Skizzierung eigener Unterrichtserfahrung #BFR WiWi

Meine bisherigen Unterrichtserfahrungen haben gezeigt, dass die Lehrerrolle eine Reichweite von Kompetenzen einfordert um den Anforderungen gerecht zu werden. Neben der Fachkompetenz, die darauf abzielt den fachlichen Inhalt der Unterrichtsstunde den SuS zu übermitteln ist eine hohe Sozial- und Methodenkompetenzen gefragt. Als Neueinsteiger in diesen Beruf, muss ich mir den fachlichen Inhalt zunächst immer selbst erarbeiten bevor ich dies unterrichten kann. Dieser Aspekt nimmt in der Unterrichtsplanung eine gewaltige Rolle ein und beansprucht sehr viel Zeit. Daher erweitert sich meine Fachkompetenz vor allem im Rechnungswesen enorm. Aber auch die Sozialkompetenz spielt hier eine ganz wichtige Rolle. Als angehender Lehrer befinden sich viele meiner Kommilitonen als auch ich selbst in der Phase der Selbstfindung und Positionierung. Für mich stellt sich immer die Frage, was für ein Typ Lehrer möchte ich eigentlich werden. Bin ich eher die Disziplinierte-Strenge Lehrerin, oder die „kollegiale“- aber respektierte Lehrerin. Zur Zeit befinde ich mich noch in der Phase der Erprobung. Ich versuche verschiedene Richtungen einzuschlagen und warte die Reaktion meiner SuS ab. Diese „Positionierung“ wird jedoch längere Zeit in Anspruch nehmen, als das Praxissemester einen bietet. Ich freue mich in meiner Lehrerrolle am meisten auf die Vertrauensbasis, die ich zwischen mir und meinen SuS aufbauen werde. Ich habe selber als Schülerin noch erlebt, dass Lehrer, die für mich eine Vertrauensperson darstellten einen anderen und wichtigeren Stellenwert in meiner Schullaufbahn hatte, als andere. Eine besondere Herausforderung sehe ich in der Methoden- und Sozialkompetenz. Durch die unglückliche Zuteilung in reinen Rechnungswesen-Unterricht konnte ich bis heute keinerlei Methoden anwenden. Auch kleine Gestaltungsmöglichkeiten werden mir nicht geboten. Ich möchte ein kleines Beispiel anführen. Ich bin in einer Blockklasse der Speditionskaufleute. In dem ersten Block, den die Auszubildenden jetzt durchlaufen, lernen sie Buchungssätze, Bestands- und Erfolgskonten kennen. Wie gewöhnlich ist jedem bewusst, dass die methodische Ausgestaltung dieses Fachs eher schwieriger ist. Meine Bemühungen andere Klassen zu hospitieren, wo ich meine Methodenkompetenz erweitern kann, wurden leider ignoriert. Hinzu kommt, dass ich Montags von 7:30 bis 14:00 Uhr in der Schule bin und nur zur ersten und zur siebten Stunde unterrichte. Die beachtliche Menge an Freistunden hier wurde schlichtweg ignoriert, auch die Tatsache, dass ich wöchentlich bis zu 23 Zeitstunden nur Anwesenheitszeit in der Schule habe. Davon abgesehen möchte ich von einem heutigen Ereignis berichten, wo deutlich wird, dass mir die Positionierung und die Erweiterung meiner Kompetenzen sehr schwer fällt. Ich unterrichte eine Unterrichtsreihe, wo die SuS die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung, Inventur, das Inventar, die Bilanz und nun Buchungssätze kennengelernt haben. Mir wurde gesagt, dass ich viele Übungen in diesem Fach anbringen muss. So habe ich mir überlegt, wie ich es den SuS leichter gestalten kann, einen Überblick zu behalten, welche Übungen sie zu welchem Thema absolviert haben. Hierfür habe ich eine Tabelle erstellt, die ihr im Anhang findet. Sinn dieser Tabelle sollte sein, dass die SuS als Klausurvorbereitungen sich einen Überblick verschaffen können, welche Übungen sie zu welchem Thema bereits gemacht haben und ob Ihnen diese Aufgaben damals leicht oder schwer gefallen sind. Somit könnten die SuS Übungen, die ihnen damals schwer gefallen sind wiederholen und besonders üben. Ob dies nun ein effektives Mittel ist, den SuS zu helfen und Ihnen eine Orientierung zu bieten, werde ich zunächst nicht herausfinden können, da ich den Bogen einfach nicht verteilen durfte. Ohne konstruktive Kritik, wurde mir gesagt, dass diese Idee dem Lehrer nicht passt. Als Praktikantin sind einem auch die Hände gebunden, sodass ich mir weitere Kommentare erspart habe. Jedoch frage ich mich, wo einem hier Gestaltungsmöglichkeiten geboten werden und wie Praktikantin sich erproben sollen, wenn sie nicht mal eigene Ideen im Ansatz durchführen dürfen. Das ist nur ein kleines Beispiel. Ich sehe keine Möglichkeit, Methoden zu erproben oder jegliche Werkzeuge einzusetzen, um meine Kompetenzen als Lehrer einfach mal zu erproben. Stattdessen darf ich strikt frontal unterrichten, weil es auch irgendwo das Fach an sich nicht anders erlaubt. Dieses Beispiel führe ich an, um das Dilemma zu verdeutlichen, das einigen Studenten nicht erlaubt wird ihre Kompetenzen zu erweitern, indem sie sich erproben und diese schlichtweg sehr demotivieren. Für diese fällt es sicherlich schwierig über einen individuellen Kompetenzzuwachs zu sprechen, außer man betrachtet die Tatsache, dass durch solche Meinungsverschiedenheiten mit ungleicher „Machtverteilung“ die Sozialkompetenzen des Praktikantin erweitert werden.

Eine andere Perspektive, die ich in diesem Blog anführen möchte, sind meine Beobachtungen bezüglich der Kompetenzen der SuS. Mir ist aufgefallen, dass bei vielen Schülerinnen und Schülern die Lesekompetenz auf einem anderen Niveau ist, als man es erwartet. Somit fällt vielen das Lesen von Aufgabenstellungen geschweige den Informationstexten manchmal sehr schwer und hindert diese, ihrem Arbeitsauftrag nachzukommen. Hier möchte ich auf eine weitere Kompetenz des Lehrers eingehen. Für mich muss ein Lehrer die Fähigkeit besitzen Schwachstellen und Probleme von SuS zu erkennen. Denn die Diagnose erlaubt erst den Einsatz von nötigen Mitteln. Hierzu zählt auch die Fähigkeit, zu erkennen aus welcher soziokulturellen Umgebung die SuS stammen und dementsprechend zu agieren.

 

 

Dokumentation: Unterrichten mit der kleinen beruflichen Fachrichtung

Meine kleine berufliche Fachrichtung ist das „Sektorale Management“.

Die Universität Paderborn fasst unter dieser Rubrik alle Module zusammen, die unter den Bereich Marketing, Personalwirtschaft, Arbeitsrecht Management fallen.

Zu meiner kleinen beruflichen Fachrichtung wurde ich an meiner Schule keinem Lehrer zugeordnet. Ich hospitiere und unterrichte nur in Rechnungswesen. Leider konnte ich mir in diesem Fall keine Einblicke in die Gestaltung der kleinen beruflichen Fachrichtung verschaffen. Jedoch möchte ich nach meinen Unterrichtsbesuchen in der ersten Juni-Woche mit dem Praxisbeauftragten der Schule reden und gerne bei anderen Lehrern hospitieren. Diesbezüglich hätte ich mir gewünscht bei Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten eingesetzt zu werden oder Personalwirtschaft zu unterrichten, da mein persönlicher Schwerpunkt in diese Bereiche fällt. Daher kann ich in diesem Beitrag keine konkreten Aussagen darüber treffen, wie die kleiner berufliche Fachrichtung gestaltet ist oder welche Kompetenzen für die Ausgestaltung des Unterrichts benötigt werden.

Spekulationen darüber, wie sich die kleine berufliche Fachrichtung und der Unterricht entwickeln könnte sind sehr wage. In meiner kleinen beruflichen Fachrichtung habe ich nicht die Vermutung, dass in kurzer zeit die Ausbildungsberufe oder das Berufsbild von dem technologischen Wandel betroffen sein könnte.

 

Dokumentation: Unterrichtsbeispiele, -erfahrungen und Kompetenzen

Im Rahmen des Moduls des Begleitseminars möchte ich nun eine von mir durchgeführte Unterrichtseinheit vorstellen:

Bedingungsrahmen
Die Auszubildenden der Klasse IT13c sind eine Unterstufenklasse des dreijährigen Bildungsgangs Industriekauffrau / Industriekaufmann. Die Klasse setzt sich aus 10 Schülerinnen und 11 Schülern im Alter zwischen 16 und 33 Jahren zusammen und wird von mir seit Beginn dieses Schuljahres im Fach Geschäftsprozesse mit 4 Wochenstunden unterrichtet. Bezüglich der Lernvoraussetzungen ist anzumerken, dass die Auszubildenden zuvor unterschiedliche Schulabschlüsse erworben haben, wobei 9 Lernende über Vorkenntnisse im Bereich der Betriebswirtschaftslehre verfügen. 10 Auszubildende haben zuvor die allgemeine Hochschulreife erworben, 5 die Höhere Handelsschule besucht, und 5 Lernende verfügen über die Fachoberschulreife. Ein weiterer Auszubildender besitzt einen Hauptschulabschluss.

Beschreibung des Lernarrangements
Der Ausbildungsberuf Industriekaufmann / Industriekaufrau hat es zum Ziel, den Auszubildenden eine Berufsfähigkeit zu ermöglichen. Diese verfolgt die Ausbildung einer beruflichen Handlungskompetenz, als Fähigkeit berufliche Handlungssituationen im Berufsfeld von Industriekaufleuten bewältigen zu können.
Um dieses zu ermöglichen, werden die zu vermittelnden Inhalte anhand eines Modellunternehmens, der Heidtkötter KG , aufbereitet. Die Einführung dieses Unternehmens ist bereits zu Beginn der Ausbildung vorgenommen worden, sodass dieses Unternehmen den Auszubildenden bekannt ist. Durch den kontinuierlichen Einsatz dieses Modellunternehmens soll ein einheitlicher Rahmen geschaffen, der Praxisbezug hergestellt und eine greifbare, entscheidungsorientierte Herangehensweise an die einzelnen Lerninhalte ermöglicht werden. Ergänzt werden diese Lernsituationen durch das in diesem Schuljahr neu
eingeführte Lehr- und Arbeitsbuch. Aktuell wird im Unterricht die Lernsituation „Den Beschaffungsprozess für die Schreibtischleuchte Ambition unter Zuhilfenahme von Instrumenten der Materialwirtschaft planen, durchführen und evaluieren“ erarbeitet. Die Schreibtischleuchte Ambition wird vom Modellunternehmen als eine das eigene Produktionsprogramm ergänzende Handelsware angeboten. In
der aktuellen Lernsituation geht es nun um die Beschaffung dieses Produktes. Die Auszubildenden sollen dazu befähigt werden, komplexe Problemstellungen zu erkennen, daraufhin selbstständig Lösungsansätze entwickeln und diese fortwährend reflexiv beleuchten. Hierzu agieren sie als Mitarbeiter/in der Einkaufsabteilung.

Geplante Zuwächse im Bereich der Fach- und Methodenkompetenzen
Die Auszubildenden
• wählen entscheidungsrelevante Kriterien aus, indem sie Informationsmaterialien über die potenziellen Lieferanten auswerten.
• führen eine Nutzwertanalyse durch, indem sie verschiedene Lieferanten anhand selbst ausgewählter und eigenständig gewichteter Kriterien bewerten.
• bewerten und vergleichen verschiedene Lieferanten, indem sie Informationsmaterial auswerten und mit einem Ergebnis zum Abschluss bringen.
• beurteilen die Zweckmäßigkeit und Praxisrelevanz der Nutzwertanalyse, indem sie nach der Durchführung die Vor- und Nachteile benennen, diese abwägen und eine Einschätzung des Instrumentes für ihre berufliche Praxis formulieren.

Geplante Zuwächse im Bereich der Human- und Sozialkompetenzen
Die Auszubildenden
• werden bestärkt, selbstständig und eigenverantwortlich zu handeln, indem sie eigenständig die Lieferantenbeurteilung unter bestimmten Kriterien vornehmen.
• erweitern ihre Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit, indem sie in der Gruppenarbeit fach- und fallbezogen kommunizieren, diskutieren und anschließend die Gruppenergebnisse zusammentragen.

 

Phase Handlungsschritt Sozialform/Medien
Problemkonfrontation Die Auszubildenden erkennen, dass hinsichtlich der Wahl eines Lieferanten weitere Aspekte neben dem Preis berücksichtigt werden müssen. Die folgenden Leitfrage der Unterrichtseinheit wird festgehalten:

„Welcher Lieferant sollte ausgewählt werden, wenn quantitative und qualitative Kriterien berücksichtig werden?“

Plenum

Tafelbild

Erarbeitung  Die Auszubildenden führen innerhalb von vier Arbeitsgruppen ein Brainstorming durch, erarbeiten hierdurch mögliche Kriterien für den qualitativen Angebotsvergleich und halten diese aus Metaplakaten fest. Arbeitsgleiche Gruppenarbeit

Information über die Heidtkötter KG

Metaplankarten

Präsentation Die Gruppen präsentieren ihre Arbeitsergebnisse und begründen ihre Auswahl kurz. Plenum

Schülervortrag

 

Einstiegsdialog:

Guten Morgen Frau Tiemeyer,
wie bereits in unserem letzten Abteilungsmeeting besprochen, soll aufgrund der Qualitätsprobleme unseres alten Lieferanten der Schreibtischlampe „Ambition“, bei einem neuen Lieferanten bestellt werden.Ich bitte Sie die notwendigen Schritte einzuleiten, sodass wir dieses Produkt unseren Kunden ab der ersten Juliwoche (KW 27) in nun angemessener Qualität anbieten können. Bei Fragen steht Ihnen sicherlich Ihre Mentorin Bettina Kappen gerne zur Verfügung.
Vielen Dank,
Jürgen Adler