Dokumentation: Unterrichten mit der kleinen beruflichen Fachrichtung

Meine kleine berufliche Fachrichtung ist das „Sektorale Management“.

Die Universität Paderborn fasst unter dieser Rubrik alle Module zusammen, die unter den Bereich Marketing, Personalwirtschaft, Arbeitsrecht Management fallen.

Zu meiner kleinen beruflichen Fachrichtung wurde ich an meiner Schule keinem Lehrer zugeordnet. Ich hospitiere und unterrichte nur in Rechnungswesen. Leider konnte ich mir in diesem Fall keine Einblicke in die Gestaltung der kleinen beruflichen Fachrichtung verschaffen. Jedoch möchte ich nach meinen Unterrichtsbesuchen in der ersten Juni-Woche mit dem Praxisbeauftragten der Schule reden und gerne bei anderen Lehrern hospitieren. Diesbezüglich hätte ich mir gewünscht bei Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten eingesetzt zu werden oder Personalwirtschaft zu unterrichten, da mein persönlicher Schwerpunkt in diese Bereiche fällt. Daher kann ich in diesem Beitrag keine konkreten Aussagen darüber treffen, wie die kleiner berufliche Fachrichtung gestaltet ist oder welche Kompetenzen für die Ausgestaltung des Unterrichts benötigt werden.

Spekulationen darüber, wie sich die kleine berufliche Fachrichtung und der Unterricht entwickeln könnte sind sehr wage. In meiner kleinen beruflichen Fachrichtung habe ich nicht die Vermutung, dass in kurzer zeit die Ausbildungsberufe oder das Berufsbild von dem technologischen Wandel betroffen sein könnte.

 

Dokumentation: Unterrichtsbeispiele, -erfahrungen und Kompetenzen

Im Rahmen des Moduls des Begleitseminars möchte ich nun eine von mir durchgeführte Unterrichtseinheit vorstellen:

Bedingungsrahmen
Die Auszubildenden der Klasse IT13c sind eine Unterstufenklasse des dreijährigen Bildungsgangs Industriekauffrau / Industriekaufmann. Die Klasse setzt sich aus 10 Schülerinnen und 11 Schülern im Alter zwischen 16 und 33 Jahren zusammen und wird von mir seit Beginn dieses Schuljahres im Fach Geschäftsprozesse mit 4 Wochenstunden unterrichtet. Bezüglich der Lernvoraussetzungen ist anzumerken, dass die Auszubildenden zuvor unterschiedliche Schulabschlüsse erworben haben, wobei 9 Lernende über Vorkenntnisse im Bereich der Betriebswirtschaftslehre verfügen. 10 Auszubildende haben zuvor die allgemeine Hochschulreife erworben, 5 die Höhere Handelsschule besucht, und 5 Lernende verfügen über die Fachoberschulreife. Ein weiterer Auszubildender besitzt einen Hauptschulabschluss.

Beschreibung des Lernarrangements
Der Ausbildungsberuf Industriekaufmann / Industriekaufrau hat es zum Ziel, den Auszubildenden eine Berufsfähigkeit zu ermöglichen. Diese verfolgt die Ausbildung einer beruflichen Handlungskompetenz, als Fähigkeit berufliche Handlungssituationen im Berufsfeld von Industriekaufleuten bewältigen zu können.
Um dieses zu ermöglichen, werden die zu vermittelnden Inhalte anhand eines Modellunternehmens, der Heidtkötter KG , aufbereitet. Die Einführung dieses Unternehmens ist bereits zu Beginn der Ausbildung vorgenommen worden, sodass dieses Unternehmen den Auszubildenden bekannt ist. Durch den kontinuierlichen Einsatz dieses Modellunternehmens soll ein einheitlicher Rahmen geschaffen, der Praxisbezug hergestellt und eine greifbare, entscheidungsorientierte Herangehensweise an die einzelnen Lerninhalte ermöglicht werden. Ergänzt werden diese Lernsituationen durch das in diesem Schuljahr neu
eingeführte Lehr- und Arbeitsbuch. Aktuell wird im Unterricht die Lernsituation „Den Beschaffungsprozess für die Schreibtischleuchte Ambition unter Zuhilfenahme von Instrumenten der Materialwirtschaft planen, durchführen und evaluieren“ erarbeitet. Die Schreibtischleuchte Ambition wird vom Modellunternehmen als eine das eigene Produktionsprogramm ergänzende Handelsware angeboten. In
der aktuellen Lernsituation geht es nun um die Beschaffung dieses Produktes. Die Auszubildenden sollen dazu befähigt werden, komplexe Problemstellungen zu erkennen, daraufhin selbstständig Lösungsansätze entwickeln und diese fortwährend reflexiv beleuchten. Hierzu agieren sie als Mitarbeiter/in der Einkaufsabteilung.

Geplante Zuwächse im Bereich der Fach- und Methodenkompetenzen
Die Auszubildenden
• wählen entscheidungsrelevante Kriterien aus, indem sie Informationsmaterialien über die potenziellen Lieferanten auswerten.
• führen eine Nutzwertanalyse durch, indem sie verschiedene Lieferanten anhand selbst ausgewählter und eigenständig gewichteter Kriterien bewerten.
• bewerten und vergleichen verschiedene Lieferanten, indem sie Informationsmaterial auswerten und mit einem Ergebnis zum Abschluss bringen.
• beurteilen die Zweckmäßigkeit und Praxisrelevanz der Nutzwertanalyse, indem sie nach der Durchführung die Vor- und Nachteile benennen, diese abwägen und eine Einschätzung des Instrumentes für ihre berufliche Praxis formulieren.

Geplante Zuwächse im Bereich der Human- und Sozialkompetenzen
Die Auszubildenden
• werden bestärkt, selbstständig und eigenverantwortlich zu handeln, indem sie eigenständig die Lieferantenbeurteilung unter bestimmten Kriterien vornehmen.
• erweitern ihre Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit, indem sie in der Gruppenarbeit fach- und fallbezogen kommunizieren, diskutieren und anschließend die Gruppenergebnisse zusammentragen.

 

Phase Handlungsschritt Sozialform/Medien
Problemkonfrontation Die Auszubildenden erkennen, dass hinsichtlich der Wahl eines Lieferanten weitere Aspekte neben dem Preis berücksichtigt werden müssen. Die folgenden Leitfrage der Unterrichtseinheit wird festgehalten:

„Welcher Lieferant sollte ausgewählt werden, wenn quantitative und qualitative Kriterien berücksichtig werden?“

Plenum

Tafelbild

Erarbeitung  Die Auszubildenden führen innerhalb von vier Arbeitsgruppen ein Brainstorming durch, erarbeiten hierdurch mögliche Kriterien für den qualitativen Angebotsvergleich und halten diese aus Metaplakaten fest. Arbeitsgleiche Gruppenarbeit

Information über die Heidtkötter KG

Metaplankarten

Präsentation Die Gruppen präsentieren ihre Arbeitsergebnisse und begründen ihre Auswahl kurz. Plenum

Schülervortrag

 

Einstiegsdialog:

Guten Morgen Frau Tiemeyer,
wie bereits in unserem letzten Abteilungsmeeting besprochen, soll aufgrund der Qualitätsprobleme unseres alten Lieferanten der Schreibtischlampe „Ambition“, bei einem neuen Lieferanten bestellt werden.Ich bitte Sie die notwendigen Schritte einzuleiten, sodass wir dieses Produkt unseren Kunden ab der ersten Juliwoche (KW 27) in nun angemessener Qualität anbieten können. Bei Fragen steht Ihnen sicherlich Ihre Mentorin Bettina Kappen gerne zur Verfügung.
Vielen Dank,
Jürgen Adler

Positions-Post: Meine Position „Forschendes Lehren“

Vorstellungen vom Forschendem Lehren. In Anlehnung an BFS_FD_Forschendes Lernen ( Koala.upb.de/Praxissemester2016
Erste Vorstellungen vom Forschendem Lehren. In Anlehnung an BFS_FD_Forschendes Lernen ( Koala.upb.de/Praxissemester2016)

Forschendes Lehren

Um diesen Post gerecht und sinnbringend beantworten und erstellen zu können, habe ich im Rahmen meiner Positionsfindung mir Gedanken gemacht, was Forschendes Lehren überhaupt bedeutet und wie meine Interpretation dieses vielseitigen Konzeptes aussieht. Das Konzept ist wie viele Kommilitonen auch für mich neu, weshalb ich mich intensiv mit damit auseinander setzen musste, um zunächst ein Grundverständnis aufzubauen.

Durch das Praxissemester sind die Studierenden des Masterstudiengangs – Lehramt am Berufskolleg für mindestens fünf Monate in zwei verschiedenen Settings eingesetzt. Am Lernort Schule absolvieren die Studierenden Anwesenheitszeiten, wo sie Lehrkräfte hospitieren und eigene Unterrichtsstunden planen, durchführen und reflektieren. Am Lernort absolvieren sie Seminare und werden in das Thema des Forschendes Lehren eingeführt. Worauf zielt aber Forschendes Lehren ab und was verbindet Forschendes Lehren mit der Praxisphase im Lernort Schule. Durch meinen Einsatz an beiden Lernorten durchlebe ich zwei Stufen oder Arten des Handelns. Während ich im Berufskolleg didaktisches Handeln erlerne und übe, komme ich meinen Verpflichtungen als Studierende der Universität Paderborn im Rahmen des Begleitseminars nach. Wo sehe ich aber die Verbindung zwischen diesen zwei verschiedenen Lernorten, zumal ich einerseits lehren/unterrichten soll und andererseits einer Forschungsfrage nachgehen soll. Mir sind schon sehr früh Probleme und Schwierigkeiten innerhalb meiner Anwesenheit in der Schule aufgefallen. Diese manchmal sehr kleinen aber doch gravierenden Probleme erstrecken sich zwischen Individueller Förderung der Schülerinnen und Schüler in Lehr/Lernarrangements und der Sinnhaftigkeit und des Kompetenzzuwachses des Praxissemesters im Allgemeinen. Diese „Probleme“ und Fragen, die aus meinem didaktischen Handeln an der Schule entstehen, dienen perfekt als Grundlage für mein Forschendes Handeln in der Universität. Hier sehe ich ein Schnittpunkt, wo ich die Fragestellungen zur Optimierung des didaktischen Handelns in wissenschaftliche Forschungen einbetten und beantworten kann, um somit einen Transfer zu schaffen und sowohl das didaktische Handeln als auch meine Fähigkeiten im wissenschaftlichen Arbeiten zu erweitern.

Gehen wir einen Schritt zurück und stellen uns die Frage, warum ungeklärte Probleme und Fragen im Setting Schule entstehen können:

Das deutsche Bildungssystem wird durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst und organisiert. Während die Curricularen Verankerungen und Vorgaben auf Länderebene gestaltet werden, werden die Ausbildungsordnungen (im Rahmen des Berufskollegs) von den zuständigen Kammern und anderen Interessensgruppen vertreten. Sie sehen, eine Lehrkraft muss verschiedenen Anforderungen von verschiedenen Interessensgruppen gerecht werden. Nehmen wir die curriculare Gestaltung des Unterrichts als Beispiel. Während für vor nicht all zu langer Zeit noch eine Wissenschaftsorientiere und somit Inputorientierte Gestaltung der curricularen Vorgaben der Länder im Fokus stand, wurde diese durch die Handlungs- und Kompetenzorientierte Gestaltung abgelöst. Gründe dafür sind Wissenschaftliche Erkenntnisse, Paradigmenwechsel aber auch Politische Wahlen. Diese neuen Begebenheiten und Umstellungen bringen nach der Einführung immer erste Probleme der Umgestaltung und Fragestellung mit sich. Forschendes Lehren kann in solchen Situationen Lehrkräften helfen, diese Umstände zu beseitigen und Antworten auf ihre Fragen zu erhalten. Wie durch dieses Beispiel ersichtlich wird, unterliegt Lehren ständigen Einflüssen und somit einem ständigen Wandel. Auch der demografische Wandel und die Einflüsse des Web 2.0 sind hier gravierend. Um den Anforderungen gerecht werden zu können, müssen Lehrkräfte sich individuell weiterentwickeln.

Dieser Entwicklungsprozess wurde von Prof. Dr. Hugo Kremer am 20.04.2016 während des Begleitseminars als „Professionalisierung“ betitelt. Dieser Begriff inspirierte mich sehr und beschreibt meine Position zum Forschenden Lehren. Forschendes Lehren bedeutet für mich die individuelle Professionalisierung. Das in den Seminarfolien eingeblendete Zitat von Schneider „Lernen im Format des Forschens ergibt sich nicht emergent, sondern stellt die Frage danach, wie der je eigene, zumeist auf Alltagserfahrung beruhende Erkenntnisprozess (von Studierenden) mit den Formen wissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung didaktisch zu synchronisieren ist, immer wieder neu.“ (Schneider 2009, S. 33), spiegelt meine Position des Forschenden Lehrens wieder. Ich möchte die Begründung meiner Position an die vorgegebenen Kompetenzbereiche der Lehrkräfte aus der Kultusministerkonferenz von 2004 anlehnen. Innovieren wird als die kontinuierliche Verbesserung des Unterrichts definiert.(vgl. KMK 2004) Das heißt, dass Lehrkräfte Bereitschaft und Engagement zeigen müssen, ihr individuelles didaktisches Handeln gewollt zu ändern, zu verbessern und oder den soziokulturellem Wandel anzupassen. (vgl. Ertl & Kremer 2005, S. 56 f.) Somit fällt das Konzept des Forschenden Lehren meiner Meinung nach unter die geforderte und integrierte Teilkompetenz des Innovierens und ist ein unentbehrlicher Bestandteil des Lehrerberufes und der Entwicklung und Gestaltung der Berufskollegs.

Innerhalb des „Spannungsfelds“ aus dem Informationsblatt des Seminars vom 20.04.2016 stellt das Forschende Lehren für mich eine Möglichkeit zur individuellen Kompetenzentwicklung und Professionalisierung aus oben genannten Gründen dar. Die Ergebnisse und Erkenntnisse, die ich aus meiner Forschung entnehme können aber auch zur Schulentwicklung beitragen, da Erkenntnisse die mit dem Lehrerkollegium geteilt werden, neue Reize verschaffen können und von diesen auch genutzt werden können. Ich kann keine eindeutige Aussagen darüber machen, ob Forschendes Lehren für mich Praxisbezogen oder Wissenschaftsbezogen ist. Hier würde ich mich mittig innerhalb des Intervalls bewegen. Die Forschungsfrage entnehme ich der Praxis, die ich wissenschaftsbezogen versuche zu beantworten. Mit den Erkenntnissen verbessere ich mein individuelles didaktisches Handeln und erweitere meine Kompetenzen „Innovieren“. Hier liegt meiner Meinung nach eine streng miteinander verknüpfte Beziehung zwischen der Praxis und der Wissenschaft vor. Die Wissenschaft ist ein Werkzeug, um die Praxis zu verbessern. Eine separierte Koexistenz erweist sich für mich als nicht sinnvoll und sinnstiftend. Ich kann jedoch eindeutig behaupten, dass das Forschende Lehren zu den Aufgaben eines Lehrenden gehört. (siehe oben)

Summa summarum möchte ich festhalten, dass das Konzept des Forschenden Lehrens ein breites Spektrum der Interpretation und Positionierung bietet. Wie sich die Lehrkräfte einordnen und ihre Position zu diesem Konzept beziehen, ist eine Auslegungssache. Wichtig ist jedoch zu erwähnen, dass die Anforderungen und Aufgabengebiete an und der Lehrperson ohnehin schon sehr anspruchsvoll sind und durch das Konzept des Forschenden Lehrens zunächst etwas erschwert werden. Wenn dieses Konzept jedoch schon in der Lehrerausbildung verankert und integriert wird, lernen die Lehramtsanwärter früh, wie sie mit diesem Konzept umgehen und sehen, dass Forschendes Lehren effektiv eingesetzt einige Probleme und Schwierigkeiten im Beruf beheben können.