Diana Dilmann: o.T., 2022, Acrylic Pouring, 60 x 40 cm
Laura Fromm: Breakfast, 2022, Acryl auf Papier, 55 x 35 cm
Fabienne Kahr: o.T., 2022, Acryl auf Papier, 29,5 x 40 cm
Sarah Dück: o.T., 2022, Acryl auf Papier, 59,4 x 42 cm
Emily Lüpken: Vogel, 2022, Acryl auf Papier, 29,7 x 42 cm
Im Seminar werden neben den Grundlagen der Maltechnik und dem Umgang mit dem Ausdrucksmittel Farbe die Handhabung der verschiedenen Materialien erörtert und erprobt: das Vorbereiten von Malgründen, das Aufspannen und Grundieren von Leinwänden, das Präparieren von Papier für die weitere Nutzung als Bildträger, das Mischen von Farbe und der Einsatz von Malmitteln. Das Experimentieren mit Farbe, die Wahrnehmung eigener Interessen und Fähigkeiten und das Erarbeiten von Inspirationsquellen, die im künstlerischen Schaffensprozess zur Themenfindung beitragen können, haben das Ziel eine eigene Bildvorstellung zu entwickeln und auszuarbeiten.
Die Übung lädt gleichzeitig zur Auseinandersetzung mit verschiedenen künstlerischen Positionen und Sichtweisen ein. Individuelle Korrekturgespräche sowie die Präsentation der eigenen Werke mit anschließender Diskussion unter den Studierenden sind Teil des Seminars.
Ella Beer: o.T., 2022, Acryl auf Leinwand, 18 x 13 cm
Paula Brock: o.T., 2022, Öl auf Malkarton, 60 x 40 cm
Janine Klugo.T., 2022, Acryl und Strukturpaste auf Papier, 21 x 29,7 cm
Sarah Maureen Leifels: Smeared Blinds, 2022, Acryl und Spray auf Wellplatte, 60 x 120 cm
Marcella Abdalla: Fotografie der Kundgebung in Andenken an die Mordopfer Derya und Kian, 2022, Protestplakate: Acryl auf Pappe
Birka Tomaszewski: o.T., 2022, Acryl auf Leinwand, 50 x 70 cm
„Ich bin für eine Kunst, die politisch-erotisch-mystisch ist, die etwas anderes tut, als in einem Museum auf ihrem Arsch zu sitzen. Ich bin für eine Kunst, die im Winter aus den Kanalschächten kommt wie Nebel. Ich bin für eine Kunst des Asphaltritzens und des Wandbeschmierens. Ich bin für eine Kunst, die sich mit dem alltäglichen Dreck herumschlägt und am Ende trotzdem obenauf ist. Ich bin für eine Kunst, die sich aus der Geldbörse eines alten Mannes ergießt, wenn er von einer vorbeifahrenden Stoßstange zur Seite geschleudert wird. Ich bin für eine Kunst aus der Schnauze eines Hündchens, das fünf Stockwerke vom Dach fällt.“ Auszug aus: Claes Oldenburg „Store-Manifest“ 1961
Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem urbanen Raum und seinen Eigenschaften und Erscheinungen rückt spätestens seit den 1950er Jahren mit dem Aufkommen von Pop-Art und Fluxus in den Fokus der Bildenden Kunst. Die Forderung, dass die Kunst sich frei machen muss von der elitären „Hochkunst“ des Bürgertums nimmt hier ihren Ausgangspunkt. Dabei sind es vor allem die Themen und Motive des öffentlichen Raums, der Straße, der Schaufenster, des Alltäglichen, welche der Kunst helfen zu neuen Bildern, Objekten und Aktionen zu gelangen. Mit dem Auftreten der ersten Grafittis in New York in den 1970er Jahren wird der Stadtraum dann selbst zum Atelier und die U-Bahn zur Leinwand. In den letzten Jahren setzte die sogenannte „Streetart“ ihren Siegeszug fort und findet sich nun mitunter als Poster in einer Zahnartztpraxis wieder. Umgangssprachlich wird Ästhetik heute meistens als Synonym für schön, geschmackvoll oder ansprechend verwendet. Eigentlich meint der Begriff aber die gesamte Palette von Eigenschaften, die darüber entscheiden, wie Menschen wahrgenommene Gegenstände bewerten: Schönes, Hässliches, Angenehmes und Unangenehmes. Wie steht es also um die Straße als Inspirationsquelle für das künstlerische Arbeiten? Wie hat sich die Wahrnehmung des urbanen Raums durch das Aufkommen der COVID-19-Pandemie verändert?
Collageereignis – Künstlerische Collagen zwischen täglichem Konsumwahn und gesellschaftlich-politischen Krisen
Jessica Klein: Cover The Real Cosmopolitan / Februar 2022 / Simultan Pictures I, digital collage, 21 x 29,7 cm
Jessica Klein: Wiederaufbau bis zur Erschöpfung – Material Love. Perfekt fürs Upcycling, handmade collage with printed paper, 20,5 x 28 cm / Zu viel Regen und wenig Sonne – Essie. Leggy legend, handmade collage on hydro dipped coating paper, 21 x 29,5 cm
Jessica Klein: Ohne Titel (Hochwasser II), digital collage, 42 x 29,7 cm
Jessica Klein: Vulkan nach kurzer Pause wieder zum Leben erwacht – Hot Bikini Season, handmade collage with printed paper, 20 x 28 cm
Jessica Klein: Cousine bangt um Zwangsheirat in Herat – Versace Eros, handmade collage with printed paper, 20 x 27,5 cm / Ohne Titel (Afghanistan II), digital collage, 42 x 29,7 cm
Die kunstpraktische Masterarbeit „Collageereignis – Künstlerische Collagen zwischen täglichem Konsumwahn und gesellschaftlich-politischen Krisen“ ist eine kritische Auseinandersetzung mit der gleichzeitigen, collageartigen Rezeption von Alltagsbildern.
Den Ausgangspunkt der Arbeit bildet die Beobachtung, dass Bildwelten der Nachrichten und der Werbung sowohl in der Rezeption wie auch in der Vermittlung simultan auftreten. Dadurch entsteht eine Gleichzeitigkeit und ein Nebeneinander verschiedener Themen, Bilder und Texte. Die medial vermittelten Bilder kennzeichnen sich durch Konsumprodukte und gesellschaftlich-politische Krisen. Sie fungieren als Spiegel der gesellschaftlichen Lebensverhältnisse.
Die künstlerische Arbeit treibt die bereits vorhandenen Collageereignisse der Alltagswelt auf die Spitze, indem sie das vorhandene Nebeneinander von Themen in der Werbung und in den Nachrichten durch die Collagetechnik visualisiert. Dabei wird die Natürlichkeit dieser alltäglichen Collageereignisse aus täglichem Konsumwahn und gesellschaftspolitischen Krisen vorgeführt und die Absurdität dieser Gleichzeitigkeit dieser aufgezeigt. Die angefertigten Werke spiegeln auf überspitzte, humoristische und schockierende Weise die gesellschaftliche Wirklichkeit. Die Kunstwerke offenbaren dabei (vermeintliche) Zusammenhänge zwischen den Bildwelten, indem sie diese assoziativ zusammenführen und neue Beziehungen zwischen den konträren Welten herstellen. Dadurch vermittelt die künstlerische Arbeit höchst politisch relevante Aussagen und transportiert wichtige Denkanstöße zur Reflexion der gesellschaftlichen Wirklichkeit.
Das Ziel der Arbeit ist es darauf aufmerksam zu machen, welche Nichtigkeiten unseren Konsumalltag prägen, während auf der ganzen Welt Schreckliches passiert. Dabei wird der alltägliche (Bilder-)Konsum von Luxusgütern (Mode, Beautyprodukte), vor dem Hintergrund tagesaktueller Krisen, kritisch hinterfragt. Es geht um eine Kritik an der westlichen Konsumgesellschaft. Sie soll dazu anregen, über die eigenen essentiellen Bedürfnisse nachzudenken. Vor dem Hintergrund der gleichzeitigen Wahrnehmung der werbegeprägten Bilder und den Bildern der aktuellen gesellschaftlichen Krisen, drängt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit der ganzen Waren auf, die durch die Werbebilder vorgeführt und angepriesen werden. Radikaler lässt sich die Frage angesichts der aktuellen Berichterstattungen rund um Flucht aus Kriegsgebieten (Afghanistan), Naturkatastrophen (Vulkanausbruch La Palma, Flutkatastrophe in Deutschland oder Öl-Pest in Kalifornien) und pandemischen Virusmutationen (Corona-Krise) formulieren: Was brauche ich zum (Über-)Leben? Die Arbeit kann sowohl als eine künstlerische Auseinandersetzung mit den aktuellen gesellschaftspolitischen Lebensverhältnissen, als auch als eine kritische Beschäftigung mit der heutigen Konsumgesellschaft bezeichnet werden. Aus diesem Grund kann sie als künstlerisch-politische Praxis verstanden werden.
Ricarda Bette: o.T., 2022, Siebdruck, Malerei, Acrylfarben, 72 x 51 cm
Silke Lamers: ohne Titel, 2022, Sprühfarbe, Acylfarbe und Siebdruck, 59,7 x 42 cm
Jessica Helfrich: o.T., 2022, Sprühfarbe, Acryl und Siebdruck auf Papier, 50 x 70 cm
Adele Kleim: o.T., 2022, Acylfarbe und Siebdruck auf Papier, 84 x 60 cm
Sabrina Kleine: o.T., 2022, Acryl, Sprühfarben und Siebdruck auf Papier, 65 x 50 cm
Die Technik des Siebdrucks und die Malerei führen seit mindestens 70 Jahren eine anhaltende Liaison. Seit Andy Warhol in den frühen 1960er Jahren anfing Motive aus Kinoheften, Zeitschriften, Magazinen oder der Werbung als Material für seine Bilder zu verwenden, ist die Verbindung dieser beiden Techniken als Bestandteil der bildenden Kunst akzeptiert. Die serielle Wiederholung von weit verbreiteten, vertrauten Motiven sind Ausgangspunkt für Warhols Bilder. Von diesen Motiven ließ er Siebvorlagen herstellen, die er dann seriell wiederholte „Ich liebe es, das Gleiche immer und immer wieder zu tun“. Ein typischer Werktitel jener Zeit lautet Thirty Are Better Than One: Eine Postkarte der Mona Lisa wurde dreißigmal auf der Leinwand vervielfältigt und war daher besser als nur eine – das Original zählt weniger als die quantitative Vervielfältigung. Christopher Wool hingegen benutzt den Siebdruck um Bilder seines Frühwerks auf Leinwand zu drucken. Dieser Ausgangspunkt für neue Bilder wird mit wilden Linien per Farbpistole und schwarzer Farbe über die Drucke gesprüht und danach teilweise wieder ausgewischt. Dabei wird die Grobrasterung als nicht zu übersehendes Grundmuster miteinbezogen. Als „Übermalung, Auslöschung, Überlagerung von nicht aufeinanderpassenden Schichten malerischen Niederschlags“ beschreibt Joao Fernandes, Direktor des Museu Serralves in Porto die Technik Wools. Christopher Wool untersucht damit Prozess und Eigenschaften von Malerei. Indem er physische und kompositorische Mittel zunehmend reduziert und mit unterschiedlichen Mal- als auch Reproduktionstechniken experimentiert, erweitert er kontinuierlich den Begriff dieses Mediums. In dem Blockseminar werden wir an der Verbindung von Malerei und Siebdruck arbeiten. Siebdruckvorlagen herstellen, drucken, mit Malerei erweitern und falls notwendig wieder überdrucken.
Invasion der Wirbellosen. Eine malerische Auseinandersetzung mit dem Ekel vor niederen Tieren
Melissa Jasmin Thiehoff: Ohne Titel (Bild zum Ekel vor Mücken), 2021, Acryl auf Leinwand, 84 x 60 cm
Melissa Jasmin Thiehoff: Ohne Titel (Bild zum Ekel vor Kleidermotten), 2021, Acryl auf Leinwand, 105 x 110 cm
Melissa Jasmin Thiehoff: Ohne Titel (Bild zum Ekel vor der Gemeinen Florfliege), 2021, Acryl auf Leinwand, 118 x 84 cm
Melissa Jasmin Thiehoff: Ohne Titel (Bild zum Ekel vor der Gemeinen Florfliege), 2021, Acryl auf Leinwand (Detail)
Melissa Jasmin Thiehoff: Ohne Titel (Bild zum Ekel vor den Raupen der Apfelgespinstmotte), 2021, Acryl auf Leinwand (Detail)
Während die einen als wahre Helden der Natur gefeiert werden und die anderen rundum unser Wohlgefallen genießen, gibt es viele verschiedene Arten, die von uns Menschen gefürchtet und verabscheut werden.¹ Der Ekel vor sogenannten „Krabbeltieren“ wurde und wird in der Kunst immer wieder und in unterschiedlichsten Formen behandelt und verarbeitet. Oft widmen sich Künstler:innen dem Thema ausgehend von der eigenen Angst oder einer erlebten Situationen heraus. So entstand auch mein Interesse, spezielle Aversionen von Menschen gegen Insekten und anderen niederen Tieren näher zu betrachten, aus meinem eigenen Ekel vor Raupen. Warum genau ich mich vor Raupen ekel, weiß ich nicht. Es liegt, wie es das folgende Zitat deutlich macht, wahrscheinlich in der Sache selbst:
Was nun die Ekelhaftigkeit des Ungeziefers im allgemeinen [sic!] bedingt, ist ein Zusammenwirken mehrerer Motive […]. Es sind dies: Das Kriechen, Kleben, »Bekleben« der Umgebung […]; das Gewimmel und Gekribbel, das Phänomen eines zusammenhängend wimmelnden Gemisches […]; überhaupt der merkwürdig »kalte« Zug dieser ruhelosen, nervösen, sich windenden, zuckenden Vitalität, als wäre das alles ein abstrakter, irgendwie demonstrativer »Lebenstanz« ohne angemessene »Lebenswärme«, ohne inneren Gehalt des Lebens; endlich aber der tückisch-aggressive Zug bei den meisten der besagten Lebewesen. […] Das besondere Scharfe, Lebhafte dieser Ekelsart stammt wohl aus der Tatsache der Beweglichkeit, Aggressivität (nicht aber: Gefährlichkeit) des Gegenstandes, dem Bewußtsein [sic!] »Es könne leicht zur Berührung damit kommen«.²
Während das Betrachten eines ekelerregenden Tieres schon oft Herausforderung genug ist, ist die Vorstellung von der Berührung unvorstellbar. Die Imagination, Raupen würden auf meiner nackten Haut herumkrabbeln, war Ausgangspunkt für meine malerische Arbeit Feindliche Übernahme. Anknüpfend an jene Arbeit, die meinen Ekel für andere zugänglich und nachvollziehbar machen sollte, werden in dieser malerischen Auseinandersetzung Menschen aus meinem Umfeld sowie erneut ich selbst mit verschiedenen, ganz persönlichen Ängsten und ekelhervorrufenden Tieren konfrontiert.
Entstanden sind elf Acrylgemälde, in denen die dargestellten Personen der schutzlosen Invasion der wirbellosen Tiere ausgesetzt sind. Die entstandenen Werke der Serie Invasion der Wirbellosen lassen sich dazu in „vier Phasen der Invasion“ unterteilen: das unwissende Opfer, Einschleichen & Verstecken, Eindringen & Angriff und Invasion des Feindes.
Out now for free! Die 1., 2. und 3. Postkarten Edition der Kunstpraxis (Malerei/Grafik) mit kunstpraktischen Arbeiten der Kunststudierenden des Lehrstuhls für Malerei im Fach Kunst an der Universität Paderborn. Mit je 20 Motiven in einer Auflage von 1.000 Exemplaren sind die Postkarten nun im Silo und in der Villa zu finden.
v. l. n. r. Alina Maier: o. T. Sprühfarben auf Papier; Quang Tran: Forever Dumb, Acryl und Sprühfarben auf Leinwand, 130 x 150 cm; Alina Maier: o. T. Sprühfarben auf Nesselstoff, 130 x 150 cm.
Die Ausstellung der Molino-Winkler Stipendiat:innen 2020 zeigt Auseinandersetzungen mit dem eigenen Selbst, die in völliger Abgeschiedenheit und unter ganz neuen Einflüssen passieren durften. Vier verschiedene künstlerische Sprachen sind dabei aufeinandergetroffen und durften sich gegenseitig zu verstehen versuchen. So verschieden die Stipendiat:innen Paulina Amelie Holtz, Lena Keller, Alina Maier und Quang Tran, so verschieden auch ihre Prozesse, die in der diesjährigen Ausstellung im Raum für Kunst zu sehen sind.
o. T. Acryl auf Nesselstoff, 130 x 150 cm
v. l. n. r. Quang Tran: Aquamaria, Acryl und Perlfaser auf Leinwand, 60 x 80 cm; Paulina Amelie Holtz: o. T., Linolschnitt, 29,5 x 29,5 cm; o. T., Acryl auf Malpappe, 29,5 x 29,5 cm; Paulina Amelie Holtz: o. T., Tusche auf Papier, 29,7 x 21 cm; o. T., Mixed Media, 29,7 x 21 cm.
v. l. n. r. Quang Tran: Brooklyn Zoo, Acryl auf Leinwand, 50 x 70 cm; Quang Tran: Azure Height, Acryl und shibori auf Leinwand, 40 x 50 cm; Alina Maier: o. T. Acryl und Sprühfarben auf Leinwand, 90 x 110 cm
o. T., Mixed Media, 29,7 x 42 cm; Paulina Amelie Holtz: o. T., Tusche auf Papier, 21 x 29,7 cm
Zum 27. Mal jährte sich im Sommer 2020 das Molino-Winkler-Stipendium, das in Würdigung der Lehrtätigkeit des Malers Professor Woldemar Winkler vergeben wird. Im Rahmen einer Kooperation der Sparkasse Gütersloh und der Universität Paderborn, unterstützt durch die Familie Winkler-Mey, bringt das Stipendium eine kleine Schar von Studierenden in die von Woldemar Winkler (1902-2004) zum Landsitz und Atelier ausgebaute alte Wassermühle im andalusischen Binnenland. Trotz Corona Sommer 2020 waren die vier Stipendiat:innen vor Ort und produktiv.
Isabel Steinbach: Seifenblasen, Acryl auf Papier, 59 x 42 cm
Emma Richter: o. T. Acryl auf Papier, 29,7 x 42 cm
Im Seminar werden neben den Grundlagen der Maltechnik und dem Umgang mit dem Ausdrucksmittel Farbe die Handhabung der verschiedenen Materialien erörtert und erprobt: das Vorbereiten von Malgründen, das Aufspannen und Grundieren von Leinwänden, das Präparieren von Papier für die weitere Nutzung als Bildträger, das Mischen von Farbe und der Einsatz von Malmitteln. Das Experimentieren mit Farbe, die Wahrnehmung eigener Interessen und Fähigkeiten und das Erarbeiten von Inspirationsquellen, die im künstlerischen Schaffensprozess zur Themenfindung beitragen können, haben das Ziel eine eigene Bildvorstellung zu entwickeln und auszuarbeiten.
Frederike Lampe: Mensch im Garten, Sprühfarben auf Papier
Chiara Lappe: light, Sprühfarben auf Papier
Adele Kleim: Der Weinabend, Sprühfarben auf Papier.
Seit die Farbspraydose gegen Ende der 1950er Jahre in den USA in Serienreife ging, und sich rasch über die ganze Welt ausbreitete, war sie für avantgardistische Künstler*innen die nach neuen, noch nicht tradierten und antielitären Instrumenten und Techniken suchen, eine Möglichkeit zu neuen Bildern zu gelangen. #Dabei wird die Farb- bzw. Lackspraydose zunächst nicht für bildende Künstler als mögliche Zielgruppe gedacht und entwickelt. Sie ist bis in die frühen 1990er Jahre für der Kunst ferne Anwendungsbereiche konzipiert. Erhältlich war sie nur in Autohäusern, KFZ-Werkstätten und Baumärkten. Gerade dieser Anti-Akademische Zusammenhang, gepaart mit den spezifischen Eigenheiten des Farbauftrags, eröffneten der so oft totgesagten Malerei neue Wege. Gerade in den letzten Jahren gibt es in den Sozialen Netzwerken eine Flut von mit Dose gemalten Bildern auf Leinwand zu sehen. Auffallend an ihnen ist, das sie die über viele Jahre beherrschenden Styles und malerischen Regeln des Graffiti hinter sich lassen und scheinbar völlig frei von diesen Regeln versuchen, im klassischen Sinn „zu malen“.
Pauline Kessler: S.L.U.T., Acryl auf Papier, 29,4 x 41,7 cm
Jennifer Zittlau: rasende Angst, 2021, Acryl auf Leinwand, 50 x 40 cm
Sarah Uffenbrink: Fine Duplex, Fire Dot 4 & Fire Dot Circle, Acryl auf Holz
Anonym: ‚o.T.“, 75 x 115 cm
Marcella Abdalla: ‚Zoe Kravitz‘ aus der Vulvenmünder-Reihe, Aquarell auf Papier, DIN A3
Der Feminismus ist in der Popkultur angekommen. Spätestens damit, dass Beyoncé ihn zu vermarkten weiß. In der 4. Welle des Feminismus zeigt sich eine große Diversität an Strömungen. In der Malerei ist der Kampf um Gleichberechtigung schon frühzeitig zu finden. Artemisia Gentileschi sprengte die Normen Ihrer Zeit. Um 1620 malte Sie ein Bild, das Bände spricht: ihre Judith köpft kraftvoll den Holofernes; das Blut spritzt und der Mann ist entmachtet. Sie kämpft sich aus den vorgeschriebenen Sujets für Malerinnen heraus und wählt sich selbstbestimmte Frauen als Motiv statt den üblichen Blumenstillleben. Sie platziert den Ekel im Gesicht der Judith, um ihr Gleichnis nicht mit einem Ausdruck der Schönheit zu verharmlosen. Das Ideal der passiven, sich rekelnden Muse sucht man vergebens in ihren Bildern. Artemisia Gentileschi wurde erfolgreich wiederentdeckt, doch viele die vor und nach ihr kamen sind dem patriarchalen Vergessen der Kunstgeschichte zu Opfer gefallen. In den 1980er Jahren stellte man fest, dass sich Hilma af Klint sogar vor Picasso der Abstraktion bediente. Heutzutage widmen sich ihr große Ausstellungshäuser. Doch hilft es nicht, dass Feminismus im Trend steht, um tatsächliche Veränderungen in der Gesellschaft anzukurbeln. Noch immer werden die wichtigen Einzelausstellungen der Museen vermehrt an weiße „CIS-Männer“ vergeben. Der Slogan der Guerrilla Girls „Do Women Have To Be Naked To Get Into the Met. Museum?“ von 1989 hat seine Wucht nicht verloren. Wie gehen wir heute in der Kunst mit traditionellen Geschlechterrollen und Diskriminierungen um? Mittels einer malerischen Auseinandersetzung wollen wir uns einem der wichtigsten Themen der Zeit widmen und herausfinden, wie man dem Kampf um Gleichberechtigung ein starkes Bild geben kann. In Gruppengesprächen werden mit den Teilnehmer*innen Arbeitsschritte reflektiert und Bildthemen hinterfragt. Anhand ausgewählter, zeitgenössischer Positionen soll dabei das visuelle Vorstellungsvermögen erweitert werden. Im Zusammenhang des Seminars ist ein virtuelles Ateliergespräch mit einer aktuellen Künstlerin geplant, das Einblicke in neue Arbeits- und Denkprozesse bieten soll.