Archiv der Kategorie: MALEREI

MALEREI vs. SIEBDRUCK / SIEBDRUCK vs. MALEREI

Ricarda Bette: o.T., 2022, Siebdruck, Malerei, Acrylfarben, 72 x 51 cm

Silke Lamers: ohne Titel, 2022, Sprühfarbe, Acylfarbe und Siebdruck, 59,7 x 42 cm

Jessica Helfrich: o.T., 2022, Sprühfarbe, Acryl und Siebdruck auf Papier, 50 x 70 cm

Adele Kleim: o.T., 2022, Acylfarbe und Siebdruck auf Papier, 84 x 60 cm

Sabrina Kleine: o.T., 2022, Acryl, Sprühfarben und Siebdruck auf Papier, 65 x 50 cm

Die Technik des Siebdrucks und die Malerei führen seit mindestens 70 Jahren eine anhaltende Liaison. Seit Andy Warhol in den frühen 1960er Jahren anfing Motive aus Kinoheften, Zeitschriften, Magazinen oder der Werbung als Material für seine Bilder zu verwenden, ist die Verbindung dieser beiden Techniken als Bestandteil der bildenden Kunst akzeptiert. Die serielle Wiederholung von weit verbreiteten, vertrauten Motiven sind Ausgangspunkt für Warhols Bilder. Von diesen Motiven ließ er Siebvorlagen herstellen, die er dann seriell wiederholte „Ich liebe es, das Gleiche immer und immer wieder zu tun“. Ein typischer Werktitel jener Zeit lautet Thirty Are Better Than One: Eine Postkarte der Mona Lisa wurde dreißigmal auf der Leinwand vervielfältigt und war daher besser als nur eine – das Original zählt weniger als die quantitative Vervielfältigung.
Christopher Wool hingegen benutzt den Siebdruck um Bilder seines Frühwerks auf Leinwand zu drucken. Dieser Ausgangspunkt für neue Bilder wird mit wilden Linien per Farbpistole und schwarzer Farbe über die Drucke gesprüht und danach teilweise wieder ausgewischt. Dabei wird die Grobrasterung als nicht zu übersehendes Grundmuster miteinbezogen. Als „Übermalung, Auslöschung, Überlagerung von nicht aufeinanderpassenden Schichten malerischen Niederschlags“ beschreibt Joao Fernandes, Direktor des Museu Serralves in Porto die Technik Wools. Christopher Wool untersucht damit Prozess und Eigenschaften von Malerei. Indem er physische und kompositorische Mittel zunehmend reduziert und mit unterschiedlichen Mal- als auch Reproduktionstechniken experimentiert, erweitert er kontinuierlich den Begriff dieses Mediums. In dem Blockseminar werden wir an der Verbindung von Malerei und Siebdruck arbeiten. Siebdruckvorlagen herstellen, drucken, mit Malerei erweitern und falls notwendig wieder überdrucken.

Lehrender: Prof. Max Schulze

KUNSTPRAKTISCHE BACHELORARBEIT VON MELISSA JASMIN THIEHOFF

Invasion der Wirbellosen. Eine malerische Auseinandersetzung mit dem Ekel vor niederen Tieren

Melissa Jasmin Thiehoff: Ohne Titel (Bild zum Ekel vor Mücken), 2021, Acryl auf Leinwand, 84 x 60 cm

Melissa Jasmin Thiehoff: Ohne Titel (Bild zum Ekel vor Kleidermotten), 2021, Acryl auf Leinwand, 105 x 110 cm

Melissa Jasmin Thiehoff: Ohne Titel (Bild zum Ekel vor der Gemeinen Florfliege), 2021, Acryl auf Leinwand, 118 x 84 cm

Melissa Jasmin Thiehoff: Ohne Titel (Bild zum Ekel vor der Gemeinen Florfliege), 2021, Acryl auf Leinwand (Detail)

Melissa Jasmin Thiehoff: Ohne Titel (Bild zum Ekel vor den Raupen der Apfelgespinstmotte), 2021, Acryl auf Leinwand (Detail)

Während die einen als wahre Helden der Natur gefeiert werden und die anderen rundum unser Wohlgefallen genießen, gibt es viele verschiedene Arten, die von uns Menschen gefürchtet und verabscheut werden.¹ Der Ekel vor sogenannten „Krabbeltieren“ wurde und wird in der Kunst immer wieder und in unterschiedlichsten Formen behandelt und verarbeitet. Oft widmen sich Künstler:innen dem Thema ausgehend von der eigenen Angst oder einer erlebten Situationen heraus. So entstand auch mein Interesse, spezielle Aversionen von Menschen gegen Insekten und anderen niederen Tieren näher zu betrachten, aus meinem eigenen Ekel vor Raupen. Warum genau ich mich vor Raupen ekel, weiß ich nicht. Es liegt, wie es das folgende Zitat deutlich macht, wahrscheinlich in der Sache selbst: 

Was nun die Ekelhaftigkeit des Ungeziefers im allgemeinen [sic!] bedingt, ist ein Zusammenwirken mehrerer Motive […]. Es sind dies: Das Kriechen, Kleben, »Bekleben« der Umgebung […]; das Gewimmel und Gekribbel, das Phänomen eines zusammenhängend wimmelnden Gemisches […]; überhaupt der merkwürdig »kalte« Zug dieser ruhelosen, nervösen, sich windenden, zuckenden Vitalität, als wäre das alles ein abstrakter, irgendwie demonstrativer »Lebenstanz« ohne angemessene »Lebenswärme«, ohne inneren Gehalt des Lebens; endlich aber der tückisch-aggressive Zug bei den meisten der besagten Lebewesen. […] Das besondere Scharfe, Lebhafte dieser Ekelsart stammt wohl aus der Tatsache der Beweglichkeit, Aggressivität (nicht aber: Gefährlichkeit) des Gegenstandes, dem Bewußtsein [sic!] »Es könne leicht zur Berührung damit kommen«.² 

Während das Betrachten eines ekelerregenden Tieres schon oft Herausforderung genug ist, ist die Vorstellung von der Berührung unvorstellbar. Die Imagination, Raupen würden auf meiner nackten Haut herumkrabbeln, war Ausgangspunkt für meine malerische Arbeit Feindliche Übernahme. Anknüpfend an jene Arbeit, die meinen Ekel für andere zugänglich und nachvollziehbar machen sollte, werden in dieser malerischen Auseinandersetzung Menschen aus meinem Umfeld sowie erneut ich selbst mit verschiedenen, ganz persönlichen Ängsten und ekelhervorrufenden Tieren konfrontiert. 

Entstanden sind elf Acrylgemälde, in denen die dargestellten Personen der schutzlosen Invasion der wirbellosen Tiere ausgesetzt sind.  Die entstandenen Werke der Serie Invasion der Wirbellosen lassen sich dazu in „vier Phasen der Invasion“ unterteilen: das unwissende Opfer, Einschleichen & Verstecken, Eindringen & Angriff und Invasion des Feindes. 

¹ Vgl. Baumann 2012  – Baumann, Günter (2012): Von Schmetterlingen und Donnerdrachen: Insekten in der Gegen-wartskunst. Portal Kunstgeschichte. Abgerufen von https://www.portalkunstgeschichte.de/meldung/von_schmetterlingen_und_donnerdr-5107.html am 19.08.21. 

² Kolnai 2008, S.34f.  – Kolnai, Aurel (2008): Ekel, Hochmut, Haß: zur Phänomenologie feindlicher Gefühle (Orig.-Ausg., 1. Auflage). Frankfurt am Main: Suhrkamp. 

Out now for free! Die 1., 2. und 3. Postkarten Edition der Kunstpraxis (Malerei/Grafik)  mit kunstpraktischen Arbeiten der Kunststudierenden des Lehrstuhls für Malerei im Fach Kunst an der Universität Paderborn. Mit je 20 Motiven in einer Auflage von 1.000 Exemplaren sind die Postkarten nun im Silo und in der Villa zu finden.

MOLINO 2020 – DULCE ES DULCE

v. l. n. r. Alina Maier: o. T. Sprühfarben auf Papier; Quang Tran: Forever Dumb, Acryl und Sprühfarben auf Leinwand, 130 x 150 cm; Alina Maier: o. T. Sprühfarben auf Nesselstoff, 130 x 150 cm.

Die Ausstellung der Molino-Winkler Stipendiat:innen 2020 zeigt Auseinandersetzungen mit dem eigenen Selbst, die in völliger Abgeschiedenheit und unter ganz neuen Einflüssen passieren durften. Vier verschiedene künstlerische Sprachen sind dabei aufeinandergetroffen und durften sich gegenseitig zu verstehen versuchen. So verschieden die Stipendiat:innen Paulina Amelie Holtz, Lena Keller, Alina Maier und Quang Tran, so verschieden auch ihre Prozesse, die in der diesjährigen Ausstellung im Raum für Kunst zu sehen sind.

o. T. Acryl auf Nesselstoff, 130 x 150 cm

v. l. n. r. Quang Tran: Aquamaria, Acryl und Perlfaser auf Leinwand, 60 x 80 cm; Paulina Amelie Holtz: o. T., Linolschnitt, 29,5 x 29,5 cm; o. T., Acryl auf Malpappe, 29,5 x 29,5 cm; Paulina Amelie Holtz: o. T., Tusche auf Papier, 29,7 x 21 cm; o. T., Mixed Media, 29,7 x 21 cm.

v. l. n. r. Quang Tran: Brooklyn Zoo, Acryl auf Leinwand, 50 x 70 cm; Quang Tran: Azure Height, Acryl und shibori auf Leinwand, 40 x 50 cm; Alina Maier: o. T. Acryl und Sprühfarben auf Leinwand, 90 x 110 cm

o. T., Mixed Media, 29,7 x 42 cm; Paulina Amelie Holtz: o. T., Tusche auf Papier, 21 x 29,7 cm

Zum 27. Mal jährte sich im Sommer 2020 das Molino-Winkler-Stipendium, das in Würdigung der Lehrtätigkeit des Malers Professor Woldemar Winkler vergeben wird. Im Rahmen einer Kooperation der Sparkasse Gütersloh und der Universität Paderborn, unterstützt durch die Familie Winkler-Mey, bringt das Stipendium eine kleine Schar von Studierenden in die von Woldemar Winkler (1902-2004) zum Landsitz und Atelier ausgebaute alte Wassermühle im andalusischen Binnenland. Trotz Corona Sommer 2020 waren die vier Stipendiat:innen vor Ort und produktiv.

EINFÜHRUNG IN DIE MALEREI – SEIFENBLASEN

Janna Matijevic: Seifenblasen.

Isabel Steinbach: Seifenblasen, Acryl auf Papier, 59 x 42 cm

Emma Richter: o. T. Acryl auf Papier, 29,7 x 42 cm

Im Seminar werden neben den Grundlagen der Maltechnik und dem Umgang mit dem Ausdrucksmittel Farbe die Handhabung der verschiedenen Materialien erörtert und erprobt: das Vorbereiten von Malgründen, das Aufspannen und Grundieren von Leinwänden, das Präparieren von Papier für die weitere Nutzung als Bildträger, das Mischen von Farbe und der Einsatz von Malmitteln. Das Experimentieren mit Farbe, die Wahrnehmung eigener Interessen und Fähigkeiten und das Erarbeiten von Inspirationsquellen, die im künstlerischen Schaffensprozess zur Themenfindung beitragen können, haben das Ziel eine eigene Bildvorstellung zu entwickeln und auszuarbeiten.

Lehrender: Prof. Max Schulze

SPRÜHFARBEN-MALEREI

Clara Bodenstaff: Warten

Gülcan Colban: Porträt Rausch, Sprühfarben

Frederike Lampe: Mensch im Garten, Sprühfarben auf Papier

Chiara Lappe: light, Sprühfarben auf Papier

Adele Kleim: Der Weinabend, Sprühfarben auf Papier.

Seit die Farbspraydose gegen Ende der 1950er Jahre in den USA in Serienreife ging, und sich rasch über die ganze Welt ausbreitete, war sie für avantgardistische Künstler*innen die nach neuen, noch nicht tradierten und antielitären Instrumenten und Techniken suchen, eine Möglichkeit zu neuen Bildern zu gelangen. #Dabei wird die Farb- bzw. Lackspraydose zunächst nicht für bildende Künstler als mögliche Zielgruppe gedacht und entwickelt. Sie ist bis in die frühen 1990er Jahre für der Kunst ferne Anwendungsbereiche konzipiert. Erhältlich war sie nur in Autohäusern, KFZ-Werkstätten und Baumärkten. Gerade dieser Anti-Akademische Zusammenhang, gepaart mit den spezifischen Eigenheiten des Farbauftrags, eröffneten der so oft totgesagten Malerei neue Wege.
Gerade in den letzten Jahren gibt es in den Sozialen Netzwerken eine Flut von mit Dose gemalten Bildern auf Leinwand zu sehen. Auffallend an ihnen ist, das sie die über viele Jahre beherrschenden Styles und malerischen Regeln des Graffiti hinter sich lassen und scheinbar völlig frei von diesen Regeln versuchen, im klassischen Sinn „zu malen“.

Lehrender: Prof. Max Schulze

HEROINE – ABOUT FEMINISM AND PAINTING

Pauline Kessler: S.L.U.T., Acryl auf Papier, 29,4 x 41,7 cm

Jennifer Zittlau: rasende Angst, 2021, Acryl auf Leinwand, 50 x 40 cm

Sarah Uffenbrink: Fine Duplex, Fire Dot 4 & Fire Dot Circle, Acryl auf Holz

Anonym: ‚o.T.“, 75 x 115 cm

Marcella Abdalla: ‚Zoe Kravitz‘ aus der Vulvenmünder-Reihe, Aquarell auf Papier, DIN A3

Der Feminismus ist in der Popkultur angekommen. Spätestens damit, dass Beyoncé ihn zu vermarkten weiß. In der 4. Welle des Feminismus zeigt sich eine große Diversität an Strömungen.
In der Malerei ist der Kampf um Gleichberechtigung schon frühzeitig zu finden. Artemisia Gentileschi sprengte die Normen Ihrer Zeit. Um 1620 malte Sie ein Bild, das Bände spricht: ihre Judith köpft kraftvoll den Holofernes; das Blut spritzt und der Mann ist entmachtet. Sie kämpft sich aus den vorgeschriebenen Sujets für Malerinnen heraus und wählt sich selbstbestimmte Frauen als Motiv statt den üblichen Blumenstillleben. Sie platziert den Ekel im Gesicht der Judith, um ihr Gleichnis nicht mit einem Ausdruck der Schönheit zu verharmlosen. Das Ideal der passiven, sich rekelnden Muse sucht man vergebens in ihren Bildern. Artemisia Gentileschi wurde erfolgreich wiederentdeckt, doch viele die vor und nach ihr kamen sind dem patriarchalen Vergessen der Kunstgeschichte zu Opfer gefallen.
In den 1980er Jahren stellte man fest, dass sich Hilma af Klint sogar vor Picasso der Abstraktion bediente. Heutzutage widmen sich ihr große Ausstellungshäuser. Doch hilft es nicht, dass Feminismus im Trend steht, um tatsächliche Veränderungen in der Gesellschaft anzukurbeln. Noch immer werden die wichtigen Einzelausstellungen der Museen vermehrt an weiße „CIS-Männer“ vergeben. Der Slogan der Guerrilla Girls „Do Women Have To Be Naked To Get Into the Met. Museum?“ von 1989 hat seine Wucht nicht verloren.
Wie gehen wir heute in der Kunst mit traditionellen Geschlechterrollen und Diskriminierungen um? Mittels einer malerischen Auseinandersetzung wollen wir uns einem der wichtigsten Themen der Zeit widmen und herausfinden, wie man dem Kampf um Gleichberechtigung ein starkes Bild geben kann. In Gruppengesprächen werden mit den Teilnehmer*innen Arbeitsschritte reflektiert und Bildthemen hinterfragt. Anhand ausgewählter, zeitgenössischer Positionen soll dabei das visuelle Vorstellungsvermögen erweitert werden. Im Zusammenhang des Seminars ist ein virtuelles Ateliergespräch mit einer aktuellen Künstlerin geplant, das Einblicke in neue Arbeits- und Denkprozesse bieten soll.

Lehrende: Carolin Israel

SPEED – GESCHWINDIGKEIT UND MALEREI

Henri Vogt: o. T. Öl auf Papier, 42 x 60 cm.

Mailynn Götz: o. T. Malerei auf Papier, 43,5 x 60 cm.

Sarah Leifels: Skizze auf Papier, A3.

Marie Ahlemeyer: o. T. Acryl auf Papier, 70 x 50 cm.

Emma Wagner: o. T. Malerei auf Leinwand, 59,4 x 42 cm.

Ein Thema, das die Malerei schon lange beschäftigt, ist die Wiedergabe von Zeit, Geschwindigkeit, Beschleunigung und Bewegung. Spätestens seit Filippo Tommaso Marinetti im Gründungsmanifest der Futuristen von 1909 die Schönheit der Geschwindigkeit als eine neue Herrlichkeit der Welt benennt, gibt es den expliziten Versuch diese als Thema in der Malerei zu verorten. Über Jackson Pollock oder Georges Mathieu und dem Action Painting bis zu aktuellen Konzepten wie dem Speed Painting, bei dem versucht wird mit wenig Pinselstrichen möglichst effizient ein Bild herzustellen, geht es darum, den schnellen Moment einzufangen.
Aufgrund des statischen Charakters eines Bildes ist die einzige Möglichkeit der Darstellung dieser Phänomene, sich auf Zustände, Augenblicke oder Zeitpunkte zu beschränken. Dabei muss der prägnanteste Augenblick gewählt werden. Interessant dabei ist die Frage, worauf man den Fokus legt: malt der Kunstschaffende schnell etwas Schnelles – z.B. eine schnelle Bewegung als Motiv, eine dynamische Situation – oder malt er schnell etwas Langsames – z.B. ein Stillleben – oder malt er langsam etwas Schnelles oder langsam etwas Langsames.
In der heutigen Zeit, in der die Geschwindigkeit digitaler Medien die Wahrnehmung von Bildern grundlegend verändert hat, wollen wir versuchen, malerische Lösungen zu entwickeln, die den Aspekt der Bewegung berücksichtigen.

Lehrender: Prof. Max Schulze

AGITROP – EINE GENERATION MELDET SICH ZU WORT

Quang Tran: Leg dein Ohr auf die Schiene der Geschichte. Acryl auf Leinwand, 100 x 70 cm.

Hilal Mert

Monika Friedrich: Picture Taxi. Acryl auf Pizzakarton, 42 x 73 cm.

Marietta Mann: Der weibliche Fortpflanzungsapparat. Acryl auf Leinwand, 150 x 100 cm.

Die 18. Shell-Jugendstudie von 2019 trägt den Untertitel „Eine Generation meldet sich zu Wort“. Die junge Generation benennt wieder nachdrücklicher eigene Ansprüche, insbesondere hinsichtlich der Gestaltung der Zukunft der Gesellschaft und fordert vermehrt aktiv ein, dass bereits heute dafür, die aus ihrer Sicht erforderlichen Weichenstellungen vorgenommen werden. Als zukunftsrelevante Themen haben vor allem Umweltschutz und Klimawandel erheblich an Bedeutung gewonnen. Sie bilden Kristallisationspunkte sowohl für die Artikulation der Forderung nach Mitsprache als auch für die Handlungsaufforderung, die an die älteren Generationen gerichtet ist, insbesondere an die Politikerinnen und Politiker.  Die letzten Jahre werden einerseits als eine Art bleierne Zeit, einem Neo-Biedermeier, in dem der Rückzug ins Private eine starke Rolle gespielt hat, beschrieben. Gleichzeitig finden aber viele politische wie soziale Erruptionen statt: Anti-Brexit-Kampagnen, Anti-Trump-Proteste, Fridays for Future, Anti-G20-Gipfel-Proteste, Black Lives Matter oder MeToo sind Themen, die auch die sogenannte Generation Z bewegen und wieder auf die Straße treiben. Dabei stellt sich die Frage, mit welchen Bildern dieser Protest geführt werden kann. Wie könnte ein bildnerischer Aufruf zur gesellschaftlichen Veränderung heute aussehen? Müssen es Plakate, Banner, Drucke, Aufkleber, digitale Aktionen sein oder könnte es auch ein gemaltes Bild auf Leinwand sein? Dabei geht es nicht um die Darstellung einer Utopie, sondern um Eure ganz aktuellen Interessen. Die Kunst kann hierbei Diskurse auf ihre ganz eigene Art bearbeiten und Denkanstöße liefern, Erfahrungen und Sinneswahrnehmungen mitgeben, die in der Lage sind, Themen freier zu denken, ganz andere Prozesse anzustoßen oder auch Themen ansprechen, für die es an anderer Stelle keine Öffentlichkeit gibt.

Lehrender: Max Schulze

MENSCH, MASCHINE – IST DAS ÜBERHAUPT NOCH MALEREI?

Lukas Grieger: Stopped Motion. Acryl auf Karosserieteilen, 62 x 132 cm.

Ha My Truong: Virtuelle Realität. Acryl auf Papier.

Katja Böning : Kohle-Kerle. Acryl auf Holz, 60 x 100 cm.

Esra Sahin | Hier geht es zum Projekt: https://www.instagram.com/ichkommevonhier

Von Fotoapparaten bis VR prägen seit Jahrzehnten neue Technologien unsere Sehen in der Welt. Mit der Erfindung der Fotografie musste die Malerei neu gedacht werden. Mit der „Malmaschine“ von Rebecca Horn wurde der Körper der Kunstschaffenden erweitert, mit der Airbrushpistole die Farbe gesprüht und wie beim Drucken auf Leinwand (Wade Guyton) der händische Duktus der Malerei entfernt. Mit der Erfindung von VR können wir in den Raum „malen“. Es schifften im postdigitalen Zeitalter unsere Möglichkeiten Kunst zu kreieren und Malerei zu verstehen. Hat nicht schon längst die erste KI Bilder gemalt? Wie weit infiltrieren technische Neuerungen unsere Bildwelten und was ist für uns heute Malerei?

Unsere Sehgewohnheiten sind nicht mehr zu trennen von neuer Technologie. Wir haben gelernt uns in einer Welt zurecht zu finden, in der unsere teils digitale Umwelt nicht mehr ohne Technik zu bestreiten ist. Wie malen wir jetzt? Geht es uns darum „die Logik digitaler Technologien und die Ästhetik des digitalen Zeitalters in das Medium der Malerei zu übertragen“ (Anika Meier, 2020 in der Kunstforum Bd. 268)?

In diesem Seminar wird der Fragestellung nachgegangen wie sich die Technologie auf die zeitgenössische Malerei auswirken kann. Die eigene künstlerische Praxis soll durch den bewussten Umgang mit zeitnahen Bildthemen, technischen Mitteln, wie z.B. digitalen Arbeitsmethoden oder einer technischen Armprothese (Sprühflasche) zum Malen erweitert werden. Im künstlerischen Überarbeitungsprozess sollen eigene malerische Zugänge geschaffen werden.

Lehrende: Carolin Israel