausstellen, aus der unmittelbaren Umgebung heraus. Die Studierenden ließen sich durch diesen einzigartigen Ort inspirieren, um ortsspezifische Skulpturen zu entwickeln und schließlich vor Ort zu präsentieren.

Der Besonderheit des Ortes folgend ist die Ausstellungshalle alles andere als ein konventioneller White Cube und stellt eine spannende Herausforderung dar. Kuratorisches Regelwerk stößt hier schnell an seine Grenzen. Präsentiert wird ein kreativer Umgang in der Interaktion mit Kunst und Raum.

Die Studierenden laden herzlich dazu ein, in einen Dialog mit den Ergebnissen ihrer skulpturalen Reise in und zu einem außergewöhnlichen Ort zu treten.

Instagram: https://www.instagram.com/sitespecificsculpture/

Das Seminar- und Ausstellungsprojekt wird gefördert durch den Projektfonds „Wirken in die Region“ der Universität Paderborn und das Kulturamt der Stadt Paderborn.

Lehrende: Svenja Langer